Zwiebelsuppe à la Jules. Louis Geras

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Zwiebelsuppe à la Jules - Louis Geras

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brach.

      Alex verlor sich beim Anblick darin. „Die Liebe muss so farbenfroh, wie dieser schillernde Lichtstrahl sein.“, sinnierte Alex mit einem Lächeln auf den Lippen.

      Mit diesem Gedanken schlief er ein.

      Die Kälte, die zurückblieb nachdem sich die Sonne der anderen Hausseite zugewandte hatte und dort letztendliche unterging, weckte Alex. Stöhnend richtete er sich auf und rieb sich sein steifes Genick. Es war schon wieder Nacht und die Laternen vor seinem Wohnzimmer warfen ihr fahles gelbliches Licht durch die Fenster in den dunklen Raum. Schatten zeichneten sich auf den Wänden und dem Boden ab. Düster und beängstigend wirkten sie auf Alex‘ Gemüt. Es fröstelte ihn. Hunger machte sich knurrend bemerkbar. Deutlich vernahm er es aus seiner Magengegend. Er tappe im Finstern wieder in seine Küche, aber bis auf ein vertrocknetes Käsestück und ein verdächtig grünlichschimmerndes Stück Wurst fand er nichts mehr im Kühlschrank. Er musste unbedingt einkaufen gehen, schaffte es aber nur bis in sein Schlafzimmer, wo er sich hungrig und einsam wieder in seinem Bett verkroch. Dort wälzte er sich unruhig von einer Seite zur anderen. Jedoch fand er keinen Frieden. Mit offenen Augen lag er da und verfolgte mit seinem Blick die Lichter der vorbeifahrenden Autos, die sich über die Decke seines Zimmers bewegten. Er war nicht müde, was kein Wunder war, da er den ganzen vergangenen Tag geschlafen hatte. Es hatte keinen Sinn hier liegen zu bleiben. Auch wurde das Hungerknurren bedenklich laut. Schließlich erhob er sich doch und zog sich einen Pulli über das verschmutzte T-Shirt und schlüpfte in seine noch immer mitten im Raum stehenden Schuhe.

      Die Türe schloss er dieses Mal leise und genauso leise schlich er auch das Stiegenhaus die Treppe hinunter. Die Angst, von seiner Nachbarin erwischt zu werden, motivierte ihn zu fast vollkommener Lautlosigkeit. Ein Ninja wäre vor Neid erblasst, ob dieser Leistung.

      Erleichtert atmete er auf, nachdem er die Haustür hinter sich geschlossen hatte. Ein Blick nach oben bestätigte ihn in seiner Annahme, dass Susanne Weichselbaum noch wach war. Er grinste vergnügt und streckte ihr, wie ein kleiner Rotzlöffel, die Zunge heraus. Er konnte sich nicht zurückhalten und kicherte leise vor sich hin. Jedoch blieb ihm das Lachen im Hals stecken, als er sich umdrehte um mit seinem Autoschlüssel sein Auto aufzusperren. Denn obwohl er mehrmals auf den Fernbedienung der Autotür drückte, leuchteten nirgends die Lichter seines Beetles auf. Verwundert betrachtete er seinen Schlüssel, schüttelte ihn und probierte es von neuen. Aber erst als er verärgert an sein vermeintliches Auto trat, um es klassisch - mit Schlüssel im Schloss - aufzusperren, bemerkte er zu seiner Verwunderung, dass da nicht sein Auto auf den Parkplatz stand. Erstaunt registrierte er das fremde Fahrzeug. Dann fiel ihm ein, dass er sein Auto dahinter geparkt hatte. Er umrundete das Fahrzeug und stand … vor nichts.

      Suchend drehte er sich mehrmals um die eigene Achse. Schließlich hielt er inne. Sein Kopf drehte sich und plötzlich begriff er. Es war weg. Sein Beetle war spurlos verschwunden. Er war fassungslos. Wie war das möglich? Er hatte ihn hier abgestellt. Genau hier hatte er gestanden. Alex war sich da ganz sicher. Irgendwo in seinem von Erinnerungslücken durchlöcherten Gehirn tauchten gelbe drehende Lichter auf und das boshafte Vergnügen, welches er empfunden hatte, als der Abschleppdienst das Auto auflud und davon fuhr. Nun hatte sich seine Boshaftigkeit gegen ihn gewandt. Er hatte sich selbst mit Schadenfreude bedacht. Es geschah im Recht.

      Trotzdem trat er wütend gegen das Auto, das schon wieder seinen Abstellplatz belegte. Alex war überzeugt, dass Bruno, der Freund der Nachbarin, den Abschleppdienst gerufen hatte. Als sich die Alarmanlage kreischend einschaltete, fiel Alex ein, dass der Mann mindestens einen Meter neunzig groß war und nach seinen Schultermaßen nach zumindest einem mittelgroßen Gorilla entsprach. Gehetzt warf er einen Blick in Richtung Haustür und beschloss der Klügere zu sein... und nachzugeben.

