Zwiebelsuppe à la Jules. Louis Geras

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Zwiebelsuppe à la Jules - Louis Geras

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wieder würde ich am liebsten Schluss machen. Aber ….das kann ich nicht. Ich … ich brauche ihn …“

      Die alkoholische Wirkung setzte nun vollständig ein. Die Hemmschwelle brach abrupt und große Tränen kullerten aus ihren Augen über die geröteten Wangen.

      „Entschuldigen Sie“, schluchzte sie auf und fing an nach einen Taschentuch in ihrer Handtasche zu kramen. „Entschuldigen Sie, das macht der Alkohol. Immer wenn ich etwas getrunken habe und unglücklich bin, fange ich zu heulen an.“ Mit einem lauten Schnäuzer unterbrach sie ihren Monolog.

      Alex hingegen überlegte für einen Moment, ob er die Chance nützen sollte und Jules um die Rechnung, oder doch lieber noch um einen Drink bitten sollte. Konnte sich jedoch für keins davon entscheiden. Also blieb er einfach schweigend sitzen, den leicht benebelten Kopf auf seiner Hand abgestützt, lauschte er dem Schluchzen. Irgendwann konnte er es nicht mehr ertragen. Daher murmelte er leise, mehr zu sich, als zur Fremden: „Ich weiß, was Sie meinen. Keine Zeit …kenne ich auch. Tut weh. Verdammt weh. Dabei will man ja nur… nicht allein sein. Und dann wartet man…und wartet….“

      Er wurde von einem neuerlichen Aufschluchzen und darauffolgenden Schnäuzen unterbrochen. „….auf den nächsten Anruf“, kam es leise von der gegenüberliegenden Seite.

      „Mhm“, gab Alex mit bekräftigenden Nicken von sich. „Und wenn er anruft…“, fuhr sie fort, „…läuft man los und lässt alles stehen und liegen. Man hetzt zur anderen Stadtseite nur um ein paar Minuten mehr von seiner kostbaren Zeit zu bekommen. Und danach fühlt man sich nicht wirklich glücklicher. Ganz im Gegenteil. Bloß während der kurzen intensiven Zeitspanne, wo man in seinen Armen liegt. Danach fühlt man sich irgendwie … ausgelaugt und man fragt sich: Warum tu ich mir das eigentlich an? Ich bin doch nicht hässlich, oder?“

      Fragend hob sie die Augen und sah ihn flehend an, als hoffe sie, dass Alex die Lösung für ihr Problem wüsste und ihr zusätzlich bestätigte, dass sie schön sei, oder wenigstens hübsch.

      Alex, der schon fast eingenickt war, fuhr hoch aus seinem Halbschlaf und sah sie das erste Mal richtig an. Er musterte sie eingehend. Sie hatte kastanienbraune Haare, die ihr in weichen Wellen bis auf die Schultern fielen. Nun wirkten sie etwas zerzaust, aber es fiel ihm nicht schwer sich vorzustellen, wie sie ordentlich frisiert das feine herzförmige Gesicht umrahmten. Die zierliche gerade Nase zwischen den veilchenblauen Augen gab ihrem Gesicht eine Note von Andre Hepburn. Nur war diese von einer Unzahl von Sommersprossen übersät. Diese gaben ihren Äußeren etwas Freches. Die feinen Augenbrauen hochgezogen, blickten ihre veilchenblauen Augen ihn fragend an. Die Wimperntusche war verronnen und zeichnete schwarze Linien von den Augen abwärts. Auch der Lippenstift hatte sich verselbständigt. Auf einer Seite reichte er fast bis zum Kinn. Ein Ohrring hing ein wenig schief im Ohr, kaum noch gehalten vom Verschluss, während der Zweite ohnehin zu fehlen schien. Auf dem Rollkragenpullover zeichneten sich ein paar Flecken ab, jedoch konnte Alex nicht erkennen von was sie stammten. „Vielleicht von der Zwiebelsuppe?“, ging es ihm durch den Kopf.

      Er räusperte sich und sagte zögernd: „Naja. Wenn man von der verschmierten Schminke und den etwas… hmm … kreativen Äußeren absieht, denke ich doch, ….dass, dass….ja, doch…dass Sie eine ganz hübsche Person sind.“

      Die junge Frau starrte ihn zuerst verständnislos an. Dann jedoch schien sie zu begreifen und sprang mit einem entsetzten. „Oh, je!“ auf und verschwand in den dunklen Hintergrund, wo Alex die Toiletten wusste.

      Es dauerte geraume Zeit, bis sie wieder auftauchte. Das gerötete Gesicht war frisch gewaschen und die Haare frisiert. Der einzelne Ohrring jedoch war verschwunden. Man sah ihr die Verlegenheit an.

