An der Front und Hinter der Front - Au front et à l'arrière. Группа авторов

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An der Front und Hinter der Front - Au front et à l'arrière - Группа авторов Serie Ares

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seine psychologische Erklärung in der Energielosigkeit und Indolenz, die eine Nationaleigentümlichkeit besonders der slawischen Stämme bilden» sowie in der «politische[n] Zerfahrenheit der Donaumonarchie, bei der jeder Volksstamm sein besonderes Kriegsziel hat und manche unausgesprochen den Sieg der Russen wünschen. Aus solchem Menschenmaterial sind brauchbare Soldaten nur zu machen bei unausgesetzter scharfer und genauer Arbeit, sowohl bei den Truppen in der Front, als auch bei dem hinter der Front auszubildenden Ersatze. Dass dies nicht geschehen ist, lag hauptsächlich an dem System der Marschbataillone und an der geistlosen, um nicht zu sagen gewissenlosen Art, wie dieses System gehandhabt wurde.» Die automatische Zufuhr von Marschformationen alle vier bis sechs Wochen, ganz unabhängig von der jeweiligen konkreten Bedarfslage bei den Stammformationen, war unsinnig, vor allem aber wurde die Ausbildung vernachlässigt. Nur durch dauernde Arbeit seien auch die bereits vorhandenen Reservisten einsatztauglich zu machen und zu halten, aber: «Diese dauernde Arbeit liegt dem Oesterreicher gar nicht und kann nur durch einen von deutscher Seite ausgeübten, ebenso beständigen, wie in der Form sanften Druck erreicht werden, da ein Zuviel in dieser Beziehung das Ganze verderben würde.»27

      Sanfter Druck und gelungene Einflussnahme hingen auch vom Fingerspitzengefühl der deutschen Offiziere ab. Der Einfühlsamkeit eher unverdächtig war der ausgewiesene Österreicher-Verächter Oberst Max Hoffman. Er schrieb seiner Frau im Sommer 1916: «Sorgen wegen der Österreicher, die in allem versagen, kurz, die richtige Sonntagsstimmung. Die Schufte wollen einfach nicht mehr. Die aktiven Offiziere sitzen in den höheren Stäben, auf der Etappe oder sonstwo, und die jüdischen Kommis, Schauspieler, und kleinen Beamten, die als Offiziere an der Front stehen, können und wissen nichts. Und wenn sie was könnten, und wenn sie das Beste wollten, die haben keinerlei Autorität bei den Leuten. Dazu das Völkergemisch mit 23 Sprachen. Keiner versteht den andern. Jetzt fangen wir an, die Österreicher auszubilden und exercieren zu lassen. Es ist schon ein Kreuz.»28

      Was in der k. u. k. Armee fehlte, war ein Pendant zu den deutschen Rekrutendepots, bei denen die Ausbildung der Truppe die zentrale Aufgabe darstellte. Beim österreichisch-ungarischen Verbündeten gab es diese institutionelle Bindung nicht, und die Divisionen und Regimenter standen der Rückbehaltung von besonderen Formationen minder ausgebildeter Soldaten bei den Korps ablehnend gegenüber. Dem Regimentskommandanten blieb es möglich, die Kämpferbestände klein zu rechnen und «damit zu beweisen, dass er nicht genug Feuergewehre auf den km der Stellung besässe, und die Einreihung der Marschbataillone zu fordern.» Dem Kommando der 2. Armee attestierte von Eben zwar, dass es diesen Missstand zu beheben versuchte, dies aber vergeblich, «denn der Grund des Uebels ist, dass alle höheren Führer der k. u. k. Armee, vom Regimentskommandeure angefangen, im allgemeinen nicht den Ehrgeiz haben eine möglichst grosse Kampfkraft aus ihren Truppen herauszuholen, sondern diese als möglichst gering darzustellen, damit sie eine möglichst leichte Aufgabe erhalten und damit grössere Sicherheit, sie ohne Rückschläge zu lösen.» Auch von Eben kam nicht umhin, diese Einschätzung mit einer massiven Kritik an der Qualität des k. u. k. Offizierskorps zu verknüpfen: «Es ist dies eine Erscheinung, die aus dem Grundübel des österreichischen Offizierskorps, der geringen Bewertung des Charakters und der auf Willenskraft beruhenden Leistungen [herrührt] im Gegensatz zu gefälligen äussern Formen und Leistungen, die in erster Linie auf Intelligenz und Arbeit beruhen.» Die k. u. k. Armee müsse gründlich reformiert werden und die Alliierten hätten schlicht zu akzeptieren, «dass bei der ganzen Ausbildungsangelegenheit wir die Gebenden und sie die Empfangenden sind», wenn ein weiteres Desaster nach dem Muster der Brussilow-Offensive vermieden werden solle. Die deutschen Bemühungen um eine Änderung der Organisation, Führungskultur und Ausbildungsarbeit bei der k. u. k. Armee zielten darauf, den – leider – unverzichtbaren Alliierten im Feld zu halten und für die Zukunft ein vergleichbares Qualitätsgefälle zwischen dem Deutschen Reich und seinem Verbündeten zu vermeiden. Angesichts der drängenden Probleme mussten die gewünschten Strukturreformen der Nachkriegszeit überlassen werden. Auch die Bestrebungen des AOK selbst waren vor allem darauf ausgerichtet, die aktuellen Krisen besser in den Griff zu bekommen.

