Systemische Professionalität und Transaktionsanalyse. Bernd Schmid

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Systemische Professionalität und Transaktionsanalyse - Bernd Schmid

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zu tun habe, und dass nach seiner Vermutung alle Probleme gelöst wären, wenn die Römer, anstatt diese irritierende Friedensinitiative zu betreiben, wie üblich ein- bis zweimal im Monat das Dorf angriffen.

      Auf unsere Frage an den Häuptling, was denn bisher in der Sache schon unternommen worden sei, erfahren wir, dass bezüglich der körperlichen Krankheiten der Druide schon selbst alles ausprobiert und eine ganze Reihe von Kollegen hinzugezogen habe, die aber die Probleme nicht hätten lösen können. Außerdem seien seit geraumer Zeit Obelix und Asterix als Schlichter zwischen dem Häuptling und seiner Frau, ebenso wie zwischen dem Fischhändler und seinen Kunden tätig. Trotz täglicher intensiver Überredungsversuche gäben die Beteiligten jedoch ihre Streitereien nicht auf. Dennoch wolle man von den externen Beratern gerne eine Einschätzung der umstrittenen Fragestellungen, die vielleicht für die beteiligten Streitparteien eine Klärung und für Asterix und Obelix eine Entlastung von ihrer internen Beratertätigkeit bringen könnte. Wir fragen den Druiden, was denn voraussichtlich passieren würde, wenn Asterix und Obelix in dieser Weise entlastet würden, und er meint, dass sich die beiden bald selbst in die Haare bekämen, wenn ihre Freundschaft nicht durch einen gemeinsamen Kampf gegen die Römer eine erneute Bestätigung erhalte. Asterix und Obelix stünden nämlich in einem engen Konkurrenzverhältnis, wer von ihnen denn der größere Held sei. Nun fragen wir den Häuptling, was denn im Dorf die größere Beunruhigung hervorrufen würde: wenn der Häuptling sich mit seiner Frau und der Fischhändler sich mit seinen Kunden streiten, oder wenn Asterix und Obelix sich in die Haare gerieten. Der Häuptling meint, dass das Letztere das Bedrohlichere sei. Wir fragen nun Asterix und Obelix, ob sie dem zustimmen, dass sie möglicherweise in Streitereien verfielen, wenn sie nicht als interne Berater zu täglichen Schlichtungen herangezogen würden, und sie bestätigen die Einschätzung der anderen. Auf die Frage, wie wir am ehesten dazu beitragen könnten, die gegenwärtigen Probleme zu verschlimmern, erfahren wir, dass dies dann der Fall sei, wenn wir tatsächlich die gegenwärtigen Streitereien beenden würden, ohne dass für Asterix und Obelix eine neue, kräftebindende Aufgabe geschaffen würde. Denn Asterix und Obelix seien nun mal Helden, die mit außergewöhnlichen, scheinbar unlösbaren Aufgaben betraut werden müssten.

      Dann fragen wir den Häuptling: »Angenommen, im nächsten Monat könnten entgegen dem gegenwärtigen Anschein wieder Angriffe der Römer auf das Dorf beobachtet werden, vermutest Du, dass dann die Streitereien gleich bleiben, zunehmen oder abnehmen?« Der Häuptling meint, von allen durch Nicken unterstützt, dass sie dann drastisch abnähmen. Eine ähnliche Antwort erhalten wir bezüglich der psychosomatischen Beschwerden vom Druiden. Dann fragen wir Asterix, wer denn am ehesten ihm und Obelix zutraute, dass sie eine sinnvolle Verwendung ihrer Kräfte entwickeln könnten, auch wenn sie nicht durch Schiedsrichterrollen oder Kämpfe mit den Römern beschäftigt wären. Es zeigt sich, dass von den Anwesenden nur der Druide sich so etwas vorstellen kann. Dieser meint, Asterix und Obelix müssten sich dazu etwas von dem durch vielfältige Veröffentlichungen über sie und ihre Taten entstandene Heldenbild lösen, welches ihnen zum Lebenselixier geworden sei. Er sei nicht sicher, ob sie dies zustande brächten, wenngleich er es vom medizinischen Standpunkt und vom Standpunkt des friedlichen Zusammenlebens im Dorf her begrüßen würde. Wir fragen den Häuptling, ob es denn solche Entwicklungen im Leben der Dorfgemeinschaft schon einmal gegeben habe, und erfahren, dass während einer längeren Ruhepause mit den Römern Asterix und Obelix ein gemeinsames Hinkelstein-Handelsunternehmen gegründet hätten und wegen guten Geschäftserfolgs zunehmend außerhalb des Dorfes gewesen seien. Ein überraschender Angriff der Römer habe damals das Dorf in arge Bedrängnis gebracht. Kurz danach sei trotz guter Auftragslage dieses Unternehmen daran Konkurs gegangen, dass Asterix und Obelix sich auf Grund starken Heimwehs, das sie auf Handelsreisen befiel, nicht mehr lange außerhalb des Dorfes aufhalten konnten. Durch häufige Streitereien mit den Römern, die mehrmals auch von der Dorfgemeinschaft initiiert wurden, seien Asterix und Obelix dann ohnehin unabkömmlich gewesen. Und das Dorf habe eigentlich eine vergnügliche Zeit gehabt, bis jetzt die Friedensbewegung bei den Römern die politische Oberhand gewonnen habe.

