Oliver Hell Abschuss. Michael Wagner J.
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Der Mann erweckte einen verstörten Eindruck.
„Jaja, habe ich. Es ist einer oben. Ich höre das, weil ich direkt darunter wohne“, flüsterte Kirchner, als wäre er ein Verschwörer und kam den beiden Beamten dabei sehr nah. Er roch nach altem Rauch und Alkohol.
Die beiden Polizisten schauten sich an. „Kalt und tot im Leichenschauhaus, schon klar“, frotzelte Meinhold ihren Kollegen.
Wendt hatte jetzt als Erster seine Waffe in der Hand. Meinhold registrierte das mit einem Schmunzeln.
Sie gingen langsam die Treppe hinauf. Wendt ging vor. Die Türe zu Lohses Wohnung war nur angelehnt. Beide lauschten. Nichts war zu hören. Wendt hielt die Waffe im Anschlag, schob die Tür auf und ging in die Wohnung hinein.
Es roch nach abgestandener Luft. Und nach etwas anderem, Süßlichem. Er tastete sich an der Wand entlang. Meinhold blieb kurz stehen, er drehte sich um, nickte. Schon war sie bei ihm.
Rechts und links vom Flur gingen Zimmer ab. Meinhold öffnete das Linke, Wendt machte zwei Schritte hinein mit der Waffe in der Hand.
Niemand. Er kam wieder hinaus, stellte sich vor das Zimmer gegenüber. Er öffnete sie, Meinhold flog hinein.
Das Bad. Niemand.
Es gab noch ein Zimmer. Geradeaus. Wendt umklammerte seine Waffe mit beiden Händen. Er fühlte seinen Pulsschlag im Hals.
Meinhold deutete mit einer kurzen Kopfbewegung auf die Türe. Sie war verglast. Aber man konnte nichts sehen, weil etwas von der anderen Seite über dem Glas hing. Eine Decke oder was auch immer. Rot schien es durch das Glas. Wendt legte die Hand auf die Klinke, stieß die Türe auf.
Meinhold stürmte mit der Waffe im Anschlag hinein. „Sicher“, schrie sie ihm entgegen. Niemand befand sich in der Wohnung.
„Was hat der unten denn gehört?“ Wendt steckte den Dienstrevolver zurück in das Holster.
Er schüttelte den Kopf. Adrenalin wieder runterfahren, sagte er zu sich.
„Keine Ahnung, was er gehört hat. Aber eins weiß ich, irgendetwas stinkt hier gewaltig.“
Meinhold schaute sich um. Es gab deutliche Anhaltspunkte dafür, dass jemand dieses Zimmer durchsucht hatte. Sofern Lohse kein Messie war, der es vorzog, seine Sachen auf dem Boden zu verstreuen. Über allem lag dieser Gestank.
„Hmh habe ich auch schon bemerkt.“
Wendt hielt schon das Handy in der Hand und rief die Spurensicherung an.
„Denkst du auch, dass hier jemand nach etwas gesucht hat?“
Ihr Blick fiel auf ein kleines Buch, was auf dem zerwühlten Bett lag. Das Licht fiel nur fahl durch die halb geschlossenen, dicken Vorhänge. Meinhold zog sich ein paar weiße Einmal-Handschuhe an. Dann nahm sie das Buch in die Hand. Es war gebunden, hatte einen abgegriffenen, broschierten Einband.
Sie öffnete das Buch, blätterte darin, schwieg. Ohne ein Wort zu sagen, gab sie es weiter an Wendt. Der schaute seine Kollegin an, begriff, dass sie etwas Außergewöhnliches gesehen haben musste.
Er nahm das Buch, nachdem er sich auch Nitril-Handschuhe angezogen hatte, blätterte ein paar Seiten darin. Dann schlug er es zu, versenkte es in einem Beweismittelbeutel.
„Das gibt dem Ganzen eine Richtung“, sagte er und schluckte.
„Perverse.“ Sie trat mit dem Fuß gegen das Bett.
