Speyerer Altlasten. W. W. Pook

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Speyerer Altlasten - W. W. Pook

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dann erst darf ich auf die sonnenbeschiene Hauptstraße treten.

      Mein Herz schlägt höher, als ich bemerke, dass Ulla im Sturmschritt auf den Dom zu marschiert, die Straße überquert und schnurgerade weiter rennt.

      Ich sehe bereits nach links und rechts, um die Straße vor dem Dom zu überqueren, da packt mich Ullas kräftige Hand am Arm und zieht mich links herum.

      „Hier lang, Kleines, da drüben ist das Kloster!“

      Enttäuscht folge ich den beiden und finde keine Zeit, die schönen Häuser zu betrachten, an denen wir vorbeirennen.

      „Was ist das für ein Haus?“, frage ich, ernte aber nur ein schnödes:

      „Später, Ingerchen!“

      Am Speyerbach klammere ich mich am Geländer fest. Das fließende Wasser fesselt meinen Blick. Ich ahne mehr die gefährliche Unterströmung, als ich sie sehen kann, aber das beständige Rauschen ist für mich deutlich genug und Musik in meinen Ohren. Gesäumt von Kastanienbäumen, die ihre halbreifen Früchte zur Sonne strecken, fließt der Bach dem Rhein zu.

      Das ungeduldige Schnauben der Damen reißt mich vom Geländer los und ich folge ohne Halt durch das große schmiedeeiserne Tor in den Klostervorhof.

      Kühle umfängt mich und vollkommene Ruhe. Das leerstehende alte Schulgebäude lassen wir zur Rechten und nähern uns der gläsernen Pforte, da sehe ich eine Gartenbank zwischen Rosen und Lavendelbüschen, die den Eingang in einen großen Gemüsegarten bilden.

      Ich verschwinde, bevor die Freundinnen mein Fehlen bemerken, und lasse sie allein mit der Priorin sprechen.

      Noch einmal erinnere ich mich selbst an meinen Beschluss, nicht in die polizeilichen Ermittlungen einzusteigen, denn ich bin als Touristin in der Stadt, schlimm genug, dass die Alten sich einmischen.

      Da sitze ich nun und genieße die Natur im Klostergarten. Gedämpft höre ich lateinischen Kirchengesang ohne Orgelbegleitung.

      Mein Blick schweift über die nahe Umgebung. Pfirsichbäume stehen nahe an einer alten Mauer, dann Beete gefüllt mit Gemüsen aller Art und rechter Hand Obststräucher. Heimische Blumen blühen dazwischen und Kräuter, dann folgen lange Salatbeete.

      Der anschließende Schuppen ist mit Plastikbändern abgesperrt und ich ahne, dass hier einer der abscheulichen Morde passiert sein muss.

      Schnell fliegt mein Blick weiter und ich treffe auf ein braunes Augenpaar in einem jungen Gesicht, umrahmt von braunen Locken, die zu einem Zopf gebunden sind.

      Erst die grüne Mütze lässt mich erkennen, dass ich einer Polizistin gegenübersitze, die mich neugierig mustert.

      „Guten Morgen!“, sagt die junge Beamtin recht freundlich und ich grüße zurück.

      „Sind sie mit dem Opfer verwandt?“

      Ich verneine.

      „Presse?“

      Erneut schüttle ich den Kopf, worauf die Polizistin einen Block aus ihrer Tasche zieht und meinen Personalausweis verlangt.

      Jetzt bin ich auch noch verdächtig und ich habe wohl zu stark gegrinst, als ich meinen Ausweis aus der Handtasche hole, denn die Frau blickt misstrauisch erst auf mich, dann auf das Plastik, das ich ihr reiche, dann auf meine cremefarbenen Stoffhandschuhe.

      „Holländerin?“

      Wieder nicke ich.

      „Psychologin und Profilerin, wenn ich den Eintrag hier recht verstehe!“

      Noch ein Nicken.

      „Stumm sind sie auch noch, wie ich höre?“

      Und jetzt muss ich lachen.

