Sonnenwarm und Regensanft - Band 1. Agnes M. Holdborg
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Viktoria stattete es mit hübschen Möbeln, Deko und allem möglichen Schnickschnack liebevoll und stilsicher aus. Sie hatte dabei durchaus auch seinen Geschmack getroffen.
Ihm lag allerdings mehr an anderen Dingen und so schleppte er Unmengen an »Menschentechnik« hinein: Flachbildfernseher, Blue-Ray-Player, Computer, Spielekonsolen, Multi-Media und, und, und. Ständig entdeckte er etwas Neues, das ihn interessierte.
Außerdem stopfte er sein Hirn mit menschlicher Musik aller Art voll, hatte sich dann aber schnell für eine Richtung entschieden.
Auch bei den zahlreichen Filmen und Fernsehsendungen kristallisierte sich rasch sein Geschmack heraus.
Dementgegen interessierte sich Viktoria mehr fürs Lesen und für die Malerei. Überall standen Regale mit Büchern und hingen teure Drucke oder ihre eigenen Gemälde, denn sie hatte selbst angefangen zu malen. Schon ihre ersten Versuche waren nicht schlecht, meinte Viktor. …
Jetzt aber überlegte er unschlüssig, was er tun sollte. Ihm stand nicht der Sinn nach Filmen, Musik oder Computerspielen, doch musste er sich unbedingt ablenken.
Gedankenverloren nahm er eines der vielen Bücher in die Hand: Der Medicus von Noah Gordon. In dem Entschluss bestärkt, dass Lesen ihm die gewünschte Zerstreuung bringen könnte, wollte er sich gerade auf das große weiße Ledersofa niederlassen, als ihm mit einem Mal etwas viel Besseres in den Sinn kam. Der Titel des Buches – Der Medicus – hatte ihn auf die Idee gebracht.
Er schnappte sich die Lederjacke vom Garderobenhaken und, ach ja, Schuhe. Widerwillig zog er sich ein paar nagelneue Designer-Turnschuhe an und lief eilig hinaus.
Vor dem Haus stand sein neuer Wagen, sein ganzer Stolz.
… Nachdem Viktoria das Auto erblickt hatte, bestand sie augenblicklich auf ein eigenes, ein praktisches, und entschied sich für einen VW Polo. Typisch Frau, meinte Viktor.
Er lächelte unvermittelt, da ihm die Fahrprüfung vom vorletzten Monat in den Sinn kam. Die war in seinen Augen nämlich sehr amüsant gewesen. Eigentlich wäre er wohl durchgefallen, wenn Viktoria das nicht mit ihrer Gefühlsbeeinflussung zu verhindern gewusst hätte. Das mit den Verkehrsregeln hatte ihn damals sehr verwirrt. Aber Viktoria hatte … Na ja, sie hatte ein wenig geschummelt, sodass der Prüfer letztendlich ihnen beiden mit einem äußerst verklärten Blick zur bestandenen Prüfung gratulierte. …
Viktor stieg in das schwarze Mercedes Cabrio SLK und brauste davon, drosselte aber rasch das Tempo, weil ihm die unsägliche Geschwindigkeitsbegrenzung wieder einfiel. Es wäre wohl vernünftiger, sich daran zu halten.
Jetzt am Vormittag würde Annas Vater bestimmt arbeiten, überlegte er, während er den Wagen einparkte. Es war ja eine spontane Idee gewesen, weshalb er sein Vorhaben gar nicht richtig geplant hatte. Trotzdem stieg er aus, ging zielstrebig Richtung Klinik und trat dann in die Eingangshalle.
Dort fragte er die Frau hinter Glas nach der Zimmernummer und bekam prompt eine knappe, präzise Antwort. Dadurch bestärkt folgte er der Wegbeschreibung und stand bereits ein paar Minuten später vor der gesuchten Tür.
Bei der Überlegung, wie er am besten weiter vorginge, erinnerte er sich an sein erstes Gespräch mit Anna. Wie sie ihm erzählt hatte, dass ihre Mutter so gerne Bücher las. Seiner Eingebung folgend wappnete er sich und betrat das Krankenzimmer.
