Sonnenwarm und Regensanft - Band 1. Agnes M. Holdborg

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Sonnenwarm und Regensanft - Band 1 - Agnes M. Holdborg

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Sandwiches?« – Anna, Anna, Anna!

      Jens war zwar der Fahrer, okay. Trotzdem, er könnte ja auch mal nett fragen und eben nicht so »Jens-mäßig«, oder?

      Andauernd nörgelte er an ihr herum:

      »Ich hoffe, du hast dir einen gescheiten Bikini gekauft, damit man sich hier mit dir blicken lassen kann. Schwimmanzüge sind nämlich für die Olympiade gedacht und nicht für den Strand.« …

      »Hast du dir ein gescheites Sonnennasenfahrrad angeschafft? Sonst siehst du wieder aus, wie ein Kleinkind mit Mamis Brille.« …

      »Du hättest dir wenigstens die Haare ein bisschen schneiden lassen können.« …

      Blablabla! Allmählich bedauerte sie es von ganzem Herzen, ihrer Mutter versprochen zu haben, ihn nicht zu zerfleischen.

      Auf der Fähre änderte er seine Taktik.

      Sie saßen unter Deck im großen Aufenthaltsraum an einem Tisch, da fing er an, sie auszufragen:

      »Lena sagt, du strolchst viel alleine rum. Was machst du dann? Wo gehst du hin? Du weißt schon, dass du noch ein bisschen zu jung zum Rumhängen bist, Anna?« …

      »Hast du dir endlich überlegt, wie es nach der Schule weitergehen soll?« …

      Anna versuchte es mit Aussitzen. Sie verweigerte ihm schlicht die Aussage und starrte stattdessen stur zum Fenster aufs Meer hinaus.

      Doch dann folgte aus heiterem Himmel seine Schlussattacke:

      »Schminkst du dich eigentlich auch mal? Nicht, dass mich das überhaupt interessieren würde, aber es könnte vielleicht von Vorteil sein und von der Brille ablenken.«

      »Das reicht! Ich muss hier raus, bevor ich ihn abmurkse!«

      Wortlos sprang sie auf, ohne ihre Chocomel angerührt zu haben, und stürmte zurück aufs Autodeck. Sie schlängelte sich zwischen den Wagen hindurch bis zum Bug der Fähre, lehnte sich an die Reling und ließ sich den Wind um die Nase, besonders um ihre Tränen wehen.

      Anna hatte ernsthaft überlegt, zu Fuß an Land zu gehen. Das war ihr dann doch zu blöd. Als die Fähre anlegte, kehrte sie gemächlich zum Auto zurück und stieg stillschweigend ein. Jens wartete schon auf sie, doch sie bedachte ihn einzig mit eisiger Nichtachtung.

      Ihr Schweigen wurde durch ein Klopfen an der Seitenscheibe jäh unterbrochen. Ein ausgesprochen hübsches rothaariges Mädchen lächelte sie freundlich an. Anna ließ die Scheibe herunter.

      »Hi, ich störe hoffentlich nicht.« Das Mädchen strahlte sie aus grünen Augen an und entblößte dabei perfekte weiße Zähne. »Mir ist euer deutsches Kennzeichen aufgefallen und da dachte ich mir, ich könnte euch mal was fragen.«

      Anna stutzte. Sie hatte bereits weitaus mehr deutsche als niederländische Kennzeichen auf der Fähre entdeckt. Deswegen wunderte sie sich, dass dieses Mädchen ausgerechnet Jens und sie ansprach.

      »Was möchtest du denn wissen?«, erkundigte sie sich dennoch höflich.

      »Tja, ich hab mich spontan entschieden, diese Insel zu besuchen, und wollte fragen, ob ihr mir helfen könntet, einen günstigen Schlafplatz zu finden.«

      Wieder wunderte sich Anna. Das Mädchen sah eher nicht wie eine Schnorrerin aus.

      Sie überlegte kurz, ehe sie antwortete: »An Land brauchst du nur ein kleines Stückchen hochzugehen. Was weiß ich, einen halben Kilometer vielleicht. Da ist dann auf der rechten Seite ein VVV und da kannst du fragen«

      »VVV? Brauch ich dazu nicht ein Intanetz? Gibt es das hier?« Sie klang verzweifelt und kaute auf der Unterlippe.

