Kirche. Группа авторов

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Orientierung und missionarischer Dynamik steht im Mittelpunkt des Beitrages von Markus Weimer. Er berichtet vom Transfer der anglikanischen Bewegung „Fresh Expressions of church“ in deutschsprachige Kirchenlandschaften. Michael Herbst und Klemens Armbruster fokussieren das Thema Wandel biografisch, indem sie unterschiedliche Konversionsprozesse bei Erwachsenen untersuchen und Konsequenzen für kirchliches Handeln aufzeigen. Ihre Ausführungen unter den Überschriften „Wie finden Erwachsene zum Glauben“ – „Wieso verlieren Erwachsene ihren Glauben?“ führen zu keinem Widerspruch, sondern zu einer notwendigen Ergänzung. Das Finden und Verlieren des Glaubens kann zwar Anfangs- oder auch Enddaten in einer religiösen Biografie bezeichnen, ist aber in der Regel kein einmaliger Akt, sondern ein Prozess. Glaube ist weder fixiertes Datum noch Besitz, sondern Ausdruck einer lebendigen Beziehung und daher auch als lebenslanges Lernen beschreibbar. Kirche wird damit zur Lerngemeinschaft der immer wieder neu anfänglich Glaubenden. Die hiermit implizierten ekklesiologischen Konsequenzen resümiert Christian Hennecke unter „Wandel2“ und bietet mit seinen „zehn Wegmarken ins Neuland“ eine ebenso pointierte wie wegweisende Zusammenfassung: Kirche als eine Vielfalt lokaler Ausdruckformen, die in der Bezogenheit auf ihre Mitte, Christus, ihre Einheit findet.

      Diese bunte Vielfalt beschreiben die Beiträge im nächsten Kapitel, das unterschiedliche kirchliche Orte und Kontexte zum Thema hat. Der grundlegende Rückblick des Neutestamentlers Thomas Söding weist unter dem Motto „Auf hoher See“ anhand von ausgewählten biblischen Episoden der Kirche einen besonderen liquiden Ort zu. Wie sich diese Liquidität zwischen grundlegendem Auftrag und vielfältigen Formen im Gottesdienst und der Eucharistie als Grundvollzüge der Kirche ausdrückt und ihren Weg zwischen Vielfalt und Einheit findet, beleuchten aus evangelischer und katholischer Perspektive Jochen Arnold und Stephan Winter. Unter dem Motto „Leidenschaftlich predigen“ ermutigen Fabian Vogt und Br. Paulus Terwitte den Prediger und die Predigerin, persönlich Gesicht zu zeigen und sich im Gespräch zwischen Gott und der aktuellen Predigtgemeinde zu riskieren. Als Kontrapunkt stellt Jürgen Marcus mit der Caritas bzw. der Diakonie einen ebenfalls riskanten kirchlichen Ort vor. Denn hier wird das extrovertierte Evangelium ohne liturgischen Schutzraum wirksam in existenziellen Fragen und Inhalten: in Krankheiten und Krisen, in Trauer und Angst, in Ausweglosigkeit und Exklusion. Die damit verbundenen Herausforderungen für ein neues Miteinander von Gemeinde und Caritas/Diakonie werden provokant formuliert. Einen anderen kirchlichen Ort nimmt der Pariser Soziologe Michael Hochschild mit den geistlichen Gemeinschaften und Orden aus katholischer Perspektive in den Blick. Sein Titel „Im Fluss fließt die Quelle“ signalisiert, dass Orden und Bewegungen der Kirche nicht statisch gegenüberstehen, sondern sich ebenfalls in Wandlungsprozessen befinden. Ergänzend soll darauf hingewiesen werden, dass es sich bei der Bedeutung und Ausstrahlung dieser verdichteten geistlichen Erfahrungsräume für die Gesamtkirche natürlich um ein ökumenisches Phänomen handelt. Die besondere Situation der ländlichen Räume rücken Thomas Schlegel und Martin Alex als entscheidendes Experimentierfeld für die kirchliche Zukunft in den Fokus und wagen dabei auch katholische Seitenblicke. Philipp Elhaus beschreibt mit den Stichworten „Türen öffnen, Vielfalt gestalten, Experimente wagen“ Herausforderungen für eine Kirche in der Stadt. Die abschließenden Beiträge summieren unterschiedliche Aspekte und fügen einzelne Mosaiksteine zu einem Gesamtbild. Während Martin Wrasmann dem „Mehrwert“ von Kirche als einem Netzwerk unterschiedlicher kirchlicher Orte nachgeht, würdigt Klaus Grünwaldt diese als jeweils konkrete Konfigurationen von Kirche in Zeit und Raum. Wie sich diese Konkretionen verflüssigen und dabei neue Konturen bilden können, macht Maria Herrmann deutlich, indem sie die Bedeutung der Social Media auf dem Kongress reflektiert und als Ort für die Erfahrung von Kirche profiliert.