Glücklicherweise befand sich Frau Nell zurzeit allein in dem Dreibettzimmer, was die Durchführung seines Plans erheblich vereinfachte. Theresa wirkte blass, müde und verloren in ihrem Bett. Jetzt konnte Viktor den Begriff »durchsichtig«, den Anna einmal benutzt hatte, sehr gut nachvollziehen.
Nach einem kurzen Räuspern näherte er sich dem Krankenbett. »Hallo, Frau Nell. Ich bin Dennis. Ähm, ich bin Praktikant hier und wollte fragen, ob ich Ihnen etwas bringen kann. Wie wäre es mit einer Zeitschrift oder einem Buch?«
Zuerst schaute Theresa ihn verwundert an, antwortete dann matt: »Oh, das ist nett. Aber ich bin viel zu müde zum Lesen. Sonst immer gerne.« Sie lächelte schwach.
Er trat ein Stückchen näher an sie heran und erkannte Annas Augen, während er die zarte kleine Hand ergriff, die Annas ebenso ähnelte. Er beugte sich zu ihr hinunter und flüsterte:
»Das ist aber schade. Dann schlafen Sie halt ein bisschen und ich komme später noch einmal vorbei. Vielleicht haben Sie ja dann einen kleinen Wunsch, den ich Ihnen erfüllen kann.«
Viktor freute sich, dass Theresas Gesichtsfarbe einen gesünderen Ton annahm und sie langsam seine wohlige Wärme in sich aufsteigen fühlen konnte.
»Ja«, hauchte sie und wirkte leicht verstört. »Ja, vielleicht später. Das ist sehr nett, Dennis. Danke.«
Sie schloss die Augen und schlief augenblicklich ein. Wenn sie wieder aufwachte, würde sie sich nicht mehr an ihn erinnern, dafür hatte er gesorgt.
Viktor verließ das Zimmer und zog die Brauen zusammen.
»Das ist nicht gut«, dachte er bedrückt. »Mein bisschen Sonne wird sie nicht retten.«
Sonne und Wolken
»Was für eine wunderschöne Insel«, seufzte Viola und rekelte sich behaglich in einem winzigen dunkelgrünen Bikini auf ihrem bunten Strandtuch in der Sonne. Ihr kurzes rotes Haar stand frech in alle Richtungen ab und die grünen Augen waren hinter einer riesigen Designersonnenbrille mit sehr dunklen Gläsern und weißem Rand versteckt.
»Mmh, find ich auch.«
Annas Bikini war nicht so klein wie der von Viola, das traute sie sich nicht. Auch wenn er mit seinen Farben rosa und hellblau eigentlich nicht ganz ihrem Geschmack entsprach, stand er ihr trotzdem recht gut, meinte sie. Jens hatte sie deswegen jedenfalls nicht angemeckert.
Sie legte sich träge auf den Rücken und schaute Viola blinzelnd an. Anna beneidete sie um die Modelfigur, befand Viola dann aber für viel zu nett, als dass sie sich über so etwas Gedanken machen sollte. Wieder blinzelte sie gegen die blendende Sonne.
»Du solltest besser auch deine Sonnenbrille aufsetzen, Anna.«
»Ach, weißt du, ich bin eigentlich froh, mal keine Brille auf der Nase zu haben. Da sehe ich nämlich vielleicht ein bisschen anders aus.«
Viola verzog das Gesicht zu ihrem typischen strahlend warmen Lächeln, was Anna stets ein wenig seltsam vorkam und deshalb hin und wieder irritierte.
»Anna, deine Brille steht dir echt gut, auch die Sonnenbrille. Los, setz sie auf. Das ist viel besser für deine Augen. Nun mach schon.«
Sie sollte sich ernsthaft fragen, wo sich diese ganzen Brillenfetischisten früher allesamt versteckt gehalten hatten, überlegte Anna amüsiert. Dann stöhnte sie laut auf, so, als würde ihr größte Qual angetan, gehorchte aber und schob sich die Sonnenbrille mit demonstrativ angewiderter Miene auf die Nase.
Viola gluckste: »Du bist echt ’ne Marke, Anna.« Sie wechselte zu einem Flüstern: »Vorsicht, da kommt Jens. Ich glaube, der führt was im Schilde.«
***
Jens stieg aus den schäumenden Meeresfluten und überlegte, wie er Anna