Die wechselseitige Rezeption zwischen Ortskirche und Universalkirche. Группа авторов

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Die wechselseitige Rezeption zwischen Ortskirche und Universalkirche - Группа авторов Erfurter Theologische Schriften

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Delegation ausgefüllt werden mussten. 14 Antragsformulare hatte man im Normalfall vorzulegen, dazu 13 Passbilder. Wer bisher keinen Alliierten-Reisepass besaß, musste zudem eine Geburtsurkunde oder einen Taufschein vorlegen. Ein Konzilsteilnehmer beschrieb in seinem Tagebuch das Abholen der Pässe: „Dank für Pässe, Ankunft bei Prälat Zinke, Übergangsscheine. Alle Pässe dort (in Westberlin) sicher, Invalidenstraße zum Kontrollrat. Zu Zinke.“53

      Zur 2. Sitzungsperiode weigerte sich zunächst der Staat, die Benutzung der Travel-Dokumente zu gestatten.54 Der Vorschlag, die Visa zur Einreise nach Italien über die Italienische Botschaft in Prag zu besorgen, wurde vom Italienischen Außenministerium abgelehnt. Über die Nuntiatur werde man künftig versuchen, erklärten die kirchlichen Verhandlungsführer, zeitlich befristete Vatikanpässe zu erhalten. Es blieb schließlich beim alten Modus und der Staatssekretär für Kirchenfragen erklärte am 19. September, dass „der Herr Erzbischof sich in Rom anmelden könne“55. Erst zur 3. Sitzungsperiode musste man „Vatikanpässe“ benutzen, da trotz anderer Versuche nur noch diese Möglichkeit übrigblieb56, die auch zur 4. Sessio genutzt wurde. Ausdrücklich betonte der Staat bei der erneuten Weigerung, die „Machenschaften des alliierten Reisebüros torpedieren“57 zu wollen.

      Den Teilnehmern aus der DDR war es nicht erlaubt und möglich, über die Bundesrepublik zu reisen. Es blieb der Weg über die frühere Tschechoslowakei, Österreich oder die Schweiz nach Italien. Reiste man per Flugzeug, führte der Weg von Berlin-Schönefeld nach Wien und von dort per Bahn oder Flugzeug – manchmal mit Zwischenstation in Zürich – nach Rom. Die Zugreise begann in Dresden, führte über Prag nach Wien und Innsbruck und von dort nach Italien, wobei in Österreich und Südtirol häufig Pausen eingelegt wurden. Einige Konzilsteilnehmer benutzten das Auto, mussten aber ebenfalls über die Tschechoslowakei durch Österreich oder auch durch die Schweiz nach Italien reisen. Am meisten Aufsehen dürfte der Schweriner Weihbischof Schräder58 mit seinem „Wolga“ erregt haben, einem sowjetischen Auto, das in DDR-Zeiten als „Funktionärsfahrzeug“ galt.

      Da im Normalfall DDR-Bürger kein „Westgeld“ besaßen und sogenannte „Devisenvergehen“ strafbar waren, reiste man ohne Geld; lediglich für die über die Tschechoslowakei Reisenden waren Bons ausgegeben, die es ihnen erlaubten, damit Speisen zu erwerben. Manche Schwierigkeiten ergaben sich, wenn man beispielsweise in Österreich oder Italien etwas zu Essen kaufen wollte. Trotz Deponierung von sogenannten Devisen in Wien oder bei anderen Anlaufstationen und der großen Solidarität der österreichischen und westdeutschen Mitbrüder, kam es immer wieder zu kuriosen Zwischenfällen, die manchmal bei der Bahnhofsmission endeten. Die Rückreisen erfolgten in ähnlicher Weise. Dass manche der Konzilsteilnehmer die Rückreisen nutzten, um Abstecher in die Alpen oder zu touristischen Orten zu unternehmen, sei nur am Rande erwähnt.

       3. Teilnehmer und Unterkunft

      Quantitative Aussagen vermögen keine Wertungen über die Bedeutung der Konzilsteilnehmer aus der DDR zu geben. Dennoch sei zunächst hervorgehoben, dass die katholische Kirche der DDR – vergleicht man sie mit den anderen Ländern des Ostblocks – zu jeder der Sitzungen gut vertreten war. Die meisten der „ostdeutschen“ Konzilsteilnehmer, vor allem die, die gebürtig aus „Westdeutschland“ stammten oder Theologie in Rom oder einer der deutschen oder österreichischen Universitäten studiert hatten, fanden in Rom frühere Kommilitonen, Freunde oder „Landsleute“. Von besonderer Bedeutung waren auch die Quartiere, die man bezog oder in die man eingewiesen wurde59 und die – zumindest für die meisten – zu Recht als Kommunikationszentren bezeichnet werden können. Hier vollzog sich theologisches Gespräch, persönlicher Austausch und Kontaktpflege, die nach dem Konzil für die Kirche in der DDR bedeutsam blieb. Konzilspausen über Allerseelen und Allerheiligen nutzte man zu Reisen, und so mancher Plan für die DDR-Jurisdiktionsbezirke, wie das Projekt einer Meißner Diözesansynode, entstand dabei.60

      Jeweils zwei Professoren des Philosophisch-Theologischen Studiums Erfurt, die die Erfurter Professorenkonferenz aus ihren Reihen als Begleiter bestimmte, wurden zu jeder Sitzung mitgenommen, wobei die Begleitung von Erzbischof Bengsch von ihm selbst festgelegt wurde. Jeweils ein anderer Bischof fungierte als Antragsteller. Außerdem nahmen einige Bischöfe neben ständigen Begleitern auch Diözesanpriester mit, um die „Konzilserfahrungen und Begegnungen“ in die Jurisdiktionsbezirke und Bistümer zu tragen und möglichst viele an dem Konzilsgeschehen teilnehmen zu lassen.

