Religion und Bildung in Kirche und Gesellschaft. Группа авторов

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Religion und Bildung in Kirche und Gesellschaft - Группа авторов Studien zur Theologie und Praxis der Seelsorge

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wird sich der Kirche die Einsicht als Auftrag und als Entlastung schenken, dass sie einer Liebe dient, die sie nicht selber erfüllen muss und kann. Gott ist immer größer.

      Literatur

      Mette, N., Art. Evangelii nuntiandi, in: LThK3 3 (2001), 1031.

      Martina Blasberg-Kuhnke

      Dialog – Trialog – oder mehr?

      Islam in Deutschland und die Zukunft der Theologien in praktisch-theologischer Perspektive

      Imamausbildung als Profilelement

      „Imame sind religiöse Repräsentanten und Leiter der islamischen Gemeinden und stellen eine theologische Instanz als Hauptakteure der religiösen Dienste und als lokale Vertreter der islamischentheologischen Gelehrsamkeit dar. Als theologisches und pastorales Fachpersonal erfüllen sie gottesdienstliche Aufgaben, vertreten den Islam nach außen und verantworten die religiös-ethische Bildung der Gemeindemitglieder. Akademische Kenntnisse der islamischen Wissenschaften und der islamischen Theologie, quantitativ und qualitativ vergleichbar mit der Ausbildung von Theologinnen und Theologen für pastorale Berufe in den christlichen Theologien, sind zur Wahrnehmung dieser Aufgaben unabdingbar.

      Die Universität Osnabrück ist beteiligt an einer ‚ressortübergreifenden Arbeitsgruppe Imamausbildung’, die auf Initiative des (niedersächsischen) Innenministerium eingerichtet wurde und an der auch das Kultusministerium, das Wissenschaftsministerium sowie anerkannte Fachvertreterinnen und -vertreter aus Islamwissenschaften, Religionswissenschaften und islamischen wie christlichen Theologien beteiligt sind. Diese Arbeitsgruppe hat den Auftrag, im Dialog mit weiteren Expertinnen und Experten, die (Aus-)Bildung von Imamen für muslimische Gemeinden in Deutschland, vorrangig in Niedersachsen, zu konzipieren.

      Ziel ist es, in den nächsten drei bis vier Jahren einen islamwissenschaftlich-theologischen Bachelor-Studiengang einzurichten. Dazu bedarf es eines Instituts mit mindestens vier weiteren Lehrstühlen mit einer Ausstattung, die das Land Niedersachsen einzurichten hätte. Zudem soll eine Fortbildung für Imame, die bereits ein Theologiestudium im Ausland absolviert haben, innerhalb eines Jahres entwickelt werden. Damit wird, in enger Kooperation mit dem interdisziplinären ‚Zentrum für Interkulturelle Islamstudien’ (ZIIS) und dem Lehrstuhl für Islamische Religionspädagogik ein bundesweit einmaliges Islam-Theologisches Institut eingerichtet. Es wäre das erste islamischtheologische Institut an einer deutschen Hochschule und ein qualitativ entscheidender Schritt in der interreligiösen Kooperation mit dem Islam auf wissenschaftlicher Ebene.“ (Universität Osnabrück 2009, 41) Als die Universität Osnabrück im Sommersemester 2009 ihren Hochschulentwicklungsplan im Senat, Hochschulrat und Präsidium verabschiedet hat und als erstes angestrebtes Profilelement für die unmittelbare Zukunftsentwicklung die Imamausbildung benannt hat, war damit eine Entscheidung in einem Prozess gefallen, der eine Entwicklung über mehr als 10 Jahre dokumentiert, zugleich stets diskussionswürdig und nicht unstrittig war.

      Kompetenz in Migrationsforschung und Interkultureller Pädagogik und die Ausbildung von Religionslehrerinnen und -lehrern, bekennenden Muslimen und Muslima, zunächst in einem Bund-Länder-Kommissionsprojekt für Grundschulen im Lande Niedersachsen, engagiert mitgetragen von den Instituten für Katholische und Evangelische Theologie, besonders der Religionspädagogiken, bilden ein Umfeld, in dem eine solche wissenschaftliche Begegnungskultur gewagt werden kann. Der langjährige Leiter des Instituts für Migrationsforschung an der Universität Osnabrück, Klaus Bade, beschreibt die Herausforderung ungeschönt: „Bewegungen von Menschen über Grenzen können zu kultureller Bereicherung führen. Aber erstens muss das nicht so sein und zweitens ist der Weg zu solcher Bereicherung nur im sozialromantischen Märchen eine fröhliche Rutschbahn in ein buntes Paradies. In der gesellschaftlichen Wirklichkeit war und ist die interkulturelle Herausforderung oft auch bestimmt durch Spannung, Reibung und Konflikt, in aller Regel nur auf Zeit – aber das tröstet diejenigen wenig, die in der entsprechenden Zeit leben“ (Bade 2005, 8). Treffender kann man die Spannung zwischen Begegnung und Bereicherung auf der einen Seite und Ängsten und Konflikten auf der anderen, die mit Migration, Zuwanderung und Einwanderung in vielen europäischen Ländern verbunden sind, kaum schildern. Migrantinnen und Migranten und (oft schon vor Generationen) zugewanderte Ausländerinnen und Ausländer stammen in den deutschsprachigen Ländern Europas mehrheitlich aus der Türkei. Sie bringen ihre Kultur und Kulturen und, als deren integralen Teil, ihre Religion mit: den Islam. Migration und Islam in Deutschland haben miteinander zu tun – aber sie sind nicht einfach in eins zu setzen. Ohne Frage rückt der Islam nicht nur ins Blickfeld der europäischen Debatte, zunehmend geht es eben genau um die „mitgebrachte“ Religion, den Islam selbst. „Weder eine ästhetisierende Verharmlosung des Phänomens seiner Präsenz noch eine polemisch und Panik produzierende Dramatisierung sind für eine Auseinandersetzung hilfreich.“ (Eggensperger 2005, 4)