      Sie vermied es Alex anzusehen, griff hastig nach ihrer Tasche und Jacke und wollte Richtung Tresen gehen. Aber Alex, dem seine wenig schmeichelhaften Worte inzwischen Leid taten, ließ sich dazu verleiten, ihr doch noch etwas Nettes zu sagen. „Ihr Freund ist ein Idiot.“, sagte er mit vollkommen überzeugten Tonfall. Und als sie ihn unsicher ansah, fuhr er fort: „Wenn ich es wäre, würde ich Sie keinen Moment alleine lassen.“ Zögernd lächelte sie und hauchte ein „Danke!“

      Aber ehe Alex fortfahren konnte, nickte sie ihm verabschiedend zu, ging zum Tresen, wo sie Jules um die Rechnung bat und zahlte. Als sich die Tür hinter ihr schloss, blieb der Raum unangenehm leer zurück.

      Alex blickte ihr nachdenklich nach. Er war offensichtlich nicht die einzige Person, die derartige Probleme hatte. Was ihn zugegebenermaßen etwas tröstete. Gleichzeitig ärgerte er sich für seine Schwäche, für seine Unhöflichkeit und für sein Unvermögen mit anderen Menschen klar zu kommen. Nur so konnte er es sich erklären, dass jede seiner bisherigen Beziehungen gescheitert war. Er hatte Angst auch dieses Mal zu versagen.

      Als Jules die letzte Runde ausrief, bestellte er noch schnell zwei Cognacs und kaum standen sie vor ihm entleerte er sie hinter einander.

      Zahlte dann, und wankte heimwärts.

      Der nächste Tag begann mit Kopfschmerzen und Übelkeit. Alex brauchte bis in die späten Nachmittagsstunden, dass er es aus dem Bett schaffte. Nach einem kurzen Abstecher auf die Toilette schleppte er sich in die Küche, wo er das Risotto auf den Tisch stehend vorfand. Inzwischen hatte es einen eigenwilligen Geruch angenommen. Augenblicklich kam die Übelkeit wieder. Er unterdrückte den Brechreiz und entleerte angewidert den Teller in den Müll, kramte ein einigermaßen sauberes Glas aus der Spüle und löste darin sein letztes Aspirin auf, welches er ganz hinten in einer der Schubladen des Küchenschrankes entdeckt hatte.

      Nach dem ersten Schluck schleppte er sich ins ausgeräumte und daher nun weitläufige Wohnzimmer.

      Das einzige Möbelstück, welches sich noch darin befand, war ein alter ledernder Bürostuhl. Einige Stellen des Leders waren zwar durchgewetzt und so mancher Nahtfaden gerissen - daher lösten sich bereits Teile von der Lehne und das Innenleben kam zum Vorschein – aber es war trotzdem sein Lieblingsstuhl.

      Christina hatte ihn gehasst und Alex war stolz darauf, dass er jeden ihrer Anschläge gegen dieses einzigartige Lieblingsstück hatte abwehren können. Nun da seine Beziehung zu Christina so prekär geendet hatte, war er für Alex zu einem Symbol seines Widerstandes geworden. Das der Lederstuhl ziemlich hinüber war und im Grunde genommen in den Müll gehörte, war Alex nicht wichtig. Außerdem war es ein Glück gewesen, dass er so schäbig war, denn nur so war er Christinas gierigen Händen entronnen.

      Alex schob ihn vor das Fenster und ließ sich darauf niederfallen, was mit sich brachte, dass er sich die Hälfte des Glasinhaltes über sein letztes sauberes T-Shirt schüttete.

      Aber was machte dies schon aus. Alex wusste, dass er so nicht weiterleben wollte. Er musste etwas ändern. Aber er war zu sehr mitgenommen, als dass er sich zu mehr als diesen Gedanken aufraffen konnte.

      Mit leeren Augen stierte er aus dem Fenster. Die Sonnenstrahlen durchstießen immer wieder die Wolkendecke und wärmten die noch kühle Erde. Die Bäume hatten zu blühen begonnen und die Vögel zwitscherten so laut, dass Alex sie durch die geschlossenen Fenster hörte. Alles schien in Aufregung versetzt zu sein. Die Vögel verbreiteten hektisches Treiben. Mit Höllentempo flogen sie von Baum zu Baum oder verschwanden in den dichten Büschen um im nächsten Augenblick wieder, verfolgt von einen Rivalen, heraus geschossen zu kommen.

      ‚Frühling‘, dachte Alex, ‚Sollte man sich da nicht frisch verlieben, sich die Lebensgeister neu entfachen und das Leben freudig erwarten? ‘

      Alex‘ Seufzer verhallte ungehört im ansonsten leeren Raum. Das Glas fiel klirrend um, als er es auf den kalten Holzboden stellte und rolle einige Zentimeter weiter. Einige Tropfen

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