Die Pferdelords 10 - Die Bruderschaft des Kreuzes. Michael Schenk

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Die Pferdelords 10 - Die Bruderschaft des Kreuzes - Michael Schenk Die Pferdelords

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bewacht von Männern mit den grünen Umhängen der Pferdelords.

      An den Wagen herrschte ein buntes Gewimmel von Händlern und Gehilfen, deren Stimmen erregt durcheinander schwirrten. Manche nutzten die Gelegenheit, um sich zu stärken, oder schafften es trotz des Lärms, ein Nickerchen zu halten. Letzteres verwunderte keinen der Pferdelords. Die meisten hatten sich die Fähigkeit angeeignet, auf langen Ritten auch im Sattel zu schlafen, sofern sie einen wachsamen Freund neben sich wussten.

      Die Kleidung der Männer und Frauen des Handelszuges war sehr unterschiedlich, was Qualität und Gestaltung anbelangte. Die Männer aus den Marken des Pferdevolkes waren an Hose und Wams zu erkennen. Die aus den Provinzen Alnoas trugen ein eng anliegendes Beinkleid und darüber ein lose fallendes Gewand. Die Witterung im südlich gelegenen Königreich war entschieden wärmer als jene im Land des Pferdevolkes. Zwei, drei Männer trugen schlichte Kutten, die aus den Resten verschiedener Tücher gefertigt waren. Diese Kleidungsstücke waren einfach zu nähen und wurden gelegentlich vom einfachen Landvolk geschätzt.

      Überraschung machte sich breit, als man am rechteckigen Banner erkannte, dass sich ein Pferdefürst näherte. Nedeam wurde respektvoll gegrüßt oder einfach neugierig angestarrt, während er mit seinen Männern an den Wagen vorbeiritt, um zur Spitze des Zuges zu gelangen. Dort musste sich die Ursache für den Halt befinden.

      Die vorderen Fuhrwerke zeigten das Speichenrad-Zeichen des Handelshauses Helderim.

      „Helderim“, brummte Scharführer Herklund. „Ich hätte es mir denken können. Wenn es um Handel geht, hat der kleine Kerl seine Finger überall drin.“

      Der kleine und sehr schmächtige Mann hatte als Ladenbesitzer in der Hochmark begonnen. Er versuchte nie, seine Kunden zu übervorteilen, und dies hatte ihm einen ausgezeichneten Ruf, aber wenig Vermögen eingebracht. Der Überfall der Orks auf die grüne Kristallstadt der Zwerge änderte das. Helderim wurde nie müde, diese Geschichte zu erzählen, doch war das auch verständlich, denn auf ihr und seiner Findigkeit, beruhte der inzwischen erworbene Reichtum.

      Die Orks hatten sehr lichtempfindliche Augen, und der Schwarze Lord hatte einen hinterlistigen Plan ersonnen, sie gegen das Sonnenlicht zu schützen. Ein grauer Magier war als Händler getarnt in der Hochmark erschienen und hatte von den dortigen Schmieden kleine recheckige Rahmen anfertigen lassen. Angeblich als Schmuckstück für die feinen Damen Alnoas gedacht, sollten sie in Wahrheit als Fassung für feine Scheiben schwarzen Kristalls dienen. An den Kriegshelmen der Orks befestigt, sollten sie deren Augen vor zu grellem Licht bewahren. Um diesen Lichtschutz zu erlangen, ließ der Herr der Finsternis die Zwerge überfallen und zwang sie zur Sklavenarbeit, damit sie die begehrten Kristallscheibchen herstellten. Nedeam und die Pferdelords vereitelten die Umsetzung des Plans und Helderim war der Nutznießer daraus. Er erkannte, dass man zwei der Rahmen aneinanderheften konnte und, wenn man sie mit den schwarzen Scheibchen versah, einen perfekten Blendschutz gegen die grelle Sonne erhielt, der auch den Menschen von Nutzen war. Zudem fand er heraus, dass bestimmte Kristalle, wenn man sie richtig schliff, eine vergrößernde Wirkung besaßen. Bald waren Helderims Vergrößerungssteine über die Grenzen hinaus bekannt und begehrt.

      Inzwischen hatte der kleine Mann, wohl mit zwergischer und elfischer Hilfe, auch jene Langaugen ersonnen, die den Blick auf ferne Dinge ermöglichten. So war der gute Herr Helderim ein überaus wohlhabender Mann geworden und sich dennoch treu geblieben, denn auch jetzt achtete er stets darauf, seinen guten Ruf zu bewahren und fairen Handel zu treiben. Ein entsprechender Teil seines Gewinns wanderte in Form von begehrten Waren zu den fleißigen Zwergen, die unermüdlich Kristallplättchen und Vergrößerungssteine schliffen.

      Im Augenblick war Helderim jedoch kein besonders glücklicher Mann.

