Den österlichen Mehrwert im Blick. Группа авторов

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Den österlichen Mehrwert im Blick - Группа авторов Erfurter Theol. Schriften

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begrenzter Laienermächtigung („Beauftragungen“) aus, auch in der Pastoral? Was bewirkt Freude am Mitmachen? Was stärkt in übernommener Eigenverantwortung? Manche Möglichkeiten neuer kirchlicher Communio-Formen sind noch lange nicht ausprobiert. Ich sehe vieles wachsen, was nach Ermunterung, Begleitung (vermutlich auch nach Korrektur) ruft. Auch hier wäre von Formen heutigen bürgerschaftlichen Engagements zu lernen.

       Auf kirchliche „Leuchttürme“ setzen

      In größeren Räumen sind „Leuchttürme“, die orientieren, unersetzlich. Die Kirche in Deutschland, ein Bistum, eine Region sollte überlegen, was für sie solche „Leuchttürme“ sein können und deswegen gestärkt werden müssen. Anzusetzen wäre dort, wo Menschen etwas als für sich wichtig erfahren: Wallfahrten, bistumsweite Initiativen, herausragende kirchliche „Orte“ mit Ausstrahlung, nicht zuletzt durch eine Präsenz von Menschen, die „Türen“ offen halten. Manche Ordenshäuser sind kostbare Anlaufstellen für den geistig vagabundierenden Zeitgenossen. Nicht die Vielzahl, sondern die Qualität wäre entscheidend. Was sich als wertvoll ausweist, zieht von allein an. Mir ist deutlich: Es gibt mehr „Gottesfürchtige” und am Glauben Interessierte als wir manchmal vermuten. Nicht der sich säuberlich abschließende Kokon ist Grundfigur von Kirche, sondern das Netzwerk, in das man sich einklinken und mit Eigenem einbringen kann.

      Was hieße das konkret? Für das Gespräch mit der säkularen Gesellschaft? Für den Stil kirchlicher Präsenz in den Medien? Für die Bündelung von Kräften im Hochschul- und Ausbildungsbereich? Wir schieben oft genug noch anstehende Entscheidungen vor uns her und vergeben so Chancen. Unsere Bistümer, besonders in der Diaspora werden „Missionskirchen neueren Typs“ sein, die nicht flächendeckend, aber mit Anlauf- und Kontaktstellen zur Gesellschaft hin arbeiten müssen. Für neue Formen des Kirche-Seins kommt uns eine neue Beweglichkeit vieler Menschen entgegen. Generell gilt: Nicht unser Kleiner-Werden ist das Problem, sondern eher eine mentale Selbstmarginalisierung, für die es eigentlich keinen Grund gibt. Hier wäre manches von Minderheitskirchen anderswo zu lernen, zumindest was Selbstbewusstsein und spirituelle Ausstrahlung betrifft.

       Demütiger werden

      Bei diesem Punkt tue ich mich schwer, in Worte zu fassen, was ich derzeit empfinde. Ich sage es einmal so: Wir sollten als Bischöfe, von Amts wegen und auch ganz persönlich, demütiger werden. Wir müssen von allen falschen „Sockeln“ herabsteigen. Unsere Gewissheiten sollten bescheidener daherkommen, im Wissen um Fragwürdigkeiten, die bei manchen Problemfeldern trotz allem bleiben. Bei strittigen Themen sollten wir miteinander die kirchliche Lehre bedenken, deren Begründungen neu in den Blick nehmen und fragen, was das heute für uns bedeutet. Dabei müssen wir vermutlich auch aushalten, untereinander bei nachgeordneten Fragen nicht immer einer Meinung zu sein. Dort, wo wir als Kirche in Deutschland Rom gegenüber Anliegen haben, sollten wir diese klar und öffentlich benennen. Nicht jeder diesbezügliche Dissens muss sofort ein Dissens im gemeinsamen Glauben oder in der Einheit mit dem Papst als Petrusnachfolger sein.

      Ich habe immer wieder angeregt, dass wir als Bischöfe mit mancher medialen Präsenz und der Zahl unserer Verlautbarungen zurückhaltender sein sollten. Weniger könnte manchmal mehr sein. Wichtiger wäre, dass wir kirchenoffiziell selbst Themen setzen und uns dort zurücknehmen, wo man uns vorführen will.

