Waisenjunge. Harald Skrobek

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Waisenjunge - Harald Skrobek

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Beute-Dollars. Beide Seiten waren mit dem Geschäft zufrieden.

      Sie trennten sich, als sie St. Louis erreichten.

      *

      Dave sah zum ersten Mal den Mississippi. Er bekam vor Staunen den Mund nicht zu. Welch ein Ungetüm von einem Fluss! Zwar kannte er ihn schon aus den Büchern, die er als Junge gelesen hatte, doch die Wirklichkeit übertraf seine kindliche Phantasie bei weitem. Zumal die Breite hinter dem Zufluss des Missouri noch beträchtlich zunahm. Und dann das Schauspiel, das beide Flüsse nach dem Zusammenschluss boten! Sie flossen zwar im selben Bett, doch kilometerweit nebeneinander her, wie man aus den verschiedenen Farben ihrer Wasser ersehen konnte. Als Dave mit der Fähre übersetzte, erinnerte ihn das an seine erste Ausfahrt vom Hafen Norfolk hinaus auf den Atlantik.

      In den Straßen von St. Louis stolperten Dave und seine Begleiter fast als erstes über eine Gruppe von Soldaten der Südstaaten-Armee aus Texas. Zwei von ihnen erkannten Robin von der gemeinsamen Dienstzeit. Sie berichteten ihm, dass im Staate Missouri der Sezessionskrieg in einen Bandenkrieg umgeschlagen sei. St. Louis werde von einer Bande ehemaliger Unions-Soldaten terrorisiert.

      Robin, Jonny und Dave beschlossen im Vertrauen auf ihre Verkleidung einzeln die Lage zu erkunden. Dave war am erfolgreichsten. Er hatte beobachtet, wie die Bande einem Konkurrenten einen Denkzettel verpasste und hatte auch die beiden Anführer zu Gesicht bekommen. Er versuchte, ihr Aussehen verbal zu beschreiben, hatte dann aber eine bessere Idee. Er ließ sich Papier geben, holte ein Stück Zeichenkohle aus der Tasche und skizzierte im Handumdrehen deren Gesichter auf. Seine Zuschauer beobachteten ihn verblüfft. Am meisten verblüfft war Robin. „Sind das die Anführer?“ stieß er heraus. „Ich kenne die Beiden, das sind Major S. W. Wallis und Sergeant Edgar Stone. Wir haben zusammen gedient. Nicht wahr, Sergeant Stone ist ein vierschrötiger Riese?“

      Ganz genau,“ meinte Dave. „Und das Gesicht sieht zum Fürchten aus, so, wie ich es gezeichnet habe.“

      Robin dachte eine ganze Weile angestrengt nach. „Deine Zeichnungen bringen mich auf eine Idee,“ sagte er endlich. „Traust du dir zu je vier gleiche Fahndungsplakate von den Beiden anzufertigen? Sie müssten darauf jünger aussehen, als sie jetzt sind, und Yankee-Uniformen tragen. Das Kopfgeld tot oder lebendig können wir ziemlich hoch ansetzen, sagen wir 1000 Dollar für den Major und 300 Dollar für den Sergeanten. Als Herausgeber der Fahndung erlauben wir uns die US-Armee anzugeben. Die Plakate hängen wir dann nachts an vier stark frequentierten Plätzen in der Stadt auf. Ich würde mich wundern, wenn sich die beiden nicht Hals über Kopf aus dem Staube machten.“

      Dave brauchte einen Tag, um die Plakate anzufertigen. Sie schlugen ein wie eine Bombe. Trauben von Menschen umsäumten sie. Sicherlich überlegte jeder einzelne, wie er sich das Geld verdienen konnte. Die Frage, woher die Plakate so plötzlich stammten, stellte sich keiner. Wie später zu erfahren war, überlegten selbst einzelne Mitglieder der Bande, ihre Anführer auszuliefern. Diese jedoch flüchteten noch am frühen Vormittag aus der Stadt Richtung Westen.

       Am Rande sei erwähnt, dass just diese Bande unter ihren neuen Anführern Frank und Jesse James traurige Berühmtheit erlangen sollte.

      Die Texaner zog es nach Hause. Robin kam auf die Idee, ihre Reisekasse aufzubessern und zwar mit Kartenspielen. Er hatte einen stark frequentierten Saloon entdeckt, in dem Poker gespielt wurde. Er war ein ausgezeichneter Poker-Spieler und kannte fast alle Falschspielertricks.

      Robin, Jonny und Dave gingen in ihrer Büffeljäger-Kluft einzeln in den Saloon, so, als ob sie sich nicht kennen würden. Jonny und Dave postierten sich so, dass sie den Pokertisch aus der Ferne gut überblicken konnten. An einer Seite des gut belegten Tisches saß ein offensichtlicher Profi-Spieler, der die Karten mit flinken Bewegungen austeilte. Auch sonst machte er einen flinken Eindruck. Sein Gesicht zeigte keinerlei Regungen.

