Die Pferdelords 10 - Die Bruderschaft des Kreuzes. Michael Schenk
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Читать онлайн книгу Die Pferdelords 10 - Die Bruderschaft des Kreuzes - Michael Schenk страница 22
„Sehr viel kleiner, und man muss sie nicht auf ein Stativ stellen, sondern kann sie bequem in der Hand halten. Dennoch vergrößern sie auf unvergleichliche Weise. Ah, Helderims Vergrößerungssteine und Helderims Langaugen haben einen wahrhaftig guten Ruf bis in das Königreich von Alnoa hinein.“
„Und nun sind sie zerbrochen?“
Der Händler seufzte schwer. „Vielleicht lassen sich einige noch retten. Daher stehen wir hier auch herum und bewegen den Wagen nicht. Einer meiner Gehilfen, ein sehr vorsichtiger Mann, ist im Fahrzeug und untersucht die Ladung. Ach, Herr, eine ganze Lieferung bester Langaugen für die alnoische Garde.“ Helderim lächelte unvermittelt. „Wie ich bereits erwähnte, meine Langaugen werden gerühmt, und ich habe die Ehre, die königliche Garde Alnoas zu beliefern. Sie sollen auf jeder Festung eingesetzt werden und von der Qualität bester Handwerkskunst zeugen.“
„Fraglos werden sie das“, stimmte der junge Pferdefürst zu. „Ihr habt einen großen Wagenzug, guter Herr, und viele Rinder dabei. Alles für das Königreich?“
„Aber ja, Hoher Lord. Die hinteren Wagen sind voller Brennstein. Allerbeste Qualität, wie ich anmerken möchte, und das Hornvieh wird bis hinunter nach Eolaneris getrieben.“
„Bis zur Pforte von Alnoa?“ Nedeam lächelte. „Dann werdet Ihr dort sicherlich Streifen der siebenten Gardekavallerie begegnen. Sie wird von der Hochgeborenen Livianya befehligt. Grüßt herzlich in meinem Namen.“
„Ah, Euer Abenteuer in Jalanne, nicht wahr?“ Helderim war wieder sichtlich guter Stimmung. „In der Hochmark gibt es einen Schreiberling, der Eure Abenteuer niederschreibt.“
„So? Warum?“
„Das fragt Ihr? Damit sie der Nachwelt erhalten bleiben.“ Der Händler breitete theatralisch die Arme aus. „Ihr seid ein Mann von Bedeutung, Hoher Lord, und die späteren Generationen müssen davon erfahren.“
„Ich bin nichts als ein gewöhnlicher Pferdelord, guter Herr“, erwiderte Nedeam verlegen. Er sah sich um. „Nun, Ihr habt genug Hände, um zurechtzukommen. So werden wir denn unseren Weg fortsetzen. Ich wünsche Euch eine glückliche Reise und gute Gewinne.“
„Dafür seid bedankt, Hoher Lord.“
Nedeam gab das Zeichen und der Beritt trabte an, ritt endgültig an der Wagenkolonne vorbei und verschwand bald jenseits des nächsten Hügels.
Helderim strich sich nachdenklich über das Gesicht. „Nur ein gewöhnlicher Pferdelord? Wohl weit mehr als das. Weit mehr als das.“
Kapitel 8
Renter ta Marek kam frisch von der königlichen Akademie in Alneris und war von dort nach Lheonaris befohlen worden. Die Stadt lag an der alten Handelsstraße, die ins Land des Pferdevolkes hinaufführte. Dort gab es keine bedeutende Garnison und erst recht keine Gelegenheit für einen tatendurstigen und sehr jungen Ritter wie ta Marek, sich zu bewähren und ein wenig Ruhm zu ernten. Der Hochgeborene befürchtete, einen langweiligen Dienst versehen zu müssen und die Jahre mit der Jagd auf Raubgesindel zu verbringen, welches die Straße immer wieder unsicher machte. Eine notwendige Aufgabe, doch keine Gelegenheit, mit außergewöhnlichen Verdiensten in den Schriften der Hauptstadt erwähnt zu werden.
Lheonaris verfügte über eine große Garnison der Stadtgarde, aber es gab nur eine kleine Abteilung der königlichen Gardekavallerie, die als berittene Einheit die Handelswege überwachte. Zwischen beiden Truppen bestand eine traditionelle Rivalität und es war für Renter sehr unangenehm, sich bei einem Kommandeur der Fußgarden melden zu müssen, da es keinen der königlichen Garde gab. Der junge Adlige achtete darauf, dass seine Uniform makellos saß, und zog seine Ernennungsurkunde aus dem Gepäck, um sich vorzustellen.
