Zwiebelsuppe à la Jules. Louis Geras

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Zwiebelsuppe à la Jules - Louis Geras

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aus. Sie sind ein großartiger Mitarbeiter, wenn Sie bei der Sache sind. Aber in letzter Zeit scheinen Sie ständig abwesend zu sein. Geistig und auch immer öfter körperlich. Machen Sie endlich wieder ihre Arbeit, Herr Wolf. So kann es nicht weitergehen. Ich fürchte, dass man Sie andernfalls ….“ Werner Bacher unterbrach seinen Satz und sah ihn bedeutungsvoll an.

      Alex zog schuldbewusst den Kopf ein und schwieg. Er hätte auch nichts zu sagen gewusst, denn Werner Bacher hatte ausnahmsweise Recht.

      Seit Christinas öffentlichen Abgang und seinem neuen – zugegebener Maßen - etwas schwierigen Verhältnis war er wie weggetreten. Er schaffte es nicht einen klaren Gedanken zu fassen.

      Gerade war er wieder weggetreten gewesen, denn er hatte nicht einmal bemerkt, dass sein Vorgesetzter in seiner Rede fortgefahren war. Daher hörte Alex nur noch: „….oder nehmen Sie sich eine Auszeit. Eine Woche Urlaub steht ihnen ohnedies noch zu. Fahren Sie weg. Schalten Sie ab. Tun Sie, was immer Sie wollen. Aber kommen Sie endlich wieder in der Realität an.“

      Alex nickte. Vielleicht…. war es wirklich am besten eine Woche Urlaub zu nehmen. Seine Wohnung aufzuräumen und Christinas Reste, die immer noch überall herumlagen und ihn ständig an die Geschehnisse erinnerten, wegzuschaffen und … über sein Leben nachzudenken.

      „Ja, vielleicht haben Sie Recht. Eine Woche würde mir sicher gut tun“, erklärte er sich daher ohne Widerstand murmelnd einverstanden.

      Er registrierte, dass Werner Bacher sichtlich erleichtert über seine Zustimmung reagierte.

      Da es nichts mehr zu sagen gab, schob Alex den Sessel unsicher zurück und stand auf. Er wollte nur noch weg. Er ließ die Unterlagen achtlos liegen und griff nach seiner Jacke, die von der Lehne auf den Boden gerutscht war. Er nickte dem Marketingleiter zu und ohne noch seinen Schreibtisch aufzusuchen, oder sich von seinen Kollegen zu verabschieden, verließ er das Büro, wanderte lautlos langsam durch die langen, mit weichen Teppichen ausgelegten Gänge zum Lift und fuhr mit den leise vor sich hin summenden Lift vom fünften Stock ins Erdgeschoss, ohne irgendjemanden, den er kannte, zu treffen. Was ihn nicht weiter betrübte.

      Nachdem sich die elektronischen Eingangstüren leise gleitend hinter ihm wieder geschlossen hatten, blieb er stehen, blinzelte in das Sonnenlicht und atmete die angenehme Frühlingsluft tief ein. Dann wandte er sich noch einmal um und sein Blick wanderte über die graue Fassade des Hochhauses in der sich das Büro der Werbeagentur befand. Während er hinaufsah zu den geschlossenen Fenstern seiner Abteilung, hatte er plötzlich das unbestimmte Gefühl, dass er dieses Gebäude, in dem er die letzten fünf Jahre gearbeitet hatte, nicht mehr betreten würde.

      „Eine Woche Urlaub.“, murmelte er gedankenverloren vor sich hin. Aber trotzdem empfand er diese unbewusste Abschiedsstimmung

      … und eine seltsame Erleichterung.

      Als er seine Wohnung in der westlichen Vorstadt erreichte, war es fast achtzehn Uhr. In einer Stunde würde es Dunkel sein. Der Abendverkehr verstopfte die Straßen und hektisches Treiben von unzähligen Stadtbewohnern erschwerte das Fortkommen zusätzlich, da er bei jedem Zebrastreifen stehen bleiben musste.

      Seinen Parkplatz vor dem Wohnblock hatte der Freund seiner Nachbarin wieder belegt - (Dieser Trottel wird es nie lernen!) - so dass er sein Auto kurzerhand direkt dahinter abstellte, was, wie er aus Erfahrung bereits wusste, einen unglaublichen Wutausbruch von Seiten des Freundes von Maria Lingard, heraufbeschwören würde.

      Er betrat das Treppenhaus und schlich sich leise die Stufen hinauf. Als er jedoch seine Wohnungstür erreichte, öffnete sich einen Stock über ihm hastig eine andere.