      Robin hatte sich eine Woche lang nicht rasiert. Der struppige Bart machte ihn älter. Außerdem hatte er mit Whiskey gegurgelt und sich damit eingerieben. Er mimte den Biedermann, der schon mal am Lagerfeuer bei kleinen Einsätzen Poker gespielt hatte. Er ergatterte mit einem Whiskey-Glas in der Hand einen freien Platz am Tisch schräg gegenüber dem Kartengeber. Beim Sich-Setzen fiel ihm ungeschickt sein ganzes Geld auf den Tisch, das er hastig wieder einsammelte und einsteckte. Dave sah, wie der Profi-Spieler kurz aufblickte und Robin dabei musterte.

      Sie spielten um bescheidene Einsätze. Robin gewann und verlor. Offensichtlich in Whiskey-Laune forderte er höhere Einsätze. Die Zahl der Spieler reduzierte sich schließlich auf vier. Während das Gesicht des Profis weiterhin ausdruckslos blieb, konnte man an Robins alkoholseligem Gesicht scheinbar genau sehen, ob er ein gutes oder ein schlechtes Blatt hatte. Es lag jetzt ein riesen Pot auf dem Tisch. Die anderen beiden Mitspieler waren schon ausgestiegen. Der Profi brachte Robin geschickt dazu, sein ganzes Geld zu setzen. Doch bevor beide ihre Karten aufdeckten, blitzte Robins Wurfmesser und blieb zwischen Mittel- und Ringfinger der linken Hand des Profis in der Tischplatte stecken. Als der Spieler instinktiv die Hand wegzog, sah man, dass er darunter zwei Karten versteckt hatte. „Zwei Asse, wenn ich mich nicht irre,“ sagte Robin. Von einem Augenblick auf den nächsten war er stocknüchtern. Der Spieler zog blitzschnell eine kleine Pistole aus dem Ärmel. Aber Dave war mit seinem Colt schneller. Er traf den Falschspieler mitten in die Stirn.

      Der Barkeeper versuchte, als erster zu reagieren und sein Schrotgewehr zu fassen. Aber als Jonny mit dem Revolver auf ihn zielte, hob er erbleichend beide Hände. Jonny schnappte sich die Flinte, nahm sie in die Rechte und den Colt in die Linke und richtete beide Waffen auf die Bar-Gäste. Diese erstarrten. Robin zog gelassen sein Wurfmesser aus dem Holz und zeigte den Gästen die beiden versteckten Karten. Es handelte sich tatsächlich um Asse. Dann raffte er einen Großteil des Geldes vom Spieltisch zusammen, stopfte es in die Taschen und zog seinerseits den Revolver. Geordnet verließen die drei den Saloon.

      Die ganze Aktion hatte nicht mehr als drei Minuten gedauert. In einer Seitengasse warteten schon die anderen Texaner mit den Pferden. Eine viertel Stunde später waren sie aus der Stadt und schlugen den Weg nach Süden, Richtung Arkansas, Louisiana, Texas ein.

      *

      Unterwegs erreichte sie die Nachricht, dass die Nord- Virginia-Armee der Konföderierten unter General Lee kapituliert habe, im Süden der Krieg aber noch weiterginge. Sie gaben den Pferden die Sporen und erreichten Texas noch rechtzeitig.

      Jonny und Dave als Nichtkavalleristen wurden für die Feindaufklärung eingesetzt. Robin stellte ihnen dafür sein Fernglas und seinen Kompass zur Verfügung. Er selbst bekam das Kommando über eine Reiterschwadron.

      Jonny und Dave beobachteten mit dem Fernglas wie die feindlichen Reiterarmeen aufeinandertrafen. Sie erkannten, dass Robin mit seiner Schwadron die Angriffsspitze bildete. Revolverschüsse krachten, dann übernahmen die Säbel die Arbeit.

      Ihre Tapferkeit nützte den Südstaatlern nichts; sie wurden von der Masse der Unionsreiter erdrückt beziehungsweise auseinandergetrieben. Gegen Abend war die Schlacht entschieden.

      Jonny und Dave näherten sich vorsichtig der Stelle, wo sie Robin zuletzt gesehen hatten. Das Feld war mit Leichen und Verwundeten übersät. Sie entdeckten zuerst Robins totes Pferd, dann ihn selbst. Fünf Schüsse hatten ihn aus nächster Nähe in Brust und Bauch getroffen. Er lebte kaum noch. „Bringt mich zu meinem Vater,“ hauchte er ihnen noch zu, dann starb er.

      Kapitel 4: Trapper 1865

      Der Süden kapitulierte am 23. Juni 1865 endgültig.

      Dave und Jonny hatten Robins Leiche in zwei Decken gewickelt und mit Riemen fest verschnürt. Darauf befestigten sie Robins Säbel. Dann fingen sie

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