Nick Francis 4. Группа авторов

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helfen, denn bei mir klingelte nichts. Wisst ihr vielleicht, von welchem Roman er sprach?

      ***

      Kaum zu glauben, aber Willi schaffte es doch tatsächlich in der ganzen Woche nicht, darauf zu kommen, welches Buch er meinte. »Ich war so beschäftigt«, entschuldigte er sich. »Doris hat mich auf Trab gehalten und auch sonst kam immer was dazwischen. Zudem habe ich mich von Professor Hinrichsen mal wieder zu einer Vorlesung an der Uni überreden lassen, ich musste mich also vorbereiten. Dann war da noch der monatliche Lesezirkel« − den leitete Willi. Da muss ich mich wohl auch mal wieder blicken lassen. – »Und zu guter Letzt noch der Theaterbesuch.« Seinen ehelichen Pflichten nachgehen, sagte er zu dem Schauspielhaus-Abonnement, das sie schon seit Jahren hatten.

      Am Samstagnachmittag wählte ich wieder Willis Nummer. Solange ich noch die Möglichkeit habe zu telefonieren, sollte ich sie nutzen.

      »Funke!«

      »Hallo Willi, hier Nick.«

      »Na, dich wollte ich auch gerade anrufen. Stell dir vor, ich habe heute herausgefunden, welchen Roman ich meinte, und ich glaube sogar, dass wir noch ein Exemplar im Laden haben. Ich würde gerne morgen zu dir kommen und danach suchen. Heute kann ich leider nicht. Karl-Heinz, einer der ehemaligen Kanzleipartner von Doris, feiert seinen Geburtstag, und wir müssen gleich los zu dieser Party, wo alle diese Wichtigtuer rumrennen und mich mit trockener Geschäftsmaterie vollquatschen werden.« Na, das klingt ja nicht gerade begeistert.

      »Gerne, komm morgen vorbei, dann kann ich dir auch erzählen, wie es mir in Der Keller ergangen ist.«

      »Im Keller? Was meinst du? Ist etwa wieder Wasser eingedrungen? Ich hatte doch alles sanieren lassen!«

      Bevor sich mein Vermieter weiter unnötig aufregte, beruhigte ich ihn:

      »Hallo?! Ich wollte nachher los in die Geschichte Der Keller, du erinnerst dich? Dieses große, in Leder eingebundene Buch, das uns schon seit einiger Zeit beschäftigt?«

      »Ach, das war heute. So schnell willst du wieder los? … Finde ich gut, umso eher erfahren wir vielleicht, was es mit der ganzen Sache auf sich hat.«

      »Das hoffe ich auch.«

      »Schön, also viel Glück, ich komme morgen so gegen Mittag zu dir, ist dir das recht?«

      »Ist es!«

      Dann hörte ich im Hintergrund die Stimme von Doris:

      »Willi, komm schon, wir wollen los!«

      »Tut mir leid Nick, aber ich muss Schluss machen.«

      »Dann will ich dich nicht aufhalten, viel Spaß auf der Party und bis morgen dann!«

      »Danke, ich werde mir Mühe geben mit dem Spaß, du weißt doch, wie ich solche Veranstaltungen liebe«, erwiderte er mit einem ironischen Unterton, den ich nur allzu gut dekodieren konnte.

      ***

      Es war wie eine Sucht. Ich musste einfach in die nächste Geschichte, die Neugier war zu groß. Besonders nach meiner Idee, die mir durch das Computerspiel gekommen ist. Ich wollte mit Sam sprechen und nahm mir vor, mich dieses Mal nicht so von der Stimme ausquetschen zu lassen. Bei unserer Begegnung würde es stattdessen heißen: Quid pro quo!

      Doch bevor ich meine Reise antrat, musste ich mich noch auf ein zusätzliches Experiment vorbereiten. Ich gehöre eigentlich nicht zu denen, die sich bewusst einen antütern, aber für die Wissenschaft tut man ja so einiges, und so machte ich mich nach drei Lütt un Lütt auf den Weg in den Keller – Prost!

      Die Getränke nahm ich in der Küche zu mir und torkelte … nein, ich konnte noch normal gehen, ins Schlafzimmer, wo schon alles für das Ritual vorbereitet war. Bettdecken und Kissen hatte ich vom Bett geräumt. Nur das aufgeschlagene Buch lag auf der Matratze. Ich legte mich rücklings in die Mitte und zog das Buch auf meinen Bauch. Die rechte Hand platzierte ich auf den eingravierten Titel Der Keller – das Tor zu einem weiteren Abenteuer.

