Adler und Leopard Teil 1. Peter Urban

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Adler und Leopard Teil 1 - Peter Urban

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Natur aus stark gewelltes Haar entsprach ganz und gar nicht der Mode, die er bei den Damen der Londoner Gesellschaft beobachtet hatte. Es war wirr und kunterbunt mit irgendwelchen Nadeln hochgesteckt und überall sprangen ihre ungezogenen, kleinen Locken ins Gesicht. Sarahs Modebewusstsein schien nicht sonderlich stark ausgeprägt. Ihr Rock war zweckdienlich, etwas in dem man bequem arbeiten konnte, ihre Bluse schlicht. Der einzige Schmuck den sie trug, war eine hübsche Brosche am Kragen: Der Stab und die Schlange des Äskulap. Sie hatte etwas Burschikoses an sich, wirkte weder kokett noch geziert, einfach nur unglaublich offen und selbstbewusst. Sarahs Gesicht war länglich und ihre Züge derart beweglich, dass sie jeden ihrer Gedanken widerspiegelten. Und mitten drin, auf der schmalen, etwas zu lange geratenen Nase saß eine zierliche, runde Brille.

      “Sie ist Charlottes Ebenbild!“, ging es Arthur mit einem Mal durch den Kopf. Er verzog das Gesicht zu einem eigenartigen, halb wehmütigen, halb ironischen Lächeln und schluckte trocken. “Erzähl mir von Deinen Studienjahren in Frankreich.“, sagte er rasch um Abzulenken. Arthur hoffte, dieses Thema würde Stunden in Anspruch nehmen, Stunden in denen er einfach nur dasitzen und sie beobachten konnte. Es war endlos lange her, dass er sich in der Gesellschaft einer Frau so gut aufgehoben gefühlt hatte. War es nur wegen ihrer Ähnlichkeit mit Charlotte oder hatte Lady Lennox ihren ganz eigenen Reiz und er doch den Mut, einen Schritt im Leben nach vorne zu tun?

      Sarah rückte sich ein Kissen zurecht, schenkte ihm ein hinreißendes Lächeln und fing mit ihrer Geschichte an. Viele Stunden später, es war draußen schon dunkel und sie hatten unendlich viel Tee getrunken, bremste sie plötzlich ihren Redefluss und legte den Kopf schief: “Also wirklich, Du ziehst mir alle Würmer aus der Nase und quetscht mich aus, aber über Dich erfahre ich gar nichts! Wenn Du schon absolut nichts über Indien erzählen möchtest, dann sag mir wenigstens was Du für Vorstellungen von Deiner Zukunft hier in England hast, mein Freund?“

      Arthur seufzte ergeben und zog die Schultern hoch: "Beruflich kann ich Dir da nicht viel sagen. Wir Offiziere müssen dem Oberkommando und dem Kriegsminister gehorchen. Wo man mich eben hinschickt."

      "Und der Rest? Dein Leben besteht ja nicht nur aus der Armee."

      “Im Augenblick leider schon, Sarah. Ich sollte vielleicht nach einer netten, kleinen Lady Ausschau halten und endlich eine eigene Familie gründen. Finanziell steht dem ja nichts mehr im Wege, aber..."

      "Aber Du weißt nicht, wie Du das anstellen sollst?“, Sarah schmunzelte und fuhr, so wie ihr der Schnabel gewachsen war fort,“ Sei ohne Sorge! Meine Mutter wird das in die Hand nehmen! Zeit hast Du ja und London ist voller junger Damen aus anständigen Familien, die nur darauf warten, von einem unbesiegbaren General geheiratet zu werden. Außerdem bist Du verträglich. Deine Siege sind Dir nicht zu Kopf gestiegen, den Alkohol scheinst Du Dir in Indien abgewöhnt zu haben, genauso wie die Spielerei und Aussehen tust Du inzwischen auch ganz ordentlich. Zieh Deine rote Uniform an, hefte Dir den Bathorden an die Brust und lasse Dich von Georgiana durch London schleppen. Die Ballsaison hat gerade erst angefangen. Und wenn ich Zeit habe, begleite ich Dich." Arthur seufzte leise. Sarah beurteilte ihn, wie ein Pferd: Gesund, robust, mit glänzendem Fell, glänzenden Augen und feuchter Nase. Tauglich für die Zucht. Den Rest würden dann die rote Uniform und die Orden erledigen. "Dr.Lennox“, beschwerte er sich amüsiert," ich bin kein Gaul, den man in Haymarket zur Auktion führt.

      " Habe ich auch nicht behauptet, mein lieber Arthur.“, erwiderte sie schlagfertig,“ Ich wollte Dir nur Mut machen. Mama wird Dich schon unter die Haube bringen und in kürzester Zeit hast Du einen ganzen Stall voller Kinder zuhause."

      „Warum bist Du eigentlich noch nicht verheiratet?“, erkundigte Arthur sich hinterlistig. Ein kleiner Teufel ritt ihn. Sarah war nicht nur ausgesprochen niedlich. Sie hatte auch einen klugen Kopf auf den hübschen Schultern. Und dann war da noch diese Ähnlichkeit.

