Das Leid von Müttern totgeborener Kinder. Annette Stechmann

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Das Leid von Müttern totgeborener Kinder - Annette Stechmann Studien zur Theologie und Praxis der Seelsorge

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Menschen in Krisensituationen zu begleiten. Gleichzeitig sind die gesprächspsychotherapeutischen Ansätze eben gesprächspsychotherapeutisch. Sie spiegeln auch die Haltung des Therapeuten/der Therapeutin wider und insofern auch sein/ihr Menschenbild. Das Gebiet der Theologie jedoch, im Sinne der Rede von Gott in einer aktuellen Situation, bleibt insofern außerhalb der Gesprächsmöglichkeiten, weil ein aktives Handeln, ein Impetus oder gar eine Unterbrechung im System der Gesprächspsychologie kaum möglich ist.

      19 Rogers, Therapeut und Klient, 217.

      20 Rogers, Therapeut und Klient, 217f.

      21 Rogers, Therapeut und Klient, 218. Vgl. als Weiterführung des Umgangs mit Sprachlosigkeit in der Seelsorge auf der Basis von Rogers (Piper, Einladung zum Gespräch, 96): „Die Hilflosigkeit des Mannes und die ganze Szenerie erfüllt die Seelsorgerin mit Entsetzen und einem tiefen Mitgefühl. Ihr bleibt die Sprache weg. Was soll sie da auch sagen? Schließlich hält sie ihre Sprachlosigkeit nicht mehr aus. Sie sagt: ‚In der Bibel steht ein Satz: Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Ihr Feind ist die Krankheit, und ich hoffe, daß Gott Ihnen einen Tisch bereitet im Angesicht aller dieser Feinde.’ Bei den letzten Worten gleitet ihr Blick über die Schläuche und Apparaturen, von denen der Mann umgeben ist. Ob der Mann etwas mit diesem Wort anfangen kann, weiß sie in dem Augenblick nicht. Aber sie selbst nahm Zuflucht bei diesem Satz aus dem 23. Psalm. Einige Tage später trifft sie den Patienten auf einer normalen Station wieder. Er erkennt sie sofort. ‚Sie waren bei mir. Sie haben mir ein Wort gesagt von einem Tisch und von Feinden, von denen ich umgeben war. Daran habe ich immer denken müssen. Was war das für ein Wort? Können Sie es mir noch einmal sagen?’ Er hatte es zuvor noch nicht gekannt. Nun mußte sie ihm den ganzen 23. Psalm aufschreiben. Auf den ersten Blick gesehen, wirkt hier ein Bibelwort aus sich selbst. Es trifft den Mann in seiner hilflosen Situation. Er versteht es, und er ‚versteht’ dadurch seine Situation und kann sie besser aushalten. Daß dies so geschah, war nicht vorhersagbar oder berechenbar. Es gehört zu den ‚wunder’-samen Erfahrungen, die Seelsorgerinnen und Seelsorger machen können.“

      22 „Leibniz hat ihn [einen philosophischen Gedanken] am klarsten formuliert: ‚Wenn also das geringste Übel, das in der Welt geschieht, in ihr fehlte, so würde sie nicht mehr diese Welt sein, die, alles in Rechnung gestellt, von dem Schöpfer, der sie erwählt hat, als die beste befunden worden ist.’ (Leibniz 1996, Nr. 9, 221) Der Ort, der der Allmacht und Allgüte Gottes entspricht, muss zwangsläufig die beste aller möglichen Welten sein. Wäre dieser Ort nicht so beschaffen, würden starke Zweifel entstehen an der Macht dieser Allmacht und der Güte der Allgüte, die beide nicht weniger als traditionelle Eigenschaften Gottes sind (Cremer 1983)“. (Sander, Einführung in die Gotteslehre, 106). Vgl. zur Auseinandersetzung um die Theodizee auch Metz, Landschaft aus Schreien.

      23 Diese Tradition wurde stark von Ottmar Fuchs rezipiert, z.B. Fuchs, Die Klage als Gebet.

      24 Vgl. Moltmann, Die trinitarische Geschichte Gottes, 93.

      25 Das World-Wide-Candlighting ist eine weltweite Initiative von verwaisten Eltern. Am 2. Sonntag im Dezember wird überall auf der Welt um 19 Uhr eine Kerze entweder ins Fenster gestellt oder es treffen sich Eltern, um z.B. in einem Gottesdienst miteinander Lichter für ihre verstorbenen Kinder anzuzünden. So entsteht ein Lichtschweif durch die Zeitzonenverschiebung, der deutlich macht, dass ihre Kinder tatsächlich ihre Kinder (gewesen) sind.

