Nick Francis 4. Группа авторов

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als Referenz ausreichend für mich.«

       Vanessa.

      Damit waren also die Formalitäten erledigt und ich bekam einen Schlüssel. Frau Gerhard ließ es sich nicht nehmen und führte ihren neuen Gast persönlich in das Zimmer, durch dessen Fenster man genau auf das Lessing-Denkmal sah. Zu dem Raum gehörte ein kleines Badezimmer. Super, endlich der ersehnte Übernachtungskomfort! Ihr wisst doch noch, wie ich sonst immer untergebracht war. Hier stand sogar ein kleiner, grüner Fernseher auf einer Kommode. Kennt ihr die Fernseher noch, die nur einen Drehknopf für die drei Programme hatten? Nach der Inspektion des Zimmers schaltete ich das Gerät kurz ein. Das rauschende Schneebild aus schwarzen und weißen Punkten wich nach kurzer Zeit einer farblosen Nachrichtensprecherin, die ich nach einer weiteren Minute auch zu hören bekam:

      »Hamburg! Wie uns gerade mitgeteilt wurde, gab es letzte Nacht an der U-Bahn-Station Gänsemarkt ein weiteres Mordopfer. Ein junger Mann, dessen genaues Alter noch unbekannt ist, wurde in den Morgenstunden bei Schneeräumarbeiten gefunden. Dieser ist das dritte Opfer in den vergangenen drei Wochen. Die Polizei hat in einer kurzen Pressekonferenz angedeutet, dass es sich bei dem Mörder mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen Serientäter handelt … In den USA kann Präsident Reagan seine einjährige Amtszeit feiern. Rückblickend auf das erste Jahr, meinen einige …«

      Jetzt schneite es nicht nur draußen, sondern auch wieder auf dem Bildschirm. Da half kein an der Antenne rütteln und kein Klopfen auf das Gerät. Ich stellte es ab und öffnete den Koffer. Um mir einen Überblick über meine Habseligkeiten zu verschaffen, breitete ich den Inhalt auf dem Bett aus. Zwei Jeanshosen, Unterwäsche, Pullover, Hemden. Keine Pflegemittel. Wo ich hier doch so ein tolles Badezimmer habe. Aber einen aufklappbaren Reisewecker gab es als Bonus. Ich räumte die Sachen in den Schrank. Bekommt eigentlich jeder, der in die Geschichten reist, seine Kleidergröße? Wie geht das?

      Dann nahm ich das Hamburger Abendblatt und setzte mich an den Tisch. Aufmerksam studierte ich den Schlächterartikel und erfuhr mehr Details als von der Schwarz-Weiß-Tante aus dem Röhrenapparat. Das Schwarzgedruckte verkündete, dass die beiden jungen Männer, die in den vergangenen Wochen getötet wurden, erst Anfang zwanzig gewesen waren und dass seit Ende letzten Jahres von drei Männern im gleichen Alter jede Spur fehle. Dazwischen wurde ein Zusammenhang vermutet. Der Autor des Artikels nannte auch den Namen des Mannes, der die Ermittlungen leitete: Hauptkommissar Wallace. Danach erging sich der reißerische Text in Spekulationen: Vieles würde darauf hindeuten, dass hinter dem Ganzen eine satanische Gemeinschaft stecke, die den Wolf verehre und sicherlich auch für den Wolfsdiebstahl aus dem Hamburger Tierpark verantwortlich sei, der sich kurz vor dem ersten Mord ereignet hatte. Der Marktschreierartikel endete mit: Bis jetzt waren die Opfer nur Männer Anfang zwanzig. Trotzdem sollte sich keiner in diesen Zeiten zu sicher fühlen … Denn wer weiß, vielleicht könnte es bald jeden jederzeit treffen!

      ***

      Gegen Mittag verließ ich meine neue Bleibe, um mich, wenn möglich, etwas genauer am Tatort umzusehen. Doch da gab es nichts zu entdecken, alles war weggeräumt. Keiner der Passanten blieb mehr stehen, um sich umzuschauen. Der einzig Neugierige war ich, dessen Neugierde am Ende doch noch belohnt wurde. Denn etwas abseits des Leichenfundorts entdeckte ich ein Amulett, genauer gesagt ein Pentagramm, das an einem Lederband hing. Das silberne Ding hatte einen Durchmesser von ungefähr vier Zentimetern. Wie konnte die Polizei das nur übersehen? Ob es mit den Morden zusammenhängt oder hat es einer der Schaulustigen verloren?

      Zum ersten Mal in all meinen Abenteuern war mir meine Aufgabe sehr schnell klar: Diese Geschichte drehte sich um die Morde, kein Zweifel. Hier in Hamburg war es nicht so wie in der Karibik, wo ich erst einige Seemeilen überwinden musste, um zu erfahren, worum es in Die Festung eigentlich ging.

