Dein Reich komme. Jürgen Kroth

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Dein Reich komme - Jürgen Kroth Studien zur Theologie und Praxis der Seelsorge

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der kirchlichen Praxis nicht Selbstzweck ist, sondern auf die Konkretion der christlichen Optionen hin verwiesen bleibt, von denen her die pastorale Praxis ihr Maß und Ziel erhält. Insofern wäre es auch verkürzt, die Orte der Theologie rein topologisch zu verstehen. Zum einen wären unter solchen u-topischen Orten inhaltliche Verortungen in großer Kontinuität mit den biblischen Traditionen zu verstehen, allerdings aktualisiert und auf der Höhe des Problembewusstseins und den gesellschaftlichen Anforderungen adäquat. Es geht also um einen Vermittlungsprozess zwischen Tradition und Zukunft in der Jetztzeit. Dazu braucht es Theologen oder Intellektuelle, die diesen Prozess steuern, dabei aber nicht jenseits der gesellschaftlichen Verhältnisse stehen, sondern aus ihnen heraus in sie zurück wirken und so zu „organischen Intellektuellen“62 werden, allerdings mit der notwendigen Präzisierung, dass unter veränderten gesellschaftlichen Bedingungen eine politische Unmittelbarkeit nicht mehr zu haben ist. Vielmehr besteht nun eine Dialektik zwischen unmittelbar politischer Abstinenz und politischer Unmittelbarkeit, in die sich ein „organischer Intellektueller“ gestellt sieht.63 Zum anderen aber könnte Theologie selbst zu einem Ort, nämlich zum Ort der Auseinandersetzung werden und so die gesellschaftlichen Widersprüche weder ignorieren, noch vermittels heute besonders beliebter Erst- und Letztbegründungsstrategien sich diesen zu entziehen oder – noch schlimmer – sich zu immunisieren, sondern sich ihnen zu stellen und dann aber auch Stellung zu beziehen. Es war die Politische Theologie, die sich dieser Aufgabe stellte. Sie wird als Grundlage unserer Untersuchung später noch weiter entfaltet.

      1 Das ist auch insofern noch einmal wichtig, weil die Pastoralkonstitution nicht nur material von der Welt handelt, sondern das Weltverhältnis der Kirche ekklesiologisch in das Wesen der Kirche einträgt und somit diesem Weltverhältnis einen Rang zuspricht, der der dogmatischen Kirchenkonstitution in Verbindlichkeit nichts nachsteht. Vgl. dazu exemplarisch zu den vielfältigen Kommentaren: Rahner, K., Zur theologischen Problematik einer „Pastoralkonstitution“, in: ders., Schriften zur Theologie, Bd VIII, Zürich / Einsiedeln / Köln 1967, 613-636

      2 Vgl. Metz, J. B., Memoria passionis. Ein provozierendes Gedächtnis in pluralistischer Gesellschaft, Freiburg i. Br. 2006

      3 Adorno, Th. W., Negative Dialektik – Jargon der Eigentlichkeit, Zur deutschen Ideologie. Gesammelte Schriften Bd. 6, Frankfurt am Main 41990, 203

      4 Adorno, Th. W., Ästhetische Theorie, Gesammelte Schriften Bd. 7, Frankfurt am Main 1972, 229

      5 Vgl. Gutiérrez, G., Wie kann man von Ayacucho aus von Gott sprechen? In: Conc 26(1990)68-74

      6 de Broucker, Les nuits d’un Prophète. Dom Helder Camara à Vatican II, Paris 2005, 24 ff; zit. n. Klein, N., Nächtliche Korrespondenz aus Rom. Zu den „Konzils-Rundbriefen“ von Helder Camara, in: Orientierung 73(2009)185-188; 185

      7 Veerkamp, T., Der Gott der Liberalen. Eine Kritik des Liberalismus, Hamburg 2005, 20 f.

      8 Elias, N., Die Gesellschaft der Individuen, Frankfurt 1987, 273

      9 Steinkamp, H., Solidarität und Parteilichkeit. Für eine neue Praxis in Kirche und Gemeinde, Mainz 1994, 64

      10 Vgl. Schulze, G., Die Erlebnisgesellschaft, Frankfurt 1992, 277 ff.

      11 Sozialcharakter ist der „Kern der Charakterstruktur“, der von den meisten Angehörigen einer Gesellschaft geteilt wird.

