Die Pferdelords 01 - Der Sturm der Orks. Michael Schenk
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der Pferde anzupassen. Die Eisen durften dabei nicht zu groß und nicht zu
klein sein, und die Nägel, mit denen sie an den hornigen Hufen befestigt
wurden, durften das Tier nicht verletzen.
Am Ostrand der Stadt, dem Flussufer zugewandt, lag eine kleine Töpferei,
in der der Lehm des Ufers zu Tellern und Kannen geformt und gebrannt
wurde. In ihrer unmittelbaren Nähe fand Nedeam ein kleines Haus, vor dem
einige Fallen und Schlageisen hingen und zudem die Felle einiger toter Nager
an einem Rahmen zum Trocknen ausgespannt waren. Nager konnten zu einer
wahren Plage werden, denn die Felder und Vorratskammern der Stadt boten
reichlich Nahrung, und die kleinen Biester vermehrten sich unglaublich.
Nedeam erkannte einen stämmigen Mann, der soeben aus dem Haus trat und
dabei tief in ein Gespräch mit einem anderen vertieft war. Dem Knaben fiel
die mächtige Keule auf, die der muskulöse Mann in einer Hand hielt. Von
Neugier gepackt, ritt er näher.
»… wirklich, mein guter Herr, diese Biester sind nicht dumm«, hörte er die
Stimme des hünenhaften Mannes. »Nach einer Weile kennen sie die Fallen,
und Ihr mögt den besten Wolltierkäse als Lockmittel nehmen, sie werden den
Köder verweigern. Doch mit mir und meiner braven Keule, damit rechnen sie
nicht, so wahr ich Barus heiße.«
»Ach, Ihr wollt mir doch wohl nicht erzählen, dass Ihr mit Eurer Keule
Nager erschlagen könnt. Diese flinken Biester weichen Euren Hieben doch
aus.«
Der stämmige Mann schlug die Keule in seine flache Hand, und es gab
einen vernehmlich klatschenden Laut. »Hiebe? Ich, Barus, guter Herr, der
beste Nagerjäger der ganzen Stadt …«
»Ihr seid auch der einzige«, warf der Mann skeptisch ein.
Barus musterte ihn kopfschüttelnd. »Habt Ihr ein Problem mit den Nagern
in Eurem Keller, guter Herr, oder habe ich eines? Wie erwähnt, als bester
Nagerjäger der Stadt schlage ich nicht einfach mit meiner Keule zu. Seht
her.«
Der stämmige Mann machte urplötzlich eine Bewegung, die so schnell
war, dass Nedeam sie mit seinen Augen nicht einmal wahrgenommen hatte.
Jedenfalls lag die Keule auf einmal etliche Längen entfernt am Ufer, wo
Barus sie aufhob und in der anderen Hand unvermittelt den Kadaver eines
kleinen Nagers hielt. »Seht Ihr, guter Herr? Ich werfe die Keule wie der
Blitz.«
Nedeam und der andere Mann waren gleichermaßen verblüfft. Der
Nagerjäger wischte die Keule im Gras sauber und brachte sie dann zusammen
mit dem erlegten Nager zu seinem Haus. Dort zückte er einen Dolch und
begann das kleine Pelztier unverzüglich auszunehmen. »So ärgerlich die
kleinen Burschen auch sind, guter Herr, ihr Pelz ist weich und warm und gibt
ein hervorragendes Futter für ein Winterwams ab.«
Der Mann begann mit Barus darüber zu feilschen, was dieser für seine
Dienste haben wollte. Nedeam war noch immer überrascht, auf welche Weise
der stämmige Mann den Nager erlegt hatte. Dergleichen hatte er noch nie
zuvor gesehen. Doch wie mochte der Nagerjäger dies wohl in einem dunklen
Kellerraum vollbringen oder in einem der kaum beleuchteten Vorratshäuser
am Südrand der Stadt?
Als Nächstes sah Nedeam ein paar Frauen zu, die ihre Wäsche am Fluss
wuschen, wozu sie jene Schlagbretter nutzten, gegen die man auch nasses
Leder schlug, um es geschmeidig zu machen. Der Schaum verriet, dass die
Frauen eine Mischung aus Fett und Asche nutzten, um die Kleidung zu
säubern. Aber das Waschen war Frauensache und interessierte Nedeam nicht
wirklich, weshalb er zurück in die Stadt ritt, vorbei an einer Schneiderei und
einer Schuhmacherin, die gerade die weichen Stiefel des Pferdevolkes
fertigte. Harte, doch nicht zu feste Ledersohlen, an denen die beiden Oberteile
mit feinen Lederriemen festgenäht wurden. Während die Stiefel der Männer
meist sehr schlicht und rein funktionell gearbeitet waren, wiesen die der
Frauen oft feine Prägungen und Stickereien auf. Die Schuhmacher der
Hochmark fertigten außerdem auch feine Gürtel und Waffenscheiden, die sie
mit Metallen verzierten. So begutachtete Nedeam ein wenig neidisch eine
Schwertscheide aus bestem rotem Leder, welche mit Metallbeschlägen
verziert war. Er wusste, dass es auch metallene Schwertscheiden gab, doch
das Pferdevolk bevorzugte weiche Lederscheiden. Denn war die Klinge erst
einmal gezückt, passten sich die Scheiden den Körperbewegungen an und
verliehen dem Reiter auf dem Pferderücken dadurch mehr Bewegungsfreiheit.
Der Knabe spürte das unmerkliche Knurren seines Magens und machte
sich nunmehr endgültig auf, um etwas zu essen und eine Unterkunft für die
Nacht zu finden. Und etwas Süßwurzel. Rasch fand er einen Laden, in dem
Backwaren