      »Hä? Intanetz? Was meint die?«

      »Ähm, VVV, das ist doch das Zeichen für, äh, Intanetz-Adressen, oder?«, fragte sie nach, und zwar mit einem ziemlich ratlosen Gesichtsausdruck, klatschte sich dann aber die Hand an die Stirn und rief: »Ach nein, stimmt ja gar nicht! VVV? Ähm, was ist das denn?«

      »Ich werd nicht mehr! Die meinte ›www‹! Ha, ha! Die ist ja ganz schön verpeilt! Und die war mit Sicherheit noch nie in Holland!«

      Offenbar versuchte Jens, ein Lachen zu unterdrücken, was ihm kläglich misslang. Anna fiel es ausgesprochen schwer, nicht auch in Gelächter auszubrechen, und biss sich stattdessen auf die Zunge.

      »Nein, Internet brauchst du dafür nicht«, erwiderte sie trocken. »VVV ist so eine Art Touri-Info-Vermittlungsstelle.«

      »Turi- was?« Der verständnislose Blick der Rothaarigen ließ Anna resigniert aufseufzen.

      Sie schaute zu Jens, der zustimmend nickte, und wandte sich erneut an das Mädchen: »Okay, ich denke, du bist nicht mit dem Auto auf der Fähre, denn du hast dich ja spontan entschieden. Da wirst du jetzt in den Sommerferien wohl kaum einen Autoplatz ergattert haben.«

      »Stimmt genau«, bestätigte sie Annas Vermutung.

      »Also gut, steig ein. Wir fahren dich dorthin und helfen dir schnell.«

      Nun strahlte das Mädchen oder doch eher die junge Frau. »Das ist richtig nett von euch. Ich heiße übrigens Vi… ähm … Viola.« Sie stieg ein und sagte vorerst kein Wort mehr.

      Bei der VVV-Informatie konnte man Viola leider nicht helfen: Sommerferien. Alles ausgebucht.

      Das war für Anna ein weiterer Grund, sich zu wundern, denn selbst in der Hochsaison war normalerweise für eine einzelne Person immer noch ein Plätzchen auf der Insel zu finden. Dementgegen war diesmal alles belegt.

      Anna sah zu Jens. Offenbar dachte er das Gleiche wie sie. Schließlich hatten sie in ihrem Ferienhaus noch ein Zimmer übrig und diese Viola schien ganz nett zu sein. Aber das Beste daran wäre, dass sie dann nicht allein miteinander auskommen müssten.

      »Na gut, wenn du möchtest, kannst du mit uns mitkommen«, bot Jens an. »Wir sind eine Woche hier und haben noch ein Zimmer frei.«

      »Oh nein!«, entsetzte sich Viola. »Das kann ich doch nicht machen. Ich störe doch nicht euer junges Liebesglück. Das mache ich auf gar keinen Fall.«

      Anna verzog angewidert ihr Gesicht, was Jens köstlich zu amüsieren schien.

      »Keine Sorge«, erklärte er lachend, »wir sind Geschwister. Mit unserer Liebe und unserem Glück ist es nicht sonderlich weit her.«

      »Warum fahrt ihr dann zusammen in Urlaub?«, wollte Viola nun wissen.

      »Das«, gab Anna zurück, »ist eine sehr gute Frage und lässt sich nur schwer in kurzen Sätzen beantworten.«

      »Okay, jetzt bin ich interessiert. Ich würde euer Angebot sehr gerne annehmen. Vorausgesetzt, ich kann mich angemessen an den Kosten beteiligen und ihr erzählt mir eure Geschwisterstory.«

      Die nächsten dreizehn Kilometer gestalteten sich ausgesprochen kurzweilig, denn Viola erwies sich als eine spaßige Person. So unterhielten sie sich alle drei angeregt miteinander und lachten dabei fast während der gesamten Fahrt bis zum Haus.

      Für Anna tat sich ein Silberstreif

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