Achtsamkeitscoaching. Günther Mohr
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»Der größte Trick ist: Sei du selbst«. Dieser Satz stammt von Ruth Cohn, der großen Psychologin und Begründerin der Themenzentrierten Interaktion (TZI), als sie schon alt und weise war. »Sei du selbst!« Das klingt für viele zunächst einfach, wird dann bei näherem Hinsehen aber schwierig. Es führt nämlich zu der Frage: »Wer bin ich denn selbst?«
Die folgende Übung ist eine Annäherung an die oben dargestellten Aufmerksamkeitsperspektiven. Wir stellen uns zu einer bestimmten Lernaufgabe jeweils einen inneren Aspekt der Persönlichkeit vor, wir geben ihm einen Namen und betrachten den Teil, den er zu unserem Leben beiträgt. Die inneren Aspekte können sowohl aktuell in uns vorhanden sein oder aus dem Vermächtnis früherer Generationen stammen oder aus dem eigenen imaginierten Erbe hervorkommen. Hinzu kommt die »weise Person«, die einen Teil der nondualen Ebene verkörpert.
Übung: Wie man die eigene Aufmerksamkeit erfasst
Füge entsprechende Antworten ein.
Formuliere eine Lernaufgabe, die im Moment für dich ansteht:
Stelle dir weiter vor: Wer lernt mit mir?
Welche inneren Ressourcen (deine Stärken, deine Fähigkeiten) hast du beim Lernen? Und stelle dir diese innere Ressourcen als Personen vor.
A. Innere Ressource 1:
Personifiziert (mit einer wesentlichen Eigenschaft):
Name (falls eine Idee dazu da ist):
Welchen positiven Dienst liefert dir dieser Teil in dir?
B. Innere Ressource 2:
Personifiziert (mit einer wesentlichen Eigenschaft):
Name (falls eine Idee dazu da ist):
Welchen positiven Dienst liefert dir dieser Teil in dir?
C. Innere Ressource 3:
Personifiziert (mit einer wesentlichen Eigenschaft):
Name (falls eine Idee dazu da ist):
Welchen positiven Dienst liefert dir dieser Teil in dir?
D. Eine eher problematische Größe, deren Ressourcencharakter noch zweifelhaft ist.
Personifiziert (mit einer wesentlichen Eigenschaft):
Name (falls eine Idee dazu da ist):
Welchen positiven Dienst liefert dir dieser Teil in dir?
E. Eine Person aus deiner Familie, mindestens zwei Generationen zurück, die für dich Lernen verkörpert.
Personifiziert (mit einer wesentlichen Eigenschaft):
Name (falls eine Idee dazu da ist):
Welchen positiven Dienst liefert dir dieser Teil in dir?
F. Eine Person zwei Generationen nach dir, die von deinem »Erbe« profitiert.
Vielleicht gibt es diese Person noch nicht, dann stelle dir jemanden vor. Vielleicht hast du doch ein Bild von ihr.
Personifiziert (mit einer wesentlichen Eigenschaft):
Name (falls eine Idee dazu da ist):
Welchen positiven Dienst lieferst du diesem Teil in dir?
G. Eine weise Frau, ein weiser Mann, von dem du dir vorstellst, dass sie/er dich im Leben begleitet.
Vielleicht hast du noch kein Bild von dieser Gestalt, dann stelle dir jetzt jemanden vor.
Personifiziert (mit einer wesentlichen Eigenschaft):
Name (falls eine Idee dazu da ist):
Welchen positiven Dienst liefert dir dieser Teil in dir?
Setz dich ruhig hin und lass diese inneren Teile von dir in ein Gespräch eintreten.
Einige Leitfragen zur Auswertung dieser Übung:
Wie laut oder stark kommen einzelne Aspekte zum Ausdruck?
Welcher Aspekt korrespondiert mit welchem anderen, reagiert auf diesen?
Welche Aspekte ›arbeiten gut zusammen‹?
Welches Klima entsteht insgesamt?
Welche Änderungen könnten sinnvoll sein?
Welche Aspekte sollen deutlicher hervortreten, welche sollen sich mehr zurückziehen?
Der Südafrikaner Woltemade Hartmann betrachtet die verschiedenen inneren Anteile einer Person kulturübergreifend, sowohl in der westlichen als auch beispielsweise in der afrikanischen Kultur. Er formuliert sieben Fragen, die die Qualität des Zusammenspiels der inneren Persönlichkeitsanteile charakterisieren (Fritzsche und Hartman 2010, 118; Hartman 2011).
1 Kennen die einzelnen inneren Teile einander?
2 Können sie miteinander kommunizieren?
3 Können sie zueinander Empathie zeigen?
4 Können sie Verständnis füreinander äußern?
5 Können sie Erfahrungen zusammen erleben?
6 Gibt es Co-Bewusstheit, gemeinsame integrierte Bewusstheit?
7 Können Erfahrungen – wie in einem guten Team – »in einer Energie« gemacht werden?
Diese Fragen sind vor allem wichtig, wenn erst noch geklärt werden muss, ob und in welcher Form die Anteile als positive Ressourcen taugen. Die innere Achtsamkeit ist die Voraussetzung für äußere Achtsamkeit anderen Menschen gegenüber.
4. Achtsamkeit entwickeln
Die sechs Aufmerksamkeitsebenen (Körper, Gefühle, Denken, Ich-Konstrukt, transgenerational, nondual) sind für die Entwicklung des Bewusstseins ganzheitlicher Achtsamkeit relevant. Wer in seinem Leben an den Punkt kommt, dass er sich selbst weiter entwickeln möchte, der sollte sich all diesen Dimensionen stellen. Menschen können und sollen sich auf allen Ebenen entwickeln. Im Alter bekommen die transgenerationale und die nonduale Perspektive häufig mehr Gewicht. Das ist gut so. Der Zugang zum Bisherigen bleibt erhalten. Was wegfällt, ist eine einseitige Identifikation mit bestimmten Ebenen und das Abwerten anderer Ebenen. Die wesentliche Erkenntnis ist das Erwachen aus der automatischen Fixierung an Körper, Gefühle, Denken und Ego. Insofern findet im Entwicklungsprozess eine Schwerpunktverlagerung statt. Integrative Achtsamkeit benötigt alle Ebenen. Und auf allen sechs Ebenen ist Fortschritt, aber auch Rückschritt möglich.
Abb. 2: Rückentwicklung und