      An der ersten Sessio (11. Oktober-8. Dezember 1962) nahmen 12 Personen teil61, an der zweiten (29. September-4. Dezember 1963) 1562, bei der 3. Sitzung (14. September-21. November 1964) waren 17 Teilnehmer aus der DDR anwesend63 und zur letzten Sessio (14. September-8. Dezember 1965) waren es 2164.

      An allen Sitzungen nahmen Erzbischof Dr. Alfred Bengsch, Berlin, Vorsitzender der Berliner Ordinarienkonferenz und sein Begleiter Ordinariatsrat Otto Groß65, Chefredakteur des St. Hedwigblattes, teil. Zu jeder Sitzung nahm er einen anderen theologischen Berater mit, und zwar in der Reihenfolge: Domkapitular Erich Puzik66, Neuzelle, Prälat Professor Dr. Erich Kleineidam, Erfurt, Prof. Dr. Heinz Schürmann67, Erfurt und schließlich Dozent Dr. Wilhelm Ernst68, Erfurt. Seit der zweiten Sitzungsperiode nahm auch sein Weihbischof Heinrich Theissing69 und an der 4. Sessio der spätere Ostberliner Generalvikar Ordinariatsrat Prälat Theo Schmitz70 teil. Mit Ausnahme von Dozent Dr. Ernst71 wohnte diese Gruppe in der Via Lucrezio Caro 51.

      Bischof Dr. Otto Spülbeck72, Meißen, Bischöflicher Rat Josef Gülden73, Chefredakteur des Tag des Herrn, Leißling, und Pfarrer Hermann Josef Weisbender74, Wilsdruff, nahmen ebenfalls an allen Sitzungen teil. Als Fachtheologe kam zur 4. Sessio Prof. Dr. Johannes Lubsczyk75, Erfurt, hinzu. Die „Meißner“ wohnten bei den Grauen Schwestern von der Hl. Elisabeth, Via dell‘ Olmata 9.

      Weihbischof Dr. Friedrich Maria Rintelen76, Magdeburg, und Assessor Eduard Quiter77, Magdeburg haben ebenfalls an allen Sitzungsperioden teilgenommen. Prof. Dr. Bruno Löwenberg, Erfurt, war zur 1. Sessio, Prälat Martin Fritz78, Magdeburg,79 war zur 4. Konzilssitzung als Begleiter mitgereist. Sie alle wohnten bei den Karmelitinnen, Via Trionfale 6157.

      Weihbischof Dr. Bernhard Schräder, Schwerin, und Kommissariatsrat Friedrich Kindermann80, Schwerin, die an allen Sessionen teilnahmen, hatten bei der ersten Sessio Prof. Dr. Otfried Müller, Erfurt, als Begleiter. Sie wohnten mit dem Osnabrücker Bischof Wittler in der „Olmata“.

      Ab der 2. Sitzungsperiode nahm der Erfurter Weihbischof Hugo Aufderbeck81 am Konzil teil. Zur 2. Sessio hatte er Professor Dr. Fritz Hoffmann82, Erfurt, zur 3. Sessio Professor Dr. Benno Löbmann83, Erfurt, und Domkapitular Karl Schollmeier84, Erfurt, und zur 4. Sessio Msgr. Ernst Göller85, Heiligenstadt, und für wenige Wochen auch Ordinariatsrat Paul Uthe86, Erfurt, als Begleiter gewählt. Sie wohnten bei den „Fuldaern“ Villa Maria Regina, Via della Camilluccia 687.

      Bischof und Kapitelsvikar Gerhard Schaffran87, Görlitz, der ebenfalls seit der 2. Sitzungsperiode regelmäßig teilnahm, reiste zur 3. Sitzung mit dem Bischöflichen Sekretär Assessor Hubertus Bauschke88, Görlitz und zur 4. Sessio mit Ordinariatsrat Bernhard Huhn89, Görlitz. Auch diese Gruppe wohnt in der „Olmata“.

      Dr. Werner Becker, Consultor im Sekretariat für die Einheit der Christen, Leipzig, nahm seit der 2. Sessio am Konzil teil. Sein Domizil hatte er in der Casa Pallotti, Via die Pettinari 64.

      Prälat Johannes Zinke, Berlin, war kurzzeitig zur 4. Konzilssitzung in Rom anwesend.90

      Zu den bedeutendsten Vertretern der katholischen Kirche in der DDR auf dem Konzil gehörte zweifelsfrei Erzbischof Dr. Alfred Bengsch. Im November 1961 war er von Johannes

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