Das Nibelungenlied. Группа авторов
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278 Er sprach: »Nun rate jeder, Mage mein und Mann,wie das Fest so rühmlich gestaltet werden kann,dass man uns nicht schelte je nach dieser Zeit.Jeder sei zu rühmen uns für unser Werk bereit.«
279 Aus Metz da sagte der Degen Ortwein:»Soll voller Ehren die Festlichkeit sein,so lasst bei dieser Feier die schönen Frauen sehn,denen so viele Ehren in Burgundenland geschehn.
280 Was wäre Mannes Wonne, was freut er sich zu schaun,wärens nicht schöne Maiden und herrliche Fraun?Lasset Eure Schwester zu Euerm Feste gehn!«Der Rat war zur Freude so manchem Degen geschehn.
281 »Das will ich gern befolgen.« Der König sprach also.Alle, die es erfuhren, waren von Herzen froh.Man sagte es auch Frau Uten und ihrer Tochter schön,dass sie mit ihren Jungfraun hin zum Feste sollte gehn.
282 Da ward aus den Truhen gesucht manch gut Gewand,so viel man in den Hüllen an glänzender Kleidung fand.An Borten und Ringen war da viel bereit.Minniglich sich schmückte da manche herrliche Maid.
283 Gar mancher junge Recke richtete drauf den Mut,dass er anzuschauen schiene den Frauen gut,weil dafür er nähme keines Königs Land.Sie sahen die mit Freuden, die ihnen vordem nie bekannt.
284 Da wies der reiche König seine Schwester an,dass ihr folgen sollten wohl hundert Mann,ihr und seiner Mutter, das Schwert in der Hand.Dies war das Hofgefolge aus der Burgunden Land.
285 Ute, die reiche, die sah man mit ihr kommen;sie hatte schöne Frauen sich zum Geleit genommen.Hundert oder mehr noch, geziert mit reichem Kleid.Nun ging auch mit Kriemhild gar manche wohlgeschmückte Maid.
286 Aus einer Kemenate man alle kommen sah;ein eifriges Schauen der Recken gab es da,die die Hoffnung hatten, es könnte das geschehn,dass sie Kriemhilde voller Freude könnten sehn.
287 Nun kam die Minnigliche, wie das Morgenrotscheint aus trüben Wolken. Da schied von jeder Not,wer sie trug im Herzen, so lange es auch geschehn:er sah die Minnigliche nun gar herrlich vor ihm stehn.
288 Von ihrem Kleide strahlte so mancher Edelstein;ihre rosige Farbe gab minniglichen Schein.Was jemand wünschen mochte, er musste doch gestehn,dass er auf dieser Erde etwas Schöneres nie gesehn.
289 Wie der lichte Vollmond vor den Sternen steht,dessen Schein so lauter durch die Wolken geht,dem stand sie nun gleichend vor mancher Fraue gut;da ward wohl gehoben den schmucken Helden der Mut.
290 Die reichen Kammerherren, die sah man vor ihr gehn.Die hochgemuten Degen ließen das nicht geschehn,sie drängten, da sie sahen die minnigliche Maid.Sigfrid, dem edeln, schuf es beides, Freude und Leid.
291 Er dacht in seinem Mute: Wie stellt ich das wohl dar,dass ich dich minnen sollte, wie meine Hoffnung war?Sollt ich dich aber missen, so wär ich lieber tot.Er fühlt um ihretwillen heimlich Freude sowie Not.
292 So minniglich stand Sigfrid, von Kriemhild getrennt,als wäre er entworfen auf ein Pergamentdurch guter Meister Künste; man musste zugestehn,man hätte noch nirgends so schmucken Helden je gesehn.
293 Die mit Kriemhild gingen, die hießen allerwegenweichen die Männer; dem folgten viele Degen.Stolz im Herzen tragend, erfreute sie Seele und Leib.In Züchten sah man gehen so manches herrliche Weib.
294 Da sprach von Burgunden der Herr Gernot:»Der Euch seine Dienste so liebevoll bot,Gunther, lieber Bruder, lohn ihm seine Treuvor allen diesen Degen! Den Rat ich nimmermehr bereu.
