Tatort Oberbayern. Jürgen Ahrens

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Tatort Oberbayern - Jürgen Ahrens

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weil er einen Verdacht hatte. ›Robertfreier Raum‹ hat der Lukas die Scheune genannt, sagt der Birnhuber.«

      »Robertfreier Raum?« Katharina zog fragend die Augenbrauen hoch.

      »Ja, ein Herz und eine Seele waren sie wohl schon lange nicht mehr, die beiden Adelhofer-Brüder. Die Vermarktung auf dem Hof hat dem Lukas wohl noch den Rest gegeben, sagt zumindest der Alfred. Er hätte sich oft bei ihm ausgeweint darüber, dass niemand sieht, dass Robert ohne ihn, den Bruder, niemals diese Karriere gemacht hätte. Und dass man sich für ihn mindestens genauso interessieren müsste wie für Robert. Aber er war halt kein Menschenfänger wie der Robert. Das hat sich Alfred wohl in den letzten Jahren ständig angehört.«

      Nina Obermann schaute auf die Uhr: »Ich würde gern noch weiter mit Ihnen plaudern, aber beautiful Robert darf man nicht warten lassen.« Sie rollte die Augen.

      »Bevor Sie fragen: Ja, ich werde Ihnen von dem Treffen mit Adelhofer berichten.«

      »Warum fahren Sie überhaupt zu ihm, wenn der Fall abgeschlossen ist?«

      »Ich will ihm unsere Ermittlungsergebnisse mitteilen, das gehört sich so zum Abschluss. Und nachdem ich sowieso in München zu tun hab, habe ich ihm die Fahrt nach Rosenheim erspart.« Nina Obermann winkte die Kellnerin heran, die mit Unverständnis reagierte, als Katharina auf ihre Nachfrage verneinte, das »Krusterl« probiert zu haben. Kopfschüttelnd steckte sie ihr Trinkgeld ein, während Katharina der Kommissarin zur Tür folgte.

      »Nett war’s mit Ihnen, Frau Langenfels, und denkens an unsere Vereinbarung, was Lukas’ Buch betrifft, bitte. Normalerweise bin ich nicht so freundlich zu Journalisten.«

      »Versprochen, Frau Obermann, Sie können sich hundertprozentig auf mich verlassen. Eine Frage noch: Wo finde ich diesen Alfred Birnhuber?«

      »Anscheinend jeden Tag ab 17 Uhr beim Seewirt in Gstadt, freitags ab 12. Servus Frau Langenfels.«

      Katharina beschloss, zu Fuß in die Redaktion zurückzugehen. Zum einen, um ihre Gedanken zu sortieren, und zum anderen bewegte sie sich sowieso viel zu wenig. Mit Alfred Birnhuber müsste sie in den nächsten Tagen reden. Gstadt am Chiemsee war zwar nicht gerade der perfekte Rechercheort für eine alleinerziehende Mutter aus München, aber in diesem Fall hatte sie Glück: Freitag war Oma-Tag. Svenja freute sich seit Wochen darauf, nach der Schule zur Oma zu dürfen. Katharinas Mutter war – manchmal leider, meistens Gott sei Dank – keine von den Omas, die zu Hause saßen und darauf warteten, dass ihre Enkel zu Besuch kamen. Stattdessen musste Katharina mit ihrer Mutter Susanne Wochen im Voraus einen Termin vereinbaren.

      Vor zehn Jahren hatte Susanne ihrer Tochter mitgeteilt, dass sie sich von ihrem Vater scheiden lassen würde. Nachdem Katharina auf eigenen Füßen stand, hatte ihre Mutter genug gehabt vom Leben an der Seite eines eher wortkargen Polizisten. Katharina wunderte das nicht, sie selbst hatte auch nie richtig Zugang zu ihrem Vater gefunden. Seitdem er im Ruhestand war und die meiste Zeit auf Mallorca lebte, bestand ihr Kontakt aus zwei bis drei Telefonaten im Jahr und Geburtstagspostkarten.

      Ihre Mutter hatte kurz nach der Trennung verkündet, dass sie nun eine Heilpraktikerinnen-Ausbildung mache und wieder Hartschmidt heiße, ihr Mädchenname.

      Heute hatte Susanne Hartschmidt eine florierende eigene Praxis – und wenig Zeit.

      Aber diesen Freitag würde Svenja bei ihr sein und Katharina konnte in aller Ruhe an den Chiemsee fahren.

      Für heute stand erst etwas anderes an: Fotodateien durchsuchen mit Birgit.

