Die Pferdelords 04 - Das verborgene Haus der Elfen. Michael Schenk
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gegen Arbeitskraft getauscht werden, und der Mann vom Gehöft arbeitete
dort eine Weile, bis die Schuld beglichen war. In selteneren Fällen tauschten
die Bewohner der Gehöfte auch Schafe oder Hornvieh, aber dann mussten
sich die Herden schon gut vermehrt haben, denn die Tiere waren die
Lebensgrundlage der Einsiedler.
Ein solcher Tausch war der Grund für den Besuch von Nedeam und
Dorkemunt. »Wir wollen Waren gegen ein paar Hornträger zur Zucht
eintauschen, guter Herr Pontim.«
»Oh.« Pontim grinste breit. »Da habt Ihr Glück, Ihr Herren. Dieses Jahr
schenkte uns etliche neue Kälber, und es wird Euch sicher möglich sein, ein
paar Kühe und einen Bullen zu erstehen. Ihr wollt Euch nun also als
Hornviehzüchter versuchen?«
Nedeam wies auf seinen Freund. »Dorkemunt hat einige Erfahrungen
damit.«
Pontim sah den kleinwüchsigen Pferdelord freundlich an. »Die wird er
brauchen, der gute Herr Dorkemunt. Unser Hornvieh ist noch nicht mit dem
der anderen Marken gekreuzt. Es sind echte, unverfälschte Rinder der
Hochmark. Mit kraftvollem Fleisch, gewürzt von den Kräutern unserer
Landschaft, aber auch mit einem kraftvollen Temperament.« Er nickte zu
seinen Worten. »Doch das werdet Ihr sicherlich zu beherrschen lernen.«
Pontims Frau zuckte bedauernd die Schultern. »Ihr hättet in drei
Tageswenden kommen sollen. Dann gibt es im Weiler eine Verbindung und
zu Ehren des Paares ein schönes Fest mit Musik und Tanz.«
»Und mit unserem starken Gerstensaft«, fügte Pontim hinzu. »Nicht dieses
gepanschte Zeug, das man Euch in Eternas geben würde. Vielleicht wollt Ihr
über die Tageswenden bleiben?«
Das war ein verlockendes Angebot. Es gab nicht oft die Gelegenheit, in der
Gemeinschaft eines größeren Weilers zu feiern, und eigentlich nutzten die
Menschen des Pferdevolkes jede Möglichkeit zu geselligem Beisammensein.
Viermal, zwischen den einzelnen Jahreszeiten, traf man sich in den Weilern
oder in der Stadt Eternas zum Handel, und dann gab es immer Musik und
Tanz, Wein und Gerstensaft. Viele der Familien trieben zu diesen Anlässen
sogar ihre Herden mit sich, um sie nicht schutzlos zurückzulassen. Der
Pferdefürst unterstützte dies, denn er hielt es für eine gute Übung für den Fall,
dass die Hochmark bedroht wurde und die Menschen mit ihrer Habe nach
Eternas flüchten mussten.
Nedeam schüttelte bedauernd den Kopf. »Habt Dank für dieses Angebot,
guter Herr Pontim, aber wir wollen das Gehöft und unsere Schafe nicht so
lange sich selbst überlassen. Zumal unser Zuchtbock im Augenblick
unberechenbar ist.«
Dorkemunt nickte. »Es ist das Alter oder die Brunft. Bei ihm lässt sich das
nicht genau sagen.«
Nedeam wies auf die offene Truhe. »Verzeiht, guter Herr Ältester, aber
würdet Ihr es mir zeigen?«
Pontim blickte unwillkürlich zur geöffneten Truhe hinüber. »Das Horn des
Weilers?« Als Nedeam nickte, lächelte der Alte. »Natürlich zeige ich es Euch.
Kommt um den Tisch herum, ich will es nicht aus der Truhe heben. Es ist
schon alt und brüchig.«
Auch Dorkemunt trat an die Truhe heran, obwohl er das Horn zuvor schon
einmal gesehen hatte. Noch immer übte es eine Faszination auf ihn aus.
Pontim schlug in der Truhe ein dickes Tuch auseinander, das man zum
Schutz vor der Witterung geölt hatte. Zwischen den Falten des Stoffes wurde
das Wahrzeichen des Horngrundweilers sichtbar.
Es war ein sehr ungewöhnliches Horn. Rund eine halbe Länge lang, war es
an seinem einen Ende so dick wie ein Handgelenk und verjüngte sich nach
vorne bis auf Daumenbreite. Möglicherweise war es einmal spitz wie ein Pfeil
gewesen, aber das ließ sich nun nicht mehr mit Bestimmtheit sagen. Es war
ganz offensichtlich aus dem Material aller übrigen Tierhörner und sehr alt,
denn Risse und Bruchstellen waren zu sehen. Die Männer des Horngrundes
hatten es im Boden entdeckt, als sie den Weiler errichteten, und den Ort
danach benannt. Sie hielten es in Ehren, und Pontims Aufgabe war es, das
Horn aufzubewahren und vor Schaden zu behüten.
»Ob es wirklich ein Horn ist?« Nedeam wollte mit den Fingern sanft über
das Material streichen, aber Pontim hielt seine Hand fest und schüttelte den
Kopf.
»Nicht, guter Herr Nedeam. Es ist wahrlich alt und könnte unter der
Berührung leiden. Ja, ich denke schon, dass es ein Horn ist, auch wenn es eine
ungewöhnliche Form hat.«
»Ein merkwürdiges Tier muss das gewesen sein«, brummte Dorkemunt.
Das Horn war vollkommen gerade, dabei jedoch viele Male in sich
verwunden, wie bei dem Gehäuse einer Schnecke. »Ein Hornviech mit zwei
solchen