Menschen mehr gerecht werden. Franz Reiser

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Menschen mehr gerecht werden - Franz Reiser Studien zur Theologie und Praxis der Caritas und Sozialen Pastoral

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Frick zu: Salander „hat Recht, dass der Containerbegriff ‚Spiritualität‘ ein ‚conceptual stretching‘ ist. Der weite Container-Begriff hat allerdings auch Vorteile. Ein sehr weiter Begriff ermöglicht es uns, die verschiedensten Phänomene innerhalb der Religionsgemeinschaft, aber auch außerhalb, aufzugreifen und auch zu beleuchten.“ (Frick 2014b, S. 63)

      122 Idiographisch: den Einzelfall beschreibend; auf das Einzelne, Einmalige in seinem Kontext zielend.

      123 Nomothetisch: auf die Auffindung von Gesetzmäßigkeiten zielend.

      124 Die Arbeitsgruppe der World Psychiatric Association für die International Guidelines for Diagnostic Assessment (IGDA) betrachtet es als fundamental, ein Assessment des psychiatrischen Patienten als ganzer Person und nicht nur als Krankheitsträger vorzunehmen (vgl. IGDA Workgroup 2003e, S. s37). Eine nomothetische/standardisierte sollte mit einer idiographischen (personalisierten) diagnostischen Formulierung verbunden werden (vgl. IGDA Workgroup 2003a, S. s41). In Kap. 8 Idiographic (personalised) diagnostic formulation findet sich auch ausdrücklich Spiritualität (s. u. S. 92).

      125 Am Beispiel Brustkrebs: „The relational/spiritual experiences that such women describe are not a ‚by-the-way‘; they are fundamental to a proper understanding of what breast cancer is. Breast cancer, like all illnesses, is a communal entity that is always owned by some form of community. It is not simply a biological malfunction. It is a radical change in the world of the patient within which a whole new identity has to be constructed as the ways in which the world they perceived and responded to are challenged, reframed and worked out. If we miss this then we miss the heart of the issue.“ (Swinton 2014, S. 172)

      126 Vgl. unten die Hinweise zur „Geistlichen Unterscheidung“ (S. 155).

      127 Allerdings ist Bedürfnis auch hier kein ganz scharf abzugrenzender Begriff. Dorschs Psychologisches Wörterbuch definiert in der 15. Auflage: „Bedürfnis ( = B.) [engl. need], der Zustand eines Mangels, des Fehlens von etwas, dessen Behebung verlangt wird. B. ist der Ausdruck dessen, was ein Lebewesen zu seiner Erhaltung und Entfaltung notwendig braucht. Ps. ist B. das mit dem Erlebnis eines Mangels und mit dem Streben nach der Beseitigung dieses Mangels (der Befriedigung) verbundene Gefühl. Je nach Einteilungsgesichtspunkten hat man unterschieden: primäre (physiologische) und sekundäre (gelernte, erworbene) B., Trieb- (vitale) B. und geistige (intellektuelle) B., bzw. primitive und kulturelle oder natürliche und künstliche oder, nach verschiedenen Lebensgebieten klassifiziert, z. B. soziale, künstlerische, religiöse usw. B. Die Abgrenzung von B., Trieb und Motiv ist unscharf.“ (Bergius 2009, S. 114)

       Aus psychoanalytischer Sicht unterscheidet Salman Akhtar (1999) Bedürfnisse (needs) als universal von Wünschen (wishes), die individuell und erfahrungsgebunden seien. Er schlägt sechs Grundbedürfnisse vor: „(1) the need for one’s physical needs to be deemed legitimate; (2) the need for identity, recognition, and affirmation; (3) the need for interpersonal and intrapsychic boundaries; (4) the need for understanding the causes of events; (5) the need for optimal emotional availability of a love object (in the clinical situation, the analyst); and (6) the need for a resilient responsiveness by one’s love objects (in the clinical situation, the analyst) under special circumstances.“ (ebd., S. 131) Es könnte interessant sein, die hier postulierten Grundbedürfnisse auch im Blick auf Religiosität bzw. Spiritualität durchzubuchstabieren! In diesem Sinne schlägt etwa Neal Krause (2011) vor, die empirischen Zusammenhänge von Religion und Gesundheit basierend auf der Erfüllung grundlegender Bedürfnisse (need for meaning, control, sociality and self-transcendence) einzuordnen.

