Oliver Hell Abschuss. Michael Wagner J.

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Oliver Hell Abschuss - Michael Wagner J. Oliver Hell

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in sein Büro und setzte sich an seinen Schreibtisch. Dort fand er eine Notiz von Klauk vor. Er hatte vor, sich die Nachbarn von Lohse vorzunehmen. Alle Kollegen waren unterwegs.

      Er erlaubte sich, seinen Gedanken ihren Lauf zu lassen. Die Verantwortung für die Lösung des Falles lag in seinen Händen. Wie immer. Das war er gewöhnt. Doch diesmal machte es ihm Angst. Was es auch immer war, er hatte eine Vorahnung. Er hätte seine Rente verwettet, wenn es sich bei dem Fall um einen normalen Fall handelte. Wer macht einen solchen Aufwand? Tötet mit einer Jagdwaffe, treibt sein Opfer nachts durch einen dunklen Wald. So jemand hatte für sich eine Grenze überschritten und befand sich in einem Vakuum.

      Mitten in seine Gedanken klingelte das Telefon. Hell schreckte auf. Nachdem er das Telefon fünfmal hatte klingeln lassen, hob er den Hörer ab.

      Hell stöhnte innerlich auf. Es war jemand von der Presse. Der Mann am anderen Ende kam sofort zum Thema. Er hätte Informationen über einen Toten im Wald. Der Pressefritze war dreist. Er wisse, dass es so sei, also solle Hell gar nicht versuchen, ihn abzuwimmeln. Hell fragte ihn, woher er seine Informationen habe. Es gäbe nur Informationen gegen Informationen heraus. Er fragte nach einem Treffen. Hell war sich sicher, dass keiner von der KTU die Presse informiert hatte. Aus seinem Team kam auch keiner auf solch eine Idee. Der Jäger. Nein, da war er sich sicher, der würde auch nicht die Presse informieren. Woher hatte er die Infos? Hell stimmte einem Treffen zu. Aus Neugier. Ein Teil seines Bewusstseins sträubte sich gegen seine eigene Entscheidung.

      Hell fiel ein, dass er den Bereitschaftspolizisten anrufen wollte. Er musste unbedingt den Tonbandmitschnitt des zweiten Anrufes anhören.

      *

      Daniel Hesse lag daheim auf dem Bett. Er trug noch die Schuhe, die er getragen hatte, als er der Polizistin im Treppenhaus begegnet war. Er schlief. Traumlos. Die letzte Nacht hatte er ohne Schlaf in seinem Versteck verbracht. Mit einer Tarnplane hatte er seinen provisorischen Unterschlupf, den er gebaut hatte, abgedeckt. Seine Spuren hatte er mit einem frisch gebrochenen Ast verwischt.

      Von seinem Versteck aus hatte er den Mann auf der Weide aufgespürt. Atemlos hatte er ihn mit dem Fernglas beobachtet, um sicher zu sein. Ihn dort zu finden, war ein totaler Glückstreffer gewesen. Die Grünfläche lag in der Nähe der Weide, auf der vor drei Monaten die ersten toten Tiere gefunden wurden.

      Drei Monate war das jetzt her. Die Zeit hatte er genutzt und sich akribisch vorbereitet. Vorbereitet auf seine Jagd. Und er hatte sich viele Nächte um die Ohren geschlagen. Erfolglos. Mehr als einmal wollte er schon aufgegeben. Keiner käme erneut an denselben Ort zurück, um abermals solch eine Tat auszuführen. Doch es passierte. Er hatte sich tagelang die Weiden in der Gegend angesehen. Hatte sich gemerkt, wo die Bauern ihre Tiere hintrieben und sich auf die Lauer gelegt.

      Hesse erwachte. Er sah den Perversen vor sich. Er sah ihn sterben. Er hatte ihn getötet.

      Es war ganz einfach gewesen.

      Hesse stand auf und machte sich einen Kaffee.

      War es reine Intuition, die ihn dorthin geführt hatte, alles Weitere war minutiös geplant. Die Waffe hatte er im Internet besorgt. Es gab viele Internetanbieter. Also konnte er relativ sicher sein vor einer frühzeitigen Entdeckung. Die Pfeile stammten aus einem anderen Online-Shop. Die ganze weitere Ausrüstung hatte er bar bezahlt. In diversen Geschäften.

      So konnten seine Aktivitäten nicht zurückverfolgt werden.

      Nächtelang hatte er im Wald Schießübungen gemacht. Zuerst blieb er völlig erfolglos. Er traf nicht einmal einen Baum aus fünf Metern.