      Dafür hatte ich große Schwierigkeiten mir zu vergegenwärtigen, dass ich mich wirklich in einem meiner Abenteuer befand. An diesem Ort war mir einfach alles so viel vertrauter als in den anderen Geschichten des Torbuches, die ich bereits durchlebt hatte. Auch wenn ich Hamburg in Wirklichkeit zum ersten Mal 1991 mit meinen Eltern besucht hatte, um das Phantom der Oper in der Neuen Flora zu sehen. Danach waren wir zwei- bis dreimal pro Jahr in der Stadt. Entweder in einem Musical oder im Ohnsorg-Theater, und auch den Gänsemarkt hatte ich in dieser Zeit kennengelernt.

      Meine Eltern … in den letzten zwei Jahren musste ich immer seltener an sie denken. Sie wären sicher stolz auf mich, wenn sie wüssten, dass ich Willis Laden übernommen habe. Und meine innige familiäre Beziehung zu Willi und Doris würde sie bestimmt beruhigen. Sie hatten die beiden schließlich auch sehr gemocht. Was würden meine Eltern wohl zu den Torbuch-Erlebnissen sagen? Mutter wäre vermutlich ganz ängstlich und Vater hätte mir das Buch mit Sicherheit weggenommen − nur um dann selbst darin zu verschwinden. Vielleicht wären wir gemeinsam in das Buch gereist. War das eigentlich möglich? Was würde passieren, wenn zwei Menschen ihre Hände gleichzeitig auf einen Titel im Torbuch legten?

      Jedenfalls hätte sich mein Vater so eine Gelegenheit nicht entgehen lassen. Er war ein Abenteurer, wie oft war er mit mir zelten und fischen gegangen! Und dann die ganzen aufregenden Dinge, die ich mit ihm in der von ihm geleiteten Pfadfindergruppe erlebt hatte. Ach ja, und die riesigen Kuchen meiner Mutter, über die wir Pfadfinder uns jedes Mal wie eine Meute Wölfe hermachten. Meine Mutter … sie hatte immer als Erste die Hand gehoben, wenn in der Pfadfindergruppe Fahrer gebraucht wurden.

      All die Erinnerungen. Nach dem Tod der beiden hatte ich sie einfach nicht ertragen. Deshalb war ich auch aus der Pfadfindergruppe ausgetreten. Jetzt kommt es mir vor, als wären die Erlebnisse meiner Jugend auch nur Abenteuer aus dem Buch. Und meine Eltern? Sie waren dabei wie die Freunde, die ich jedes Mal zurücklassen musste, wenn ich eine Geschichte verließ. Dieser Gedanke gefällt mir, denn es könnte doch vielleicht sein, dass meine Eltern in einer Parallelwelt weiterlebten?

      Doch kommen wir wieder zurück zu unserer Geschichte, wo mein Blick gerade auf ein Gebäude der Deutschen Post landete. Instinktiv machte ich mich auf den Weg dorthin. Ich wollte nur eines, nach Hause telefonieren. Technisch war es möglich, aber praktisch? Aus der Reihe an Telefonbüchern der verschiedenen Regionen Deutschlands suchte ich das passende Verzeichnis heraus. Doch ich fand weder Peter Francis noch Willi Funke und das brachte mich wieder zurück in diese Welt der Nichtexistenz. Oder existiert meine Welt zu Hause ebenso wenig? Ich klappte das Telefonbuch zu und ließ es in den Ständer zurückgleiten, wo es genau wie meine Gedanken noch ein bisschen hin- und herpendelte. Ich hätte gerne noch einmal mit meinen Eltern gesprochen. Bei dem Gedanken lief mir allerdings ein kalter Schauer über den Rücken. Denn wenn das möglich gewesen wäre, hätte ich auch mit mir selbst sprechen können. So hatte ich einen Beweis mehr dafür, dass es sich bei den Geschichten nicht um Zeitreisen handelte, sondern eher um eine gleichartige Parallelwelt.

      In den nächsten beiden Stunden verschwand meine melancholische Stimmung allmählich. Ich machte mich vertraut mit der Umgebung und stöberte in den Seitenstraßen des Gänsemarktes. Als Letztes schlenderte ich in die Drogerie Bukowski. Dort deckte ich mich mit ein paar Badezimmerartikeln ein. Zahnbürste, Zahnpasta, Rasierzeug, Deo, Duschgel, Shampoo und auch ein paar Tempotaschentüchern. Die sind bei diesem Wetter bestimmt angebracht. Hatschi! Als ich beim Bezahlen das überquellende Portemonnaie sah, überlegte ich mir, einen Teil des Geldes lieber irgendwo zu deponieren, um nicht immer alles mit mir herumschleppen zu müssen. Zurück in der Pension fragte ich also, ob es so etwas wie einen Safe gäbe. Es gab einen. Ich bekam einen Umschlag von Frau Gerhard und schob viertausendfünfhundert Mark hinein. Meine Wirtin quittierte den Empfang und schloss den Umschlag in ihrem Panzerschrank im Büro ein.

      Ich ging in meine Kajüte, wie ich mein Zimmer in Erinnerung an mein letztes Abenteuer nannte, und deponierte die Drogerieartikel im Badezimmer. Anschließend begab ich mich nach unten in den kleinen Speiseraum, wo eine ordentliche Portion Rindsgulasch mit Nudeln auf mich wartete. Nach dem Essen verbrachte ich einige Zeit mit dem Abendblatt und der Fernsehzeitschrift.

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