Milieusensible Pastoral. Группа авторов

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      Kirche in ihrer gegenwärtigen Gestalt hat eine große, erfolgreiche Vergangenheit, bei allem, was auch kritisch zur Herkunft des parochialen Netzes zu sagen ist. Das dominierende ortsgemeindliche Gestaltungsschema33 hat sich sehr bewährt. Es hat lange Zeit auf eine sehr effektive Weise Kirche als Volkskirche organisiert. Es manifestiert sich in den gegenwärtigen Kirchen nicht nur mental, sondern eben auch juristisch und durch ein umfangreiches Regelwerk. Es ist kein Wunder, dass es mentale Widerstände und institutionelle Hindernisse gegen alles gibt, was seine Bedeutung einschränken könnte. Man kann sich Kirche mittlerweile kaum anders vorstellen denn als Gebilde, das ortskirchengemeindlich organisiert ist, mit einem/einer leitenden hauptamtlichen kirchlichen MitarbeiterIn an der Spitze.

      Wer ergänzende und alternative Formate will, sollte, kann und will wahrscheinlich nicht darauf warten, bis auf dem Gang durch die Instanzen und Leitungsebenen vermutlich erst nach (zu) langer Zeit und in einer (zu) stark beschnittenen Form Strukturen gebildet und Rechtsräume geschaffen sind, die diese institutionell verankern. Es legen sich im Rahmen der oben beschriebenen Doppelstrategie folgende Verfahren nahe:

      – Fresh expressions, alternative und ergänzende Formate von Kirche sollten wir nicht zuerst kirchenrechtlich zu sichern suchen, sondern als Projekte formatieren. Projekte haben nur eine begrenzte Laufzeit. Sie sind grundsätzlich provisorischer Natur. Sie müssen nicht funktionieren. Man kann sie beenden. Deshalb lösen sie auch weniger Angst und Abwehr aus. Für sie besteht kirchenleitend eine größere Offenheit. Wenn sie funktionieren und sich als sinnvoll erweisen, gewinnen sie für das hinter ihnen stehende Konzept Vertrauen und machen Mut, weitere, auch grundsätzliche Schritte zu gehen.

      Vielfach ist es auch schon hilfreich, zu zeigen, dass das Neue so neu nicht ist, sondern schon lange existiert, etwa unter einem anderen Namen, und sich bereits gesamtkirchlich bewährt hat. In mannigfachen Sonderpfarrämtern, Spezialstellen und besonderen Einrichtungen dokumentiert sich eine bereits auch früher gegebene Sensibilität für Lebenswelten, die Kirche mit ihrem parochialen Netz und einer vorwiegend traditionsorientierten Mentalität und Kultur nicht oder kaum erreicht. Milieusensibilisierung kann freilich dazu beitragen, den Status dieser Einrichtungen und Provisorien zu stärken und ihre Logik, ihren Sinn, ihre Existenzberechtigung zu plausibilisieren.

      Literatur

      Aristoteles, Metaphysik Buch Lambda (12), 1072a19–1073a14.

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      Jan Assmann, Die mosaische Unterscheidung oder der Preis des Monotheismus, München/Wien 2003.

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      Heinzpeter Hempelmann, „Wir haben den Horizont weggewischt“. Die Herausforderung: Postmoderner Wahrheitspluralismus und christliches Wahrheitszeugnis, Wuppertal 2008.

      Heinzpeter Hempelmann, Monotheismus – „vielleicht die grösste Gefahr der bisherigen Menschheit“ (F. Nietzsche). Zur neueren Diskussion um das Konflikt- und Gewaltpotenzial monotheistischer Religionen, in: ichthys 46/2008, 3–29.

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      Christiane Moldenhauer/Georg Warnecke (Hg.), Neue Ausdrucksformen gemeindlichen Lebens, Neukirchen-Vluyn 2012.

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      Friedrich Nietzsche, Die fröhliche Wissenschaft, KSA Band 3, 490, 32.

      Friedrich Nietzsche, Der tolle Mensch, in: ders., Die fröhliche Wissenschaft, KSA Band 3, 481, 23.

      Claudia Schulz/Eberhard Hauschildt/Eike Kohler, Milieus praktisch. Analyse- und Planungshilfen für Kirche und Gemeinde, Göttingen 2008.

      Andreas Urs Sommer, Friedrich Nietzsches „Der Antichrist“. Ein philosophisch-philologischer Kommentar, Basel 2000.

      Werner Stegmaier, Nietzsches Kritik der Vernunft seines Lebens zur Deutung von „Der Antichrist“ und „Ecce homo“, in: Nietzsche-Studien 21/1992, 163–183.

      Werner Stegmaier, Nietzsches Theologie. Perspektiven für Gott, Glaube und Gerechtigkeit, in: Daniel Mourkojannis/Rüdiger Schmidt-Grépály (Hg.), Nietzsche im Christentum. Theologische Perspektiven nach Nietzsches Proklamation des Todes Gottes, Basel 2004, 1–22.

      W.

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