Nick Francis 3. Группа авторов

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Nick Francis 3 - Группа авторов страница 8

Nick Francis 3 - Группа авторов

Скачать книгу

zu Kapitän Quinns Leuten, als Einziger an Bord war er sein eigener Herr, kein Kapitän hatte ihm was zu sagen. Dass die ursprüngliche Mannschaft der Venus, so der Name der Galeere, durch die von Kapitän Quinn ausgewechselt worden war und der frühere Kapitän nun als Gefangener mitfuhr, interessierte ihn nicht im Geringsten. Der Smutje hatte nur eine einzige Pflicht und die bestand darin, das Essen pünktlich zu servieren, egal für wen. Und angeblich hinderte ich ihn daran.

      »Schäl gefälligst die Kartoffeln schneller! Die Männer wollen schließlich heute noch was essen. Und außerdem sollst du nur die Schale abziehen und nicht die halbe Kartoffel wegschmeißen, kapiert?!«

       Wie denn ohne Sparschäler? Ich habe noch nie in meinem Leben so Kartoffeln geschält – du Idiot!

      Und der Smutje brüllte weiter. »Die Töpfe sind noch dreckig von gestern! Also halt dich gefälligst ran und mach sie sauber.«

      Leider musste ich das allein über mich ergehen lassen, denn die zwei Gehilfen, die er zuvor gehabt hatte, waren jetzt an Deck beschäftigt. Es waren die beiden, die uns die Suppe gebracht hatten, und da die Jungs zu Kapitän Quinn gehörten, waren sie nun wieder an Deck. So hatte ich mehr oder weniger alleine die Aufgabe, ein Essen für etwa sechzig Mann zu kochen, denn bei Kapitän Quinn bekamen auch die Gefangenen was zu essen und nicht nur dünnes Brühwasser.

      Der Smutje lag die meiste Zeit in seiner Hängematte und trank. Und wenn er sich gerade nicht den Rum eintrichterte, beschimpfte er mich und scheuchte mich durch die Kombüse. Auch wenn Kapitän Quinn mich und seine Männer etwas ruppig anging, lag in seiner Stimme nicht diese Grausamkeit und Brutalität wie bei diesem Küchenschwein.

      Die einzige Gelegenheit für mich, an Deck zu kommen, war bei der Essensausgabe. Wie gerne wäre ich bei den Männern draußen an der frischen Luft gewesen, hätte das Schiff erkundet und wäre ihnen zur Hand gegangen. Auch wenn ich keine Ahnung von der Seefahrerei hatte, würde ich doch schnell lernen und zwei linke Hände hatte ich auch nicht. Doch stattdessen musste ich in der schmierigen, stinkenden Kombüse schuften, wo einem der Appetit verging. Wenn ich hier wieder raus bin, gehe ich als Erstes zum Gesundheitsamt und dann kommt der Mann mit dem weißen Kittel und macht den Laden hier dicht, kannste aber Gift drauf nehmen – du Möchtegernfünfsternekoch!

      Irgendwann, nachdem ich die letzten Blechteller gespült und alles einigermaßen an seinen Platz geräumt hatte, neigte sich mein erster Tag an Bord dem Ende zu. Schon eine ganze Weile hatte ich kein Geschrei mehr aus der Hängematte gehört, ich wunderte mich so lange, bis mir ein lautes Schnarchen das Ende meines Arbeitstages anzeigte. Der rechte Arm des Smutjes baumelte aus der Hängematte heraus, mit der linken hielt er die leere Rumbuddel umklammert. Sein dichter Bart war vollkommen verkrustet. Ich ließ ihn liegen und hoffte, dass ich nicht noch einmal so einen Tag erleben musste. Da hänge ich doch lieber kopfüber an einem Baum vor einem Banditen des Wilden Westens!

      Die frische Seeluft draußen an Deck war die reinste Wohltat. Mit dem Wind glitt die Venus sanft durchs Wasser. Sonne und Mond hatten gerade ihren Millionen Jahre alten Schichtwechsel vollzogen. Ein Teil der Besatzung lag an Deck, andere kletterten in den Wanten herum. Der Steuermann stand am Ruder. Von Kapitän Quinn keine Spur. Es war ruhig geworden. Jetzt hatte ich endlich Gelegenheit, das Schiff zu erkunden. Obwohl ich in Norddeutschland zu Hause bin und die See nicht weit ist, bin ich doch nur einige Male auf einem Schiff gewesen. Trotzdem wurde ich nicht seekrank, das Schaukeln machte mir nichts aus. Ganz im Gegenteil, ich werde gerne durch die Gegend geworfen. Keine Achterbahn oder Schiffsschaukel auf dem Hamburger Dom oder irgendeinem anderen Jahrmarkt ist vor mir sicher, und als Kind stand kein Karussell still, wenn ich in der Nähe war.

