Zwiebelsuppe à la Jules. Louis Geras

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Zwiebelsuppe à la Jules - Louis Geras

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einen der Töpfe heraus. „Verdammt noch mal“, durchfuhr es ihn plötzlich, ‘“Letztens… das war…das war…“, Alex stand mit dem Topf in der Hand da und überlegte, „… vor mehr als sechs Monaten. „ Als er den Topf auf die Herdplatte stellte, stieß er erstaunt hervor. „Was, zum Teufel noch einmal, habe ich bloß die letzten sechs Monate getan?“

      Er stand da und starrte in den leeren Topf, als würde sich darin die Antwort befinden. Es wurde ihm bewusst, dass er in den letzten Monaten rein gar nichts getan hatte. Er hatte seinen Job vollkommen vernachlässigt, hatte sämtliche Kontakte zu seinen Freunden abgebrochen und seine Wohnung sah - dort wo sie noch bewohnbar war, weil Möbeln vorhanden - aus, wie ein Schweinestall.

      Alex fuhr sich durch sein kurzes dunkles Haare und ließ sich erschüttert auf den Barhocker neben dem Herd plumpsen. Verwundert über diese Erkenntnisse der letzten fünf Minuten murmelte er: „Wenn ich mein Chef wäre, ich hätte mich schon längst gefeuert.“

      Der Appetit war ihm nun restlos abhandengekommen. Die geschnittenen Zwiebeln blieben am Brett liegen, dass nur wenig Spielraum zwischen dem ungewaschenen Geschirrbergen fand und Alex schlurfte niedergeschlagen ins Schlafzimmer und verkroch sich in seinem Bett, welches momentan aus einer am Boden liegenden Matratze bestand. Das dazugehörende Gestell war gemeinsam mit der Kommode und dem Kleiderkasten - berstend voll mit Christinas Kleidungsstücken – ebenfalls verschwunden.

      Alex wunderte sich immer noch, wie schnell Christina beim Ausräumen gewesen war. Sie musste eine ganze Kompanie von Trägern zur Hilfe mitgebracht haben. Nur so konnte er sich erklären, dass sie innerhalb des Zeitraums, zwischen seinem Verlassen der Wohnung am Morgen und seiner Heimkehr abends, so gründlich alles ausräumen konnte.

      Als er an jenem Abend, vor zirka zwanzig Tagen, die Wohnung betreten hatte, dachte er im ersten Moment, er hätte sich in der Wohnungstür geirrt und nur durch einen dummen Zufall, sperrte sein Schlüssel auch dieses fremde Schloss auf. Er war zurück auf den Gang getreten und hatte sich, verunsichert durch die Leere des Vorraumes, das Namensschild neben der Tür genauer betrachtet. Aber darauf stand, wie nicht anders zu erwarten: ‚Alexander Wolf und Christina Perner‘. Wobei zugegebenermaßen Christinas Name schwer leserlich war, da er ihn in einem Anfall von Frust und Wut mit schwarzer Farbe übermalt hatte. Trotzdem schimmerte die Goldgravur noch immer durch, als wollte sie darauf hinweisen, dass die letzten drei Jahre nicht auslöschbar wären. Zögernd trat er - nachdem er sich von der Richtigkeit seiner Annahme, dass dies seine Wohnung sei, überzeugt hatte - wieder in den Vorraum, von dem aus alle Türen offen standen und starrte - ohne die einzelnen Räume zu betreten - in jene, die seltsam leer und verwaist vor ihm lagen, hinein.

      Er starrte auf leeren Wände, an denen tags zuvor noch dekorative Gemälde und Fotos gehangen hatten, betrachtet eingehend die nackten Glühbirnen, die von der Decke baumelten und schob mit seinen Schuhen die Staubwülste am zerkratzten Parkett hin und her, die nach dem Entfernen der Möbel zurück geblieben waren.

      Der Abend und die Nacht nach der Entleerung seiner Wohnung endeten in einer miefigen Bar am anderen Ende der Stadt. Dort wachte er auch am nächsten Morgen auf, als ihn der Wirt äußerst unhöflich, aber dafür umso resoluter, auf die Straße beförderte.

      Alex zog die Decke über den Kopf. Er rümpfte die Nase, als er den intensiven Geruch nach sich selbst wahrnahm und fragte sich, wann er sie zuletzt neu überzogen hatte. Doch in diesem Punkt blieb er sich die Antwort schuldig.

      Danach fiel er in einen unruhigen Schlaf aus dem er kurz vor dreiundzwanzig Uhr wieder erwachte.

      Sein Magen knurrte und die Blase drückte. Daher kroch er unter der Decke hervor und taumelte schlaftrunken ins Bad, wo er sich demonstrativ vor die Toilette stellte, die Klobrille nicht anhob und hinein pinkelte.