      Begegnung wagen – Islam in Europa

      Es gibt viele gute Gründe, die Herausforderung der Verständigung der verschiedenen Religionen und Weltanschauungen im Dialog oder genauer im Trialog der abrahamischen Religionen aufzunehmen, um zusammen eine europäische Friedensgemeinschaft und ein demokratisches, auf den Menschenrechten basierendes Europa aufzubauen. Was Hans Küng schon vor Jahren in seinem „Projekt Weltethos“ der Menschheitsfamilie in der Einen Welt ins Stammbuch geschrieben hat, wird für den Aufbau eines demokratischen Europa mit seinen Religionen konkret: Kein Friede unter den Nationen ohne Frieden und Dialog unter den Religionen. (vgl. Küng/Kuschel 21996)

      Konkreter im Blick auf die Lebenssituation der über 3,2 Millionen Muslime in Deutschland, auf die Frage, was „mit den über 700.000 Schülerinnen und Schülern muslimischen Glaubens an öffentlichen Schulen dann geschieht, wenn ihre Mitschüler Religion haben oder am Ethikunterricht teilnehmen, beschäftigt inzwischen alle, die für die Bildung der jungen Generation Verantwortung tragen. Schickt man diese Schüler/innen weiter in die Pause, nimmt sie aus der Klasse heraus und ‚deklassiert’ sie so – ein Schülerleben lang – oder bietet man ihnen eine ethisch-religiöse Erziehung auf gleicher Augenhöhe an? Die Erfahrung der Nicht-Wahrnehmung – ein Schülerleben lang – schafft den Boden für eine sich selbst ausgrenzende, fundamentalistische Antwort gegen ‚die Anderen’. Die Frage der religiös-ethischen Bildung von Muslimen ist damit zu einer kulturpolitischen Aufgabe geworden, die sich keineswegs mehr auf ein Migranten-Problem beschränkt. Vielmehr geht es um die nachwachsende Generation in Deutschland insgesamt. Auch die Mehrheit muss lernen, den Islam wahrzunehmen; nur gemeinsam kann gegenseitige Anerkennung gelernt werden“ (Graf 2006, 269). Was Peter Graf als Initiator des Osnabrücker islamischen Religionsunterrichtsmodells aus schulpädagogischer Sicht begründet, bedarf selbstverständlich ebenso der religionspädagogischen Begründung, die mit Art. 7,3 GG im Recht der Kinder auf religiöse Bildung als Teil des umfassenden Bildungsauftrags der Schule und in gemeinsamer Verantwortung von Staat und Religionsgemeinschaft, analog zum konfessionellen Religionsunterricht der christlichen Kirchen, zu sehen ist.

      Interkultureller und interreligiöser Dialog stehen, seit dem 11. September 2001 zumal, stets unter dem Vorzeichen ihres Beitrags zur „Integration“, was auch immer näher mit dieser schillernden Kategorie gemeint sein mag. Sicherheit und gedeihliches Zusammenleben, gerechte Lebens- und Entwicklungschancen, die Freiheit der Religionsausübung, alles dieses und vieles mehr, sind Grund genug, sich um Integration zu bemühen; eine ausreichende Begründung für die Einrichtung des islamischen Religionsunterrichts, für die Ausbildung von Imamen in deutscher Sprache und an deutschen Universitäten, erst recht für die Einrichtung islamisch-theologischer Institute und Zentren für Islamstudien als Teil des deutschen Hochschulwesens sind sie nicht. Universitäten haben die Aufgabe der Wissensgenerierung und der wissenschaftlichen Forschung und Lehre; wenn nicht ausweisbar ist, dass islamische Theologie an deutschen Universitäten diesem allgemeinen

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