Menschen mehr gerecht werden. Franz Reiser

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Menschen mehr gerecht werden - Franz Reiser Studien zur Theologie und Praxis der Caritas und Sozialen Pastoral

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bzw. physiko-chemischen Ereignissen, sie sind aber charakterisiert durch emergente Eigenschaften, welche unterscheidbar sind von neurobiologischen Eigenschaften und welche auch nicht reduzierbar sind auf neurophysiologische Tatbestände. Daher ist kein seelisches Phänomen vorstellbar, das nicht zugleich auch ein physiko-chemisches Ereignis ist. Der zentrale Begriff ist hier die Emergenz, also das Hervorbringen von Phänomenen, die auf der jeweils darunter liegenden Systemebene nicht vorhanden sind und deswegen dort auch nicht als Erklärungsgrundlagen zur Verfügung stehen. Das Phänomen der Emergenz wird als ein unverzichtbares Grundprinzip von Naturerscheinungen verstanden.“ (Egger 2015, S. 92)

      85 Egger erscheint generell sehr religionskritisch, z. B. auch mit der Ansicht, dass die evolutionäre Erkenntnistheorie „die religiöse Schöpfungslehre atomisierte und Gott „in Raumnot“ versetzte.“ (vgl. ebd., S. 41) f.) Dies dürfte theologisch nicht ganz up to date zu sein, da für die aktuelle Theologie weder Urknallnoch Evolutionstheorie ein Problem sind, wenngleich es mit dem „Kreationismus“ v. a. in den USA eine sehr kritikable andere Position gibt. – Vgl. dazu etwa Medard Kehl (2006), Hans Kessler (2012) oder von ev. Seite Friedrich Schweitzer (2012).

      86 „Der Arzt ist daher nicht als Experte aufgerufen, der im Besitz allgemeinverbindlicher medizinischer oder philosophischer Wahrheiten ist, sondern als Mitmensch, der zuhören und sich in die Wirklichkeit eines anderen versetzen kann, der weiß, daß es Antworten gibt, die nur der Betroffene für sich finden kann, der dafür aber die einfühlende Gegenwart eines anderen braucht.“ (Uexküll 1989, Sp. 858)

      87 Auch neuere Autoren aus den Bereichen Psychiatrie bzw. Psychotherapie plädieren mit unterschiedlichen Nuancen für ein erweitertes Modell (z. B. Cox u. Gray 2009, S. 589; Verhagen 2009, S. 205; Hefti 2013).

      88 Er zieht natürlich auch die Möglichkeit in Betracht, dass man sich gegen jedwede Transzendenz entscheiden kann: „even the person who has chosen to believe that there is no such thing as transcendence has made his or her choice in relationship to that question, which is put before each person.“ (Sulmasy 2002, S. 26)

      89 Ähnlich auch Katia Garcia Reinert und H. G. Koenig (2013): „The authors propose defining spirituality in the context of religious involvement when conducting research, while using a broader definition of spirituality when providing spiritual care.“ (Reinert u. Koenig 2013, S. 2622)

      90 „[Religion] Involves beliefs, practices, and rituals related to the transcendent, where the transcendent is God, Allah, HaShem, or a Higher Power in Western religious traditions, or to Brahman, manifestations of Brahman, Buddha, Dao, or ultimate truth/reality in Eastern traditions. This often involves the mystical or supernatural. Religions usually have specific beliefs about life after death and rules about conduct within a social group. Religion is a multidimensional construct that includes beliefs, behaviors, rituals, and ceremonies that may be held or practiced in private or public settings, but are in some way derived from established traditions that developed over time within a community. Religion is also an organized system of beliefs, practices, and symbols designed (a) to facilitate closeness to the transcendent, and (b) to foster an understanding of one’s relationship and responsibility to others in living together in a community.“ (H. G. Koenig, D. E. King, and V. B. Carson, Handbook of Religion and Health, Oxford University Press, New York, 2nd edition, 20 12; zit. nach Koenig 2012a, S. 2) f.).

       „Spirituality is distinguished from all other things – humanism, values, morals, and mental health – by its connection to that which is sacred, the transcendent. The transcendent is that which is outside of the self, and yet also within the self – and in Western traditions is called God, Allah, HaShem, or a Higher Power, and in Eastern traditions may be called Brahman, manifestations of Brahman, Buddha, Dao, or ultimate truth/reality. Spirituality is intimately connected to the supernatural, the mystical, and to organized religion, although also extends beyond organized religion (and begins before it). Spirituality includes both a search for the transcendent and the discovery of the transcendent and so involves traveling along the path that leads from nonconsideration to questioning to either staunch nonbelief or belief, and if belief, then ultimately to devotion and finally, surrender. Thus, our definition of spirituality is very similar to religion and there is clearly overlap.“ (H. G. Koenig, D. E. King, and V. B. Carson, Handbook of Religion and Health, Oxford University Press, New York, 2nd edition, 2012; zit. nach Koenig 2012a, S. 3).