      „Um Gottes willen! Arthur, was für ein grausiger Gedanke. Mit einer ungezogenen Rasselbande am Hals an Haus und Herd gekettet zu sein, während der reizende Herr Gemahl sich unbefangen draußen in der großen, weiten Welt vergnügt. Das ist nichts für mich. Außerdem sind die meisten Männer dumm, borniert und schrecklich langweilig.“ Sarah stockte. Ein Anflug von Misstrauen überkam sie. Jetzt wo sie darüber nachdachte; Arthur hatte sie den ganzen Abend über so sonderbar angesehen, irgendwie als ob er doch ein paar Hintergedanken mehr hatte, als er je offen zugeben würde. Sie war sich plötzlich nicht mehr ganz so sicher, dass dieser Sepoy-General, wirklich so ungefährlich war, wie sie angenommen hatte. Natürlich kannten sie und Arthur sich seit der Kindheit, aber das hieß nicht viel. Er hatte schon immer einen ganz eigenartigen Charme gehabt und er war so anders, als die anderen Männer, denen sie bis zu diesem Tag begegnet war. Sie spürte, dass sie anfing, eine beunruhigende Form der Zuneigung für ihn zu entwickeln. Als er ihr am Nachmittag aus dem Sattel geholfen hatte, hatte sie sich in ihrem Reitrock verheddert und war ihm in die Arme gefallen. Dabei hatte sie seine körperliche Nähe als sehr angenehm empfunden. Genauso, wie im Verlauf des Abends… Ihre kleine, schmale Hand verschwand in der Tasche ihres Rocks und sie zog eine goldene Uhr heraus. “Na so was.“, schwindelte sie unverfroren, „es ist bereits weit nach Mitternacht! Sei mir nicht böse, mein lieber Arthur, aber Ärzte sind Frühaufsteher!“ Es war die beste Idee die sie hatte, um schnell und unauffällig Abstand zwischen sich und diesen potentiellen Angreifer auf ihre heißgeliebte Freiheit zu bringen.

      Arthur schmunzelte. Er hatte Sarahs unterschwelligen Hinweis durchaus verstanden: „…Soldaten auch, Sarah. Ich danke Dir für diesen schönen Abend.“ Er stand auf, verbeugte sich leicht und ging dann zur Tür.

      Kapitel 2 Ein Offizier kann nur der Krone dienen.

      Ein paar Tage nach dem gemeinsamen Abend mit Sarah bat der britische Premierminister William Pitt Arthur in die Downing Street. Diese formlose Einladung zum Frühstück und zu einem Gespräch unter vier Augen verwunderte und beunruhigte den Offizier. Pitt nahm sich sogar die Zeit, ihm zu erklären warum man seinen Bruder als General-Gouverneur von Britisch-Indien abberufen hatte. Es klang fast wie eine Entschuldigung. Genauso wie Castlereagh versuchte auch Pitt ihn zu überzeugen, sich aus dem Konflikt zwischen Richard und der Ostindischen Kompanie herauszuhalten: "Wellesley, es wäre das Beste, diese Geschichte einfach auszusitzen. Der Kampf in der Leadenhall Street ist nicht Ihr Krieg!“ Arthur legte den Kopf schief und blickte den Premierminister misstrauisch an. Egal wem er über den Weg lief, jeder versuchte ihm auszureden, sich in Richards Ärger mit „John Company“ einzumischen. Lord Clive, der Gouverneur von Madras und Sir Alured Clarke, sein ehemaliger Vorgesetzter in Indien hatten damit angefangen. Castlereagh investierte viel Zeit und Energie in dieses leidige Thema. Sogar Georgiana, die Herzogin von Richmond versuchte ihn zu überzeugen, seinen ältesten Bruder dem Schicksal zu überlassen. Nicht etwa, dass Arthur, Richard innig liebte oder sich ihm in irgendeiner Weise verpflichtet fühlte. Eher das Gegenteil war der Fall. Aber er wollte trotzdem verstehen, worum es ging. Er wollte wissen, was zwischen Kalkutta und London gelaufen war, während er im Herzland des indischen Subkontinents mit den Marattha gekämpft hatte: “Sir, gestatten Sie mir ein Frage.“, unterbrach Arthur den Premierminister, „Bis zum heutigen Tage habe ich eigentlich keine Anstalten gemacht, mich in diese sonderbare Geschichte einzumischen. Wie können die Direktoren in der Leadenhall Street gerade dem Mann Misswirtschaft vorwerfen, der ihr Einflussgebiet in Indien in wenigen Jahren verfünffacht hat. Kalkutta und London trennen neun Monate beschwerlichen Seeweges. Es ist sicher nicht ganz einfach aus der Ferne zu verstehen, warum vor Ort ad hoc bestimmte Entscheidungen gefällt werden?“

      „General, halten Sie mir bitte nicht einen Ihrer berüchtigten gelehrten Vorträge über die politische Lage am anderen Ende der Welt“, bremste der Premierminister Arthur barsch. “ich weiß, dass die Entscheidung den Marattha den Krieg zu erklären richtig war und äußerst profitabel für die Ostindische Kompanie und die Krone. Doch außer Macht, Einfluss und Handelskonzessionen existieren auch noch andere wirtschaftliche Faktoren.“ Arthur sprang entrüstet aus seinem Sessel hoch:“Wirtschaftliche

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