      Susanne Weichselbaum klapperte mit ihren Pantöffelchen heraus und beugte sich, mit einer Hand die wasserstoffblonden Haare zurückhaltend, über das hölzerne Geländer. Wie so oft in den letzten Wochen hatte sie offensichtlich auf ihn gewartet. Nur mit einem leichten Morgenrock in Pink bekleidet – er reichte kaum aus um ihren üppigen Körper ganz zu umhüllen -, flötete sie einen Gruß zu ihm herunter.

      Seit Christinas spektakulärem Auszug hatte sie keine Hemmungen mehr sich ihm ständig aufzudrängen. Sie nützte jede Gelegenheit um sich bei Alex bemerkbar zu machen. Brachte den Müll gerade hinunter, wenn er nach Hause kam. (Als hätte sie den ganzen Tag keine Zeit!) Fragte nach Zucker, Mehl oder Klopapier. (Als wär er ein Kaufhaus mit riesigen Lager!) Flehte um Hilfe, weil sich der Abfluss verstopft hatte (Sah er etwa aus wie ein Klempner?), oder versuchte Alex sonst irgendwie zu angeln.

      Alex blickte genervt zu ihr hoch. Um ihren Aufdringlichkeiten zu entgehen, hatte er in den letzten Wochen angefangen, sich möglichst leise ins Haus zu schleichen, jeden Rhythmus in seinem Tun zu vermeiden und sich auch sonst nicht bemerkbar zu machen. Doch heute – Alex war inzwischen schon überzeugt, dass dieser Tag mit einem bösen Fluch belegt war - hatte sie ihn erwischt.

      „Hallo, Alex.“, flötete sie lautstark durchs Treppenhaus. „Mein Kaffee ist alle. Könnest Du mir etwas borgen?“ Während sie das sagte, drückte sie ihren Rücken durch, so dass sich ihre üppigen Brüste einen Weg ins Freie suchten, jedoch zum Glück vom hölzernen Geländer aufgefangen wurden, über welches sie sich beugte. Das stark geschminkte Gesicht und die knallroten aufgeworfenen Lippen gaben Alex den Rest.

      Ohne noch ein Wort von sich zu geben, flüchtete er in seine Wohnung und warf die Tür mit einen lauten Knall hinter sich zu.

      „Wenn das kein Grund ist um Schwul zu werden, was dann?“, knurrte er in den leeren Vorraum, der vor ihm lag. Für einen Moment erschien es ihm, als würden seine Worte in der großen Leere des Raumes widerhallen.

      Christina hatte vor etwas mehr als drei Wochen endlich ihre Schuhe geholt. Seit dieser Stunde war der Vorraum ungewöhnlich kahl und leer. Alex hatte immer noch Probleme damit, dass wenn er den Raum betrat, die weiße Wand ihm entgegen knallte, denn die Regale, in denen die Schuhe gestanden hatten, waren ebenso verschwunden.

      Achtlos warf er seine Jacke auf das einzige im Vorraum zurückgebliebene Möbelstück - einen alten wackligen Stuhl, der nicht zur übrigen Vorzimmereinrichtung gepasst hatte - und schlüpfte aus seinen Schuhen, die er, um die Leere etwas auszufüllen, in der Mitte des Zimmers stehen ließ.

      Geradeaus lag das Wohnzimmer. Da es ihm jedoch graute dorthin zu gehen – Christina hatte auch hier alles Brauchbare mitgenommen - bog Alex nach links ab, um in die Küche zu gelangen.

      Es war der einzige Ort den Christina so belassen hatte, wie er gewesen war. Wahrscheinlich könnte Alex ihren Aufenthalt in diesem Raum an seinen Fingern abzählen, wenn er wollte. Daher hatte sie ihn verschont.

      Als Alex Christina kennen lernte – vor etwas mehr als drei Jahren – hatte sie ihm sofort zu verstehen gegeben, dass die Küche sie nicht interessiere. Sie sagte: „Die Küche ist ein Ort der Unterdrückung der Frau. Ich werde nicht für Dich kochen, geschweige denn putzen. Schließlich bin ich emanzipiert und außerdem kostet einer meiner Fingernägel mehr als vierzig Euro.“

      Eigentlich hätte Alex sich so seine Gedanken darüber machen müssen, aber Alex war verliebt, und dementsprechend blind, taub und bescheuert. Daher hatte er diese Aussage nicht so wörtlich genommen. Doch nachdem sie einige Wochen später bei ihm eingezogen war, wurde ihm bewusst, dass sie es vollkommen ernst gemeint hatte. Vom ersten Tag an war klar, wer für die Küche zuständig war. Und das war nicht Christina!

      Alex hingegen kochte für sein Leben gern. Während er Zwiebeln schnitt, Nudeln abgoss oder Zucchini raspelte – Alex liebte Zucchini-Salat, ganz im Gegensatz zu Christina - hatte er die besten Ideen und letztens - beim Anbraten des Steaks - entwickelte er eine neue Marketingstrategie für ihren Hauptkunden

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