Mörderische Schifffahrt. Charlie Meyer

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Mörderische Schifffahrt - Charlie Meyer

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nie zuvor gesehen hatte. Mit dem unter die Decke und du bist für den Rest deines Lebens für andere Männer verdorben, schoss es ihr durch den Kopf. Egal ob schwul oder hetereo. Sie wollte sich eben wortlos an ihm vorbeischieben, als die Personalchefin Zähne zeigte und ihre Hand ausstreckte.

      »Herr Jansen, was für eine gelungene Überraschung. Wir haben Sie zwar wie immer nicht erwartet, aber gerade heute gibt es doch etliches, was wir gleich besprechen könnten, wenn Sie schon einmal hier sind. Was macht Holzminden? Steht noch, ja? Und auf den Schiffen alles okay? Prima, dann hätte ich heute zum Beispiel den Fuhlenanleger zur Debatte, beziehungsweise die Schiffe, die dort nicht anlegen können.« Oder wollen, fügte sie stumm hinzu. »Außerdem das Glühwürmchen als Charterschiff. Also ich muss Ihnen sagen, das ist ein Unding. Zu laut, zu klapprig, und wer länger als zehn Minuten die Dieseldämpfe aus dem Maschinenraum einatmet, ist high. Ach ja, noch etwas, wo wir gerade alle beisammen sind: Darf ich die Gelegenheit nutzen, Ihnen unsere neue Mitarbeiterin vorzustellen.« Sie deutete auf Alice, die verblüfft, aber geschmeichelt beobachtete, wie sich Jansens Augen bei ihrem Anblick ebenso weiteten wie die ihren bei seinem Anblick.

      »Frau Hupe. – Herr Jansen, Reeder und Geschäftsführer der Schifffahrtsgesellschaft Okko Jansen. Frau Hupe kommt aus München und hat im Hofbräuhaus gelernt. Ich schicke sie auf die Libelle, damit das Niveau dort ...« Sie verzog den Mund. »Na ja, Sie wissen schon.«

      »Eine Gelernte?« Jansens Augenbrauen schnellten in die Höhe.

      »Eine Gelernte!«, bestätigte Alice. Für acht Euro die Stunde, du geiziger, gutaussehender Arsch.

      Er gab ihr nicht die Hand, was sie guthieß, da es ihr zuwider war, verschwitzte Hände zu schütteln, aber er ließ den Anker auf den Boden knallen und trat ein paar Schritte um sie herum, geradeso, als prüfe er das Frischfleisch, bevor er sich entschied, ob er es selbst verspeiste oder an die Hunde verfütterte. Das wiederum gefiel Alice ganz und gar nicht. Sie hatte während ihrer abgebrochenen Ausbildung für einen Chef gearbeitet, der es als sein gutes Recht ansah, ihren Po zu tätscheln oder versehentlich mit dem Arm ihre Brust zu streifen, und zwar solange, bis sie ihm ihr Knie in die Eier rammte. Und dieser Chef hatte sie bei der Einstellung auf dieselbe Weise betrachtet wie Jansen es gerade tat. Neugierig und hungrig.

      Sollte er doch nicht schwul sein?

      »Okko und Sie reicht«, sagte Okko Jansen und zeigte von einem Ohr zum anderen zwei Reihen perfekter Zähne. »Wir von der Christlichen Seefahrt nehmen es nicht so förmlich.«

      »Alice«, sagte Alice Hupe und lächelte zurück, obgleich ihr nach seiner Fleischbeschau das Knie bereits zuckte. Einerseits. Andererseits könnte sie ihm natürlich auch hingebungsvoll in die Arme sinken. Der Übergang zwischen Variante eins und zwei schien ihr plötzlich sehr fließend. Schwammig geradezu. »Ich dachte, ich hätte bei der Binnenschifffahrt angeheuert und nicht für einen Törn auf hoher See.« Himmeldonnerwetter noch mal, dachte sie gleich darauf wütend und biss sich auf die Unterlippe. Ständig musst du die Leute verbessern. Schaffst du es denn nicht ein einziges Mal, den Mund zu halten?

      Okko Jansen lachte, und es klang tatsächlich so amüsiert, dass ihm Alice einen misstrauischen Blick zuwarf. Lachte er über ihren Witz oder machte er sich über sie lustig?

      Die drei Bürodamen in seinem Rücken tauschten verstohlene Blicke. Eine war groß und dürr mit kastanienbraunem Bubikopf, die Zweite klein und dürr mit hellbrauner Dauerwelle, und Nummer drei, die Büroleiterin, mittelgroß und dürr, mit pechschwarz gefärbten Haaren und sorgsam gezupften Augenbrauen. Alle drei waren so dünn, dass es den Anschein erweckte, ihr Gehalt reiche nicht aus, sich satt zu essen. Drei unterschiedlich lange Striche in der Bürolandschaft.

