Waisenjunge. Harald Skrobek

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Waisenjunge - Harald Skrobek

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auf ein Bibergebiet zu stoßen. Als wir eines Abends auf einer oberhalb des Flusses gelegenen, von Felsgestein umsäumten Lichtung unser Nachtlager aufschlagen wollten und an deren Rande eine Grube für unsere Notdurft auszuheben begannen, stießen wir auf zwei Nuggets. Fürs Weitergraben war es schon zu dunkel.

      Am nächsten Morgen schaufelten wir wie verrückt darauf los. Wir fanden schätzungsweise an die 200 bis 300 Unzen Gold.“

      Es folgte eine längere Pause. Dave fühlte, was Peter jetzt berichten wollte, fiel ihm mehr als schwer.

      „Wir arbeiteten wie verrückt und hörten nicht, was um uns herum vor sich ging. Plötzlich stand ein bärtiger, heruntergekommener Vagabund mit gezogenem Colt unmittelbar vor uns. Er behauptete, wir haben auf dem Claim gegraben, der ihm gestern zugesprochen worden sei. Wir sollen ihm das gefundene Gold aushändigen und dann verduften. Dabei sah sein Gesichtsausdruck so aus, als ob er uns so oder so erschießen würde. Mein Partner schleuderte mit einer raschen Bewegung den Handspaten nach ihm, gerade als jener den Abzug des Revolvers betätigte. Zu unserem Glück hatte er aus Sicherheitsgründen die oberste Revolverkammer nicht geladen. Er hätte den Abzug zweimal betätigen sollen, damit sich ein Schuss löst. Dazu kam er aber nicht. Die Schneide des Spatens durchtrennte seine Kehle. Er griff instinktiv an die Wunde, bekam riesige Augen und war tot.“

      Peter atmete schwer. Die Erinnerung ein seine damalige Todesangst verfolgte ihn offensichtlich noch heute.

      „Wir sahen uns genau um in der Erwartung, seine Kumpane werden jede Sekunde auftauchen. Wir atmeten erleichtert auf, als wir merkten, dass wir alleine waren. Wir packten unser Gold in zwei Tabakbeutel, warfen in Windeseile den Toten in die Grube, die wir eben ausgehoben hatten, schaufelten das Loch zu, verteilten den übriggebliebenen Aushub, verwischten so gut es ging alle Spuren und ritten wie mit Hunden gehetzt davon. Das Pferd des Toten nahmen wir mit. Unterwegs entsorgten wir dessen Zaumzeug und Sattel und überließen es auf einer weiten Ebene sich selbst. Wir ritten eilig drei Tage mit wenigen Pausen nach Süden, wobei wir uns ständig umschauten, ob wir nicht verfolgt werden.“

      Peter leierte seinen Bericht herunter, als ob er immer noch fürchtete, verfolgt zu werden. Er atmete dreimal tief durch, ehe er fortfuhr.

      „Als wir den Rio Grande erreichten, begannen wir uns sicherer zu fühlen. Wir erreichten ein Indianerdorf. Sie errieten beim Anblick unserer abgehetzten Pferde, dass wir auf der Flucht waren. Nach langem Palaver überließen sie uns für unsere vier Pferde und eines unserer Gewehre das Kanu, mit dem wir beide übrigens gerade hierher gepaddelt sind. Mit Kanus kannten wir uns vom Missouri her bestens aus. Wir paddelten entspannt mit der Strömung Fluss abwärts. Das Gefühl sagte uns, dass wir das gesuchte Biber Revier gefunden hatten. Wir versuchten es zunächst mit dem Nebenfluss Chama dann mit dem Jemez.

      Hier fanden wir, was wir suchten. Wir lagerten unterhalb der Wasserfälle und entdeckten oberhalb dieser ein ideales Jagdrevier rund um eine versteckte Lichtung. Wir fingen im Handumdrehen an die zwanzig Nutrias und schossen einen zweijährigen Grizzly. So beladen paddelten wir weiter Fluss abwärts bis wir Albuquerque erreichten, denn ohne eine Schutzhütte hätten wir den Winter nicht überlebt.

      Im nächsten Sommer fuhren wir, beladen mit Werkzeugen, Nägeln und so weiter, wieder Flussaufwärts. Mein Kompagnon hatte mal Zimmermann gelernt, das zahlte sich jetzt aus. Bevor der erste Schnee fiel, war die Hütte fertig. Es wird dieses Jahr das sechste Mal sein, dass ich hier überwintere.“

      Hier beendete Peter seinen Bericht. Dave hatte staunend zugehört. Das hörte sich mindestens so abenteuerlich an, wie seine Kriegserlebnisse.

      „Das ist meine Geschichte und die Geschichte dieser Hütte. Jetzt kennst Du fast mein ganzes Geheimnis.“

      Er musste wieder husten.

