Religion und Bildung in Kirche und Gesellschaft. Группа авторов

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Religion und Bildung in Kirche und Gesellschaft - Группа авторов Studien zur Theologie und Praxis der Seelsorge

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1 (2010), 44-56.

      Küng, H./Kuschel, K.-J. (Hgg.), Erklärung zum Weltethos. Die Deklaration des Parlaments der Weltreligionen, München 21996.

      Sarikaja, Y., Genese eines neuen Typs Islamischer Theologie in Deutschland, in: Hikma. Journal of islamic theology and religious education 1 (2010), 32-43.

      Striet, M., Keine Universität ohne Theologie. Die Empfehlungen des Wissenschaftsrates fordern heraus, in: Herder Korrespondenz 64 (2010), 451-456.

      Universität Osnabrück, Hochschulentwicklungsplan. Teil 1: Institutionelle Entwicklungsziele, Osnabrück 2009.

      Wissenschaftsrat (Hg.), Empfehlungen zur Weiterentwicklung von Theologien und religionsbezogenen Wissenschaften an deutschen Hochschulen, Köln 2010.

      Ziebertz, H.-G., Der Beitrag der christlichen Theologie zur Imamausbildung, in: B. Ucar (Hg.), Imamausbildung in Deutschland. Islamische Theologie im europäischen Kontext, Osnabrück 2010, 289-305.

      Arnd Bünker

      Migrationsgemeinden als Sehhilfe

      Überlegungen zur veränderten Realität des Christlichen in Mitteleuropa

      Christliche Migrationsgemeinden in Mitteleuropa

      Die Existenz christlicher Migrationsgemeinden9 in Mitteleuropa gehört nicht zu den Wahrnehmungsfeldern der Theologie, auf die sich diese mit besonderer Aufmerksamkeit gestürzt hätte. Norbert Mette spricht von der „Nichtbeachtung“, die den Migrationsgemeinden in Pastoraltheologie bzw. praktischer Theologie schon über lange Zeit entgegen schlägt. Erst seit wenigen Jahren beginnen vor allem Fachleute aus den eher marginalisierten theologischen Disziplinen wie der Missionswissenschaft und der Ökumenewissenschaft, sich mit dem Phänomen der Migrationsgemeinden auseinanderzusetzen. Nicht zuletzt ist dies aber eine dringende Voraussetzung für eine (mittel-)europäische Theologie, die sich kontextbewusst den Herausforderungen der Globalisierung zu stellen bereit ist. (vgl. Mette 2010, 199-208)

      Katholische anderssprachliche Missionen

      Dass Migrationsgemeinden seit Jahrzehnten im Abseits fast jeglicher praktisch-theologischen Aufmerksamkeit und Reflexion standen und stehen, wird deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass z.B. über die Existenz von sogenannten „Missionen“ für KatholikInnen anderer Muttersprache noch kaum eine wissenschaftliche Arbeit im deutschsprachigen Raum vorliegt. Dabei ist die Zahl der katholischen Migrationsgemeinden nicht gering. Ca. 400 Missionen für 30 nationale Gruppen bzw. Sprachgruppen gibt es allein in Deutschland, mehr als hundert Missionen gibt es in der Schweiz. Viele dieser Missionen betreuen mehrere Gemeinden an Standorten, die oft über große Distanzen hinweg verstreut liegen. Wenn auch der größte Teil der Missionen vor allem für binneneuropäische Migrationsgruppen (z.B. Italiener, Polen, Kroaten, Spanier, Portugiesen, Franzosen) eingerichtet wurde, so dürfen auch die Gruppierungen katholischer Migrantinnen und Migranten aus Asien, Afrika und Lateinamerika nicht vergessen werden, die sich zum Beispiel spanisch- oder portugiesischsprachigen Missionen anschliessen oder aber in eigenen Missionen organisiert sind. Dazu kommen noch eigene Seelsorgestrukturen für Gruppierungen, die nicht im lateinischen Ritus Gottesdienst feiern: Ukrainer und Rumänen des byzantinischen Ritus, Russen des slawischen Ritus, Eritreer des Ge’ez-Ritus, Inder des syro-malabarischen und -malankarischen Ritus, syrisch-unierte Katholiken sowie chaldäische Katholiken aus dem Irak. So zeigt sich eine grosse Zahl und Vielfalt katholischer Migrationsgemeinden, die nahezu parallel zur und im Abseits von der „Normalstruktur“ der hiesigen Pastoral wirken, Gottesdienste feiern, sozialen und emotionalen Rückhalt bieten, Integration fördern, Seelsorge leisten und Gemeinde bilden.

