Zwiebelsuppe à la Jules. Louis Geras

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Zwiebelsuppe à la Jules - Louis Geras

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Sie fühlte sich losgelöst von der Wirklichkeit. Als würde sie in Zeitlupe dahingehen und alles andere in Zeitraffer vorbeiströmen. Niemand schenkte ihr Aufmerksamkeit. Trotz der vielen Menschen um ihr herum, fühlte sie sich einsam. Die Vorstellung alleine in ihrer Wohnung zu sitzen und auf Giovannis Anruf zu warten, vermieste ihr den Feierabend.

      Sie sah sich um. Vor ihr lag der Eingang zu einem Kino. Die Spätvorstellung würde in Kürze beginnen. Den Film hatte sie schon zweimal gesehen. Einmal mit ihrer Freundin Julia, die sich bei ihr eingenistet hatte, und einmal mit Giovanni. Wenn sie den Film sich noch einmal ansah, konnte sie sich vorstellen, dass Giovanni neben ihr saß und ihre Hand hielt. Wie gesagt: alles war besser als alleine zu Hause zu sitzen.

      Im letzten Moment – der Ticketverkäufer wollte gerade seine Schicht beenden – erreichte sie den Schalter. Als sie das Geld in die Tasse legte, bereute sie es bereits. Der Monat war noch lang, und wie immer das Geld knapp. Trotzdem nahm sie das Ticket und betrat den abgedunkelten Kinosaal. Vorsichtig tastete sie sich bis zu ihrem Sitz und setzte sich nieder.

      Links und rechts neben ihr raschelte und wisperte es. Geräusche von Chips-Tüten und geschlürfte Getränke drangen an ihre Ohren. Die Tüten und Pappbecher leerten sich. An deren Stelle trat zärtliches Gewisper, welches sich entsprechend der Handlung steigerte. Filmgestöhne vermischten sich schließlich mit realen Gestöhne einige Reihen hinter ihr.

      Je länger Britta im Kino saß, umso unerträglicher wurde es. Schließlich hielt sie es nicht mehr länger aus. Sie sprang auf und rannte den Seitengang entlang, vorbei an dem Pärchen, das im Schein des Filmes sie aufgebracht anstarrte, hinaus auf die Straße. Draußen blieb sie für einen Moment stehen und atmete mehrmals tief durch. Dabei warf sie ihren Kopf in den Nacken. Der sternenübersäte Nachthimmel breitete sich schwarz-samtig über ihr aus. Nur noch vereinzelt waren Fenster erleuchtet. Die Straße selbst war leergefegt. Brittas Magen knurrte. Ihr Kühlschrank war leer. Und die Restaurants hatten um diese Uhrzeit bereits geschlossen. Frustriert machte sie sich langsam auf den Heimweg.

      Zwei Straßen weiter leuchtete über dem Eingang zu einem Bistro der Name ‚Jules‘. Das Innere war noch beleuchtet und der Duft nach französischen Essen hing in der Luft. Sie blieb stehen, schnupperte, zögerte noch kurz. Dann drückte sie vorsichtig die Tür auf. Warme Luft strömte ihr gemeinsam mit leiser Musik entgegen. Rauchschwaden durchzogen den Gastraum. Einige wenige Gäste saßen an den Tischen.

      Sie steuerte einen der kleinen runden Tische an und knöpfte die Jacke auf. Der Wirt – ein schnurbärtiger Franzose – eilte an ihr vorbei und trug eine Suppe auf dem Tablett, welche herrlich duftete. Britta setzte sich nieder und als der Wirt sich mit einem charmanten Lächeln an sie wandte und sie nach ihren Wünschen fragte, sagte sie: „Bitte, könnte ich auch noch so eine Suppe bekommen?“

      Zwiebelsuppe

      Gerade erst war Jules mit einem Tablett erschienen, auf dem sich eine heiße Schüssel mit der hochgepriesenen französischen Zwiebelsuppe befand. Der wunderbare Duft, der sich davon ausgehend verbreitete, schwebte durch den Raum und überlagerte für einen Moment sämtliche anderen Gerüche. Alex starrte verzückt auf die Suppenschüssel, die Jules mit einem „Voila!“ und einer schwungvollen Geste vor ihm abgesetzt hatte.

      Das heimelige geborgene Gefühl das Alex durchflutete, wurde auch nicht von der unsicheren Frage: „Bitte, könnte ich auch noch so eine Suppe bekommen?“ zerstört. Jedoch schaffte dies Jules, der mit tiefem Bedauern die Bitte abschlagen musste, da Alex die letzte Portion erhalten hatte. In weiterer Folge zog Jules seine Augenbrauen hoch und sah, als echter französischer Charmeur, Alex so intensiv-vorwurfsvoll an, das dieser den bereits angehobenen Löffeln verunsichert sinken ließ. Dessen ungeachtet zierte Alex sich noch kurz. Schließlich gab er sich mit einen leisen Seufzer geschlagen. Langsam legte er, mit einem traurigen Blick auf die dampfende Suppe, den Löffel auf den Unterteller und fühlte sich genötigt sie der jungen Frau, die er bis zu diesem Augenblick noch nicht wirklich zur Kenntnis genommen hatte, anzubieten.