      26 Vgl. Stechmann, „Sie beerdigen doch Fußnägel!“, 197-214.

      27 Vgl. z.B. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Ursachen für eine F ehlgeburt oder Totgeburt.

      28 Vgl. z.B. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Ursachen für eine F ehlgeburt oder Totgeburt.

      29 Vgl. für das Folgende: Stechmann, „Sie beerdigen doch Fußnägel!“, 197-214.

      30 Jegust, Todesfall- und Bestattungsrecht in Deutschland.

      31 Barthel, Tot- und Fehlgeburten.

      32 Barthel, Tot- und Fehlgeburten.

      33 Vgl. Schröder, Neuregelung ermöglicht einen würdigen Umgang mit “Sternenkindern”.

      34 Schröder, Neuregelung ermöglicht einen würdigen Umgang mit “Sternenkindern”.

      35 Vgl. Demel, Abtreibung zwischen Straffreiheit und Exkommunikation.

      36 Ecclesia catholica, Katechismus der katholischen Kirche 577.

      37 Vgl. 3.2.1.3.10

      38 Der Herzschlag kann ab dem 22. Tag der Schwangerschaft gesehen werden.

      39 Regenbogen-Gesprächskreis Göttingen e.V.

      40 Regenbogen-Gesprächskreis Göttingen e.V.

      41 „Vor dem II. Vatikanum gab es in der lateinischen Kirche keinen christlichen Beerdigungsritus für ungetaufte Kinder, und solche Kinder wurden in ungeweihter Erde bestattet. Streng genommen gab es auch keinen Beerdigungsritus für getaufte Kinder, sondern in ihrem Falle wurde eine Engelmesse gefeiert, und selbstverständlich gab man ihnen ein christliches Begräbnis. Dank der Liturgiereform nach dem Konzil umfasst das Römische Missale nun eine Begräbnismesse für ein Kind, das vor der Taufe starb, und es gibt auch besondere Gebete für eine solche Situation im Ordo Exsequiarum. Obwohl der Ton der Gebete in beiden Fällen spürbar zurückhaltend ist, gilt nun, dass die Kirche liturgisch die Hoffnung auf das Erbarmen Gottes zum Ausdruck bringt, dessen liebender Fürsorge das Kind anvertraut wird. Dieses liturgische Gebet spiegelt den sensus fidei der lateinischen Kirche hinsichtlich des Geschicks der ungetauft sterbenden Kinder wider und wirkt formend auf ihn zurück: lex orandi, lex credendi. Bezeichnenderweise gibt es in der byzantinischen Kirche nur einen Beerdigungsritus für Kinder, ob getauft oder noch nicht getauft, und die Kirche betet für alle verstorbenen Kinder, sie mögen in Abrahams Schoß aufgenommen werden, wo es weder Kummer noch Qualen gibt, sondern nur ewiges Leben.“ (Internationale Theologische Kommission, Die Hoffnung auf Rettung für ungetauft sterbende Kinder, 83).

      42 Taylor, Ein säkulares Zeitalter.

      43 Vgl. (Taylor, Ein säkulares Zeitalter, 35): „Allerdings nehmen alle drei Formen der Säkularität auf ‚Religion’ Bezug: sei es als das, was in der Öffentlichkeit an Bedeutung verliert (1), als ein Typus des Glaubens und der Praxis, der im Rückgang begriffen ist oder nicht (2), oder als eine bestimmte Art des Glaubens oder des Engagements, deren heutige Bedingungen untersucht werden“.

      44 Hey, Mein gläserner Bauch.

      45 Vgl. dpa, „Baby nach Maß. Groß, grünäugig, grazil“, oder Schmollack, Debatte Gentechnik. Das perfekte Kind. Welche Bedeutung heute ein gesundes bzw. nicht-behindertes Baby für eine Mutter hat, wurde mir deutlich, als ich mit meinem dritten Kind schwanger auf dem Spielplatz neben anderen Müttern saß. Da sagte mir eine Nachbarin: „Sie haben doch bestimmt schon alle Tests gemacht?“ Ich antwortete: „Nein, wieso?“ Sie: „Das ist ja total unverantwortlich. Wenn ein Kind krank oder behindert ist, hat es kein Recht zu leben. Es liegt doch nur der Allgemeinheit auf der Tasche. Und anfangen kann man damit auch sowieso gar nichts.“ Diese Äußerung ist zwar hart, zeigt aber unverkennbar die Tendenz zum designten Baby in unserer Gesellschaft.

      46 Dieses Argument wird immer wieder von Eltern zitiert, die deshalb eine Peridual-Anästhesie bekommen, damit das Kind auch etwas „abbekommt“ und

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