Kirche. Группа авторов
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Kirche - Группа авторов страница 4
Inspiration und Interaktion – die Struktur des Kongresses 9
Die Struktur des Kongresses bestand aus den vierstündigen Vorkonferenzen am 14. 2. und den beiden Kongresstagen am 15. und 16. 2. 2013. Die Vorkonferenzen griffen unterschiedliche Themen auf und vertieften sie mit Impulsen, Praxisbeispielen und interaktiven Formen sowie Beratungsangeboten. Hier trafen sich Experten, Expertinnen und Interessierte für ein Themenfeld. Die Themenpalette reichte von ökumenischen Werkstätten zu lokaler Kirchen- und Gemeindeentwicklung, zu Glaubenskursen und Fundraising über „Mission-shaped church“ mit englischen Gästen, kreativen Gemeindeformen „out of the box“ bis hin zu Kirche mit jungen Menschen, Impulsen aus der Weltkirche sowie einer Vorkonferenz für Theologiestudierende. Die Plenarveranstaltungen erzählten und bebilderten das Anliegen des Kongresses. Sie nahmen die Teilnehmenden mit auf die ökumenische Spurensuche nach Gemeinden für morgen und erzählten von Glaubensgeschichten und neuen Aufbrüchen in England, Frankreich und den USA. Sie zeigten, wie Wandel in einer großen Kirche wie in England möglich ist und was sich an neuen kirchlichen Erfahrungen bei uns formiert. Sie benannten die Schlüsselfaktoren für Veränderung und ermutigten für nächste Schritte.10 Die 23 Foren boten mit namhaften Referenten und Referentinnen eine ökumenisch besetzte Mischung aus Impulsen, Beispielen und Interaktion zu jeweils einem Themenschwerpunkt: z. B. Musik oder Gottesdienst, ländliche Räume oder Kirche in der Stadt, Weltkirche und geistliche Gemeinschaften, Lebensweltforschung und Kirchenentwicklung, Konversion und Glaubensweitergabe, traditionelle Verkündigungsformen und Social Media, Evangelisierung und Gemeinwesenarbeit. Die 69 Workshops öffneten Einblicke in die Praxis: Beratungs- und Gesprächsangebote, Modelle der Hoffnung, Handwerkszeug für Gemeindeentwicklung, Tipps für Haupt- und Ehrenamtliche, Bedeutung von Räumen, Fundraising und vieles mehr. Sie waren in fünf Themenrubriken geordnet, die das inhaltliche Portfolio des Kongresses deutlich machten: Kirchenentwicklung, Leitung, Lebenswelt und Kirche, Glauben entdecken und neue gemeindliche Formen.11 Im Networkingbereich begegneten sich Menschen aus unterschiedlichen Initiativen und Projekten; hier fanden sich interessante Gesprächspartner und tauschten Erfahrungen aus. Geistliche Räume setzten einen Kontrapunkt zu Kommunikation und Interaktion und luden zu einer Atempause ein.12 Ein Teilnehmer kommentiert das Veranstaltungsdesign im Rückblick so: „Das Format ist perfekt: Menschen in Verantwortung für ihre Gemeinden und Kirchen treffen sich in bunter Mischung – evangelisch und katholisch; freiwillig und beruflich; aus Nord und Süd; alt und jung; kritisch und konventionell etc. – und arbeiten an den anstehenden Fragen. Dazu helfen ihnen vielfältige Impulse, deren Auswahlkriterium Innovation und Inspiration sind.“
Die Vielfalt von Formaten und Orten verband sich mit der Architektur des Tagungsortes zu einer besonderen Momentaufnahme für die Kirche der Zukunft: „Das futuristisch anmutende Tagungszentrum, wie ein Raumschiff oder ein großes Zelt auf dem ‚Messe‘-Gelände (Missa), stellte seinerseits geeignete Räumlichkeit und Symbolik für eine Kirche dar, die sich nicht in der Sakristei verstecken will, sondern sich mit ihrem Gotteszeugnis auf die Areopage der Gesellschaft wagt, die sich so verletzlich und angreifbar macht und gerade damit ihrer Sendung (Mission) Gestalt gibt.“13
Die 1350 Teilnehmenden verteilten sich hälftig auf katholische und evangelische Kirchen. Schwerpunktmäßig kamen sie aus Niedersachsen, doch strahlte der Kongress in alle Bundesländer und bis in die Schweiz und nach Österreich aus. Neben den Angehörigen der Landeskirchen waren auch Vertreterinnen und Vertreter aus evangelischen Freikirchen angereist und wirkten bei Veranstaltungen mit.