      Jules Gesicht entspannte sich augenblicklich wohlwollend und das liebenswürdige Lächeln erschien wieder auf seinem Gesicht.

      Die Suppe jedoch entschwebte und landete vor der jungen Frau, die jedoch zögerte sie anzunehmen.

      „Es tut mir leid.“, fing sie an, „ich wollte Ihnen nicht das Essen streitig machen.“ „Das ist schon in Ordnung.“, antwortete Jules stellvertretend für Alex. „Monsieur ist gerne bereit zu ihren Gunsten zu verzichten, ma chèrie.“ Jules lächelte und strich sich über den Bart. Alex war zwar nicht seiner Meinung, verbiss sich jedoch den Kommentar, da er befürchtete ansonsten auch keinen Cognac - den er nun umso mehr benötigte – zu bekommen.

      Trotzdem konnte er nicht vermeiden, dass sein Blick sehnsüchtig zu seiner ehemaligen Suppe glitt, die sich nun dampfend vor der jungen Fremden befand.

      Als er seinen Blick hob, begegneten sich ihre Blicke. Zwei große veilchenblaue Augen sahen ihn an.

      Als sie seinen Blick bemerkte, öffneten sich ihre Lippen zu einem schüchternen, dankbaren Lächeln und gaben eine Reihe makelloser Zähne frei.

      Das dankbare Lächeln der jungen Frau entschädigte Alex Wolf jedoch nicht für seinen Verlust, vielmehr bohrte sich ein weiterer hässlicher Pfeil in sein ohnedies durchschossenes Herz. Frauen nahmen ihm alles. – Sie machten nicht einmal halt vor seiner Suppe.

      Aber zu Alex Überraschung – Oder hatte sie seine Gedanken gelesen? - bat sie Jules ihr doch bitte noch eine Schüssel und einen Löffel zu bringen. Sie löffelte einen Teil der Suppe heraus und brachte die Suppenschüssel an Alex‘ Tisch. Mit einen zögernden Lächeln stellte sie die Suppe vor dem verblüfften vormaligen Suppen-Besitzer ab und sagte: „Die ganze Suppe wäre ohnedies zu viel für mich. Danke.“ Dann kehrte sie zu ihren Platz zurück.

      Alex rang sich ein Lächeln ab. Es ging sogar relativ leicht. Die Vorfreude auf die Suppe stimmte ihn versöhnlich. Gemeinsam - nur durch zwei Tische und einen schmalen Gang dazwischen getrennt - löffelten sie schweigend die heiße Köstlichkeit. Gleichzeitig beendeten sie das Mahl und legten genüsslich seufzend den Löffel ab. Dann lehnten sie sich mit einem wohligen, entspannten Gefühl zurück. Unwillkürlich lächelten sie sich über den Zwischenraum hinweg an, als sich zwangsläufig ihre Blicke trafen.

      Jules räumte die leeren Teller ab und brachte Alex den nächsten Cognac, den Jules auf Kosten des Hauses servierte. Offensichtlich hatte Alex durch seine Suppenteilbereitschaft einen Platz in seinem Wirtsherz erobert.

      Auch der Suppenlöfflerin spendierte Jules einen Drink.

      Nur zögernd führte sie den Cognac-Schwenker an ihre Lippen, nachdem sie Alex zugeprostete hatte. Als sie Alex’ fragenden Blick begegnete, äußerte sie entschuldigend, dass sie normalerweise keine harten Getränke zu sich nähme.

      Der erste Schluck wurde mit einer Grimasse quittiert. Jeder weitere schwächte diese ab und der Letzte verlangte nach noch einem Glas. Sie winkte dem Wirt und deutete auf sie beide. Wieder erschien Jules mit zwei Gläsern und wiederum prosteten sie sich schweigend über den Zwischenraum hinweg zu.

      Doch im Gegensatz zu Alex, der je mehr er trank, umso schweigsamer wurde, hatte der Alkohol bei der jungen Frau die genau gegenteilige Wirkung. Unvermutet und zum Entsetzen von Alex (schließlich hatte er genug eigene Probleme) fing sie an zu reden. „Wissen Sie…“, sagte sie leise und strich sich eine Locke aus dem Gesicht, „… wissen Sie, das war das Netteste, was mir seit langen passiert ist. Der ganze Tag war eine einzige Katastrophe. Alles ging schief und …..“

      Sie

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