Oliver Hell Abschuss. Michael Wagner J.
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Maier blickte Hell ins Gesicht. Verbrechen und Polizeiarbeit hatten ihn schon immer fasziniert. Jetzt sah er eine Chance, Anteil zu haben. Er holte sein Diktiergerät aus der Jackentasche, stellte es auf den Tisch vor sich und schaute Hell wieder an.
„Was tun sie für mich?“ Mit diesem Satz schwand ein Teil der Sympathie, die Hell für ihn empfand.
„Ich kann sie auch sofort hier festnehmen wegen der Unterschlagung von Beweisen in einem Mordfall.“ Hell grinste ihn gespielt freundlich an.
Maier drückte den Play-Knopf. Der Apparat startete sofort. „Ich möchte einen Toten melden. Er liegt im Wald nahe Winterscheid. Fahren sie die Straße, die von der Bundesstraße rechts abgeht, bis zum Ende.“
Hell starrte den Apparat an. War das die Stimme des Mörders? Für Maier war es wirklich heißes Material, für Hell war es eine erste Spur. Es hatte schon Fahndungen mit einer Stimmprobe gegeben, die in den Nachrichten und von den Regionalsendern abgespielt wurde. Damals wurde der Täter gefasst.
„Ich kann Ihnen eine Kopie zukommen lassen. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir auch entgegenkämen.“
Hells Augen wurden schmaler. „Wie ich eben schon sagte, ich kann sie festnehmen und das Gerät konfiszieren.“
„Er hat sich einmal bei unserer Zeitung gemeldet. Wer sagt uns, dass er es nicht erneut tun wird? Selbstverständlich erfahren Sie das dann aus erster Hand.“
Maier pokerte. Er nahm das Diktiergerät vom Tisch und lies es wieder in seiner Tasche verschwinden. Hell schwenkte den letzten Rest seines Kaffees in der Tasse und stellte sie ab.
„Gut.“
Der Journalist hatte es plötzlich eilig. „Ich fühle mich eingeladen“, sagte er. Schon war er neben Hell, blieb abrupt stehen, kam einen Schritt zurück. Mit einem Grinsen legte er eine SD-Karte auf den Tisch.
„Für Sie“, sagte er und ging schnell zur Türe.
*
Das Neonlicht im Konferenzraum schmerzte in Hells Augen. Er drehte seinen Stuhl so, dass das Licht nicht direkt in seine Augen fiel. Er hatte vergeblich versucht, auf der Liege im Büro etwas zu schlafen. Wendt hatte das gesamte Team zur Besprechung zusammengerufen. Sie hatten viele Ansätze, die zusammengeführt werden mussten. Die Befragung des Jägers hatte nichts ergeben. Hell hatte es nicht anders erwartet. Die SD-Karte, die er von Maier bekommen hatte, war bei der KTU und wurde mit dem Anruf verglichen, der bei der Polizei eingegangen war.
„Ich habe die Nachbarn Lohses befragt“, berichtete Klauk, „Er war völlig unauffällig, keine Frauenbesuche. Manchmal kamen ein paar Freunde vorbei. Das passt, schließlich stand er ja nicht auf Frauen.“
Wendt heftete ein paar Bilder und eine eilig gezeichnete Karte vom Tatort auf die Pinnwand. Bunte Striche, stilisierte Bäume, der Fundort als Kreuz. „Bist du fertig“, fragte er Klauk. Der nickte.
„Die Kollegen haben das ganze Gelände bis zur angrenzenden Weide untersucht. So wie Sie es wollten, Chef. Dabei fanden sie dort die gleichen Fußabdrücke, wie sie auch von den Schuhen des Toten abgenommen wurden. Er ist von dort gekommen. Man fand auch noch Abdrücke einer weiteren Person. Die sind aber nicht brauchbar. Derjenige hatte seine Schuhe mit einem Sack oder Leinen umwickelt. Clever, so kann man nur die Schuhgröße ahnen, aber nichts wirklich zuordnen. Sie haben die Stelle gefunden, wo er das Opfer mit dem Pfeil getroffen hat. Die ist hier.“ Er zeigte mit dem Finger auf die Karte. „Hier ist der Fundort der Leiche. Dazwischen liegen circa 20 Meter.“
Zwanzig Meter um sich damit abzufinden zu sterben, dachte Meinhold.