      Wir fragen den Häuptling, wer denn am überraschtesten wäre, wenn sich die Idee, dass Asterix und Obelix eigentlich unverträgliche Kon-trahenten sind, als Seifenblase herausstellte, und man erführe, dass dies wohl er selbst sei. Wir fragen nun Asterix, was denn der Häuptling dazu beitragen könnte, damit er selbst und Obelix sich streiten, selbst wenn ihnen gar nicht danach zumute wäre. Und wir erfahren, dass die monatliche Preisverleihung für die beeindruckendsten Heldentaten, bei denen Asterix und Obelix sich immer ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferten, mit Sicherheit zu Streit führte, wenn aus der Sicht der Preisrichter (Häuptling plus Barde) einer von beiden zu häufig auf dem zweiten Platz erschiene. Wir fragen dann Obelix, ob er sich vorstellen könne, dass der Häuptling auf eine solche Preisverleihung ganz verzichte, und erfahren, dass dies schwierig sei, weil diese Preisverleihung einen wesentlichen Teil der Imagewerbung des Dorfes ausmache. Und weil der Häuptling außerdem sonst nicht viel Nennenswertes tue, als während des Monats Asterix und Obelix zu beäugen, wer denn diesmal die Liste anführen könne. Wir fragen dann den Druiden, was denn der Häuptling glaube, was auf ihn zukäme, wenn die Preisverleihung wegfiele, und sowohl Asterix als auch Obelix sich ganz neuen Tätigkeitsfeldern, wie etwa dem Umweltschutz o.ä., zuwendeten. Nach längerem Nachdenken meint der Druide zögernd, dass der Häuptling sich dann vermutlich sehr unsicher fühlte, ob er für eine solch neue Ära im Dorf überhaupt die passende Persönlichkeit und angemessene Kompetenzen mitbringe. Der Häuptling bestätigt solche Unsicherheiten und zeigt sich erleichtert, über diese geheimen Gedanken einmal offen reden zu können. Außerdem befürchte er massive politische Umwälzungen im Dorf, falls er dann nicht mehr das Dorfoberhaupt sein könne. Es gebe verschiedene politische Parteien, die in den Startlöchern stünden, um die politische Macht für sich zu erkämpfen. Da das Dorf für demokratische Prozesse dieser Art möglicherweise noch nicht reif sei, befürchtet er für alle Beteiligten ein Chaos. Die anderen bestätigen solche Befürchtungen, können aber wenige konkrete Anhaltspunkte nennen, die diesen Glauben bestätigen.

      Als wir danach fragen, wann im Dorf denn demokratische Verfahren angewandt und welche Erfahrungen damit gemacht worden seien, scheint allen Beteiligten zunächst nichts einzufallen. Auf die Frage, wie denn das Schulwesen organisiert sei, erfahren wir, dass es dort Elternbeiräte gebe, und sowohl die Wahl der Lehrer als auch die Lehrpläne in einer breiten Diskussion, in der es durchaus kontrovers aber friedlich zugehe, ausgehandelt und abgesegnet würden. Ähnliches gäbe es auch im Bereich des Häuserbaues usw. In diesem Sektor würde im Dorf eigentlich auch Erstaunliches geleistet, doch hätten der Bürgermeister, Asterix und Obelix wenig Kontakt zu diesen Kreisen im Dorf, da in der dorfeigenen Presse öfter mal gegenseitige Anfeindungen wegen der einseitigen Imagepflege und Ausrichtung der Häuptlingspolitik die Gemüter erhitzten. Wir fragen nun den Druiden, wer von den Dreien denn am ehesten zu diesen anderen Kreisen im Dorf Kontakt habe, und erfahren, dass eigentlich alle drei irgendwie solche Kontakte hätten, doch würde darüber nicht viel untereinander geredet. Vermutlich seien Asterix’ Kontakte die besten, was dieser bestätigt.

      Wir fragen nun den Druiden weiter, ob Asterix und der Häuptling es als Beeinträchtigung ihrer besonderen Beziehung oder eher als freundschaftliche Initiative im Namen dieser Drei auffassen würden, wenn Asterix diese Kontakte intensiver und auch in aller Öffentlichkeit pflegte und die gegenseitigen Polarisierungen abbaute. Der Druide meint, dass dies sicher eine ungewöhnliche Herausforderung an die Beteiligten sei. Doch sei dies insofern politisch opportun, als ganz neue Wege gegangen werden müssten sich darauf vorzubereiten, mit den Römern und ihrer in vieler Hinsicht weiterentwickelten Kultur ein friedliches Zusammenleben zu ermöglichen. Hier könne man sicher Leute mit großer Kraft und Durchhaltevermögen und mit der Bereitschaft zu ungewöhnlichen Unternehmungen brauchen. Der Häuptling, daraufhin befragt, ob solche neuen Ideen für ihn selbst, sowie für Asterix und Obelix denn genügend spannend und gemeinschaftsbildend sein könnten, zeigt sich unschlüssig und meint, dass diese Fragen wegen der gegenwärtigen akuten Schwierigkeiten ja auch nicht zur Debatte stünden. Dies nehmen wir zur Kenntnis.

      Zum Schluss fragen wir Asterix, wie er die Beratungssituation einschätze und ob das Interesse der Beteiligten an einer beraterischen Begleitung eher zu- oder eher abgenommen habe. Er schätzt, dass

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