Das Halbmondamulett.. Jens Petersen

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Das Halbmondamulett. - Jens Petersen

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Wegmarken seltener, und wir freuten uns jedes Mal, wenn wir eine zu Gesicht bekamen. An diesem Tag schafften wir noch etwa fünfzig Kilometer, ohne, außer einigen freiweidenden Kamelen, ein Lebewesen zu sehen. Das Gelände kam uns entgegen, indem es durch eine Unmenge kleiner Erhebungen unübersichtlich war. Trotzdem mussten wir sehr weit ausweichen, damit die Staubsäule, die jedes Fahrzeug unvermeidlich erzeugte, uns nicht verriet.

      Als wir endlich sicher waren, Berenis jetzt weit hinter uns gelassen zu haben, drehten wir wieder nach links ab, um die Route zu suchen. Wir hatten Glück und trafen, ziemlich genau nach der errechneten Kilometerzahl, wieder auf Spuren im Sand. Jetzt lagen etwa dreihundert Kilometer leeres Land vor uns, ohne irgendeine, noch so winzige Siedlung oder Station.

      Die Fahrt ging leidlich flott voran. „Die Ägypter haben wir jetzt abgehängt“,

      freute sich Bernd. Von nun an war für lange Zeit nichts zu erwarten. Bei monotonem Motorgeräusch und unentwegtem Staubrieseln dösten wir nur in Badehosen so vor uns hin.

      „Du hast Recht“,

      überlegte 0-Chang,

      „selbst wenn sie uns vielleicht verfolgt hatten, hier sind wir außerhalb ihrer Reichweite.“

      Das Gefühl der Sicherheit und die Hitze machten träge, so dass auch Gespräche bald nicht mehr aufkamen.

      Zur Linken musste irgendwo das Rote Meer liegen, vielleicht zwei vielleicht auch zwanzig Kilometer entfernt. Wir sahen es den ganzen Tag nicht. Den rechten Horizont bildete eine schier nicht endende Bergkette. Stunde um Stunde starrten wir in diese gleichbleibende Landschaft. Auf kahler, steiniger Ebene wanderten kleine Flugsandanhäufungen vor dem Wind, und hefteten sich gelegentlich an niederes Dornengestrüpp oder in flache Bodensenken. Der Horizont vor uns ging unter im Flimmern, und in sich ständig wieder entziehenden Luftseen. Stumm in Wachträumen versunken verdämmerten wir den Tag. „Wenn man es recht überlegt“,

      unterbrach O-Chang die dösende Stille,

      „so müssen wir ja ganz schön zugenagelt sein.“

      „Wie meinst du?“

      „Hast du dir schon mal überlegt, was passiert, wenn wir hier ´ne Panne haben, oder hoffnungslos im Sand festsitzen? Auf dieser einsamen Route kann es Monate dauern, bis wer vorbeikommt.“

      „Was ist mit Suchaktion?“

      „Wer denn? Wir haben doch selber dafür gesorgt, dass niemand weiß, dass wir hier sind.“

      „Die Ägypter wissen es.“

      „Die werden nicht gerade in Laune sein, so wie wir die verladen haben. Außerdem sind wir schon nicht mehr auf ihrem Hoheitsgebiet.“

      „Es wird ohnehin kommen, wie es kommt“,

      sagte ich.

      „In letzter Zeit habe ich immer mehr den Eindruck, als passieren die Dinge mit uns, gleichgültig, was wir tun oder wollen.“

      „Das geht mir auch so“,

      meldete sich jetzt Bernd,

      „diese Wüste ist irgendwie eine andere Wirklichkeit. Und wisst ihr was noch? Ich werde den Eindruck nicht los, als ob mit jedem Kilometer nicht nur unser Ziel näher kommt, sondern auch unser Traum greifbarer wird.“ „Ja, ich glaube, extreme Reisen tun so etwas, sie verändern die gewohnte Realität, und die Wüste tut das ihrige.“

      „Was wir sonst daheim für Realität halten“,

      überlegte O-Chang,

      „kommt mir sowieso vor, wie eine Bandschleife, die sicheren Boden

      unter den Füßen suggerierren soll.“ „Genau, und das Reisen hilft, ein wenig Korrektur daran vorzunehmen.“

      „Was unser Ziel betrifft“,

      mischte ich mich ein,

      „sind wir ja noch viel mehr bereit,

      den Sprung ins Ungewisse zu wagen. In ein rätselhaftes Land, abgeschlossen vom Rest der Welt und in einer ganz anderen Zeit lebend.“

      „Erst einmal müssen wir überhaupt bis dorthin durchkommen.“

      Unterbrochen wurden derlei Spekulationen, weil Bernd gerade verbissen und mit Vollgas auf eine breite Sandbank zusteuerte. Diesmal reichte der Schwung nicht, er musste immer weiter herunterschalten.

      „Raus“,

      brüllte er, als er den ersten Gang einschob. 0-Chang und ich sprangen ab, rannten hinterher und schoben. Auch das half nicht lange. Der Wagen saß im Sand fest. Nichts anderes blieb übrig, als Fuß vom Gas und Motor aus. Jeder weitere Versuch würde ihn nicht vorwärts bringen, sondern nur noch tiefer eingraben. Jetzt mußten wir Steine unter die Achsenmitte legen und schweißgebadet die Räder frei schaufeln, sowie zwei mählich ansteigende Gräben bis zum ebenen Boden, in die wir die Sandleitern auslegten.

      Bernd mußte nun ganz behutsam anfahren und, sobald er sich einmal vorwärts bewegte, versuchen immer mehr an Fahrt zu gewinnen, um erst wieder anzuhalten, wenn er festen Boden unter den Rädern wußte, gleichgültig wie weit er uns dabei zurück ließ.

      Als die Sonne dem Horizont nahte, hielten wir an. Wegen der Hitze wäre es zwar angenehmer nachts zu reisen, wie Karawanen es gerne taten, aber wir hätte uns dabei zu leicht verfahren oder in einen Wadi stürzen können.

      Während Bernd den Motor entsandete und den Ölfilter reinigte, bauten wir anderen das Lager auf. Die knappe Spanne zwischen Sonnenuntergang und völliger Dunkelheit ließ in kurzer Folge die grandiosesten Schauspiele erleben. Der Dunst und das Flimmern des Tages hatten sich aufgelöst, die Sicht wurde glasklar, und die Landschaft gewann an Weite. Es war als dehnte der Raum sich aus, wurde durch die Stille noch majestätischer. Chamäleonartig färbte sich dann alles von orange bis blutrot, und binnen weniger Minuten war es dunkel.

      „Heute Abend können wir unbesorgt ein Feuer anzünden“,

      schlug ich vor.

      „Genau“,

      meinte Hermann,

      „ein Topf Tee und 'ne warme Mahlzeit wären jetzt angesagt. Ziemlich sicher, dass wir hier im Umkreis von wenigstens hundert Kilometern allein sind.“

      „Gute Idee, was gibt´s denn heute?“

      „Tüten-Erbsensuppe surprise an Saucissones fines aus hauseigener Konservendose.“

      „Pst!“

      „Hört ihr das auch?“

      flüsterte 0-Chang. Schlagartig brach das Gespräch ab und alle horchten.

      „Ich höre da Stimmen“,

      wisperte Hermann und Bernd nickte. Alle drei sprangen auf und suchten die Umgebung ab. So dunkel war es nun doch nicht. Man konnte ein relativ weites Umfeld überblicken. Das Gelände zeigte nur leichte Sandwellen, keine größeren Sträucher oder Steine, hinter denen man sich verbergen könnte.

      Ich

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