      Als Katharina in Birgit Wachtelmaiers Büro eintraf, stand die Archivarin von »Fakten« an einem kleinen Beistelltisch neben ihrem Schreibtisch und rührte lustlos in einem Messbecher. Vermutlich ein Schlankheitsdrink, Eier-Diät ade, mutmaßte Katharina. Birgit trug auch heute schwindelerregend hohe Pumps – diesmal aus schwarzem Samt –, dazu eine schwarze Marlene-Dietrich-Hose, für ihre Verhältnisse ungewohnt einfarbig. Dies änderte sich allerdings oberhalb der Gürtellinie. Sie hatte eine giftgrüne, transparente Chiffon-Bluse an, darunter ein orangefarbenes Top. Die hellblauen Spitzenträger des BHs konnte man erahnen. Birgit lächelte ihre Freundin erfreut an: »Du kommst genau rechtzeitig zum Mittagessen! Auch einen Sojadrink? Total gesund, aus dem Reformhaus. Meiner ist Vanille, ich kann dir ansonsten eine herzhafte Geschmacksrichtung anbieten, Salami, Schinken, Chili …«

      »Nein, danke, Birgit, ich habe keinen Hunger. Hast du im Netz noch irgendetwas Interessantes gefunden in Sachen Adelhofer?«

      Birgit setzte sich an den Computer, nahm einen Schluck von ihrem Drink, verzog das Gesicht und legte los: »Eine normale Recherche habe ich ja schon gemacht, da kamen die besagten Facebook- und Instagram-Bilder raus, ohne Ende Artikel und Blogs, die sich mit Adelhofer beschäftigen, Homestorys vom Hof am Chiemsee, übrigens aus den letzten Jahren so gut wie keine Fotos mehr mit den beiden Brüdern allein. Höchstens auf irgendwelchen Events, ich suche die interessantesten raus und schicke sie dir. Ich glaube, dass Robert und Lukas keinen Draht mehr zueinander hatten, ehrlich gesagt.«

      Katharina nickte. »Das meint die Obermann von der Kripo auch.«

      Birgit klopfte sich grinsend auf die Schulter und fuhr fort: »Viel spannender als diese normale Netzrecherche wären Infos, die Menschen verschlüsselt auf ihren Seiten haben, das, was man eben genau nicht der Öffentlichkeit zeigen will oder darf. Richtig?« Erwartungsvoll schaute Birgit Katharina an.

      Die räusperte sich und antwortete diplomatisch: »Klar, aber an die kommt man legal nicht ran.«

      »Ach, Katharina, das Internet ist ein offenes Buch. Wenn man sich ein bisschen auskennt, ist alles zugänglich. Ich werde weitersuchen, verlass dich drauf.«

      Katharina wusste, dass Einspruch zwecklos war, und wechselte deshalb das Thema. »Vielleicht bringt uns Alfred Birnhuber noch auf eine neue Spur. Der scheint einige Geheimnisse zu kennen, und zwar über Lukas Adelhofer.«

      Birgits Kopf flog herum, die rosa Plastikherzen, die die Archivarin heute als Ohrringe trug, vibrierten heftig.

      So sollte man mit Herzen nie umgehen, philosophierte Katharina im Stillen.

      »Gut, stelle ich meine Recherchen eben ein. Madame Redakteurin ist offenbar lieber allein unterwegs«, giftete Birgit los. »Danke, dass du mich an deinen Infos genauso teilhaben lässt wie ich dich an meinen. Darf man erfahren, wer Alfred Birnhuber ist?«

      Katharina fragte sich, ob sie den Schlankheitsdrinks die Schuld an Birgits plötzlichem Wutausbruch geben sollte, schwieg aber. Stattdessen stand sie auf, trat hinter ihre Freundin und begann, ihr die vom vielen Internetsurfen verspannten Nackenmuskeln zu massieren.

      »Birgit, dass es einen Alfred Birnhuber gibt, weiß ich erst seit einer halben Stunde. Nina Obermann hat mir von ihm erzählt, er ist ein Freund von Lukas Adelhofer. Der scheint mehr darüber zu wissen, warum es Lukas so schlecht ging. Es kommt noch ein Haufen Arbeit auf mich zu und ich bitte dich inständig, mir dabei zu helfen. Ohne dich schaffe ich das niemals. Ohne dich hätte ich keine meiner Geschichten jemals zu Ende recherchieren können.«

      Katharina merkte, wie sich Birgit unter ihren Händen entspannte.

      »Okay, danke, lieb, dass du das sagst. Ich weiß es eigentlich auch. Ich glaube, ich sollte mit diesen Scheißschlankheitsdrinks aufhören, die machen mich fertig. Gut, du triffst dich mit diesem Alfred Hirnhuber, Dirnbuber, Birnhuber und dann schauen wir weiter.«

      Katharina seufzte erleichtert.

      »So machen wir es, Birgit. Bist ein Schatz!«

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