      Er starrte ins Halbdunkel und lauschte dem Plätschern. Er hasste es zu stehen. Er saß lieber, aber seit Christina weg war, tat er es aus Trotz. Sie hatte sich immer darüber aufgeregt, wenn einer seiner Freunde sich nicht hinsetzte. Und nun tat er es…. und fand es bescheuert.

      Als würde dies daran, was geschehen war, etwas ändern.

      Nachdem er sich die Hände gewaschen hatte - er war auf dem Weg zum Waschbecken über einen Haufen mit schmutziger Wäsche gestolpert und hatte sich sein Knie an der alten Holztruhe angeschlagen - humpelte er in die Küche und setzte seine Vorbereitungen für das Risotto fort, welches er vor mehreren Stunden begonnen hatte, jedoch in einem Anflug von Trennungsschmerz unvollendet zurückgelassen hatte.

      Die Zwiebel war inzwischen ausgeraucht und so entsorgte er sie in den Kompost – der übrigens auch dringend hinausgebracht gehörte – wie Alex unschwer am Geruch erkannte.

      Gegen Mitternacht saß er dann mit einem Teller gefüllt mit Risotto Frutti di Mare vor sich am Tisch und aß. Oder eigentlich aß er nicht. Vielmehr stocherte er eher lustlos darin herum, obwohl - davon war er wirklich überzeugt - es köstlich schmeckte. Er hatte Hunger, aber alleine zu essen, war frustrierend. Außerdem erinnerte das Risotto ihn an Christina – sie hasste Risotto. Er zwang sich einige mit Risotto gefüllte Löffeln zu essen, um es ihr zu zeigen - schob letztendlich aber den Teller zur Seite.

      Jules

      Schließlich hielt Alex es in der stillen Wohnung nicht mehr länger aus. Seufzend erhob er sich, zog sich an und verließ die Wohnung. Unnatürlich laut fiel die Tür ins Schloss und zerriss die Stille im Vorhaus. Alex rannte die Stufen hinunter, hinaus auf die Straße.

      So früh am Morgen waren nur wenige Leute unterwegs. Während er die Straße mit raschen Schritten entlang eilte, vorbei an dunklen Auslagefenstern und stummen Häusern, war er froh kaum jemanden zu begegnen.

      Hin und wieder öffnete sich eine Lokaltür. Die letzten Gäste – berauscht von Alkohol, Liebe, Hass oder Verzweiflung - wankten heraus. Schlugen lallend eine Richtung ein, in die sich ihr Leben bewegte. Oder sie suchten die Richtung, drehten sich unentschlossen im Kreis, bis sie vollkommen verunsichert vorwärts tappten. Oft nicht weiter, als bis zur nächsten Tür, die noch nicht verschlossen war, oder zu einer Bank, auf die sie sich legen konnten.

      Alex zog seinen Kopf ein. Einerseits verabscheute er diese Männer, andererseits konnte er sie verstehen. In den ersten zwei Monat nach Christinas Verlust, hatte er sich auch jeden Tag betrunken. Doch meistens endete er auf der Toilette, wo er über der Klomuschel hing und alles, was er zuvor in sich hinein geschüttet hatte, wieder darin entleerte. Es erschien ihm sogar, dass es wesentlich mehr war. Irgendwann sah er schließlich ein, dass er dafür nicht geeignet war.

      Danach kam die Phase, wo er tagelang zu Hause gesessen war mit einen T-Shirt – Christinas Lieblings-T-Shirt von Donna Karan, welches immer noch intensiv nach ihren Parfum duftete - vorm Gesicht, welches er jedoch gelegentlich als Taschentuch verwendet um Tränen und Rotz abzuwischen. Schließlich in einen Anfall von aufkeimender Wut hatte er es zerrissen und in den Mülleimer gestopft.

      Immer wieder hatte er sich gefragt, wie Christina ihm das antun hatte können? Nicht genug, dass sie ihn betrogen hatte. Nein. Sie hatte es auch noch mit einem seiner besten Kumpel getan. Und … als wär das noch nicht genug- musste sie es vor allen seinen Freunden und Kollegen tun. Ausgerechnet während einer Firmenfeier, bei der seine großartige Marketing-Idee, welche einen hochkarätigen Etatabschluss mit einen Großkunden ermöglicht hatte, gefeiert werden sollte.

      Aber das war noch nicht das Schlimmste! Den Todesstoß versetzte sie ihm, als er sie erwischte und zur Rede stellte und es ihr vollkommen egal war. Sie warf ihm, während sie sich den Rock zurecht schob, einen gelangweilten Blick zu, als wäre

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