      „Nein, stumm bin ich nicht, aber zum ersten Mal verdächtig. Meistens stehe ich auf der Seite der Guten!“

      „Meistens, wie soll ich das verstehen?“

      Vorsicht, Inger, sage ich zu mir, die Dame hat einen sehr scharfen Verstand. Jetzt bleib ernst bei der Sache.

      „Wenn ich meinem Vater eine gute Tafel Baseler Schokolade aus seinem Geheimfach entwende, dann ist das keine Straftat, auch wenn er immer so tut als ob. Ein schlechtes Gewissen habe ich dabei auch immer, aber die Schokolade entschädigt mich reichlich dafür. Deshalb sage ich: meistens stehe ich auf der Seite der Guten. Aber was Sie hören wollen, ist eher, dass ich weder hier noch in Holland oder anderswo vorbestraft bin, ein unbescholtenes Leben führe und deshalb hier auf der Bank sitze, weil zwei ältere Damen, die ich begleite, zur Zeit mit der Priorin sprechen!“

      Per Funk ruft die Polizistin eine Kollegin aus dem Streifenwagen zu sich, übergibt meinen Ausweis mit knappen Worten zur Überprüfung. Dann setzt sie das Verhör fort.

      „Werden Sie in den Fall einsteigen, oder beabsichtigen Sie in irgendeiner Weise sich einzumischen?“

      „Nein!“, rufe ich etwas zu laut wie mir scheint, denn die Polizistin hebt zweifelnd die schönen Augenbrauen.

      „Ich bin als Touristin hier und begleite nur meine ältere Freundin Frau Dr. med. Grete van Potgieter, die zur Beerdigung der ehemaligen Freundinnen Liesel und Maria hergekommen ist.

      „Wo sind Sie abgestiegen, beziehungsweise, wo kann ich Sie erreichen, wenn ich das wollte?“

      „Wir wohnen bei Frau Ulla Erler, Maximilianstraße 7, auch eine 38er, wenn ich das so richtig wiedergebe. Auf alle Fälle nennen die Damen sich so!“

      Die Beamtin notiert sich alles in ihren Block. Während ich warte, dass sie damit fertig ist, fällt mein Blick zum großen Metalltor und ich konzentriere mich auf den Anblick. Da steht der kleine Mann mit schütterem Haar und späht angestrengt durch die Gitterstäbe in meine Richtung. Als sich unsere Blicke treffen, lupft er seinen Hut und geht schnell weiter.

      Eigenartig denke ich noch, da kommen Ulla und Grete mit der Priorin aus dem Kloster.

      „Mädchen, da bist du ja, wir haben dich gesucht!“, kräht Ulla im Näherkommen. Ohne Umschweife verhört sie sozusagen die Beamtin, die mir meinen Ausweis zurückreicht.

      „Sie ermitteln in diesen Mordfällen, wenn ich das recht interpretiere? Dann sollten sie bald zu mir nach Hause kommen. Ulla Erler, Maximilianstraße 7, hier in Speyer. Ich verfüge über wichtige Detailkenntnisse und Verknüpfungspunkte, die für Sie und Ihren Chef von größter Wichtigkeit sind.

      Gestern Abend hatte wir leider nicht die Möglichkeit ausführlich mit Herrn Kriminaloberkommissar Specht zusprechen!“

      Und zu mir gewandt, fragt sie pikiert:

      „Hast du Schwierigkeiten, Kind? Man hat deinen Ausweis kontrolliert?“

      „Nein!“, antworte ich gedehnt, weil mir die Kindchenmasche auf die Nerven geht und da sehe ich auch noch das verschmitzte Grinsen im Gesicht der Beamtin, die sofort wieder ernst wird.

      Gretchen setzt sich zu mir, legt ihren Arm um meine Schulter und flüstert in mein Ohr, ob ich bereits etwas gesehen hätte, während Ulla der Beamtin weitere Sachverhalte diktiert. Ich verziehe das Gesicht als

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