      „Auf unserer Paddeltour habe ich nachgedacht. Ich habe Dich zu meinem Compagnon gemacht und dabei eine gute Wahl getroffen. Ich fühle es, es war die beste Wahl meines Lebens. Wer weiß, wie lange ich mit meinem Husten noch zu leben habe. Jetzt sollst Du auch den Rest wissen.“

      Wie auf der Theaterbühne machte er eine Pause, um die Spannung beim Zuschauer zu erhöhen.

      „Zunächst einmal eine Frage an Dich. Du trägst stets den Revolver an Deiner Seite und behältst auch Dein Gewehr immer in Reichweite. Kannst Du damit auch treffen? Ich beobachte, wie Du jede freie Minute Trockenübungen damit machst. Ich selber muss gestehen, ich würde mit der Knarre auf fünf Meter Entfernung nicht einmal ein Haus treffen.“

      Dave wollte die Stille des Abends nicht durch Gewehr- oder Revolverfeuer stören. Er stand auf, deutete auf einen Baum in zehn Metern Entfernung mit einem Astloch und stellte sich gegenüber auf. Er warf mit der linken Hand einen Apfel in einem Bogen auf das Ziel. Dann schleuderte er mit der rechten Hand blitzschnell das Messer hinterher. Es traf den Apfel und nagelte ihn genau ins Astloch.

      Peter bekam den Mund vor Staunen nicht zu. „Damit könntest Du glatt im Zirkus auftreten,“ meinte er, immer noch den Kopf schüttelnd.

      „Meine Treffsicherheit mit welcher Waffe auch immer hat mir im Krieg so manches Mal das Leben gerettet,“ merkte Dave ganz sachlich und bescheiden an.

      „Das beruhigt mich in Bezug auf mein Geheimnis enorm. Wo meinst Du, ist das Gold?“

      Er platzte damit so unvermittelt heraus, dass Dave seinerseits verblüfft dreinschaute.

      Dave überlegte blitzschnell. Was hätte er an Peters Stelle getan? Wäre er und sein Partner in Albuquerque so mir nichts, dir nichts mit solch einer Menge an Gold aufgetaucht, hätten sie einen Gold-Run ausgelöst, ja, sogar um ihr Leben fürchten müssen.

      „Ihr habt es sicher irgendwo versteckt,“ gab Dave zur Antwort.

      „Welch einen klugen Kopf Du hast.“ Peter schaute ihn voller Wohlgefallen an.

      „Es ist in der linken hinteren Ecke der Hütte, jeweils einen Meter von der Wand vergraben!“

      *

      Dave machte sich am nächsten Morgen voller Tatendrang als erstes daran, Brennholz für den Winter zu schlagen. Nahe der Lichtung gab es massenweise heranwachsende Birken, die hier dicht an dicht wuchsen. Im Nu hatte er sie ausgelichtet. Er wählte an die 100 Baumstämme aus, jeder sechs bis zwölf Zentimeter dick, befreite sie vom Geäst und schleppte sie auf die Lichtung. Die dickeren Stämme spaltete er, die dünneren hackte er direkt auf handliche Längen zurecht. Peter schüttelte wiederholt ob dessen Schlagtechnik bewundernd den Kopf. Die Axtschläge erfolgten scheinbar mühelos aus dem Ellbogen. Die Axtschneide traf jedes Mal genau senkrecht auf den zu zerhackenden Stab und zwar mit genau angemessener Wucht, um den Stab mit einem Schlag zu durchtrennen. Die Schläge prasselten so gleichmäßig wie bei einem Dampfhammer. An einem Tag hatte Dave mehr Brennholz gehackt als Peter und sein Partner zusammen an zwei Tagen. Er stapelte die Scheite entlang der Hüttenwände unterhalb des Dachüberstandes.

      Peter kümmerte sich derweil um die Fallen und fertigte geflochtene Rahmen aus Zweigen an, mit deren Hilfe die erbeuteten Felle zum Trocknen verspannt werden konnten. Auch kochte er das Essen. Außerdem schleppte er das Geäst der geschlagenen Bäumchen an die Ufer der Bäche und Flüsschen, um die Biber anzufüttern.

      In der zweiten Nacht ihres Aufenthalts in der Hütte, gegen Morgen, erwachte Dave plötzlich von einem undefinierbaren Lärm auf der Lichtung. Er war sofort hellwach, schnappte sich das am Bettpfosten lehnende Gewehr und sah durch eine der Schießscharten. Auf der Lichtung tummelte sich ein Rudel Gabelböcke und knabberte die Schösslinge ab. Dave fiel sofort ihre karge Speisekarte ein. Der Schuss riss Peter aus dem Schlaf und vertrieb das Rudel. Allerdings

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