      Meine Erkundungstour führte mich auch in den Mannschaftsraum unter Deck. Einige lagen in den, wie sagt man hier, Kojen? Wobei die Kojen eher Regalfächern glichen, die sich bis zur Decke stapelten. In so einem Regal wollte ich nicht schlafen. Ich beschloss, nach draußen zu gehen und mir da einen Schlafplatz zu suchen. Nur eine herrenlose Decke nahm ich aus einem der Schlafregale mit.

      ***

      Zwischen zwei Seilhaufen schlief ich wie ein Stein, bis mich ein schriller Pfeifton aus dem Schlaf riss.

      »Aaalle Mann an Deck!«, brüllte der grauhaarige Bootsmann.

      Während ich mich in meinem Seilnest noch gemütlich streckte, ging das Gepolter los. Schwere Stiefel rannten über die Planken, aus allen Ecken kam die Mannschaft zum Vorschein. Um nicht gleich wieder Ärger zu bekommen, rappelte ich mich hoch und rannte den anderen hinterher zur Kapitänskajüte. Hier versammelten sich die Männer und unterhielten sich murmelnd, bis Kapitän Quinn die Kajütentür öffnete und in die ersten Sonnenstrahlen trat.

      »Was seid ihr nur für eine trübe Bagage? Mit so einer verschlafenen Bande ist wohl kein großer Fischfang zu machen!«

      Die Männer grummelten, doch Kapitän Quinn brachte sie mit einer wegwischenden Handbewegung zum Schweigen.

      »Ist ja gut, Leute, wir haben es bald geschafft. In Kordina könnt ihr euch von den Mädchen in den Schlaf kraulen lassen.« Bei diesen Worten machte sich Zufriedenheit auf den verknautschten Visagen der Seeleute breit, und der Kapitän sprach weiter. »In zwei Stunden werden wir das Hinterland von Kordina erreichen. Dort setzen wir Kapitän Loco und seine Männer ab. Sie werden etwa drei Tage brauchen, um sich durch die Sümpfe und über die Berge in die Stadt durchzuschlagen. Zeit, in der wir unser Schiff zurückholen und von hier verschwinden. Ihre stolze Galeere lassen wir im Hafen für sie zurück.«

      »Sie wollen sie also wirklich am Leben lassen, Käpt’n?«, fragte der Bootsmann.

      »Wieso denn nicht, Mr. Donovan, was meinen Sie, wie langweilig es uns wird, wenn diese Bande nicht ab und an hinter uns her ist. Und das werden sie sicherlich sein, wenn sie erst mal ihr Schiff wiederhaben. Außerdem sind wir ehrenhafte Piraten und keine Meuchelmörder.« Dann schaute er sich um, als suche er jemanden, und rief »Küchenjunge!«

      Ich schaute nach allen Seiten, keiner antwortete. »He, du Landratte, wo hast du dich verkrochen?«, brüllte der Kapitän.

      Erst jetzt begriff ich – ich war gemeint. Zaghaft hob ich den Arm und stotterte »Hi...hier!«.

      »Hier, Sir«, grollte Quinn, »und nächstes Mal meldest du dich sofort!«

      »Jawohl, Sir«, erwiderte ich und trat aus der Menge heraus.

      »Geh und hol alles Essbare, was du finden kannst. Brot, Zwieback, und wenn noch was da ist, auch Obst. Mach schon!«

      »Jawohl, Sir!«

      »Und ihr anderen macht, dass ihr an die Arbeit kommt!«

      »Aye, aye, Käpt’n«, hallte es im Chor.

      Alles war so neu für mich und interessant obendrein. Die kurzen Kommandos, die Lieder, die Quinns Männer bei der Arbeit sangen, das Ausrichten der Segel, das Quietschen der gewaltigen Flaschenzüge beim Bewegen von Lasten, das Knacken und Knarren in jedem Winkel der Galeere, der Geruch nach feuchtem Holz und Stoff, dem Meer und die vielen anderen fremden Gerüche und Geräusche.

      Ich sah, wie Quinns Männer kleinen Äffchen ähnlich in den Wanten hin und her sprangen und wie der Wind die Segel füllte, doch leider konnte ich mir das Schauspiel nicht länger ansehen. Zwar sträubte sich alles in mir dagegen, nach unten in die Kombüse zu gehen, aber ich überwand mich – immerhin waren es nur noch ein paar Stunden, dann würde ich das Schiff verlassen.

      In der Kombüse saß der Smutje am Tisch und pulte sich mit einem Messer den Dreck unter den Nägeln heraus. Na lecker! Neben ihm stand

Скачать книгу