Was der Kommandeur ihm sagte, übertraf Renters schlimmste Befürchtungen sogar noch.
„Einen Beritt, Hochgeborener? Hier gibt es keinen Beritt für Euch. Die Garde der Stadt hat genug damit zu tun, ihre eigenen Reihen zu füllen. Nun gut, Renter ta Marek, Ihr habt einen Befehl des Königs und sollt somit auch Euren Beritt haben. Vorerst besteht er aus Euch, zwei Signalbläsern und einem Unterführer.“
Ta Marek starrte den Mann fassungslos an, was diesen zu einem freudlosen Lächeln veranlasste. „Lheonaris hat geblutet, ta Marek“, erklärte er in versöhnlichem Ton. „Nicht direkt durch das Beben. Unsere schöne Stadt kam gut davon. Aber viele Menschen haben Lheonaris verlassen und sind dem Aufruf des Königs gefolgt, im Osten zu siedeln. Ihr wisst ja, dass man dort dringend Leute braucht, um die Dörfer neu zu beleben. Nun, inzwischen ist unsere Bevölkerungszahl wieder stabil und Handwerk und Handel erholen sich. Doch wenn Ihr Männer für Euren Beritt haben wollt, Hochgeborener, so müsst Ihr diese selbst zusammensuchen.“
„Anwerben?“ Ta Mareks Stimme klang ungläubig.
„Selbstverständlich. Was denn sonst? Aber sicher hilft Euch der gute Ruf, den die berittene Garde des Königs ja besitzt“, knurrte der Kommandant. „Ihr werdet schon Männer finden, um einen Beritt bilden zu können. In der Rüstkammer lagert genug Material für Kriegszeiten, um ein ganzes Regiment auszustatten. Nehmt Euch, was immer Ihr benötigt.“
Es gab außerhalb der Kriegszeit keine Wehrpflicht. Es blieb daher Renter ta Mareks Fantasie überlassen, wie er Männer für den Dienst verpflichten könnte. Seine einzigen Hilfen waren das Handgeld des Königs, welches jeder Rekrut erhielt, und ein alter Unterführer. Der Unterführer war erfahren und hatte Renters heimlicher Auffassung nach wohl schon zu Zeiten des ersten Bündnisses gedient. Die beiden Signalbläser waren hingegen so jung, dass der Anwerber wohl beide Augen zugedrückt hatte. Doch das war bei Musikern nicht selten zu finden.
Der Unterführer war zu erfahren oder zu gleichgültig, um Renter ta Mareks Vorstellungen von Truppenanwerbung entgegenzutreten.
Renter ging davon aus, er brauche sich nur auf den Marktplatz zu stellen, mit dem Wimpel eines königlichen Beritts zu winken und könne sich dann kaum vor Bewerbern retten. Weit gefehlt. Auch wenn die Garde, vornehmlich die Gardekavallerie, bei der Bevölkerung hoch geachtet wurde, drängte es doch die wenigsten danach, in ihren Dienst zu treten. Das Leben war hart genug, gerade jetzt, zwei Jahre nach dem Beben, und die Menschen waren froh, dass ihr Tagwerk allmählich wieder leichter wurde.
Natürlich gab es ein paar junge Leute, die sich von den blitzenden Rüstungen der beiden Werber und vom fröhlichen Klang der Hörner beeindrucken ließen und welche Patriotismus oder Abenteuerlust dazu veranlasste, das Handgeld zu nehmen. Es gab auch andere, die den Versprechungen glaubten, der Dienst in der Garde sei im Vergleich zum harten Handwerk eine angenehme Art von Ausritt zu Pferde und böte reichlich Abenteuer. Einige ließen sich anwerben, da sie sich weniger Mühsal erhofften.
Nach drei frustrierenden Tagen konnte Renter achtundvierzig Männer in der Garnison versammeln, doch das waren bei Weitem noch nicht genug, um einen Beritt von zweihundert Männern zu formieren. Im Grunde war dies kein schlechtes Ergebnis, dennoch war der Adlige ausgesprochen enttäuscht.
„Wir brauchen mehr Männer“, stellte ta Marek erbittert fest.
„Wenn Euer Hochgeboren die Anforderungen ein wenig nach unten korrigiert, so könnten wir noch ein paar Leute auftreiben“, meinte der Unterführer schließlich. Er hatte zugelassen, dass der unerfahrene Adlige nach dessen Vorstellungen agierte, doch nun fand er es an der Zeit, seinen neuen Vorgesetzten mit der rauen Wirklichkeit zu konfrontieren. „Vielleicht keine Männer, mit denen man vor dem König paradieren