Bilderwechsel. Группа авторов

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Bilderwechsel - Группа авторов страница 10

Bilderwechsel - Группа авторов Fuldaer Hochschulschriften

Скачать книгу

Vereine und Verbände haben die Mitarbeiterproblematik erkannt und machen regionale und lokale Schulungen, doch viele Vereine fühlen sich und ihre Arbeit sowohl von der Kommunalpolitik als auch von Seiten der Elternschaft der betreuten Kinder nicht richtig gewürdigt. Eine drohende Vision eines Sportfunktionärs: Wenn allein die Sportvereine einer Großgemeinde ihre ehrenamtliche Arbeit einstellen würden, könnte man 1200 Kinder und Jugendliche vor dem Rathaus aufstellen, die dann auf Betreuung durch die Stadt warten. Dann könnte die Stadt, wenn sie das übernehmen müsste – so der Funktionär –, sofort Konkurs anmelden. Offenbar ist es längst nicht allen Kommunen bzw. Ratsmitgliedern bekannt, welchen „kommunalen Mehrwert“ die Vereine ständig produzieren. Gegenüber den Eltern, die ihre Kinder bei den Vereinen abgeben, ohne sich weiter für den Verein zu interessieren, ging kürzlich ein Aufschrei eines Sportvereinsvorsitzenden durch die Presse: „Wir sind keine Kinderverwahranstalt.“ Die Vereine benötigen also dringend Aufmerksamkeit und Zuwendung, wenn man so will, moralische Unterstützung von Politikern, Parteien und Eltern, am besten regelmäßige persönliche Kontakte, damit sie erkennen, dass ihre Arbeit auch wirklich gewürdigt wird.

      Um nicht zu erstarren, müssen die Vereine allerdings auch selber bemüht sein, zeitgerechte Entwicklungen aufzunehmen, indem z. B. Jugendliche bereits in kleine Führungsaufgaben eingebaut werden oder neue Aufgaben, wie z. B. die Integration von Aussiedlern, besonders intensiv betrieben werden.

      e) Bürgerschaftliche Verantwortung und Engagement für das Dorf von morgen wecken: die neuen Bürgervereine

      Es gibt viele tatkräftige Dorfvereine, aber oft kein breites bürgerschaftliches Engagement für die Gesamtentwicklung des Dorfes. Neben den (wichtigen!) Spezialinteressen und -aufgaben der zahlreichen Vereine bleiben häufig übergreifende Themen bzw. Querschnittsaufgaben, die das ganze Dorf betreffen, auf der Strecke. Wer kümmert sich z. B. um einen vernachlässigten Bachlauf, wer um ein leer stehendes Baudenkmal, wer um einen fehlenden Spielplatz? Es gibt bereits gute Beispiele für interessenübergreifende Vereine, die unterschiedliche Namen tragen. Einige aus meiner Heimatregion Paderborn seien angeführt: Bereits seit 1975 besteht der sogenannte „Dorfrat“ in Wewelsburg, der den Verlust des alten Dorf- bzw. Gemeindeparlaments durch die kommunale Gebietsreform mindern wollte. Dem Beispiel Wewelsburg folgten andere Dörfer in der Nachbarschaft. In Leiberg existiert seit einigen Jahren ein „Verein zur Förderung der Dorfgemeinschaft.“ In Giershagen bei Marsberg ist ein alter Verkehrsverein zu einem neuen Verein umgebaut worden, der sich „Förderverein Unser Giershagen“ nennt. Seine Ziele sieht dieser Verein laut Satzung in der Stärkung des sozialen und kulturellen Zusammenhalts der Bevölkerung; die Identifizierung der Giershagener mit ihrem Ort soll gefördert werden; alle Vereine sollen in die Aktivitäten eingebunden werden. Vielleicht werden derartige Vereine demnächst die wichtigsten in den Dörfern sein. Eine mögliche Variante wäre aber auch, dass z. B. Schützenvereine diese Querschnittsaufgabe übernehmen.

      Das ganzheitliche Engagement der Dorfgemeinschaft für ihr Dorf wird ganz entscheidend den Ausschlag geben, wie dieses oder jenes Dorf in Zukunft aussehen wird. Das muss allen Dorf- und Kleinstadtbewohnern klargemacht werden. Die öffentliche Hand wird sich aus immer mehr Aufgaben zurückziehen. Die Wohlfahrt der Bürger wird nicht mehr vom Staat garantiert, sondern wird zunehmend durch bürgerschaftliches Engagement hergestellt. Angela Merkel schreibt in ihrer Regierungserklärung: Wir stehen am Ende des Traums vom Staat als „Hüter und Wächter des Gemeinwohls“. Dieses Leitbild wird sich durchsetzen. Die externen Fördertöpfe werden leerer, hängen höher. Sie werden in Zukunft nur noch dort fließen, wo eine entschieden engagierte Dorfgemeinschaft vorhanden ist. Das ist im Übrigen zumindest die inoffizielle Parole in den einschlägigen Ministerien und Förderbehörden. Mein Fazit: Dörfer ohne engagierte Dorfgemeinschaften werden ausbluten. Das wird man schon in ca. 5 bis 10 Jahren sehen können!

