Die Macht des jungen Magiers. Yvonne Tschipke

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Die Macht des jungen Magiers - Yvonne Tschipke

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schrie alles in mir.

      Obwohl ich das Buch am liebsten von mir geworfen hätte, hielt ich es fest an mich gedrückt, trotz des Schmerzes an meiner Brust. Mit einem Mal kam es mir so vor, als ob ich anfangen würde zu fliegen. Jemand hatte das verdammte Kettenkarussell wieder in Gang gesetzt. Um mich herum wirbelte alles durcheinander. Ein Strudel aus bunten Farben und verzerrten Figuren riss mich mit sich.

      Schlagartig wurde mir kotzübel.

      Kapitel 3

      Als ich endlich fertig gekotzt hatte, öffnete ich die Augen.

      Verwundert rieb ich mir mit beiden Händen über mein Gesicht.

      Es war heller Tag und ich saß in der Hintergasse auf dem Boden, mit dem Rücken gegen eines der alten Häuser gelehnt. Neben mir lag mein Rucksack, das Buch und das Päckchen mit dem Tintenfass lagen in meinem Schoß. Verwirrt schüttelte ich den Kopf und wischte mir umständlich den Mund mit meinem T-Shirt ab.

      Oh, verdammt, ich hatte eine Gehirnerschütterung – ganz bestimmt. Ich musste so schnell wie nur möglich nach Hause und mit Mama zum Arzt.

      Diesmal würden Tom und seine Halbaffen nicht so glimpflich davon kommen, das schwor ich. Das würde eine Anzeige geben bei der Polizei. Vielleicht würden sie ja sogar von der Schule fliegen. Oder in den Jugendknast kommen. Da würde das halbe Ringelnatz-Gymnasium aufatmen – ganz sicher.

      Mühsam richtete ich mich auf. Ich bückte mich vorsichtig, um meinen Rucksack aufzuheben und lief los. In meinen Schuhen schmatzten die nassen Strümpfe.

      „Wer weiß, was du dir am Nachmittag in der Stadt mal wieder in den Magen geschoben hast, mein Lieber. Los, rück schon raus mit der Sprache, ich sag es deiner Mutter auch nicht.“ Dr. Bentwart zwinkerte mir fröhlich zu. „Ärztliche Schweigepflicht – du verstehst?“

      „Ich habe gar nichts gegessen – nur den Fraß in der Schulmensa heute Mittag. Wurde ja endlich mal Zeit, dass sich jemand damit vergiftet. Vielleicht stellen die dann mal einen richtigen Koch ein.“ Ich zog mir mein Shirt über und schlüpfte wieder in die Schuhe.

      „Alles klar, Nathanael.“ Dr. Bentwart, unser alter Kinderarzt, schlurfte zum Schreibtisch und setzte sich in seinen Ledersessel. „Eine Gehirnerschütterung hast du jedenfalls nicht“, murmelte er und kritzelte dabei irgendwelche Hieroglyphen auf einen Zettel. „Und es gibt auch keinerlei Anzeichen dafür, dass dich irgendwer verprügelt hat.“

      Ich sah ihn mit großen Augen ungläubig an. „Aber ... aber ich war bewusstlos und hatte so einen komischen Traum. Und ich musste tierisch kotz … ähm, mich übergeben.“

      Dr. Bentwart schob sich aus dem Sessel hoch, kam auf mich zu und reichte mir die Hand zum Abschied. „Geh einfach früher ins Bett. Dann schläfst du auch am nächsten Tag nicht wieder im Sitzen ein.“ Er drückte mir einen rosafarbenen Zettel in die Hand. „Und gegen die Übelkeit holst du dir das hier aus der Apotheke.“ Damit schob er mich aus dem Behandlungsraum.

      Mama empfing mich im Wartezimmer mit ihrem besorgten Mütter-Blick. Als ich wieder vor ihr stand und Dr. Bentwart sagte, dass mit mir alles in Ordnung sei, streichelte sie mir über den Kopf. Ich spürte, wie mein Gesicht von einer auf die andere Sekunde feuerrot wurde. Wie peinlich! Mama wusste doch ganz genau, dass ich es absolut nicht ausstehen konnte, wenn sie das in aller Öffentlichkeit tat. Und das auch nicht erst seit gestern.

      Hinter mir hörte ich es leise kichern. Ich drehte mich um und sah in das grinsende Gesicht von Julie Tharan, der Oberzicke aus meiner Klasse. Na, toll! Dann wusste ich schon jetzt ganz genau, über wen morgen in der 8 d am meisten gelacht wurde. Danke, Mama.

