Nick Francis 4. Группа авторов

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Nick Francis 4 - Группа авторов

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solchen Spielen verbringe ich, wenn ich erst einmal angefangen habe, unzählige Stunden. Ihr kennt das vielleicht auch. Diese Quälgeister auf dem Monitor gönnen einem keine Ruhe. Immer wollen sie was Neues, und wenn sie das haben, wollen sie mehr davon. Fleisch, Fisch, Wolle für Kleidung, Kirchen, Schulen, Theater, Badehäuser und so weiter. Ich könnte euch jetzt noch an die hundert Dinge aufzählen, aber das würde zu weit führen, und ich bin mir sicher, dass ihr langsam anfangt, ungeduldig zu werden, und euch denkt: Mensch Nick, nun sieh mal zu, dass du endlich auf den Punkt kommst. Was ist denn jetzt mit Der Keller? Trotzdem muss ich euch noch vertrösten und ein wenig mehr von dem Spiel erzählen − wartet ab, ihr werdet gleich merken, worauf ich hinauswill. Ich finde es total faszinierend, wie exakt die Figuren im Spiel dem Menschen nachempfunden sind, wie genau sie nach ihrem menschlichen Ebenbild programmiert wurden. Auch sie kriegen nie genug und wollen immer mehr.

      Ich habe schon ganze Wochenenden durchgespielt, aber das ist einige Zeit her. Doch an diesem Freitagabend hatte mich der Spielevirus mal wieder ziemlich schlimm erwischt. Ich bastelte an einem vor einiger Zeit angefangenen Spiel weiter und hörte erst am Sonntagabend damit auf. Die einzige Unterbrechung meines virtuellen Lebens waren die vier Stunden, die ich am Samstagvormittag im Laden stand.

      Am Sonntag musste ich am späten Nachmittag aus dem Haus, denn es war kaum etwas zu essen im Kühlschrank. Da ich so viel damit zu tun hatte, auf meinen virtuellen Farmen Weizen, Oliven, Kakao, Kaffee und so weiter anzubauen, war ich in der realen Welt nicht zum Einkaufen gekommen. Wenn ich nicht verhungern wollte, musste ich also raus aus meiner Hütte.

      Alles hatte ich in meiner virtuellen Welt eingerichtet: Die Infrastruktur und die Versorgung zu Lande und zu Wasser. Gegner gab es keine mehr, da die ganze Spielewelt erobert war. Allerdings muss ich gestehen, dass ich mit ein paar Cheats-Hilfen gearbeitet hatte … Also gut, gemogelt. Aber nur ein bisschen. Hier und da mal ein paar Militäreinheiten hingezaubert und ein paar Talerchen zusätzlich aufs Konto gebettet und schon klappte alles.

      Da ich beim Verlassen der Wohnung vergessen hatte, auf die Pause-Taste zu drücken, lief das Spiel allein weiter. Während ich einen Döner-Teller bei meinem Dönerdealer Ibo verspeiste, rannte mein Volk auf dem Monitor arbeitswütig umher. Ungefähr eine Stunde war ich weg. Als ich wiederkam, hatte sich mein virtuelles Vermögen vermehrt. Allerdings war die Pest ausgebrochen, doch die fleißigen Ärzte machten sich schleunigst ans Werk und behandelten die virtuellen Kranken. Gespannt sah ich zu, wie alles ohne mein Eingreifen ablief. Das alles hatte ich erschaffen – ich staunte. Zuerst fiel es mir schwer, einfach nur zuzugucken, so gewohnt war ich es, mit der Maus im Spiel rumzuklicken. Doch ein Handeln meinerseits war nicht mehr erforderlich. Eine neue, eigenständige Welt war entstanden.

      Warum langweile ich euch mit diesem Kram? Seht ihr vielleicht, was ich sehe? Wobei diejenigen unter euch, die diese Spiele kennen, vielleicht eher auf das kommen, was ich meine. Denn als ich dem laufenden Spiel zusah, kam mir plötzlich ein Gedanke, der mit meinem Leben in dem Torbuch zu tun hatte. Dieser Einfall dürfte für uns alle ziemlich interessant sein, deshalb behalte ich ihn für mich.

      ***

      Nein, natürlich nicht. Selbstverständlich teile ich meine Gedanken wie immer mit euch, aber damit ich sie nicht zweimal erzählen muss, nehme ich euch mit zum Telefon, denn Willi möchte ich auch davon berichten. Wo ist denn jetzt seine Nummer? Natürlich im Telefon gespeichert. So, Achtung, es klingelt.