      „Ein Elend ist es, Hoher Lord Nedeam, ein wahrhaftiges Elend“, jammerte er und wies anklagend über die Straße. „Oh, wahrhaftig, Hoher Lord, ich weiß um die Risiken des Weges, denn das furchtbare Erdwackeln hat damals viele der Steinplatten verschoben oder sogar bersten lassen. Deshalb lasse ich immer einen Kundschafter vorausgehen, der auf die Straße achtet und vor jedem Schaden warnt. Ah, der verdammte Nichtsnutz! Seht es Euch an, Hoher Lord, seht es Euch an!“

      Nedeam konnte den kleinen Händler durchaus verstehen. Auf der Straße hatte sich eine der Platten so angehoben, dass ihre Kante zwei Fingerbreit emporragte. Das erste Fuhrwerk war daran vorbeigerollt, doch der zweite Wagen hatte dies nicht geschafft. Das Speichenrad musste mit voller Wucht gegen das Hindernis geprallt sein. Der Metallreifen war aufgerissen, Speichen geborsten und der Kastenwagen war prompt umgestürzt.

      „Seht es Euch an“, klagte Helderim erneut. „Ich lasse meine Wagen sogar auf besondere Weise polstern, damit die empfindliche Ware geschont wird, doch was soll das nützen, wenn der verdammte Kundschafter mit offenen Augen schläft? Ein Nichtsnutz, sage ich Euch, ein elender Nichtsnutz!“

      Der Gescholtene stand ein Stück abseits und die Röte seines Gesichts vertiefte sich, als er bemerkte, das Nedeam ihn ansah. „Es war nicht meine Schuld, Hoher Lord“, sagte er störrisch. „Die Tiere des vorausfahrenden Gespanns ließen Dung fallen und der bedeckte die Platte. Wie soll man denn da etwas sehen?“

      Nedeam hatte Verständnis für die Not des Mannes, nicht jedoch für die dreiste Art, mit der er sich herausreden wollte. „Nun, guter Herr, Ihr seid dem ersten Fuhrwerk vorausgegangen, nicht wahr? Bevor es den Dung fallen ließ. Ihr wart unaufmerksam, und es wird am guten Herrn Helderim liegen, das richtige Strafmaß für Euch zu finden.“ Er sah in das verstockte Gesicht des Mannes. Die Kleidung verriet, dass er aus einer Mark des Pferdevolkes stammte. „Ein Mann des Pferdevolkes muss zu seinen Taten stehen und ebenso zu seinen Fehlern.“ Er blickte Helderim und die Umstehenden an. „Und ebenso dazu, dass ein Fehler geschehen kann. Ein Pferdelord, der auf der Wache einschläft, gefährdet seine Kameraden. Doch wenn es ihm einmal geschehen ist, wird es nie wieder passieren, das lässt sein Stolz nicht zu. Ihr mögt den Mann bestrafen, guter Herr Helderim, aber seid Euch gewiss, er wird diese Unachtsamkeit nie wieder zulassen. Ihr werdet künftig keinen aufmerksameren Kundschafter finden als diesen Mann. Bedenkt das, wenn Ihr das Strafmaß wählt.“

      Der unglückliche Kundschafter blinzelte überrascht und nickte dann eifrig, während Helderims Gesicht einen nachdenklichen Ausdruck annahm. Nedeam zog Duramont mit leichtem Schenkeldruck herum und ritt an den umgestürzten Wagen heran.

      „Ist es eine kostbare Ladung, guter Herr Helderim?“

      „Fürwahr, kostbar und außerordentlich empfindlich.“

      „Klarstein?“, vermutete Nedeam.

      Die durchsichtigen Klarsteinscheiben ersetzten längst die Darmhäute, mit denen man einst die Fensteröffnungen bespannt hatte. Der Klarstein war vollkommen durchsichtig, allerdings auch sehr stoßempfindlich.

      Helderim schüttelte den Kopf. „Unsinn. Oh, verzeiht, Hoher Lord“, entschuldigte sich der Händler rasch, als ihm bewusst wurde, dass er den Herrn seiner Mark indirekt gerügt hatte. Nedeam grinste nur und der kleine Mann fuhr hastig fort. „Der beste Klarstein wird im Reich Alnoa hergestellt und daher von Süden nach Norden transportiert. Wir sind jedoch nach Süden unterwegs. Nein, nein, Hoher Lord, die Fracht ist sehr viel kostbarer. Sie besteht aus allerbesten Langaugen.“

      „Langaugen?“

      „Zwei Röhren aus reinem Gold, die man ineinanderschieben kann. An den Enden sitzt jeweils einer meiner Vergrößerungssteine. Helderims Vergrößerungssteine, Ihr versteht, Hoher Lord? Mit meinen Langaugen kann man ferne Dinge ganz nah heranholen.“

      „Ich kenne die Langaugen, guter Herr. Eines davon steht bei der Signalanlage von Eternas“, sagte Nedeam freundlich.

      „Gewiss, Hoher Lord, gewiss.“ Helderim

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