295 Heiße nun Sigfrid, König Sigmunds Sohn,zu Kriemhilden gehen! Das wäre der rechte Lohn.Die Recken niemals grüßte, ihn begrüßen soll,damit den schmucken Degen als Freund wir gewinnen wohl.«
296 Hin gingen Gunthers Mannen, wo man den Recken fand.Sie sagten es dem König aus dem Niederland:»Erlaubt hat Euch der Herrscher, Ihr sollt zu Hofe gehn.Seine Schwester Euch begrüße; das ist zu Ehren Euch geschehn.«
297 Durch diese Botschaft wurde der Degen hoch erfreut.Er fühlte im Gemüte Freude ohne Leid,dass der Wonniglichen Anblick er gewann.In minniglicher Tugend begrüßte Sigfrid sie sodann.
298 Als sie den Hochgemuten vor sich stehen sah,erblühte ihre Farbe. Die schöne Maid sprach da:»Willkommen seid, Herr Sigfrid, edler Ritter gut!«Da ward ihm von dem Gruße gar erhoben sein Mut.
299 Er neigte sich in Züchten; sie fasst ihn an der Hand.Wie minniglich zu schauen, der Recke bei ihr stand!Mit liebevollen Blicken sahn sie einander an,der Herr und die Fraue; doch ward es heimlich nur getan.
300 Ob ihr zärtlich wurde gedrückt die weiße Handin herzlieber Minne, das ist mir unbekannt.Doch kann ich auch nicht glauben, dass es unterblieb.Sie ließ es klar erkennen, dass er ihr war von Herzen lieb.
301 Zu des Sommers Zeiten und in des Maien Tagenkonnt er in seinem Herzen nimmermehr wohl tragenan minniglichen Freuden, als er da gewann,da die ihm ging so nahe, die zu erwerben Sigfrid sann.
302 Da dachte mancher Recke: Wäre mir so geschehn,dass ich Hand in Hand mit ihr ginge, wie ichs bei ihm gesehn,oder bei ihr läge, das nähme ich freudig hin.Es diente noch kein Recke besser einer Königin.
303 Von welcher Könige Landen ein Gast auch war gekommen,die haben einmütig die beiden wahrgenommen;ihr ward erlaubt zu küssen den stattlichen Mann.Ihm ward in seinem Leben noch nie so Liebes angetan.
304 Von Dänemark der König sprach da zur Stund:»Wegen des hohen Grußes liegt mancher Degen wund –des muss ich wohl gedenken – von Sigfrids starker Hand.Gott gebe, dass nie wieder er komme in mein Fürstenland!«
305 Das Volk hieß allenthalben man weichen von den Wegenvor der minnigen Frauen. So manchen kühnen Degensah man in Züchten mit ihr zu Hofe gehn.Da ward von ihr geschieden dieser Recke ausersehn.
306 Dann ging man zu dem Münster. Ihr folgte manches Weib.Da war so gezieret Kriemhildens Leib,dass von hohen Wünschen mancher ging verloren.Sie war zur Augenweide vielen Recken da geboren.
307 Kaum konnte er erwarten, dass man die Messe sang.Er mochte in seiner Sälde immer sagen Dank,dass die ihm so gewogen, die er im Herzen trug.Doch war auch er der Schönen nach Gebühren hold genug.
308 Als sie kam aus dem Münster, wie man ihn schon eher gesehn,schaute man ihn in Freundschaft hin zu Kriemhild gehn.Da begann ihm zu danken die vielschöne Maid,dass er vor ihren Magen so herrlich gefochten im Streit.
309 »Nun lohn Euch Gott, Herr Sigfrid«, sprach das schöne Kind,»dass Ihr es habt verdienet, dass hold Euch alle sind,wie sie fürwahr es schuldig, wie ich sie hör gestehn.«Minniglich begann er da Frau Kriemhild anzusehn.
310 »Ich will Euch immer dienen«, also sprach der Degen;»mein Haupt will ich nimmer eher zur Ruhe legen,bis ich verdient die Hulde, da mir liegt daran.Um Eurer Huld, Frau Kriemhild, ist eifrig alles dies getan.«
311 Innerhalb zwölf Tagen, sooft ein Tag verstrich,sah man bei dem Recken die Maid wonniglich,wenn sie zu Hofe sollte zu den Fürsten gehn.Die Ehre war dem Degen aus großer Liebe geschehn.
312 Freude und Wonne und mächtigen Schallhörte man da täglich vor König Gunthers Saal,draußen und drinnen von manchem