„Hat man auch verletzte Tiere gefunden“, fragte sie ihren Kollegen. Sie musste die Frage stellen, dachte Wendt. Sonst keiner.
„Nein, davon hat niemand etwas gesagt.“
„Hat man Spuren eines Kampfes gefunden?“ Wer lässt sich einfach mit einer Armbrust einen Pfeil in die Brust schießen, ohne sich zu wehren, grübelte Hell.
„Nein, auch davon steht nichts im Bericht.“
„Was sagt die KTU zum Schusskanal?“
„Sie gehen davon aus, der Täter ist gleich groß wie das Opfer. Die genauen Ergebnisse haben wir morgen vorliegen.“
Wendt lutschte auf einem Fisherman’s herum und schaute in die Runde. Der Täter band sich Leinen um die Schuhe um keine Spuren zu hinterlassen und war so groß wie sein Opfer. Bisher waren das nur dürftige Splitter und Schlaglichter auf einen Gegner, die nichts Gutes für die Ermittlung ahnen ließen.
Die Zeiger der Armbanduhr standen auf halb sieben. Hell beendete die Besprechung, nachdem er Klauk ermunterte, weiter im Leben Lohses zu schnüffeln und Wendt damit beauftragt hatte, sich am nächsten Tag um den Pfeil zu kümmern und schickte die Kollegen nach Hause.
Sie verabschiedeten sich auf dem Flur. Meinhold blieb noch einen Moment stehen.
„Sie sind o.k.?“, fragte Hell.
„Ja, ich bin o.k.“, sagte sie, „Es war nur dieser Moment, indem ich verstand, dass dieser Mann ein Perverser ist und dann diese abscheulichen Bilder. Ich kümmere mich um die Analyse des Buches, wenn ich darf.“
„Ja. Gut. Aber nur so lange, wie es für Sie geht.“
Meinhold nickte dankbar und ging den Flur entlang. Hell resümierte. Sie hatten es mit einem intelligenten, gut orientierten und vorsichtigen Killer zu tun. Und er wollte, dass sein Tun bekannt wurde, daher suchte er den Kontakt zur Presse. Er setzte sich in seinen Wagen, fuhr nach Hause, legte sich in seinen Kleidern auf das Bett und schlief bis zum nächsten Morgen.
*
Sebastian Klauk stand vor seinem Kühlschrank und holte eine Milchflasche heraus. Er schraubte den Verschluss auf und trank einen Schluck. Danach goss er etwas in die Schüssel mit dem Müesli. Er stellte die Flasche zurück in den Kühlschrank und gab der Türe mit dem Fuß einen Schubs. Er stellte sich an die Anrichte in seiner Singleküche. Er mochte nicht sitzen. Der vergangene Abend hatte ihn wieder aufgewühlt. Ein Besuch bei seinen Eltern. Wider besseres Wissen hatte er sich von seiner Mutter breitschlagen lassen. Mit einem mulmigen Gefühl war er schon die Auffahrt zum Haus seiner Eltern hinaufgefahren und hatte sein Auto vor dem hell erleuchteten Eingang abgestellt.
Seine Mutter hatte ihn mit weit geöffneten Armen und strahlendem Gesicht empfangen. Er mied auch nicht den Kontakt zu seiner Mutter, sondern den zu seinem Vater. Der hatte sich für seinen Sohn eine andere Karriere gewünscht. Polizist. Kriminalpolizist. Das war nicht standesgemäß. Für Klauk war seine Berufswahl eine Entscheidung gewesen, die er gegen seinen Vater getroffen hatte.
Sticheleien, Streit, böse Worte. Klauk hatte nach kurzer Zeit das Haus wieder verlassen. Es war wie immer. Sein Vater konnte auch nach Jahren nicht verkraften, dass sich sein Sohn gegen seine Pläne entschieden hatte und auf die Polizeiakademie gegangen war.
„Was ist das für ein Lebensentwurf? Erfüllt es dich, in der Gosse nach Mördern, Dieben und anderem Gelump zu suchen? Wer hat dir das vorgelebt?“
Wie immer hatte er mit einem Glas Cognac vor ihm gestanden. Nein,