Verwurzelt in der Caritas. Daniela Blank

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Verwurzelt in der Caritas - Daniela Blank Studien zur Theologie und Praxis der Caritas und Sozialen Pastoral

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Weiblichkeitsmuster und sahen in der Mutterrolle den eigentlichen Naturberuf der Frau.“60

       Die Frau in der Katholischen Kirche

      Wie steht die Katholische Kirche zur Frauenbewegung? Der Kamillianerpater Wilhelm Wiesen setzt diese in Bezug zur Katholischen Frauenbewegung:

      „Die deutsche Frauenbewegung 'verband in sich religiöse und vaterländische Gesinnung'. Große Verdienste kommen Helene Lange zu in ihren erfolgreichen Bemühungen für eine vertiefte Frauenbildung und dafür, daß sie der Frau den Zugang zur Hochschule erschloß und damit zu großen und mannigfaltigen Berufsformen kultureller und sozialer Art. Es ist das großer Verdienst von Gertrud Bäumer, diese Bestrebungen fortgesetzt, erweitert und vertieft zu haben. Angestoßen durch die Schriften weitblickender Frauen wie Elisabeth Gnauck-Kühne und E.M. Hammann, erstand um die Jahrhundertwende eine eigene katholische Frauenbewegung, die vor allem unter der Führung von Hedwig Dransfeld als bahnbrechend für den Einsatz der katholischen Frauenwelt in den sozialen und kulturellen Lebensbereichen gewirkt hat.“61

      Als ein wichtiges Ereignis ist die Gründung des Katholischen Deutschen Frauenbundes im Jahre 1903 zu nennen. Die bisherigen katholischen Frauenvereine hatten keine Bestrebungen, für die Rechte der Frau in der Gesellschaft zu kämpfen. Die außerhalb der katholischen Kreise begonnene Frauenbewegung wird auf Seiten der christlichen Kirchen von Elisabeth Gnauck-Kühne nun mit dem christlichen Gedanken verbunden. Sie gilt als eine der Initiatorinnen des Katholischen Deutschen Frauenbundes.62

      Allerdings kommt auch Protest von Seiten der Kirche und der kirchlichen Amtsträger auf: Wie passt der erhobene Anspruch auf Recht und Selbstbestimmung der Frauen mit der gepredigten „Niedrigkeit des Dienstes“ zusammen? Innerhalb der katholischen Kirche verändert sich das Frauenbild bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zwar, denn „man brauchte Frauen für die kirchliche Sozialarbeit. Man brauchte ihre Einsatzbereitschaft, ihren Dienst, ihre mütterlichen Fähigkeiten. Dennoch bleibt ein tiefes – vom Patriarchat, seinen Herrschaftsansprüchen und seinem Verstandesdenken her zu erklärendes – Mißtrauen gegen Frauen, ihre Selbständigkeit und ihre Bedeutung.“63

      Einigen Frauen schreitet der Fortschritt bezüglich des Frauenbildes in der Katholischen Kirche allerdings zu langsam voran: „Der Rückzug vieler selbstbewusster Frauen aus der Kirche, die ihnen zwar Sozialarbeit, aber keine Identität als volle Persönlichkeit bot, erschwerte den Prozeß, Kirche und Theologie mit der Frauenbewegung zu konfrontieren und zu verändern.“64 Diese Frauen greifen das kirchliche Frauenbild an und grenzen sich von den Frauen ab, welche sich der Kirche und dem dort herrschenden Patriarchat unterwerfen würden.65

       Die Ergänzung beider Geschlechter

      Die ehemalige Seelsorgehelferin und Diözesanreferentin der Frauenseelsorge im Bistum Dresden-Meißen Lisa Ahnert teilt die Entwicklung des Frauenbildes im 20. Jahrhunderts in Phasen ein. Die erste Phase, die sie Gleichwertigkeit und Andersartigkeit nennt, wird durch die Industrialisierung, sowie den Ersten Weltkrieg eingeleitet, in dem die Frauen typisch „männliche“ Aufgabenbereiche übernehmen müssen und merken, dass sie dies können. Das christliche Frauenbild ist geprägt von einer Mütterlichkeit und Hingabe, wobei die Frau noch auf den Mann hin geordnet ist. Frau und Mann sind zwar auch in Christus gleich, aber dennoch anders. So sollen sie sich ergänzen. Es kommt sogar teilweise zu einem überhöhten Frauenbild, wenn beispielsweise ein „marianisches Grundbild“ der Frau zu Grunde gelegt wird, während der Mann daneben eher herabgesetzt wird.66„Dieses Bild der mütterlichen Frau, wie sie Gertrud von le Fort beschreibt, die die Not sieht und zur Hingabe bereit ist, war ein tastender Versuch, die Eigenart und die Andersartigkeit der Frau gegenüber der Eigenart des Mannes darzustellen […] Das war gegenüber früheren Zeiten, in denen die Frau nur als Gegenüber zum Mann gesehen wurde, ein echter Schritt nach vorn.“67