      Völlig frustriert war er sogar versucht, es einfach sein zu lassen. Du willst zu schnell zu viel. Er zwang sich, mit mehr Ruhe zu trainieren. Mit mehr Abgeklärtheit klappte es immer besser. Er lernte die Waffe kennen, fand heraus, dass er nicht atmen durfte, wenn er den Abzug betätigte. Er traf seine Ziele und vergrößerte die Abstände zu ihnen. Im Zuge dieses Erfolgs kehrte seine Sicherheit zurück. Selbst aus über zwanzig Metern traf er zuletzt ein Blatt, was er an einen Baum geheftet hatte.

      Der ganze Plan war ihm zuerst wie ein wirres Spiel vorgekommen. So wie früher. Cowboy und Indianer. Doch mit der Gewissheit, die Waffe zu beherrschen, fiel auch eine Entscheidung. Er würde den Plan durchziehen. Daher rechnete er alles sorgfältig durch.

      Aus der Skizze in seinem Kopf entwickelte sich eine Strategie. Und er stellte sich die Frage, ob er wahrhaftig zum Äußersten bereit sei.

      Doch jetzt besaß alles eine völlig andere Qualität. Er hatte eine Entscheidung gefällt und ein Mensch war gestorben.

      Eiskalt. Grausamkeit erzeugt normalerweise Verwirrung. Nicht bei ihm. Er fühlte sich frei. Hesse stellte die Tasse in die Spüle neben all das andere schmutzige Geschirr. Innerlich losgelöst brütete er über sein Problem. Die Polizei war zu schnell in der Wohnung von Lohse aufgetaucht. Die Bücher, die er aus der Wohnung gestohlen hatte, lagen auf dort dem Speicher. Dorthin war er aus der Wohnung geflohen, Sekunden, bevor die Polizisten die Türe aufschoben.

      Kristallscharf war ihm sofort klargeworden, dass damit noch mehr Leben in seine Hände gefallen waren. Keine Namen, aber die brauchte er auch noch nicht. Die Bilder reichten ihm. Nur musste er wieder dorthin gelangen und die Bücher an sich bringen. Wenn die junge Polizistin noch da war, würde sie ihn nicht ein zweites Mal für einen Nachbarn halten. Sie hatte auf die Treppe gekotzt. Warum nur? Hatten sie noch mehr Bücher gefunden? Sein Glück war ihre Lüge. Hätte sie ihn angesprochen, dann wäre er schon aufgeflogen. Du musst noch vorsichtiger sein, dachte er.

      Das Licht in der Küche war dämmrig. Hesse erschrak, als er sein Spiegelbild im Glaseinsatz des Küchenschrankes sah. „Er hat‘s nicht geschafft“, murmelte er vor sich hin.

      *

      Hell wartete. Er stieß den Rauch seiner Zigarette aus und schaute auf seine Armbanduhr. Der Pressetyp war schon fünfzehn Minuten zu spät. Im ersten Moment war er sogar versucht, nicht zu dem Treffen zu gehen. Doch dann störte ihn die Erwägung, dass ein Mord in einem Wald hier in der Gegend viel Wirbel machen würde. So würde er erfahren, was die Schlagzeile der morgigen Zeitung sein könnte und hatte die Möglichkeit daran vielleicht auch noch etwas zu drehen.

      Als er sich gerade abwenden wollte um zu gehen, stellte sich ihm ein großer, dünner Mann in den Weg.

      „Kommissar Hell?“ Er hielt ihm die Hand hin.

      „Ja. Mit wem habe ich die Ehre?“ Hell schlug ein.

      „Mein Name ist Maier, Christian Maier vom Morgenmagazin. Danke, dass Sie gekommen sind. Trinken wir einen Kaffee?“

      Hell fand den Mann auf den ersten Blick sympathisch. Das passierte bei Vertretern der Presse selten. Die meisten waren ihm zu schleimig. Das Morgenmagazin war kein Intellektuellenblatt, aber es gab Schlimmere. Hier stand ein Mann vor ihm mit einem wachen Blick und einem offenen Gesicht.

      „Trinken wir einen Kaffee, schließlich bietet sich das an, wenn man vor einem Café steht.“

      Hell bestellte einen Kaffee wie sein Gegenüber.

      „Was haben sie?“

      „Eine Stimme.“ Maier lächelte. Für ihn war der Anruf in der Nacht ein Glücksfall. Schon wollte er die Redaktion verlassen, als das Telefon klingelte. Er hielt inne, blickte das Telefon an, ging zurück und hob den Hörer ab.

      „Die was gesagt hat?“ Hell nahm einen Schluck aus der

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