      Anstatt auf den Mann zu warten, rannte er den Gehsteig entlang in entgegengesetzter Richtung. Erst als der Alarm verstummte verlangsamte er seinen Schritt und ging nun gemächlich dahin, als würde ihn dies Alles nichts angehen.

      Britta II

      Der Morgen brach mit dem Presslufthammer im Kopf an. Mühsam erhob sich Britta und schlich ins Bad um Julia nicht aufzuwecken.

      Seit fast elf Monaten wohnte Julia bei Britta, da deren Mietvertrag ausgelaufen war. Und genausolang versprach diese Britta eine neue Bleibe zu suchen. Inzwischen hatte Britta den Verdacht, dass sie damit noch nicht einmal angefangen hatte.

      Britta brauchte ihren Freiraum. Und Julia brauchte viel Platz. Überall lagen ihre Kleidungsstücke herum.

      Britta konnte keinen Schritt mehr machen, ohne dass sie über irgendetwas gestolpert wäre. Gerade stolperte sie über einen von Julias High-Heels. Was Britta wahnsinnig machte.

      Leise Fluchend erreichte sie das Bad. Auch hier herrschte vollkommenes Chaos.

      Britta räumte mit einer Handbewegung Julias Schminkutensilien zur Seite. Dann sah sie in den Spiegel, wobei sie sich auf den Rand ihres Waschbeckens abstützte. Entsetzt betrachtete sie ihr Spiegelbild. Dunkle Ringe lagen unter ihren Augen. Ihre Haut war regelrecht grau, und, oh Schreck, mehrere Fältchen bildeten sich um ihre Augen. Sie streckte ihrem Spiegelbild die Zunge entgegen, was die Sache nicht besser machte, jedoch sie zwangsläufig zum Lächeln brachte. Wenn auch nur für einen Moment. Danach schloss sie die Augen und vermied es noch einmal ihr Faksimile zu betrachten.

      Nach der Dusche fühlte sie sich besser. Sie schrieb Julia einen Zettel mit den Worten:

      SUCH ENDLICH EINE WOHNUNG!!!!

      DU HAST NOCH EINE WOCHE ZEIT!

      Den klebte sie auf den Kühlschrank. Seit Julia eingezogen war, war der Kühlschrank ständig leer, egal wieviel Britta einkaufte. Dafür ging die Spüle regelrecht über und am Herd standen mindestens fünf benutzte Töpfe, obwohl er nur vier Heizplatten besaß

      Danach ergriff Britta ihre Jacke und machte sich auf den Weg zur Arbeit. Der Tag hatte schlecht begonnen und Britta hatte so das Gefühl, dass er nicht besser werden würde.

      Als sie den Dessous-Laden am unteren Ende der Einkaufsstraße betrat, erwartete sie bereits Frau Widekind. Frau Widekind war die Filialleiterin. Eine Frau um die Fünfzig, deren dürre Gestalt von Wolfort-Strickmode, wie ein Kleiderständer behängt war. Unter den eng-anschmiegenden Kleidungsstücken zeichneten sich die hervorstehenden Knochen deutlich ab. Die bereits schütteren Haare leuchteten lila und legten sich in großen Wellen um den Kopf, so fest mit Haarspray fixiert, dass es sich nicht mehr bewegte. Um den Mund hatten sich tiefe Falten gebildet. Ihre Mundwinkel hingen frustriert hinunter und die Tränensäcke unter den Augen schienen heute besonders ausgeprägt, was sich offensichtlich nicht positiv auf ihre Laune auswirkte. Wobei ihre Haltung einer alten Krähe glich. Den Kopf nach vorn gereckt, wirkte ihre scharfe Nase, wie der Schnabel, der sich nun bedrohlich in Brittas Richtung senkte.

      Britta arbeitete seit fast zwei Jahren für die Modekette. Sie hatte von Anfang an Frau Widekind nicht gemocht. Doch damals, als sie sich für die Stelle bewarb, führte noch Frau Jenner den Laden. Frau Jenner war im Herbst in Pension gegangen. Damals rückte Frau Widekind in der Hierarchie nach. Seit diese nun Filialleiterin war, hatte sich der Umsatz drastisch verringert. Viele der Stammkunden kamen nicht mehr, da Frau Widekind durch ihre brüske Art diese vergraulte.

      Britta überlegte, ob sie Frau Widekind jemals lächeln gesehen hatte. Britta grüßte freundlich, und versuchte sich eilends an ihr vorbeizuschieben, um in den dahinterliegenden Personalraum zu gelangen. Jedoch räusperte sich Frau Widekind umständlich und forderte Britta auf zu warten. „Fräulein Britta“, begann sie mit ihrer unangenehm

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