Systemische Professionalität und Transaktionsanalyse. Bernd Schmid

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Systemische Professionalität und Transaktionsanalyse - Bernd Schmid

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7 zu einem Orientierungsschema zusammengefügt und erläutert.

      Aus der Perspektive der Persönlichkeit werden Erleben und Verhalten von einzelnen Personen im Lichte der Organisation ihrer Persönlichkeit betrachtet. Hierzu hat BERNE das Strukturmodell der Persönlichkeit entwickelt. Es ist ein Modell, das die Persönlichkeit als ein System von Teilpersönlichkeiten, genannt Ich-Zustände, darstellt. Hierzu muss der Begriff der Ich-Zustände, der in der Transaktionsanalyse von großer Bedeutung ist, erläutert werden.

      BERNE hatte bezüglich Persönlichkeitsstruktur ursprünglich eine sehr allgemeine Definition von einem Ich-Zustand als einem »state of mind« gegeben (was man je nach der Bedeutung des Begriffes »mind« mit »psychischer Zustand«, »geistige Verfassung« oder »seelische Verfassung« übersetzen könnte). Später operationalsierte BERNE diese allgemeine Definition, indem er sagte, es handele sich bei Ich-Zuständen um kohärente Systeme von Einstellungen, Gefühlen und damit korrespondierenden Verhaltensweisen. Diese Operationalisierung erscheint sinnvoll, wenn man die Transaktionsanalyse vorwiegend als eine Ich-Psychologie (Psychologie der bewussten oder aktuell bewusstseinsfähigen Persönlichkeit) betrachtet.

      Aus den Grundbausteinen der Ich-Zustände konstruierte BERNE das Grundschema eines Persönlichkeitsmodells, indem er drei verschiedene Arten von Ich-Zuständen zu unterscheiden begann (s. Abb. 1).

      Abb. 1: TA-Modell der Persönlichkeit (Strukturmodell der Ich-Zustände) In der ersten Kategorie werden Ich-Zustände, die eine Person in der Vergangenheit selbst erlebt und entwickelt hat, zusammengefasst und von anderen unterschieden. Diese erste Kategorie hat BERNE allgemein »archeopsychisches System« und verkürzend »Kindheits-Ich-Zustand« genannt.

      In der zweiten Kategorie werden solche Ich-Zustände angesiedelt, die eine Person von anderen Menschen übernommen hat. Diese Übernahme wird je nach psychologischer Schule mit Modelllernen, Introjektion o.ä. beschrieben. Solche übernommenen Systeme von Einstellungen, Gefühlen und Verhaltensweisen betrachtet man als er- oder gelebte Kopien vom Erleben und Verhalten anderer Menschen. Die Menge dieser Ich-Zustände hat BERNE »exteropsychisches System« und verkürzend »Eltern-Ich-Zustand« genannt.

      Die dritte Kategorie von Ich-Zuständen beinhaltet solche, die von einer Person eigenverantwortlich – bezogen auf die Gegenwart und die Zukunft – gelebt werden. Von diesen Ich-Zuständen wird angenommen, dass sie den bestmöglichen Stand der persönlichen Entwicklung einer Person widerspiegeln und kein bloßes Wiederabspielen von eigenen früheren Aufzeichnungen oder von Erlebens- und Verhaltensweisen anderer darstellen. Diese Kategorie von Ich-Zuständen hat BERNE allgemein »neopsychisches System« oder verkürzend »Erwachsenen-Ich-Zustand« genannt.

      Nach und nach hat sich eine weitere Verkürzung in das Verständnis der Ich-Zustand-Kategorien eingeschlichen. Jede der drei Kategorien, die je nach Differenzierung der Betrachtung viele verschiedene Ich-Zustände umfassen kann, wurde auf eine Teilpersönlichkeit reduziert. Man sprach dann vom Eltern-, Erwachsenen- und Kindheits-Ich, oder noch verkürzter z.B. von »mein KIND«. Und weil diese Begriffe so griffig sind, bleibt nicht aus, dass sie gelegentlich undifferenziert wie eigenständige Wesen behandelt werden. Notwendige Ausdifferenzierung von Persönlichkeitsaspekten und Fragen ihrer Integration können dabei aus dem Blickfeld geraten.