      Also Augen zu, ruhig atmen und Schäfchen zählen. Die Seite fühlte sich wie immer kühl und hart an, und dann passierte es. Schon im Halbschlaf und damit in dem Zustand, in dem ich in die Welt des Buches gelangen konnte, spürte ich, wie die metallähnliche Oberfläche des Buches warm und weich wurde. Meine Hand versank in der Seite wie in Schaumstoff und wurde eins mit ihr, worauf sich das bekannte Gefühl einstellte: Es war, als krabbelten mehrere tausend Ameisen aus dem Buch heraus auf meine rechte Hand. Danach kribbelte mein rechter Arm, so als würden die Ameisen ihre Reise über diesen fortsetzen. Schließlich war es, als breiteten sich die kleinen Tierchen auf meinem ganzen Körper aus. Es kribbelte überall wie bei einem leichten, sanften Stromstoß. Es war angenehm und entspannend, auch wenn der Vergleich mit den Ameisen und dem Strom was anderes vermuten lässt. Ich hatte also das erforderliche Stadium erreicht. Der Zauber erfasste mich und brachte mich in eine neue Geschichte, die dieses Mal den Titel trug: Der Keller.

Kapitel 1 Roter Schnee

      Das Erste, was ich wahrnahm, war ein Knistern und eine blecherne Stimme: »Nächster Halt: Gänsemarkt!«

      Langsam öffnete ich die Augen. Aus einem Fenster sah ich verschneite, in der aufgehenden Sonne liegende Häuser an mir vorbeiziehen. Zischend wie eine Schlange zog das Gefährt, in dem ich saß, über die Schienen, dann tauchte es ab in den Untergrund und schlängelte sich durch einen dunklen Tunnel. Also mal wieder ein Zug. Allerdings war dieser im Gegensatz zu dem Zug in meinem Wildwest-Abenteuer recht modern. Ich war wohl nicht in der Vergangenheit gelandet, aber auch nicht in der Zukunft. Was bleibt da noch übrig? Was sagte die Frauenstimme eben? »Nächster Halt: Gänsemarkt!« Dabei fällt mir nur Hamburg ein. Na, sehr weit ins Ausland hat es mich dann nicht verschlagen. Ich habe wohl nur die Billigreise in die nächstgrößere Stadt gewonnen. Nichts mit Karibik oder dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

      Neonröhren tauchten den Waggon in ein grelles Licht. Mein Kopf fühlte sich schwummerig an von der kleinen Zecheskapade, die ich vor Reiseantritt zelebriert hatte. Das Fazit lautete also: Experiment geglückt, Proband besoffen … Nein, so nun auch wieder nicht! Ich hatte genau die richtige Menge Lütt un Lütt intus. Ich war nicht betrunken, aber auch nicht nüchtern – hicks! Autofahren dürfte ich bestimmt nicht mehr, aber wozu auch, ich fuhr ja mit der Bahn.

      Doch kommen wir zurück zum Eigentlichen: Angenehmerweise befand ich mich nicht in einer unbequemen, dahinrasenden Kutsche, nicht in einem antiken Zug und schon gar nicht in einer Sklavengaleere, die mit einem Peitschenschwinger bestückt war, der mich durch einen heftigen Hieb in die Welt der Festung brachte.

      Nein, ich saß in einer U-Bahn, wir fuhren durch eine Röhre und kamen nur selten ans Tageslicht. Während ich nun meinem mir noch unbekannten Ziel entgegenratterte, nahm ich die Leute in dem Waggon etwas genauer unter die Lupe.

      In dieser Saison schienen für die jungen Herren der Schöpfung geföhnte, gern auch gegelte, hochstehende, mit schwarzen und blonden Strähnen versehene Frisuren angesagt zu sein. Auf einigen weniger gestylten Häuptern entdeckte man bunte, aber auch schlichte Wintermützen, vereinzelte Exemplare waren gestrickt und mit einem Bommel versehen. Die Herren trugen enge Röhrenjeans, Lederjacke mit Stehkragen, wahlweise auch Mantel und Winterjacke. Das Schuhwerk war dem Outfit angepasst: Cowboystiefel, Winterstiefel, auch Turnschuhe wurden vereinzelt getragen. Zwei Anzugträger mit langen Kaschmirmänteln waren ebenfalls an Bord.

      Die meisten Mädels trugen ihre langen Haare offen. Vier Frauenköpfe waren

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