      128 Frick verweist in diesem Zusammenhang (vgl. z. B. Frick 2014a, S. 288) immer wieder auf die Unterscheidung von erfüllbarem Bedürfnis (besoin) und unstillbarem Begehren (désir) bei Emmanuel Lévinas (vgl. Lévinas 1998, S. 209–235, v. a. 225). Könnte evtl. „Sehnsucht“ eine geeignetere Übersetzung sein für Lévinas‘ désir? Spiritualität zielt auf etwas, das nicht einfach zu haben oder zu machen ist. Dies könnte eine Ähnlichkeit aufweisen mit Thomas von Aquins Aussage zum Glaubensakt, dass dieser auf die gemeinte „Sache“ ziele, welche freilich – zumal, wenn es um Gott geht – nicht zu „haben“ ist: „Actus autem credentis non terminatur ad enuntiabile, sed ad rem, non enim formamus enuntiabilia nisi ut per ea de rebus cognitionem habeamus, sicut in scientia, ita et in fide.“ (S.th. II-II, 1,2, ad 2)

      129 Dazu auch die Beobachtung von Rüdiger Safranski, dass das „religiöse Bedürfnis“ entgegen Sigmund Freuds Erwartung nicht verschwunden sei: „Das religiöse Bedürfnis ist eine Sehnsucht nach Religion, das Verlangen also, in einen religiösen Lebens- und Erfahrungshorizont hineinzukommen. Und was ist ein religiöser Lebens- und Erfahrungshorizont? Vielleicht läßt er sich definieren als die durch Rituale, Institutionen, Symbole stabilisierte Zugehörigkeit zu einem übergreifenden und tragenden Sinnzusammenhang. Man will in einem seelisch-geistigen Sinne zu Hause sein. Dieses Verlangen nach umfassender Sinnerfüllung ist wahrscheinlich grundlegend. Es kann unterschiedlich befriedigt werden. Und – was das wichtigste dabei ist – dieses Verlangen nach Sinn und Zugehörigkeit kann auch auf perverse Weise befriedigt werden. Religionen können pervertieren – man spricht dann von ‚Ersatzreligionen‘ oder Ideologien.“ (Safranski 2002, S. 17)

      130 Das ist ökumenischer theologischer Konsens: Michael Klessmann hält eine funktionale Sicht auf Religion, Weltanschauung und Glaube für ein plausibles Vorgehen in den Gesundheitswissenschaften, das Forschungsperspektiven ermögliche; problematisch sei es aber, „wie nun auch Gott im Sinn unserer westlichen Gesundheitsideologie funktionalisiert wird“ und Gott „der Gesundheit dienstbar gemacht“ werde (vgl. Klessmann 1999, S. 404 f.). Neil Francis Pembroke ist gegen eine völlige utilitaristische Aneignung von Religiosität bzw. Spiritualität, die diese nur zu einer weiteren therapeutischen „Waffe“ mache, plädiert aber für eine Wahrnehmung des Patienten als ganzen Menschen (vgl. Pembroke 2008, S. 553 f.). Klaus Baumann hält eine funktionale Perspektive im Gesundheitswesen für legitim und notwendig, Religion wie auch die persönliche Religiosität/Spiritualität dürften aber nicht darauf reduziert werden (vgl. Baumann 2012, S. 114).

      131 Eine empirische Untersuchung von William J.F. Keenan und Tatjana Schnell (2011) an einem deutschsprachigen Sample könnte in diesem Zusammenhang interessant sein: 102 via Internet rekrutierte Personen, die sich als Atheisten bezeichneten, beantworteten den „Fragebogen zu Lebensbedeutungen und Lebenssinn“ (LeBe; Schnell 2004; Schnell & Becker 2007). Allerdings ist das Sample ziemlich speziell (online, sehr jung, sehr hoher Bildungsgrad) und damit nicht leicht generalisierbar.

      132 Richard Sloan vermutet, dass in den USA religiös-sein als sozial erwünscht empfunden werde (vgl. Sloan 2006, S. 147) f.).

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