      Ein vierfacher Ausblick beschließt das Buch. Die Beiträge von Michael Herbst und Nicholas Baines präsentieren noch einmal Originaltöne des Kongresses. Der Greifswalder Theologe ermutigt zu kirchlicher Vielfalt in der Mission Jesu. Der anglikanische Bischof stellt in seinem Sendungswort als Aufgabe der Kirche heraus, „einen Raum zu schaffen, in dem Menschen herausfinden können, dass Gott sie schon gefunden hat“.

      Das Herausgeberquartett schließt den thematischen Spannungsbogen. Die Ausführungen zu einer Ökumene der Sendung von Dagmar Stoltmann-Lukas und Dirk Stelter zeigen programmatisch, in welchem Kraftfeld sich die Dynamik des Kongresses entwickelt hat und welches ökumenische Potenzial hier für die Praxis und das theologische Begreifen der Kirche zu heben ist. Der Schlussbeitrag von Christian Hennecke und Philipp Elhaus zeichnet die Vision nach, die im Kongress sichtbar und erfahrbar wurde, und öffnet Zukunftshorizonte. Diese verbinden sich mit der Hoffnung, dass sich dieser Aufbruch einer missionarischen Ökumene weit über das „norddeutsche Pfingsten“ im Februar 2013 in Hannover hinaus verbreitet.

      Die bunte Vielfalt der Beiträge macht das Buch zu einem Vielstimmenbuch mit sowohl stilistischen als auch inhaltlichen Unterschieden. Auf dem Kongress flossen diese vielen Stimmen zu einer gemeinsamen Melodie zusammen, die das Abenteuer des Geistes intonierte: Kirche mit und bei den Menschen an vielen Orten und in vielen Formen zu entdecken. Eine beschwingte Melodie, die ohne Verlustängste mit Neugier in die Zukunft blicken lässt. Ob sich bei der Lektüre ein entsprechender Eindruck einstellt, bleibt dem Urteil der Leserin und des Lesers überlassen.

      Wir danken allen Autoren und Autorinnen, dass sie uns ihre Beiträge so zeitnah zur Verfügung gestellt haben, sowie Wiebke Alex für die umsichtige Redaktion. Ein besonderer Dank gilt auch allen Einrichtungen, die uns den Kongress und damit die Realisierung dieses Buches durch ihre Unterstützung ermöglicht haben. Allen voran die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers und das Bistum Hildesheim, die die ökumenische Experimentierfreude ihrer Fachreferenten und -referentinnen in vielfacher Weise ermutigt haben und unterstützen.

       Philipp Elhaus, Christian Hennecke, Dirk Stelter und Dagmar Stoltmann-Lukas

      1. Vgl. ausführlich zur Vorgeschichte: Philipp Elhaus, Kirche2 – eine Vision wird Wirklichkeit, in: Lebendige Seelsorge 1/2013. Fresh expressions of church, 25–30.

      2 Vgl. den gleichnamigen Buchtitel „Mission bringt Gemeinde in Form“, deutsche Übersetzung von „Missionshaped church. Church planting and Fresh Expressions of Church in a Changing Context (2004), hg. v. Michael Herbst, Neukirchen-Vluyn, BEG Praxis, 3. Aufl. 2008.

      3 Vgl. umfassend Michael Moynagh, Church for every context. An introduction to theology and practice, London 2012.

      4 Philipp Elhaus, Christian Hennecke (Hg.), Gottes Sehnsucht in der Stadt. Auf der Suche nach Gemeinden von Morgen, Würzburg 2011.

      5 Die Charta Oecumenica wurde am 22. April 2001 in der Straßburger Kirche Saint Thomas vom Vorsitzenden der Konferenz Europäischer Kirchen und vom Präsidenten des Rates Europäischer Bischofskonferenzen unterzeichnet und damit von den Kirchen Europas angenommen. Wortlaut der Charta Oecumenica: www.oekumene-ack.de/Charta-Oecumenica.179.0.html.

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