      91 Diese Unterscheidung von Religiosität und Spiritualität sei besonders wichtig in eher säkular geprägten Ländern, wo eine wachsende Zahl von Menschen sich als „spirituell, aber nicht religiös“ betrachte (vgl. Zwingmann et al. 2011, S. 353).

      92 Peter Bräunig (Prof. Dr. med., geb. 1953, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Vivantes Humboldt-Klinikum Berlin) sieht hier auch eine ärztliche Aufgabe: „Es ist keine Frage, dass Spiritualität und Religiosität psychisch kranken Menschen dabei helfen können, ihre Krankheit besser zu bewältigen und Erfüllung und Sinn im Leben zu finden. Religiöse und spirituelle Bedürfnisse unserer Patienten wahrzunehmen und darauf einzugehen ist eine genuine ärztliche Aufgabe, deren konstruktive »Bewältigung« positive Auswirkungen auf die Lebensqualität und auf die individuelle Zufriedenheit unserer Patienten haben dürfte.“ (Bräunig 2007, S. 33)

      93 In Kapitel 25 Behandlungsbasis erscheint im Rahmen der „Basistherapie im Krankenhaus“ ein weiterer ausdrücklicher Bezug: „Seelsorge. An der religiösen Einstellung des Patienten will die heutige Psychiatrie nicht mehr vorbeigehen, sondern sie ernst nehmen, da sie zum Leben des Menschen gehört. Dabei sind die Grenzen zwischen Psychotherapie und Seelsorge zu wahren, das eine kann das andere nicht ersetzen.“ (Tölle u. Windgassen 2014, S. 328) Wie könnte ihre Verbindung aussehen?

      94 Oder Postmoderne oder jüngste Vergangenheit der letzten Jahrzehnte oder wie immer man es nennen möchte.

      95 Erstmals: The Invisible Religion (New York: 1967); die verschiedenen Transzendenzen erst 1991 im „Nachtrag“.

      96 Luckmann meint, Religion verschwinde nicht in der Moderne, aber die Transzendenzspanne schrumpfe: In der beobachtbaren Privatisierung von Religion gebe es eine Bewegung von großer jenseitiger Transzendenz zu mittleren (polit.) und kleinen Transzendenzen, das Individuum bekomme mit modernen religiösen Themen wie „Selbstverwirklichung“ und persönlicher Autonomie einen „heiligen Status“ (vgl. Luckmann 1990, S. 127–129, 138). Religion sei eine „anthropologische Universalie“ (vgl. Luckmann 2002).

      97 Ähnliche Einwände zu Selbsteinschätzungen werden öfters erhoben. Vgl. etwa die Beobachtung von R. W. Hood, dass Menschen auf Fragen nach ihrer religiösen Identifikation zunehmend antworteten, es komme darauf an, was der Interviewer mit Religion meine (vgl. Hood 2012, S. 107). Oder die Bemerkung von S. Dein (2013b), dass Grundkonzepte wie Religion, Spiritualität, Glaube, Krankheit etc. kulturell geprägt seien und die anthropologische Feldforschung eher die allgemeine Verwendung solcher Begriffe erheben statt professionelle Definitionen vorgeben solle.

      98 „Baumeister (1991) proposed a reasonable definition of meaning as a ‚mental representation of possible relationships among things, events, and relationships. Thus, meaning connects things‘ (p. 15).“ (Park 2010, S. 257) Der Überblicksartikel von Park ((2010) sei ebenfalls empfohlen, hier findet sich auch die hilfreiche Unterscheidung von globalem Sinn (Global Meaning) und situativem Sinn (Situational Meaning), die in Lebenssituationen wie Krankheit beide herausgefordert sind (vgl. auch Meaning-based Coping in 4.5.1).

      99 Unter Rückgriff auf R. F. Baumeister (1991): Meanings of life (New York: Guilford Press) beschreiben die Autoren die Suche nach einem sinnvollen Leben in Form von vier Hauptbedürfnissen: • Bedürfnis nach einem Ziel (need for purpose): „present events draw meaning from their connection with future events“ •

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