      12 Kuzmics, H., Der Preis der Zivilisation, Frankfurt / New York 1989, 173

      13 Adorno, Th. W., Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben, Frankfurt am Main 1985, 42

      14 Zu dieser Fragestellung vgl. über die Werke von Habermas hinaus darstellend: Wellmer, A. Kommunikation und Emanzipation. Überlegungen zur „sprachanalytischen Wende“ der Kritischen Theorie, in: Jaeggi, U. / Honneth, A. (Hrsg.), Theorien des Historischen Materialismus, Frankfurt am Main 1977, 465-500; ders., Reason, Utopia, and the Dialectic of Enlightenment, in: ebd. 35-66; Honneth, A., Von Adorno zu Habermas. Zum Gestaltwandel kritischer Gesellschaftstheorie, in: Bonß, W. / Honneth, A. (Hrsg.), Sozialforschung als Kritik. Zum sozialwissenschaftlichen Potential der Kritischen Theorie, Frankfurt am Main 1982, 87-126; Schnädelbach, H., Transformation der Kritischen Theorie. Zu Jürgen Habermas’ ›Theorie des kommunikativen Handelns‹, in: ders., Vernunft und Geschichte. Vorträge und Abhandlungen, Frankfurt am Main1987, 238-259; Roderick, R., Habermas und das Problem der Rationalität, Hamburg 1989; und kritisierend: Rademacher, C., Versöhnung oder Verständigung? Kritik der Habermasschen Adorno-Revision, Lüneburg 1993; Lövenich, F., Paradigmenwechsel. Über die Dialektik der Aufklärung in der revidierten Kritischen Theorie, Würzburg 1990; Moritz, P., Kritik des Paradigmenwechsels. Mit Horkheimer gegen Habermas, Lüneburg 1992; die verschiedene Aufsätze in: Bolte, G. (Hg.), Unkritische Theorie. Gegen Habermas, Lüneburg 1989

      15 Adorno, T. W., Negative Dialektik, a.a.O., 156

      16 Habermas, J., Die Neue Unübersichtlichkeit. Kleine Politische Schriften V, Frankfurt am Main 1985, 182

      17 Ebd., 189

      18 Mette, N., Religionspädagogik, Düsseldorf 1994, 40

      19 Hegel, G. W. F.., Grundlinien der Philosophie des Rechts, Theorie Werkausgabe, Frankfurt 1970, 3. Teil, 2. Abschnitt, § 182

      20 Fuchs, G., Neue Gnosis – alte Kirche, in: Biesinger, A. / Braun, P. (Hg.), Jugend verändert Kirche, München 1989, 49-79; 62 f.

      21 Vgl. zu all dem grundlegend: Brückner, P., Zur Sozialpsychologie des Kapitalismus. Sozialpsychologie der antiautoritären Bewegung I, Frankfurt am Main 41973

      22 Eisenberg, G., Amok – Kinder der Kälte. Über die Wurzeln von Wut und Haß, Reinbek bei Hamburg 2000, 217

      23 Vgl. Habermas, J., Die neue Unübersichtlichkeit, Frankfurt am Main 1985

      24 Beck, U., Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne, Frankfurt am Main 1986, 217

      25 Vgl. Lähnemann, J., Unterrichtsprojekte Weltethos, Bd. 1: Grundschule – Hauptschule – Sekundarstufe I; Bd. 2: Realschule – Gymnasium – Berufsschule, Hamburg 2000; Leimgruber, S., Interreligiöses Lernen, München 1995; Richers, F., Alltagserfahrungen im interreligiösen Kontext, Neukirchen-Vluyn 2000; Ziebertz, H.-G., Mono-, multi- oder interreligiös? Religionen im Religionsunterricht. In: Ders., Religionspädagogik als empirische Wissenschaft, Weinheim 1994, 141-194; Gaitanides, S., Vgl. Interkulturelles Lernen in einer multikulturellen Gesellschaft. In: Sozialmagazin 2/1994, 26-33

      26 Vgl. zum folgenden Metz, J.B., Compassion. Zu einem Weltprogramm des Christentums im Zeitalter des Pluralismus der Religionen und Kulturen, in: ders. / Kuld, L. / Weisbrod, A. (Hrsg.), Compassion. Weltprogramm des Christentums. Soziale Verantwortung lernen, Freiburg 2000, 9-18

      27 Vgl. Assman, J., Monotheismus und die Sprache der Gewalt, Wien 2006

      28 Zenger, E., Gewalt als Preis der Wahrheit? Alttestamentliche Beobachtungen zur sogenannten Mosaischen Unterscheidung, in: Schweitzer, F. (Hg.), Religion, Politik und Gewalt. Kongressband des XII. Europäischen Kongresses für Theologie 18.-22. September 2005 in Berlin (Veröffentlichungen der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie 29) Gütersloh 2006, 35-57, hier: 37-39

      29 Vgl. nur Ausschnitthaft die Fälle von sexualisierter Gewalt (Gen 37), der machtasymmetrischen Gewalt (1 Kön 21), militärischer Auseinandersetzungen

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