      Zuhause legte ich mich auf Mamas Befehl hin gleich ins Bett. Irgendwie schlief ich auch sofort ein. Doch mein Traum war voll mit allen Erlebnissen des vergangenen Tages. Sie mischten sich, als hätte sie jemand in den Mixer geworfen. Tom und seine Halbaffen jagten mich bis in die Praxis von Dr. Bentwart, wo mich der fette Comissario und Oskas erwarteten. Oskas hielt mir ein altes zerfleddertes Buch entgegen und grinste mich dämlich an. Ich kotzte den beiden den Schulmensafraß vor die Füße und wanderte dann mit einer kleinen Laterne in der Hand nach Hause, wo mich Mama schon mit Julie Tharan erwartete und mir über den Kopf streichelte.

      „AUFWACHEN!“, schrie es wieder in mir, doch es dauerte bis zum nächsten Morgen.

      Kapitel 4

      Am übernächsten Nachmittag klingelte es an der Wohnungstür. Ich saß gerade in der Küche und verputzte heimlich die letzten zwei Stücke Sahnetorte, die von Almas Geburtstagskaffee übrig geblieben waren. Gleich würde Mama von Arbeit kommen und dann musste ich es geschafft haben. Was ich gegessen hatte, war weg! In mir drin. Und hat geschmeckt! Da konnte Mama meckern wie sie wollte.

      Ich wischte mir die süße Sahne aus den Mundwinkeln und ging zur Tür, um sie zu öffnen.

      Es war Ben. Und noch ehe ich ihn begrüßen und in den Flur bitten konnte, hatte er sich bereits an mir vorbei geschoben. Typisch Ben. Fühlte sich immer wie zu Hause bei uns.

      „Komm ruhig rein“, murmelte ich und schloss die Tür wieder.

      „Hast du noch was davon?“, fragte er und zeigte auf einen Rest Sahne in meinem Gesicht, den ich vergessen hatte wegzuwischen. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, tut mir leid. Das waren nur noch zwei winzig kleine Stückchen.“ Schnell wischte ich noch einmal mit dem Ärmel über meinen Mund, um die letzten Spuren meiner Sahnetortenschlacht zu beseitigen.

      Ben zuckte mit beleidigtem Gesichtsausdruck die Schultern. Doch dann trat er ganz nah an mich heran und raunte mir zu: „Wo ist das Buch?“

      Ich sah ihn verständnislos an. „Welches Buch?“, fragte ich.

      „Welches Buch?! Welches Buch?! Das Buch natürlich, das dir Oskas gegeben hat“, schnarrte Ben.

      „Alma. Ich habe es Alma geschenkt“, antwortete ich und sah ihn komisch an. Was war denn mit dem los? Und überhaupt – woher wusste er von dem Buch?

      Ben bekam plötzlich einen panischen Gesichtsausdruck. „Du musst es dir zurückholen, Nathanael! Es gehört dir. Oskas hat es dir gegeben.“

      „Jetzt bleib mal ganz locker, Ben. Was redest du denn da für einen Mist? Was soll ich denn mit dem ollen Buch? Woher kennst du diesen Oskas überhaupt? Und woher weißt du, dass er mir ein Buch gegeben hat?“

      Ben packte mich am Arm und zog mich in mein Zimmer. „Hey, was soll denn das?“, protestierte ich. Doch Ben schob mich ziemlich grob zu meinem Bett und drückte mich auf die Matratze.

      „Es gehört dir, Nathanael. Ich kann es dir nicht erklären. Aber lass uns zu Oskas gehen – mit dem Buch! Es ist wichtig!“ Ich verstand rein gar nichts. Weshalb benahm sich mein bester Freund Ben so seltsam? War er unter die Junkies gegangen? Was zum Geier hatte er genommen? An unserer Schule wurde heimlich mit bunten Pillen gedealt, die einen komisch oder irre werden ließen, das wusste ich. Aber Ben? Das konnte nicht sein, oder?

      Mein bester Freund war unterdessen zur Tür gelaufen. Er riss sie auf und trat in den Flur. Als ich ihm folgte, sah ich gerade noch, wie er in Almas Zimmer verschwand.

      „Ben!“, krächzte ich. „Was machst du denn da? Alma bringt uns um!“ Ich rannte ihm nach.

      Meine

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