Adler und Leopard Teil 1. Peter Urban
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"Was ist jetzt schon wieder mit diesem Unglücksraben Richard los?“, fragte Arthur frustriert.
"Nichts, mein Freund! Du solltest nur endlich damit aufhören, von Hinz zu Kunz zu Rennen, um für ihn gut Wetter zu machen. Damit schaffst Du Dir im Augenblick nämlich eine Menge Feinde, die Du nicht brauchen kannst. Heute hast Du drei Trumpfkarten und einen Schwarzen Peter in der Hand: Zum einen hat Premierminister Pitt einen hervorragenden Eindruck von Dir. Euer Gespräch Ende September ist äußerst positiv verlaufen. Du hast ihm bewiesen, dass nichts und niemand Dich einzuschüchtern können. Dann ist ganz England Dir für Deine indischen Siege immer noch verpflichtet. Dass Du der jüngste General des Stabes bist, spielt im Augenblick nicht gegen Dich. Drittens kommt noch, dass der Untersuchungsausschuss gegen Richard Dich nicht vorladen möchte. Doch der Herzog von York, Sohn unseres Königs und als Oberkommandierender unserer Streitkräfte Dein großer Chef, kann den Namen Wellesley nicht hören. Er macht dabei auch keinen Unterschied zwischen Dir und deinen Brüdern! Der fette Freddie hat sich also in den Kopf gesetzt, Dich irgendwo in die finstere Provinz zu verschicken auf einen gottverlassenen Außenposten und mit einem absolut unwichtigen Kommando."
Arthur schien von Castlereaghs Ausbruch völlig ungerührt. Anstelle einer Antwort zuckte er die Schultern. Obwohl er sich mit seinem ältesten Bruder Richard nie vertragen hatte und ihr Verhältnis zueinander seit Jahren schon äußerst gespannt war, gebot ihm sein Sinn für Gerechtigkeit, zumindest auf beruflicher Ebene ein paar Entscheidungen zu verteidigen, die der Unglücksvogel während seiner Zeit als Generalgouverneur von Britisch-Indien getroffen hatte. Ob die Politikerclique in London Arthur für seine Siege auf dem Subkontinent dankbar war, war ihm gleichgültig. Er diente seinem Land und der Krone und erfüllte seine Pflicht als Soldat. Und Frederick von York war dafür bekannt, dass er niemanden im aktiven Dienst leiden konnte, der politisch konservativ und Freimaurer war. Damit befand Arthur sich in allerbester Gesellschaft: Der fette Freddie hatte mit rund achtzig Prozent der britischen Offiziere im Generalsrang erhebliche Probleme. Doch seine Reaktion brachte Castlereagh endgültig aus der Fassung: "Dein verdammtes Ehrgefühl und Deine Gleichmut gehen mir auf die Nerven!“, keifte er Arthur an,“ Da planen wir, ein britisches Expeditionskorps auf den Kontinent zu schicken und mein fähigster General beschließt genau in diesem Augenblick, sich mit dem gesamten Londoner Establishment anzulegen. Du bist gerade dabei, das einzig vernünftige Kommando zu verspielen, dass wir dem Sieger von Assaye anbieten können. Man wird es also irgendeinem steinalten Knochen anvertrauen, der sich vor lauter Gicht nicht mehr im Sattel halten kann, dafür aber politisch korrekt eingestellt ist!"
"Wem denn?", erkundigte Arthur sich neugierig und etwas belustigt.
"Cathcart!“,antwortet Castlereagh frustriert.
