Gestalttherapie mit Kindern und Jugendlichen. Группа авторов

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Gestalttherapie mit Kindern und Jugendlichen - Группа авторов IGW-Publikationen in der EHP

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Piagets, Kohlbergs und Kegans. Auch Kenhofer (2012) hält die Entwicklungsannahmen Piagets als vereinbar mit der Gestalttherapie. Die Entwicklung der Kontaktfunktionen skizziert Salonia (1990) in Auseinandersetzung mit psychoanalytischer Entwicklungstheorie. Der phänomenologisch genau gefasste Kontaktzyklus kann ebenfalls als ein Wachstumskonzept angesehen werden. Die Erweiterung und Verbindung dieses Kontaktzyklus auf Entwicklungsaufgaben leistet Hartmann-Kottek (2004, S. 145 f.). Hartmann-Kottek schlägt dabei neun Wachstumsphasen eines erweiterten Kontaktkreises vor (a. a. O. S. 156), die sich paradigmatisch in Entwicklungsabläufen finden lassen. Für Entwicklungen unter Kriseneinfluss wird ein Wandlungskreis vorgeschlagen, der ebenfalls neun Stadien umfasst. Diese theoretische Orientierung am Kontaktzyklus als Wachstums- und Entwicklungsmodell wird anhand klinischer Beispiele verdeutlicht. Ihre empirische Überprüfung für eine entwicklungspsychologische Theoriebildung ist für genauere Beobachtungsstudien vorgesehen. Pauls (1994) verbindet das Entwicklungsmodell von Daniel Stern mit gestalttherapeutischen Überlegungen.

      2.1 Violet Oaklander: Gestaltkindertherapie

      Violet Oaklander beschreibt in ihrer 1978 fertig gestellten Dissertation im Fach Psychologie eine unglaublich reiche Fülle an Methoden und Techniken, um den Ausdruck der inneren Befindlichkeit ihrer jungen Klienten zu fördern sowie ihre Transformation. Ihre Arbeit ist unterstützend, Selbstwert steigernd und beinhaltet die Aneignung abgespaltener, verschütteter oder noch nicht entwickelter Anteile. Oaklander führt aus, dass die meisten Kinder, die Hilfe brauchen, eine Beeinträchtigung der Kontaktfunktionen aufweisen (Oaklander 1993 S. 78), häufig ein schwaches Selbstgefühl zeigten.

      »Kinder drängt es zum Wachstum. Ist ihre natürliche Funktionsfähigkeit gestört, so werden sie zu irgendeinem Verhalten Zuflucht nehmen, von dem sie glauben, dass es ihnen hilft zu überleben.« (Oaklander 1993, S. 79)

      Ein Ziel von Oaklander ist es, »das Selbstwertgefühl eines Kindes aufzubauen, seine Kontaktfunktionen zu stärken, und ihm ein neues Gefühl für die Sinne seines Körpers zu geben.« (Oaklander S. 809) »Indem also das Kind in der Therapie seine Sinne, seinen Körper, seine Gefühle neu erlebt, gewinnt es eine gesunde Haltung zum Leben zurück.« (ebd.) Oaklander setzt gestalttherapeutische Traumarbeit (ebd. S. 185) ein sowie die Leerer-Stuhl-Technik zur Klärung innerer Konflikte in Verbindung mit den topdog / underdog Polaritäten (ebd. S. 192 f.). Sie integriert auch Methoden anderer Schulenprovenienz wie die Sandkistentechnik der Jungianerin Margaret Lowenfeld (zit. nach Oaklander 1993, S. 210 f). Ihr Buch enthält auch eine Reihe von Falldarstellungen zur Therapie bestimmter Störungsbilder wie aggressiver, hyperaktiver, introvertierter Kinder, Kinder mit traumatischen Erfahrungen oder Einzelgänger. Zusammenfassend kann man sagen, Oaklander arbeite am Ausdruck und der Ausdrucksfähigkeit sowie an der Selbstunterstützung und dem Selbstgefühl. Sie geht von einem Entwicklungsmodell aus, das auf das von Goldstein übernommene Wachstumsmodell in Perls, Hefferline und Goodman (1992) aufbaut. Oaklander und Mortola (2011, S. 78, 108) beschreiben die wesentliche Struktur therapeutischer Erfahrung für Patienten in vier Schritten. 1. Zunächst wird eine Vorstellung davon geschaffen, was geschehen soll, eine imaginative Erfahrung z.B. durch Anweisungen wie: »Stell dir einen sicheren Ort vor.« 2. Für diese imaginative Erfahrung wird anschließend ein sinnlicher Ausdruck geschaffen, z.B.: »Male, was du dir vorgestellt hast.« 3. In einem dritten Schritt wird versucht, durch eine metaphorische Überleitung und Beschreibung diese Erfahrung noch stärker subjektiv anzubinden z.B. durch den Vorschlag: »Versuche, dieser sichere Ort zu sein.« 4. Schließlich wird durch die Frage nach der Bedeutung des Erlebten eine Übertragung auf die aktuelle Lebenssituation geleistet. Nach Mortola (2011 S. 145) werden durch die Anregung mittels der Sinne offene, unabgeschlossene Gestalten in den Vordergrund gehoben und werden so einer integrierenden Verarbeitung zugänglich.