      »Funke!«

      »Hallo Willi, wie geht’s? Gerade in ein spannendes Buch vertieft, oder hast du ein wenig Zeit, mit mir zu telefonieren?«

      »Klar lese ich, aber mit dir zu telefonieren kann genauso inspirierend sein.«

      »Dann mach dich mal auf was gefasst. Ich hab da nämlich so eine Idee zu dem Torbuch …« weiter kam ich nicht, denn Willi fragte ziemlich aufgeregt:

      »Was für eine Idee? Hast du das Geheimnis des Torbuches etwa ohne mich gelöst?«

      »Nein, es ist nur eine Idee. Wie könnte ich das Geheimnis ohne dich lösen?! Also, hör zu: Ich habe dir doch vor einiger Zeit von meinem Computer-Strategiespiel erzählt.«

      »Nicht nur erzählt, du hast mir mal einen ganzen Nachmittag gezeigt, was du so in manchen Nächten treibst, aber deine Begeisterung konnte ich auch nach zwei Stunden nicht einmal ansatzweise teilen. Ganz im Gegenteil, die reinste Zeitverschwendung! Du erinnerst dich?«

      »Ja. Danach habe ich auch nicht mehr davon gesprochen. Aber du kannst dich sicher noch in etwa erinnern, wie das Spiel ablief.«

      »Natürlich kann ich mich erinnern«, prustete er empört, »ich bin doch kein seniler alter Knacker. Soweit ich weiß, musstest du eine virtuelle Welt aufbauen, die unserer Welt im Mittelalter sehr ähnlich war.

      »Ja, und um ganz genau zu sein: unserer Welt im Jahr 1503. Genau das Spiel habe ich wieder zum Leben erweckt. Dabei ist mir etwas aufgefallen.«

      »Dass du eine Menge Zeit vergeudet hast?«

      »Sehr witzig! Aber nein, ganz im Gegenteil. Also, hör zu, du weißt doch, dass alle Figuren in dem Spiel spezielle Aufgaben haben: Der Förster hackt Holz, der Jäger erlegt Wild im Wald und sorgt so für Fleisch, der Fischer, der Farmer, der Schmied, der Schafhirte und die Angestellten in der Weberei …«

      »Ich kann mich sehr gut daran erinnern! Du brauchst mir nicht jeden Berufsstand aufzuzählen. Komm lieber zum Wesentlichen.«

      »Ist ja gut. Also was ist, wenn man diesen Kameraden nicht nur ihre Aufgabe einprogrammiert hat, sondern auch … ich meine, so etwas wie ein Ich-Bewusstsein und Gefühle, eben all das, was einen Menschen ausmacht. Ich weiß zwar nicht, wie so was möglich wäre, aber jetzt mal rein theoretisch gesprochen.«

      »Und was ist dann?«

      »Merkst du denn nicht, worauf ich hinauswill?«

      »Du meinst, dass es sich dann um eine Parallelwelt handeln würde, in der die Individuen denken, dass sie leben, und von unserer Existenz nichts wissen? Sie meinen, alles was sie tun, machen sie aus sich selbst heraus, hmm … eine interessante Überlegung, auch wenn es sich nach sehr überschäumender Fantasie anhört, doch zum Glück für dich bin ich ja ein großer Fan von überschäumender Fantasie. Und du denkst also, dass in dem Torbuch solche Welten stecken, und du jedes Mal irgendwie in einer von ihnen landest.«

      »Stimmt genau, der Kandidat hat die volle Punktzahl erreicht. Einen Preis gibt es dafür aber nicht.«

      Willi schwieg und ich wusste im Moment auch nichts hinzuzufügen. Dann meinte mein Gesprächspartner:

      »Also, was du sagst, erinnert mich jetzt auch an etwas. Ich habe schon mal einen Roman gelesen, in dem es um ein Computerprogramm ging, das menschliches Leben simulierte, indem die Leute dachten, dass sie wirklich lebten, dabei waren es nur programmierte Schaltkreise in einem Mikrochip oder so. Ich glaube, das Buch ist aus den Sechzigern und wurde in den Siebzigern verfilmt ... ach Mensch, wie war das doch gleich? Wie kann es sein, dass ich es vergessen habe?«

      Ich merkte, dass Willi vollkommen abwesend war, denn nichts wurmt ihn mehr, als sich an ein Buch zu erinnern und nicht mehr genau zu wissen, was darin passierte und wie der Titel lautete. Ich versuchte noch, mit ihm über meine Entdeckung zu sprechen, aber er war nur noch mit dem Buch aus den Sechzigern beschäftigt. Darum verabschiedete ich mich und Willi entgegnete abwesend:

      »Tschüss, Nick, und gute Nacht.«

      »Nacht, Willi.«

      Der

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