Zum Aufbau des Buches
Die Beiträge im Buch nehmen einzelne Facetten der Dynamik des Kongresses auf, ohne seine Gesamtatmosphäre widerspiegeln zu können. Abgedruckt sind ein Großteil der Plenarbeiträge sowie ausgewählte Beiträge aus den Foren und einzelnen Workshops. Fünf große Themenblöcke zeichnen die innere Logik des Kongresses nach. Inspirationen aus der Weltkirche durchbrechen die Fixierung auf die bundesdeutsche kirchliche Situation, relativieren die eigenen Problemlagen und zeigen Möglichkeiten kirchlicher Formatierungen in anderen Kontexten und Kulturen auf. Hier wird in Ansätzen das Potenzial einer weltweiten Kirche als Lerngemeinschaft sichtbar, die aufmerksam aufeinander hört und voneinander lernt und damit das paulinische Bild der Kirche als Leib Christi anschaulich macht. Ob Berichte über die fresh expressions of church aus England mit einem deutschen Kommentar, Einblicke in den Umbau der Pastoral und der Initiative der örtlichen Gemeinden in der französischen Diözese Poitiers oder Impressionen aus der Kirchenentwicklung im asiatischen Raum – alle Beiträge bieten Momentaufnahmen aus spannenden, lokalen Prozessen. Eine Konvergenz sei vorab bemerkt: Das ereignishafte Moment von Kirche tritt in den Vordergrund. Mit Graham Cray gesprochen: „Kirche ist ein Verb“.
Die Herausforderung, das Evangelium mit jeder Generation wieder neu zu entdecken, führt zu einer neuen Aufmerksamkeit für das Lokale und Lebensweltliche sowie einer diakonalen Kontextbezogenheit. Der „Aufbruch in die Lebenswelten“ beginnt zunächst als nüchterne Wahrnehmung der Kommunikationshürden der Kirche im Blick auf die unterschiedlichen Milieus und Lebenswelten, die Heinzpeter Hempelmann und Matthias Krieg aus verschiedenen Perspektiven beschreiben. Für eine „milieuübergreifende Kommunikation des Evangeliums“ (Hempelmann) gilt es, das „kulturelle und das religiöse Kapital der Lebenswelten“ (Krieg) wahr- und aufzunehmen. Diese Herausforderung wird nicht vorschnell operationalisiert, sondern durch eine fundamentale Besinnung auf den Glaubensbegriff und eine kreative Neubestimmung des Evangeliums als „Botschaft vom Guten“ geistreich unterbrochen (Matthias Sellmann). Es ist dieses Evangelium selbst, das uns aus der „Verkirchlichungsfalle“ herausführt, mit Menschen unterschiedlicher Lebenswelten verbindet und uns an der Seite Jesu zur Kirche macht. Christina Brudereck bebildert mit ihrer poetisch erzählten Geschichte einer Gemeindeneugründung in Essen diesen Perspektivenwechsel eindrücklich. Harald Schroeter-Wittke buchstabiert am Thema Musik die „ästhetische Millimeterarbeit“ zwischen milieubezogenen und milieuverengten Ansätzen heraus. Gerhard Wegner fragt nach Gottes Gegenwart im sozialen Raum, um diesen nicht nur als Objekt kirchlicher Sendung, sondern als Ort begreifen zu können, in dem Gott bereits wirkt.
Wo sich die Kirche auf die pluralen Lebenswelten einlässt und sich damit in ihren Formen verflüssigt, stellt sich die Frage, wie sich im Rahmen der überkommenen institutionellen Gestalt der Kirche die neuen Räume für Innovation und Experimente einstellen. Wie lässt sich Wandel gestalten? Aus organisationssoziologischer Sicht beantwortete Valentin Dessoy diese Frage mit einem Plädoyer für den Umbau: „Kirche muss die Tradition wahren und systematisch Innovation vorantreiben, ausgehend vom Bestehenden unbekanntes Terrain erkunden, Trampelpfade verlassen und neue Wege gehen.“ Die von ihm angemahnten Konsequenzen für ein grundlegend gewandeltes Verständnis von Führung und Leitung beleuchten die Beiträge von Damian Feeney und Burghard Krause unter dem Stichwort der missionalen bzw. geistlichen Leitung. Der ökumenische Beitrag von Hans-Hermann Pompe und Hubertus Schönemann befragt den Missionsbegriff nach seinen Ressourcen für den kirchlichen Umbau und bezieht ihn zurück auf die gemeindlichen Wirklichkeiten. Mission setzt in Bewegung und lockt die Kirche auf ungewohnte Pfade. An diese Perspektive knüpft Carsten Hokema an, indem er unter dem Motto „Wir