      »Wann dürfen wir mit Ihrem Arbeitsantritt rechnen, Alice?«, fragte Okko Jansen und sprach Alice wie Älice aus. »Ich hoffe doch, morgen schon? Wenn Sie einen Moment Zeit haben, gehen wir zwei beide eben mal auf einen Latte ins Café und besprechen Ihren Arbeitseinsatz, ja? Vielleicht lasse ich mich sogar erweichen, Ihnen zehn Cent mehr pro Stunde auszuzahlen, wo Sie doch eine Gelernte sind.«

      »Ach wissen Sie, ich lebe nach der Devise. Geld beruhigt, macht aber nicht glücklich«, log Alice, ohne mit der Wimper zu zucken. »Solange es für eine Kante trockenen Brotes und ein Glas Leitungswasser reicht, bin ich vollauf beruhigt und hülle mich gern in Lumpen.« Sie lächelte und zupfte an ihrer schneeweißen teuren Bluse herum, die ihre rauchgrauen Augen perfekt zum Leuchten brachte. Zum Vorstellungstermin trug sie das kleine Kostüm, einen cremefarbenen Leinenrock, der eine Handbreit über dem Knie endete, und die dazugehörige cremefarbene, taillierte Schößchenjacke. Ihre langen sonnenbankbraunen Beine steckten in weißen Pumps. Sie wusste, wie gut sie aussah, und sie wusste auch, das ihm kein Detail ihrer Erscheinung entging. Sie sah ihn sogar den Teil seines Körpers einziehen, den er für seinen Bauch hielt. »Sie stimmen mir doch sicherlich zu?«

      Einen Moment lang starrte er sie sprachlos an, dann brach er in ein schallendes Gelächter aus.

      Die vier Frauen zuckten zusammen.

      10

      »Hatte er Feinde?«, fragte Fred Roderich und sah die junge Frau über den Konferenztisch hinweg bedeutungsvoll an. Mit einem Ausdruck in den Augen, den er als vertrauenserweckend einstufte.

      Patrizia Müller zuckte ein wenig zurück und schniefte. Sie war groß, stämmig und ihre braunen Haare hingen ihr glatt und strähnig bis auf die Schultern. Ihre Augen waren rot und dick verschwollen, und ihre Nase lief. Alles in allem kein schöner Anblick, doch Fred tat sein Bestes, Dickie Blumes verwitweter Freundin einen Hauch von Professionalität zu vermitteln. »Feinde? Nein, warum?«

      »Nun ja, Ihr Freund ist ermordet worden, und da fragen wir uns natürlich aus welchem Grund. Und einer der Gründe, warum Leute ermordet werden, ist, dass sie sich durch Gott-weiß-was Feinde gemacht haben. Es gibt noch andere Gründe wie zum Beispiel Habsucht, eine Familien-Vendetta, Eifersucht und ... Was summen Sie da?«, unterbrach sich Fred irritiert.

      »Ach Gott, verlass mich nicht.« Patrizia Müller unterbrach ihr Summen.

      »Es hilft, in schweren Zeiten gläubig zu sein, nicht?«, meldete sich Melanie von Rhoden zu Wort und umklammerte durch den Flausch ihres Rollkragenpullovers das große Kreuz zwischen den Brüsten. »Es gibt einem Trost und ist eine mentale Stütze.«

      Patrizia Müller starrte sie mit ihren whiskyfarbenen Augen emotionslos an. »Finden Sie? Also eigentlich bin ich überzeugte Agnostikerin.«

      »Warum summen Sie dann ein Kirchenlied?« Mellie war die Empörung anzuhören. »Als Agnostikerin Kirchenlieder zu summen, ist in meinen Augen Blasphemie.«

      »Melanie!« Fred warf ihr über seine rutschende Brille hinweg einen scharfen Blick zu.

      »Nein, lassen Sie sie nur, sie hat ja vollkommen recht. Es ist im Grunde Blasphemie, wenn man es bewusst tut. Zumindest Gedankenlosigkeit. Bei mir allerdings ist es Erziehung, und so sehr ich mich auch bemühe, es hat sich dermaßen in mir festgesetzt, dass ich es einfach nicht ausrotten kann. Es reagiert, nicht ich, verstehen Sie?«

      Beide starrten sie verständnislos an.

      »Nein ich sehe schon, Sie verstehen nichts. Können Sie auch nicht. Okay, also ich komme vom Land. Aus dem Eichsfeld, genauer gesagt. Dem katholischen Eichsfeld oder noch präziser, aus dem erzkatholischen Eichsfeld. Mein Vater war Priester und meine Mutter dermaßen gläubig, dass sie die Hälfte ihres Lebens Verbände um die Knie trug. Einmal musste sie zum Arzt, weil sie ihre Finger nicht mehr auseinander bekam.« Patrizia lachte freudlos und strich sich die glatten braunen Haare hinter

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