Die Pferdelords 10 - Die Bruderschaft des Kreuzes. Michael Schenk
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„Dennoch bist du nun der Pferdefürst und wir folgen deinem Banner.“ Der Unterführer klopfte seinem Freund Herklund auf die Schulter. „Du kannst diesen sturen Scharführer fragen, Nedeam, deine Wahl zum Herrn der Hochmark erfolgte mit einer einzigen Stimme. Und wahrhaftig, hätte sich einer gegen dich ausgesprochen, so wäre er kein wahrer Pferdelord gewesen.“
Nedeam errötete ein wenig. „Ihr macht mich verlegen, Freunde. Glaubt mir, die Würde des Pferdefürsten ist teuer erkauft. Als Schwertmann folgte ich Befehlen, und es war leicht, dies zu tun, denn ich hatte einen guten Pferdefürsten. Nun steht ihr unter meinem Banner und ich muss mich immer wieder fragen, ob ich euch gut führe und das Banner wert bin.“
Scharführer Herklund nickte mit ernstem Gesicht. „Diese Sorge steht dir manchmal ins Gesicht geschrieben. Du scherzt nicht mehr so oft wie früher und bist auch nicht mehr so häufig bei uns. Arkarim hat uns schon berichtet, wie unser Pferdefürst bis tief in die Nacht über Schriften grübelt und über das Schicksal der Mark nachdenkt. Wahrhaftig, ich möchte kein Pferdefürst sein.“
„Nun, es hat auch seinen Vorteil“, meinte Nedeam verlegen. „Ich darf vorne reiten und muss nicht so viel Staub schlucken.“
Fröhliches Gelächter erklang unter den Reitern, welche die Bemerkung gehört hatten.
Vor ihnen tauchte eine Gruppe von Männern auf, die an der Straße arbeiteten.
„Ich hatte keine Vorstellung davon, wie sehr das Land unter dem Beben gelitten hat“, bekannte Herklund. „Unsere Hochmark blieb ja weitestgehend verschont, aber allein was wir in Enderonas erblickten, das lässt mich schaudern.“
Enderonas, die Stadt des Pferdekönigs, lag auf einem Hügel, und die mehrgeschossigen Bauten folgten dem Verlauf des steil ansteigenden Hangs. Alle Bauwerke mit Ausnahme des Königspalastes und des Stadttores waren aus dem traditionellen Holz erbaut worden. Wahrscheinlich hatte diese Tatsache die meisten Häuser vor Schäden bewahrt. Aber ein Teil des Hangs war abgerutscht und hatte diverse Bauten und ein Stück der hölzernen Wehrmauer mit sich gerissen. Inzwischen waren alle Schäden längst behoben, doch die Stelle, an welcher die Erde nachgegeben hatte, war noch immer gut zu erkennen und ließ erahnen, was Enderonas erlitten hatte.
Der Signalbläser des Beritts meldete sich zu Wort. „Ich glaube, je näher wir Alnoa kommen, desto übler werden die Spuren der Schäden sein.“
„Wir sind schon in Alnoa“, erwiderte Nedeam auflachend.
„Oh, wahrhaftig?“
„Ja, wahrhaftig. Unsere Königreiche stehen im Bund miteinander, und so gibt es keine Grenzbefestigungen. Heden, die Hauptstadt der Südmark, war die letzte Siedlung unseres Volkes. Vor zwei Zehnteltagen haben wir den Fluss Rorin überquert. Seitdem sind wir im Reich von Alnoa.“
„Verdammt“, brummelte Hendur, „das hättest du uns auch sagen können.“
„Ist es von besonderer Bedeutung?“
„Na, das will ich wohl meinen.“ Der Unterführer drehte sich im Sattel und löste die Riemen seines Harnischs. „Wir sind jetzt in einem fremden Land. Befreundet, aber dennoch fremd. Da sollten wir einen guten Eindruck machen, wenn wir als Beritt unseren Pferdefürsten begleiten.“
„Lass es gut sein.“ Nedeam ließ Duramont ein wenig zurückfallen, sodass er zwischen den beiden Freunden ritt. „Wenn wir in Nerianet einreiten, dann erwarte ich, dass der Beritt makellos aussieht. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Die Waffenübungen werden dort noch anstrengend genug, bis dahin können wir die Männer schonen.“
Nedeam trabte wieder an die Spitze, um seine Rührung zu verbergen. Die Kämpfer der Hochmark hatten ihm immer Respekt und Freundschaft entgegengebracht und er erwiderte dies von Herzen. Doch ihm war nicht bewusst gewesen, welche Bedeutung es für die Pferdelords hatte, dass er, Nedeam, nun ihr Pferdefürst war.