      Immerhin gelang die Bereitstellung der notwendigen Ersatzmannschaften bis Ende 1916 noch relativ gut. Es hatte sich als Erfahrungswert herauskristallisiert, dass pro Jahr etwa 1,8 bis 2 Millionen Soldaten benötigt würden, um die Verluste des Feldheeres auszugleichen. Weil aber kaum mehr diensttaugliche Männer der bisher stellungspflichtigen Jahrgänge zu finden sein würden, war selbst unter Einrechnung der neu einzuberufenden Achtzehnjährigen und der zu erwartenden Zahl an Genesenen, die wieder zum Einsatz zur Verfügung standen, maximal eine Bedarfsdeckung bis zum Herbst 1917 möglich. Eine denkbare Abhilfe hätte nach dem Muster von 1915 die erneute Ausweitung der Landsturmpflicht geboten, aber aus politischen Gründen wurde davon Abstand genommen. Kaiser Karl, der neue Monarch, wollte die Bevölkerung nicht mit einer so fühlbaren Massnahme belasten, während Ungarns Ministerpräsident István Tisza schon seit längerer Zeit darauf drängte, den überproportionalen Anteil des Königreichs an der Stellung von Mannschaften zurückzufahren. Unter Leitung des bisherigen ungarischen Landesverteidigungsministers Baron Samu (Samuel) Hazai, der im Februar 1917 zum «Chef des Ersatzwesens für die gesamte bewaffnete Macht» der Habsburgermonarchie ernannt wurde, sollten durch systematische Ausnutzung aller Personalreserven, unter anderem auch durch die Einberufung von Arbeitskräften der Kriegsindustrie, Lücken in den Mannschaftsständen geschlossen werden. Nun strebte die Militärführung auch gezielt eine bessere Ausbildung der Ersatzmannschaften und deren bedarfsgerechte Zuweisung zu den Frontverbänden an.29

      Im Mai 1917 ging die Habsburgermonarchie daran, ihre Landstreitkräfte neu zu formieren. Um zusätzliche Verbände aufstellen zu können, wurde teilweise auch die Heeresstruktur verändert. Infanterieregimenter sollten statt vier nur mehr drei Feldbataillone aufweisen, wie in anderen Armeen bereits üblich. 1916 war ein entsprechender Vorschlag des Kriegsministeriums, der eine solche Strukturveränderung allerdings erst für die Nachkriegszeit vorsah, noch am Widerstand des AOK unter Conrad gescheitert, aber nun spielte das 2. AOK bei der Neuregelung mit. So liess sich die neue Ausgestaltung der Infanteriedivisionen zu jeweils zwölf Bataillonen durchführen, ohne die Brigaden auflassen zu müssen. Die Zahl der Divisionen wurde im Krieg von 48 auf 71 gesteigert; die Friedensgliederung sollte künftig im Vergleich zu 1914 zehn zusätzliche Infanteriedivisionen und eine weitere Kavalleriedivision aufweisen. Auf Reservedivisionen sollte verzichtet werden.30 Dieser Umstand liess sich aus den Opfern des laufenden Kriegs heraus begründen, aber letztlich ging es auch um Standesinteressen des Offizierskorps. Die Reform liess schon die Wünsche für die Nachkriegszeit durchschimmern: «Eine starke Vermehrung von Truppenverbänden war sicherlich am besten noch während des Krieges möglich, aus dem die neuen Regimenter überdies mit einer Geschichte und Tradition hervorgehen würden», so das Urteil im österreichischen Weltkriegswerk. «Neue höhere Offiziersstellen verbesserten wenigstens einigermassen die ungünstigen Aufstiegsmöglichkeiten des Truppenoffizierskorps.»31 Quantität ging beim Berufsoffizierskorps also letztlich vor Qualität, und falls die Rekrutenkontingente nicht erhöht worden wären, hätte sich die k. u. k. Armee schon nach wenigen Jahren wieder dem alten Problem der niedrigen Mannschaftsstände gegenübergesehen. Aber dazu kam es nicht, dank des «Kräfte-Missverhältnisses» zwischen den Mittelmächten und ihren Gegnern, an dem eben auch die teilweise hausgemachten strukturellen Schwächen der Landstreitkräfte ihren Anteil besassen.

Ian F. W. Beckett

      In 1914 the British army was an imperial constabulary of just 247 000 regular soldiers recruited by voluntary enlistment, backed by 773 000 reservists and part-time soldiers. There were 4,9 million further enlistments between 1914 and 1918. Of those wartime enlistments, 2,4 million took place prior to the introduction of conscription in January 1916, and 2,5 million after it: 1,3 million men were actually conscripted.1 Conscription had been introduced for the first time since the suspension of the militia ballot (for home defence) in 1831, and for the first time for service overseas since the early eighteenth century. Thus, by 1918, a total of 5,7 million men passed through the British army, equating to 22,1 per cent of the male population of the United Kingdom. This excludes an additional 2,8 million men from the white dominions and from the other British colonies and possessions, 1,4 million of them from India.2

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