„Wer weiß, vielleicht findet die Spusi noch mehr.“ Wendt wollte sich keine Blöße geben, doch Meinhold sah, wie auch er blass um die Nase wurde.
„Sorry, ich muss hier raus“, sagte Meinhold und stürmte aus der Wohnung. Draußen auf der Treppe übergab sie sich. Es wurde ihr klar, dass sie keine Möglichkeit mehr hatten, diesem Albtraum zu entkommen. Der war mit Höchstgeschwindigkeit auf sie zugerast und es gab keinen Ausweg mehr.
Sie mussten sich ihm stellen.
Was sie eben in dem Buch gesehen hatte, überstieg ihre Vorstellungskraft. Es enthielt Fotos. Nur Fotos. Keinerlei Text. Diese Fotos zeigten Männer, die Sex mit Tieren hatten, oder mit Teilen von Tieren. Auch der Tote aus dem Wald war dort zu sehen, wie er sein Geschlechtsteil in den abgetrennten Kopf eines Schafes steckte. Er lachte dabei in die Kamera, während das Blut des Tieres an seinen Beinen herunterlief.
Meinhold hielt sich bis zu dem Zeitpunkt für eine normale Frau. Nicht Prüde, auch nicht sexsüchtig, aber experimentierfreudig. Jetzt wusste sie, dass die Experimentierfreude Grenzen hatte. Das hier erschien ihr einfach nur pervers. Diese Typen waren krank. Und einer von ihnen war jetzt tot. Es gab also außer ihr noch jemanden, der diese Sexpraktiken für nicht normal hielt. Meinholds Meinung hierzu stand fest. Dieser Jemand hatte angefangen, sie zu jagen.
Gnadenlos.
Meinhold kniete auf der Treppe und kämpfte noch mit ihrem Mageninhalt. Daher bemerkte sie nicht den schwarz gekleideten Mann, der von oben die Treppe hinunter kam.
„Ist ihnen schlecht? Kann ich Ihnen helfen?“
„Nein, nein“, sagte Meinhold, „Ist schon gut. Mir war nur ein wenig schlecht. Ich habe wohl etwas Falsches gegessen“, log sie. Sie kniete immer noch auf einer der Treppenstufen. Sie sah das Gesicht des Mannes nicht.
„Ja, wirklich?“, fragte der Mann besorgt.
„Ja, alles gut.“
„Gut, dann belästige ich Sie nicht weiter.“ Er ging weiter.
In dem Moment steckte Wendt seinen Kopf aus der Türe.
„Sie ist nicht alleine“, rief er dem Mann nach.
Der Fremde drehte sich nicht um und ging schnell und wortlos die Treppe hinunter.
„Wer war das?“ Wendt machte eine Kopfbewegung, dem Mann hinterher.
„Ein Nachbar. Er kam von oben.“
„Bist Du o.k.? Ich habe Hell informiert. Er schien nicht sonderlich überrascht, als ich ihm von dem Buch berichtet habe.“
Meinhold nickte.
„So ist er eben, das weißt du doch. Man kann ihn selten überraschen.“
Wendt hielt ihr die Hand hin. Wenig später traf ein Wagen der Bereitschaftspolizei ein. Sie übernahmen die Sicherung der Wohnung, bis die Spurensicherung eintraf.
*
Meinhold fühlte sich angeschlagen. Doch wollte sie das ihren Kollegen im Bereitschaftsraum nicht offenbahren. Es war einfach widerlich, was sie gesehen hatte. Kollege Wendt fand die passenden Worte, um Hell diesen Eindruck zu bestätigen. Da das Buch noch in der Kriminaltechnik untersucht wurde, hatten sie noch keine Fotos zur Verfügung. Meinhold war auch nicht scharf darauf, diese Fotos an der Pinnwand hängen zu sehen. Die Bilder in ihrem Kopf reichten ihr.
„Das passt zusammen mit dem, was Frau Beisiegel bisher herausgefunden hat. Sie hat unter den Fingernägeln des Toten Blut von einem Tier gefunden. Um was für ein Tier es sich handelt,