Die Handelsstraße folgte dem natürlichen Verlauf der Landschaft und war noch vor der Zeit des ersten Bundes angelegt worden. Sie war breit genug, um zwei Fuhrwerke nebeneinander passieren zu lassen, und vollständig mit Steinplatten ausgelegt. Randsteine verhinderten, dass sich diese Platten zu sehr verschoben. Dennoch ließ sich nie verhindern, dass sich die Natur ein Stück von dem zurückholte, was ihr der Mensch entrissen hatte. Obwohl die Straße häufig benutzt wurde, wuchsen Grasbüschel in den Fugen, und an einigen Stellen hatten sogar kleine Büsche Wurzeln geschlagen. Nedeam hatte solche Straßen schon oft genutzt und kannte die sanften Wellen, in denen sich Steinplatten und Erdreich aneinander anpassten.
Die Straßen dienten dem sicheren Transport von Waren und der schnellen Bewegung von Fußtruppen, die auf den festen Steinplatten nicht so sehr von schwerem Wetter und aufgeweichtem Boden behindert wurden. Abgesehen von gelegentlichen Streifen der Pferdelords oder der Garde, welche die Handelswege gegen Raubgesindel sicherten, gab es allerdings keine Truppen, welche hier unterwegs waren. Dafür hatte die Anzahl der einzeln fahrenden Händler und Handelskarawanen deutlich zugenommen. Nedeam und seine Männer waren auf ihrem Weg schon manchem Fuhrwerk begegnet und sogar einer kleinen Herde Hornvieh, die den weiten Weg von der Westmark in das Reich Alnoa getrieben wurde.
Die Straßen waren Lebensadern des Handels und somit von großer Bedeutung für die Reiche der Menschen und die Kristallstädte der Zwerge. Immer wieder wurden die Wege überprüft und ausgebessert, denn Schäden an der Straße konnten leicht zu Schäden an Fahrzeugen und deren Ladung führen.
Der Beritt erreichte die Kuppe eines Hügels.
Auf der anderen Seite war Bewegung auf der Straße zu sehen. Eigentlich keine wirkliche Bewegung, sondern eher eine Ansammlung von Menschen, Tieren und Fahrzeugen.
„Eine Handelskarawane auf dem Weg nach Süden“, meinte Herklund. Er senkte den Kopf ein wenig, sodass ihn der Stirnschutz des Helms gegen das grelle Sonnenlicht schützte. „Von hier aus kann ich die Handelszeichen der Wagen nicht erkennen, aber ich denke, sie kommen aus einer unserer Marken.“
„Ich bewundere deinen Scharfsinn, alter Freund“, bekannte Hendur ironisch. „Ich brauche kein Handelszeichen zu sehen, um das zu wissen. Einige der Begleitreiter tragen die grünen Umhänge von Pferdelords.“
Herklund schnaubte leise. „Mein Fehler. Ich habe zu sehr auf die Wagen und zu wenig auf die Bewaffneten geachtet.“ Er wandte sich im Sattel um. „Richtet die Formation aus, Schwertmänner der Mark. Lasst die Harnische am Sattel, aber setzt euch gerade. Da vorne sind andere Pferdelords und sie sollen kein schlechtes Bild von der Hochmark und ihrem Pferdefürsten bekommen.“
„Es scheinen Wagen verschiedener Händler zu sein“, vermutete Herklund, während der Beritt langsam näher trabte. „Ich frage mich nur, warum sie hier herumstehen und was all die Aufregung soll.“
„Was soll es schon bedeuten?“, erwiderte Hendur. „Sie stecken in irgendwelchen Schwierigkeiten. Händler stecken immer in irgendwelchen Schwierigkeiten. Und gleich, welche Schwierigkeit es auch sein mag, sie dient ihnen immer als Vorwand, die Preise für ihre Waren zu erhöhen. Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass sie mitten auf der Handelsstraße lagern.“
Der Handelszug bestand aus wenigstens zwanzig schweren Fuhrwerken. Einige waren mit Planen abgedeckt, andere hatten hölzerne Aufbauten. Sie alle waren darauf ausgelegt, große Gewichte und Mengen zu transportieren. Nedeam sah ein paar Fahrzeuge mit den alten Scheibenrädern. Die meisten verfügten jedoch über die Speichenräder, die man in der Hochmark erfunden hatte. Der