      Manchmal werden Dörfer erst durch herbe Verluste wachgerüttelt. So wurde im bayerischen Ollarzried angesichts des drohenden Verlustes des letzten Dorfgasthofs ein gesamtdörflicher Förderverein begründet, der schließlich den Gasthof rettete.

      f) Jugendliche für die Region gewinnen (um deren Abwanderung entgegenzuwirken)

      Die Jugendlichen sind das wichtigste Potential der Region. Der Abwanderung von (meist gut ausgebildeten) Jugendlichen in Großstädte und Ballungsgebiete entgegenzuwirken, muss ein wichtiges Handlungsfeld sein. Das Gegensteuern sollte breit und vielschichtig angelegt sein:

      – In Jugendforen oder Jugendparlamenten werden die Interessen von Jugendlichen deutlich gemacht und Aktivitäten ausgelöst sowie die Identifikation mit Ort und Gemeinde gestärkt.

      – Vereine und andere Gruppierungen, in denen ein Großteil der Jugendlichen ausgebildet und betreut wird, werden gestärkt: Sie dienen der längerfristigen Bindung an die Region.

      – Preisgünstiges Bauland für junge bauwillige Ehepaare wird bereitgestellt, wenn möglich durch Umnutzung in Ortskernen.

      – Es gilt, Umwelt-, Erholungs- und Freizeitwerte der Kultur- und Naturlandschaft als weiche Standortfaktoren weiterzuentwickeln.

      – Maßnahmen zur Aus- und Weiterbildung und zur Nutzung angewandter Forschung müssen unterstützt werden.

      – Den Jugendlichen muss durch Imagekampagnen klargemacht werden, dass die Region die Jugend braucht!

      Ein Musterbeispiel bietet die kleine Gemeinde Ummendorf in der Magdeburger Börde mit etwa 1100 Einwohnern. Hier bietet der Bürgermeister Falke (der auch in Schloss Neuhaus vorgetragen hat) jeden Dienstag um 17 Uhr eine Sprechstunde für Jugendliche an, an der im Durchschnitt 20 bis 30 Jugendliche von 14 bis 18 Jahren teilnehmen. Die Jugendlichen tragen ihre konkreten Wünsche vor, und sie erfahren viel Entgegenkommen des Bürgermeisters. Sie verpflichten sich aber auch zu Hilfestellungen für die Gemeinde, z. B. durch Pflege der zwei Bushaltestellen des Dorfes!

      g) Integration von Aussiedlern und anderen Zugewanderten

      In unseren Dörfern und Kleinstädten lebt heute ein teilweise sehr hoher Anteil an Aussiedlern, z. T. bis zu 30 Prozent der Bewohner. Die Bilanz der Integration fällt sicher zwiespältig aus: Einerseits haben es viele, wenn nicht die meisten, aus ihrer persönlichen Sicht „geschafft“, d. h., sie haben einen Arbeitsplatz und oft auch Eigentum erworben, sind fleißig, haben große Familien, d. h. auch viele Kinder und Jugendliche. Aber es gibt ohne Zweifel noch Integrationsdefizite zur alteingesessenen Bevölkerung. Offenkundig sind z. B. Defizite in der Mitarbeit in Vereinen und der Kommunalpolitik, obwohl gerade in den Vereinen viele Versuche unternommen worden sind. Vielleicht sind die eben genannten „Vereine zur Förderung der Dorfgemeinschaft“ am ehesten in der Lage, gegenseitige Schwellen und Ängste abzubauen. Auch aus Eigennutz sollten die Bemühungen nicht nachlassen. Man sollte aber nicht nur die steigenden sozialen Kosten einer fehlenden Integration sehen. Man sollte vielmehr erkennen, dass hier ein großes Humankapital vorhanden ist, das dem Dorfleben zugute kommen könnte. Ein Blick auf die Nachkriegsjahre zeigt an, dass vielerorts gut integrierte Vertriebene wesentlich zur Bereicherung des Dorflebens beigetragen haben.

      h) Vielfalt und Identität unserer Kultur- und Naturlandschaften erhalten und entwickeln

      So lautet eines der neuen „Leitbilder und Handlungsstrategien für die Raumentwicklung in Deutschland“ von 2006. Da praktisch alle ländlichen Regionen in Deutschland über bedeutende und vielfältige Kulturlandschaften verfügen, sollten sie sich dieses Leitbild des Bundes unbedingt zu eigen machen. Wertvolle und gepflegte Kulturlandschaften gehören zu den sogenannten weichen Standortfaktoren, die sowohl für die Wirtschaft als auch für die Zufriedenheit und Identität der Bewohner von großer Bedeutung sind. Im Einzelnen geht es um

      –

Скачать книгу