      2.2 Ruella Frank: Körper und Bewegung

      Ruella Frank (2001) untersucht die frühkindliche Bewegungsentwicklung, die sie als Zentrum der gesamten Persönlichkeitsentwicklung versteht. Dabei greift sie besonders auf die Bewegungsstudien von Esther Thelen zurück. Thelen prägte den Begriff der Dynamischen Systemtheorie der Entwicklung (Developmental System Theory). Sie geht davon aus, dass die Bewegungsentwicklung unmittelbar die kognitive Entwicklung beeinflusst (Thelen 2000). Ruella Frank und Frances La Barre (2011) beschreiben auf der Grundlage von Kleinkindstudien Bewegungsentwicklung und ihren Einfluss auf die Gesamtentwicklung. Bewegungen werden als die ersten Ausdrucksformen, die erste Sprache eines Babys angesehen. Über die frühen Bewegungsmuster erfolgen die ersten kommunikativen Austauschprozesse und wird die erste Beziehung aufgebaut. Daher werden diese frühen Bewegungsmuster gewissermaßen als zentraler Bestandteil der Relationalität des Menschen verstanden. Die frühen Bewegungsinteraktionen formen jedes Individuum spezifisch.

      »Wenn Eltern und Psychotherapeuten lernen zu beobachten, zu identifizieren und die primären Bezugspersonen diese Bewegungssprache verstehen und fördern, und die Bewegungen ihres Babys… ›anprobieren‹, lernen sie, wie ihre emotionale Resonanz und ihr Verstehen aus der aktuellen Teilhabe an bestimmten Bewegungen und Bewegungsqualitäten entsteht.«2 (ebd. S. 15)

      »… diese Bewegungen und ihre Qualitäten vermitteln den Eltern, welche Bewegungen mit welchen Qualitäten und in welchen Dimensionen als Antwort benötigt werden.« (ebd.)

      Frank beschreibt und führt die körperliche Basis unseres Organismus-Umweltverhältnisses detailliert aus (20013, 2006, 20111). Sie beschreibt sechs Grundbewegungsmuster, die sich aus drei Bewegungspaaren zusammensetzen (2011, S. 21). Das erste Bewegungspaar ist Nachgeben (yield) und Drücken (push). Das zweite Bewegungspaar besteht aus dem Sich-nach-etwas-Strecken (reach) und dem gezielten Ergreifen eines Gegenstandes (grasp). Das dritte Bewegungspaar schließlich stellt das Ziehen (pull) und sich Entspannen (release) dar. Diese Bewegungstypen sind natürlich immer ineinander verschränkt und daher theoretische Abstraktionen. Mittels dieser sechs Bewegungstypen kommuniziert das Baby mit seiner Umwelt. Sie sind Teil des dynamischen Organismus-Umweltfeldes, entstehen aus dem Organismus, aber auch aus seinen Beziehungen zu seiner Umwelt, besonders zu seinen Bezugspersonen, sie sind daher auch Teil und Ausdruck der Beziehung. Das jeweils typische Bewegungsmuster eines Kindes bleibt während der weiteren Entwicklung erhalten.

      Es bestimmt auch die Interaktionen Erwachsener und hat damit einen hohen Einfluss auf die Gestaltung von Beziehungen und auch Partnerschaften.

      »Ändert sich unsere Umgebung, spüren wir den Unterschied im Körper. Wenn wir einen gewissen Unterschied im Körper erleben, so subtil er auch sein mag, empfinden wir eine Veränderung in unserer Beziehung zur Umwelt. Es ist nicht möglich, sich getrennt von seiner Umwelt zu erkennen. Indem wir Bewegungen erleben, werden wir der Existenz der anderen vermittels unserer eigenen Reaktion, die wir merken gewahr.« (Frank 2006)

      Frank nennt fünf Faktoren, welche die Assimilation von Neuem, aber auch die Offenheit zur schöpferischen Anpassung bei Babys und Therapiepatienten unterstützen. Frank beschreibt als ersten Faktor die fürsorgliche Präsenz der primären Bezugsperson, welche für eine ausreichend sichere Umgebung sorgt. Als zweite wichtige Einflussgröße wird die stützende Unterlage genannt, womit der Untergrund gemeint ist, auf dem der Säugling sitzt oder sich bewegt, und der erst durch ausreichenden psychischen und emotionalen Support für das Kleinkind zur Verfügung steht. Als dritter Entwicklungsfaktor wird eine ko-kreierte Aufgabe angesehen, bei der erst durch eine angemessene, nicht zu intensive und nicht zu schwache Stimulation durch die Umwelt das Baby mit eben dieser Umwelt in fließendem Austausch bleiben kann, ohne aus Überforderungsschutz den Kontakt abbrechen oder einschränken zu müssen. Als vierten Faktor beschreibt Frank den körperlichen Anspannungszustand, der erst in einem optimalen, ausgeglichenen Zustand ein Explorieren der Umgebung ermöglicht. Ist das Baby zu angespannt, wird es vielleicht leichter ängstlich, abwehrend oder vermeidend. Erregung, der es an Unterstützung mangelt, geht leicht in Angst über. Ist der Anspannungszustand und damit der Tonus zu niedrig, das Kind zu passiv, wird es wenig Aktivität zur Exploration seiner Umwelt entwickeln.

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