      Diese Gleichwertigkeit und zugleich Andersartigkeit der beiden Geschlechter, die sich ergänzen, propagiert die Katholische Kirche noch bis in die 1950er Jahre hinein als „die These von der komplementären Polarität der Geschlechter. Beide haben ihre unübertragbaren, aber einander ergänzenden Eigenarten und Aufgaben.“68 Diese Auffassung kann als stichhaltiges Argument für die Befürworter einer Berufstätigkeit der Frau innerhalb der Kirche gelten – selbst gegen kritisch eingestellte Kleriker.

      Trotz dieser grundsätzlichen Offenheit für den beruflichen Einsatz der Frau im sozialen Bereich seitens der Kirche stellt die unverheiratete Frau eine Herausforderung dar: Sie „wurde in der Blütezeit der Frauenbewegung zu einem Problem der Kirche“ 69 und zwar deshalb, da sie den Frieden der Familien stören könne. Man muss nun also bewusst Berufe finden, damit unverheiratete Frauen davon abgebracht werden, sich in bestehende Familien einzumischen und den Frieden zu stören. Aber: „Das Diakonissenideal als allein verbindliches Lebensideal reichte nicht mehr aus, alle säkularen Bedürfnisse aufzufangen.“70

       Katholische Frauenvereine und Berufsgemeinschaften

       Katholische Frauenvereine

      Noch bis 1898 verbietet das preußische Vereinsgesetz (§ 8) Frauen die Mitgliedschaft in politischen Vereinen sowie die Teilnahme an politischen Versammlungen. Das katholische Vereinsleben zählt jedoch nicht dazu. In den 1830er Jahren werden die ersten katholischen Vereine gegründet. So kann 1837 die Gründung des Clemens-August-Verein (Köln) verzeichnet werden und 1844 die Gründung des Kirchlichen Vereins für Baden (Freiburg). 1848 wird gar als „das große Gründerjahr der Katholischen Vereine“71 bezeichnet. Im katholischen Vereinswesen ist es Frauen gestattet, sich zu engagieren:

      „In der Zeit von 1880 bis 1904 traten die katholischen Frauenvereine aus ihrem primär lokalen Wirkungsbereich heraus; einige neu entstandene Vereine wurden zu Vereinigungen für ganz Deutschland ausgestaltet, so der Verein katholischer deutscher Lehrerinnen, der Sozialdienst katholischer Frauen, der Mädchenschutz sowie die Gehilfinnenvereine.“72

      Zudem wird den Vereinen eine familiäre Funktion zugesprochen:

      „Jeder Verein besaß über einen gewählten Aufgabenbereich hinaus noch eine soziale Funktion. Er wurde in manchen Fällen zu einer Ersatzfamilie, in der der soziale Kontakt der Mitglieder gepflegt wurde und das religiöse Leben seine Bedeutung hatte. Die Mitglieder sollten im Verein ein Gefühl der Geborgenheit besitzen.“73

      Die spätere Berufsgemeinschaft liegt mit ihrem familiären Charakter also zeitlich durchaus im Trend.74 Erste katholische Berufsgemeinschaften für berufstätige Frauen bilden sich, um sich gegenseitig zu unterstützen:

      „Waren die Gründungen von Hildegardisvereinen und Studentinnenverbindungen z.T. eine Frucht der sich seit dem 19. Jahrhundert entwickelnden katholischen Bildungsbestrebungen, so standen die Neugründungen mehrerer katholischer Berufsvereinigungen insbesondere in der Tradition der Frauenberufsvereine. Zu ihnen zählt der Verein katholischer deutscher Sozialbeamtinnen. Anlaß für die 1916 ins Leben getretene Gemeinschaft war die Kriegszeit, in der Ehe und Familie besonderen Belastungen ausgesetzt waren. Die einzelne Beamtin, so glaubten die Vereinsgründer, bedürfe gerade in dieser Zeit zur Bewältigung ihrer Aufgaben der Hilfe und der Unterstützung eine Berufsgemeinschaft.“75

      Parallel zum Verein katholischer deutscher Sozialbeamtinnen gründet sich 1916 der überkonfessionelle Deutsche Verband der Sozialbeamtinnen. 1903 gründet sich auf evangelischer Seite ein Verband der evangelischen Wohlfahrtspflegerinnen Deutschlands.76 Dabei ist bei den katholischen Frauenvereinen zu beachten, dass diese zwar häufig von Laien gegründet werden, sich dabei aber durchaus eng mit der Amtskirche verwurzelt sehen und sich nie gegen diese stellen:

      „Die Leitung

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