"Was für ein Unsinn!“, Arthur grinste, “Der hat als junger Leutnant noch in der letzten Schlacht des Siebenjährigen Krieges mitgemacht. Cathcart muss inzwischen schon fast achtzig Jahre alt sein." Arthur drehte Castlereagh den Rücken zu und sah aus dem Fenster in den Park: " Es tut mir leid, doch ich kann mich nicht beugen. Bitte, versuche es zu verstehen. Im Augenblick geht es hier nicht um meine Karriere als Soldat oder um meinen Ruf. Du kennst meine Einstellung. Es geht nur um Recht und Unrecht. Mein Bruder hat das alles nicht aus reinem Eigennutz gemacht, sondern zum Besten Englands… so wie Richard dieses Beste eben interpretiert hat." Castlereagh schüttelte energisch den Kopf. "Arthur, hör endlich auf zu Träumen. Du kannst doch nicht so weltfremd sein. Das grenzt ja fast an kindliche Naivität. Dein Bruder Richard hat seine gesamte indische Politik darauf zugeschnitten, als ein Sprungbrett in die britische Regierung zu dienen. Du warst weit weg von Kalkutta. Du kannst Dir nicht einmal in Deinen wildesten Phantasien vorstellen, welche Intrigen dort gesponnen wurden. Frage den Herzog von Richmond! Selbst er, der sonst immer so gelassen und ruhig ist, konnte am Ende die penetrante Drängelei Deines hinterhältigen Bruders nicht mehr ertragen: Richard wollte um jeden Preis den Job des Außenministers haben und ist dabei über Berge von Leichen gegangen. Er hat jeden einzelnen Deiner militärischen Erfolge ausgeschlachtet und sein übles Spiel mit London getrieben. Hast Du je Gelegenheit gehabt, eine seiner Depeschen zu lesen? Man hätte glauben können, er habe die Marattha im Alleingang mit dem Drachentöter in der Hand geschlagen…" Arthur antwortete erneut mit einem Schulterzucken. Es verwunderte ihn nicht, dass Richard versuchte sich mit anderer Leute Federn zu schmücken: "Robert, ich bin nur Soldat.“, erwiderte er ungerührt, „Der gute König Georg bezahlt mir meinen Sold und ich kämpfe! Es interessiert mich nicht, wer womit Politik macht. Gebt der Armee nicht diese Macht! Das ist gefährlich und außerdem verfassungswidrig!" Castlereagh verstand seinen Freund aus Kindertagen nicht mehr. Man hofierte ihn und bot ihm Macht und Einfluss auf einem silbernen Tablett an und er dozierte altklug über die Verfassung und wies alles mit einem gelangweilten Schulterzucken zurück: „Was willst Du wirklich, Arthur?“, fragte er ihn schließlich misstrauisch. "Hat einer von Euch eigentlich schon einmal daran gedacht, dass ich ein erwachsener Mann bin und meine Entscheidungen gerne selber treffe?“, fragte Arthur ruhig. “Ich muss zuerst einmal gründlich darüber nachdenken, ob es für einen Berufssoldaten schickt, seine Unparteilichkeit zugunsten eines politischen Amtes aufzugeben. Robert, ich bin vieles, aber ich bin kein Demokrat! Für mich ist das Unterhaus eine Institution die regiert. Dieses ganze Zeug…das Volk zu repräsentieren.....alle Schichten, die Steuerzahler...ich habe da meine Zweifel. Irgendwie ist mir das alles nicht geheuer. Vergiss nicht, dass ich weit weg von Europa war, als hier viele politische und wirtschaftliche Veränderungen abgelaufen sind!"
"Das heißt, Du akzeptierst ein Kommando in der Provinz."
"Die Armee ist keine fröhliche Diskussionsrunde. Ich bin Soldat, Robert. Ich befolge Befehle. Und wo man mich hinschickt, dorthin muss ich gehen.", antwortete Arthur aufgeräumt. " Weißt Du eigentlich mit wem Cathcart sich im Königreich Hannover herumschlagen soll?"
"Jean-Baptiste Bernadotte, Marschall von Frankreich und um ein paar Ecken herum mit Bonaparte verwandt. Ich glaub, er hat die Schwester von Napoleons Schwägerin geheiratet."
"Was hältst Du von ihm, Arthur?" Hannover schien mit dem französischen Marschall ganz glücklich zu sein. Das klang seltsam, denn Hannover war erobertes Gebiet und Bernadotte der Befehlshaber einer Okkupationsarmee. Doch der Mann hatte seine Regierung mit der Einführung der Menschenrechte begonnen. Er hatte die Prügelstrafe abgeschafft, die Juden-Ghettos aufgelöst und den Juden gestattet, alle Berufe zu ergreifen, zu denen sie Lust hatten. Die Steuern, die er den Bürgern des besetzten Landes zur Unterhaltung seiner Armee auferlegte, erdrückte sie nicht und er hatte alle Zollschranken beseitigt.
" Wenn man einmal davon absieht, dass er Franzose ist, dann scheint dieser Bernadotte ein anständiger Kerl zu sein, Robert. Er verwaltet seine Provinz ordentlich und das Volk ist zufrieden."
Castlereagh seufzte leise: "Wellesley und Mysore. Mein lieber Arthur, Hannover ist eine englische Besitzung auf dem Kontinent. Es ist aus diesem Grund unmöglich, selbst wenn die Hannoveraner Bürger noch so zufrieden sind, eine französische Okkupationsarmee auf unserem Boden zu dulden."
Der General nickte müde: "Was wollt Ihr von mir, Robert?" Der Kriegsminister erläuterte ihm in kurzen Zügen, was die englische Regierung vorhatte. Arthur sollte eine Infanterie-Brigade übernehmen und mit ihr die bereits in den Hansestädten stationierten Truppen von Lord Cathcart verstärken. Dann sollten sie gemeinsam das Königreich Hannover von Marschall Bernadotte und seiner Okkupationsarmee befreien. Allerdings wussten sowohl Pitt, als auch sein Kriegsminister, dass Cathcart träge war. Es mangelte ihm an Initiative. Und der steinalte Mann hatte weder die intellektuellen Fähigkeiten, noch die geistige Beweglichkeit, die notwendig waren, um einen solchen militärischen Auftrag erfolgreich