      Freikirchlich organisierte Migrationskirchen

      In den letzten Jahrzehnten hat sich das Bild der christlichen Migration sehr verändert. Diese Veränderungen hängen mit den globalen Migrationsströmen zusammen. Mehr und mehr wird das Bild der christlichen Einwanderung in den mitteleuropäischen Raum durch Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion, aus Afrika, Asien und Lateinamerika geprägt. Mit ihnen ändert sich auch das Bild der christlichen Immigration. Die Migrantinnen und Migranten repräsentieren „Christentümer“ ihrer Herkunftskontexte, die sich zum Teil erheblich von den Mustern, die im lateinisch-kirchlich geprägten Europa entstanden und bekannt sind, unterscheiden.

      Wenn man – nicht zuletzt aufgrund der spezifischen Struktur der katholischen Kirche – die Zahl der Missionen und der angeschlossenen katholischen muttersprachlichen Gemeinden noch recht genau angeben kann, so ist dies für die Zahl sogenannter neuerer postkonfessionell geprägter Migrationskirchen nur annäherungsweise möglich. Die Schätzungen für Deutschland bewegen sich in der Größenordnung um 1000 Gemeinden, die Schätzungen für die Schweiz gehen von 300 neueren Migrationskirchen aus. Diese können zum Teil sehr klein und unscheinbar sein; es gibt aber auch große Migrationskirchen, die jeden Sonntag mehrere Hundert Menschen versammeln.10

      Das auffälligste Merkmal der neuen Christentümer in Europa dürfte darin bestehen, dass diese sich in der großen Mehrzahl durch pentekostale (pfingstliche) bzw. charismatische Prägung auszeichnen. Auch wenn diese „Pentekostalismen“ wiederum sehr unterschiedlich sind (man vergleiche nur pfingstliche Gemeinden russischer Provenienz mit solchen ghanaischer Herkunft), so lassen sich doch auch gemeinsame Merkmale beschreiben:

      Verbunden mit einer freikirchlichen Organisationsweise bilden die Migrantinnen und Migranten ihre christlichen Gemeinden als „Migranten-Selbstorganisation“, während z.B. katholische Missionen als „Migranten-Organisationen“ noch für die katholischen Migrantinnen und Migranten errichtet wurden und auch durch kirchenrechtliche Bestimmungen definiert sind.

      Daraus ergibt sich ein weitere Beobachtung: Für den kirchlichen ökumenischen Kontakt zu den neueren Migrationskirchen fehlen den „eingesessenen“ Kirchen noch die Routinen für den Dialog und die ökumenische Kooperation. Versuche einer (institutionellen) Vereinnahmung durch die Großkirchen werden allerdings von den neuen Migrationskirchen selbstbewusst abgelehnt. Das heißt nicht, dass Migrationskirchen keine institutionelle Annäherung suchen würden. Etliche evangelische Landeskirchen sehen sich beispielsweise durch den Wunsch mancher Migrationskirche herausgefordert, von der Landeskirche anerkannt zu werden oder gar einer Landeskirche beitreten zu können. Nicht zuletzt bringt auch die häufige Praxis von neueren Migrationskirchen, sich als „Untermieter“ in bestehenden Kirchengebäuden der Großkirchen zu versammeln, Berührungs- und Kontaktmöglichkeiten mit sich. In diesen Annäherungsprozessen sind beide Seiten gefordert. Die für alle Beteiligten anstehenden Veränderungen zeichnen sich erst langsam ab.

      Ein typisches Unterscheidungsmerkmal zwischen vielen neueren Migrationskirchen und den deutschen „Mainline-Churches“ findet sich im Bereich der Spiritualität. Dabei geht es nicht nur um ein Mehr oder Weniger an Nüchternheit oder Emotionalität im Gottesdienst, es geht sehr fundamental um unterschiedliche kosmologische Konzeptionen des Christlichen. Hinter den sichtbaren unterschiedlichen „Stilen“ und „Ausdrucksformen“ der verschiedenen Christentümer stehen nicht zuletzt sehr unterschiedliche Vorstellungen von Gott und Welt, von Mächten und Dämonen, von Zeit und Raum, von „aufgeklärter“ und „religiöser“ Rationalität. Diese Unterschiede lassen es sinnvoll erscheinen, von „Christentümern“ zu sprechen. Was diese Christentümer überhaupt noch als „gemeinsamer Nenner“ verbindet, dürfte – mit Theodor Ahrens (vgl. Ahrens 2005, 213f) – wohl am ehesten im Bezug auf die Bibel bzw. die Jesus-Story bestehen. Dabei geschieht selbst die Art und Weise dieser Bezugnahme sehr unterschiedlich, was beispielsweise Werner Kahl anschaulich herausgearbeitet hat. (vgl. Kahl 2007)

      Weitere

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