      Parallel zur strukturanalytischen Betrachtung der Persönlichkeit hat sich BERNE mit vielfältigen Erscheinungen des menschlichen Selbstausdrucks und der Kommunikation zwischen Menschen beschäftigt. Da er diese Erscheinungen als Funktionen der Persönlichkeit ansah, sprach er bei ihrer Beschreibung von funktionalen Ich-Zuständen. Der angenommene Zusammenhang zwischen Ich-Zuständen und Funktionen kann jedoch selten konsequent hergestellt werden. Für die meisten Betrachtungen ist es auch weder notwendig noch sinnvoll, diesen Zusammenhang herzustellen. Daher ist es eher verwirrend, wenn bei der Betrachtung von Funktionen der Begriff ›funktionaler Ich-Zustand‹ verwendet wird. Stattdessen sollte man besser einfach von Funktionen sprechen und die Frage nach den Bezügen zu Ich-Zuständen nur bei spezifischem Bedarf stellen.

      BERNE legte bei seinem Persönlichkeitsmodell Wert auf eine Eigenart, die sich vom psychoanalytischen Persönlichkeitsmodell unterschied und in der er große Vorteile sah. Man sollte sich in der Analyse des menschlichen Verhaltens letztlich immer konkrete Personen in konkreten Situationen vorstellen können. Auch wenn man sich mit Vergangenheit beschäftigte, sollte man sich den Klienten in den jeweiligen Lebensaltern und Lebenssituationen und insbesondere das Zusammenspiel zwischen dem Klienten und den früheren Bezugspersonen vorstellen können. Durch intuitives Erfassen solcher Szenen sollten die Spielregeln für gegenwärtige Situationen, die aus diesen früheren Szenen stammen, erfasst und die damit verbundenen Fragestellungen verstanden werden können.

      Wenn eine Person sich nicht angemessen auf gegenwärtige und künftige Realität bezieht und bei der Lebensgestaltung problematischen Lebensentwürfen folgt, kann dies als Störung in der Organisation der Persönlichkeit betrachtet werden. Strukturell gesehen kann dies damit zusammenhängen, dass erstens Ich-Zustände innerhalb der Persönlichkeit nicht angemessen ausdifferenziert sind. Zweitens können Ich-Zustände nicht angemessen aufeinander bezogen bzw. integriert sein.

      Als Beispiel für TA-Konzepte, mit denen Störungen der Ausdifferenzierung beschrieben werden, soll hier das Konzept der Trübung herausgegriffen werden. Eine Trübung ist als eine chronische Einmischung eines Ich-Zustandes in einen anderen definiert. Dies geschieht in der Regel, ohne dass sich die Person dessen bewusst ist. Man kann sich z.B. vorstellen, dass sich in das gefühlsmäßige Empfinden eines Ich-Zustandes aus dem neopsychischen System chronisch Gefühle, die aus der Kindheit der Person stammen oder von anderen Menschen übernommen wurden, einmischen. In diesem Fall geraten Wirklichkeitsbezüge und Erlebniswelten unbemerkt durcheinander, was zu erheblichen Orientierungsschwierigkeiten in der Gegenwart führen kann. In die berechtigte Vorsicht eines Unternehmers, Investitionen abzusichern, können sich kindliche Versagensängste oder übernommene Panikgefühle der Eltern aus Zeiten der Weltwirtschaftskrise mischen. Als Therapie im Sinne des Gegenwartsbezuges bietet sich dann die Enttrübung an. Die Einmischungen werden identifiziert und herausdifferenziert. Es bleiben die zu der gegenwärtigen Fragestellung passenden Gefühle. Um neuen Lebenssituationen begegnen und neue Rollen lernen zu können, ist es darüber hinaus oft erforderlich, Altes neu zu ordnen und Neues zu entwickeln. Enttrübungen und Entwirrungen sind Hilfen, eine ›differenzierte Persönlichkeit‹ zu entwickeln.

      Die innere Organisation bedarf auch bei ausdifferenzierten Ich-Zuständen einer Steuerung. Hierbei können Störungen der Integration beschrieben werden. Während z.B. das Erwachsenen-Ich eine anstehende Geschäftsbesprechung realistisch zu beurteilen und vorzubereiten versucht, können an das Vorhaben Hoffnungen für das eigene Wertgefühl, Wünsche, Visionen, aber auch Abneigung gegen die anstehenden Anstrengungen geknüpft werden. Daneben

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