      Schließlich gilt es für uns als kirchliche Amtsträger immer neu das Verhältnis zu den Laienchristen zu überdenken. Wir sollten Zeichen setzen, dass wir auf den Glaubenssinn und die Kompetenz unserer Laienchristen vertrauen. Nicht nur die Schrift, die Tradition, das Lehramt der Kirche sind Bezeugungsinstanzen des Glaubens. Auch der Glaubenssinn des Volkes Gottes hat etwas mit der Bezeugung des Evangeliums zu tun. Auch bei gelegentlichen Konflikten muss erkennbar bleiben, dass Bischöfe mehr anzuerkennen als zu kritisieren haben. Die „christifideles“ sind es, die in Welt und Kirche (!) das Licht des Evangeliums auf den Leuchter zu stellen haben und es auch stellen. Wir Amtsträger, einschließlich Bischöfe, haben ihnen dabei durch unseren Dienst (mit Wort und Sakrament und der sachgerechten Darlegung der kirchlichen Lehre) beizustehen. Aber an der „Front“ dieser Zeit stehen sie, weniger wir.

      Und schließlich liegt mir auch dieser Gesichtspunkt am Herzen, vielleicht ist er sogar der entscheidende:

       Den „geistlichen Grundwasserspiegel“ heben

      Das Christliche wird sich in Zukunft stärker qualitativ präsentieren und weniger quantitativ. Auch heute gilt das Wort: „Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts“ (Joh 6,63). Es braucht in einer sich ins Subjektive und Beliebige weiter verlierenden Moderne eine Spiritualität, die dem einzelnen Christen Stehvermögen verleiht und ihm hilft, sich dem anderen gegenüber zu öffnen. Wo kann man diese lernen, vor allem gemeinschaftlich lernen?

      Zudem scheint es auch einen Frömmigkeitsstil zu geben, der mit den geistigen und intellektuellen Fragestellungen der Zeit korrespondiert. John Henry Newman etwa war ohne Zweifel bis in seine innerste Existenz hinein ein frommer Mann. Nicht umsonst ist er jüngst selig gesprochen worden. Aber er war zugleich ein fragender, suchender Mensch, der sich mit vorschnellen Antworten und gestanzten Klischees von katholischer Kirchlichkeit nicht zufrieden gab. Was zeichnet heute menschenfreundliches, profiliertes Christ-Sein aus? Wie sieht „Glaubwürdigkeit“ aus, die sich dem Evangelium verpflichtet weiß? Was bedeutet das für unseren Umgang miteinander, in der Ökumene, im Gespräch mit der Gesellschaft?

      Christen, die sich mit ihrem Leben im Gottesgeheimnis verwurzeln, bleiben für die Leute immer interessant. Dass dies so ist, darauf gründet meine Hoffnung – auch für unsere Kirche in der Bundesrepublik Deutschland, die in ein neues Jahrhundert hinein unterwegs ist.

      Der Aufsatz geht auf einen Vortrag zurück, den Bischof Dr. Joachim Wanke am 30. November 2010 in der Katholischen Akademie Berlin gehalten hat.

      1 Die Orthodoxie unterscheidet ein Handeln kat´akribeian (gemäß „Genauigkeit“, also genaunach Vorschrift) und ein Handeln kat´ oikonomian (gemäß Barmherzigkeit, also der Einzelsituation angemessen). Die lateinische Kirche kennt die Praxis der Dispens in Einzelfällen.

      EIN MODELL FÜR DIE SELBSTBESINNUNG DER KIRCHE?

       Norbert Clemens Baumgart

       Hinführung

      Wenn demnächst eine repräsentative Umfrage in Deutschland dazu auffordern würde, innerhalb des folgenden Textes die gegenwärtig bekannteste Formulierung zu benennen, welches Ergebnis wird man erwarten dürfen?

      1 Das Wort, das Jesaja, der Sohn des Amoz, über Juda und Jerusalem schaute.

       2 Es wird geschehen in zukünftigen Tagen:

       Fest wird stehen der Berg des Hauses JHWHs

      an der Spitze der Berge, er überragt die Hügel.

      Alle Nationen werden zu ihm strömen,

       3 viele Völker werden hingehen und sagen:

      „Kommt doch, lasst uns hinaufziehen zum Berg JHWHs,

      zum Haus des Gottes Jakobs.

      Er lehre uns von seinen Wegen,

       dass wir gehen in seinen Pfaden.“

       Ja, von Zion wird Weisung ausgehen

      und das

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