FEURIGE RACHE. Ralf Feldvoß

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FEURIGE RACHE - Ralf Feldvoß

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dann, nachdem ich mir eine eigene kleine Wohnung gesucht habe, habe ich mich so durchgeschlagen, mal hier einen Job, mal dort, ganz unterschiedliche Sachen. Ich hatte Glück, das meine Familie mich immer mit durchgezogen hat. Mein Vater sah es nämlich nicht so dramatisch, wie meine Mutter. Zuletzt habe ich bei meinem Cousin gelebt, bis er.....“ Enrico machte eine Pause, als wenn er überlegen musste, was er als nächstes sagte. „Bis er weggezogen ist“, beendete er den Satz.

      „Und was waren das für Jobs?“

      „Och, nichts besonderes. Meistens nur irgendwelche Hilfsjobs, Zeitungen austragen, Chauffeurdienste, solche Sachen eben. Der Job jetzt hier ist glaube ich der erste richtige, den ich seit meiner Ausbildung habe. So mit Vertrag und so. Das kannte ich vorher nicht.“

      Paul kam das alles merkwürdig vor. So, als wenn Enrico irgendetwas verheimlichen wollte. Er konnte es allerdings an nichts bestimmten festmachen. Es war einfach so ein Gefühl.

      Alessandro kam und setzte sich zu Paul und Enrico. Seine Augen waren immer noch stark gerötet, obwohl er versucht hatte sich mit kaltem Wasser wach zu bekommen. „Guten Morgen. Oh man, habt ihr auch so fürchterlich geschlafen? Ey, mal ehrlich, auf diesen Matten kann man doch nicht liegen, die machen einem doch total den Rücken kaputt. Mal ganz abgesehen davon, dass ich eh die halbe Nacht wach war und an den Kompassen und Uhren herumgedoktert habe.“ Alessandro streckte sich und seine Gelenke knackten hörbar. „Ah, schon besser. Gibt´s schon Kaffee?“

      „Natürlich!“ Enrico schenkte einen weiteren Becher voll und reichte ihn dann Alessandro hinüber.

      „Ich werde mal sehen, dass ich Petra und die anderen wach bekomme.“ Paul stand auf, gab den leeren Becher Enrico zurück und ging zu seinem Schlafplatz. Petra regte sich noch kein bisschen. Auch Marie schien sich noch tief im Land der Träume zu befinden. Nur Franz saß auf seiner Isomatte und wischte sich den Schlaf aus den Augen.

      „Moin moin Meister! Na, ausgeschlafen?“ Paul setzte sich zu seinem Freund.

      „Ausgeschlafen kann man das nicht wirklich nennen, aber was will man machen. Du riechst komisch, hast du schon was zu trinken bekommen. Dein Atem stinkt penetrant nach einem herrlichen schwarzen und heißen Gesöff.“

      „Wenn du Kaffee haben willst musst du rüber zu Enrico gehen. Der macht gerade Frühstück und Kaffee ist fertig.“

      „Enrico? Nein, lass mal, dann verzichte ich lieber. Der geht mir doch nur wieder mit seiner Fragerei auf die Nerven.“ Franz schien also doch nicht so begeistert zu sein einen wissbegierigen Schüler zu haben.

      „Sollten wir nicht Petra langsam wecken? Ich habe zwar keine Ahnung wie spät es ist, aber ich denke, da sowieso alle wach werden, können und sollten wir auch bald weiter gehen, oder?“ Paul hätte sie am liebsten schlafen lassen, nach dem Ärger der letzten Tage, aber auch ihm war bewusst, dass es hier eine Aufgabe zu erledigen gab und Petra die Verantwortung trug.

      „Ich habe es knapp halb sechs“, sagte Franz mit einem Blick auf seine Armbanduhr. Reflexartig schaute auch Paul auf seine. „Stimmt“, bestätigte er.

      Beide schauten sich verdutzt an. Wieso zeigten beide Uhren die selbe Zeit? Gestern hatten sämtliche Uhren unterschiedliche Zeiten angezeigt. Sechsundzwanzig Mitglieder im Team und es gab sechsundzwanzig verschiedene Uhrzeiten.

      Franz ging zur schlafenden Marie und schob vorsichtig, um sie nicht zu wecken, ihren Ärmel hoch. Auch ihre Uhr zeigte halb sechs an, desgleichen stellte Paul fest, als er auf die Uhr an Petras Arm schaute. Petra regte sich.

      „Was ist denn los? Warum weckst du mich?“ Sie gähnte ausgedehnt, setzte sich auf und streckte sich.

      „Nichts weiter, ich wollte nur sehen welche Zeit deine Uhr anzeigt. Schlaf weiter, wenn du willst.“

      „Nein, nein, ist schon in Ordnung. Aber warum wolltest du das sehen? Ist doch sowieso egal, wenn alle Uhren anders gehen.“

      „Das ist es ja. Franz´ und meine Uhr zeigen die gleiche Zeit. Deine im Übrigen auch, wenn ich das dazufügen darf.“ Paul setzte sich neben Petra, die ihn anschaute, als hätte er gerade behauptet einen Geist gesehen zu haben.

      „Die Uhren gehen wieder richtig? Alle?“, fragte sie erstaunt.

      „Keine Ahnung. Zumindest zeigen unsere vier Uhren alle die gleiche Zeit, was mit den anderen ist weiß ich nicht. Und ob das die korrekte Uhrzeit ist, sei auch noch dahingestellt.“

      Petra sprang förmlich von ihrer Matte hoch. „AUFWACHEN! ALLE AUFWACHEN UND ZWAR SOFORT!!“

      Paul zuckte zurück angesichts des plötzlichen Ausbruchs seiner Frau. Der Ruf hallte in der Höhle nach. Alle, die bereits wach waren, schauten irritiert Petra an und die, die noch im Dämmerzustand waren, regten sich und kamen langsam zu sich.

      „Alle wach?“, fragte Petra nun deutlich leiser als zuvor, aber immer noch laut genug, dass sie auch von den Letzten in den hintersten Ecken der Kaverne gehört werden konnte. Sie blickte in die Runde und zählte die empor gereckten Köpfe. Vollzählig. „Uhrenvergleich!“, rief sie. Nacheinander nannten alle die Zeit, die ihre Uhren zeigten. Es gab die übliche Abweichung von ein, zwei Minuten, die auf falsch gestellte Uhren zurückzuführen war, aber keine Differenzen wie noch am Abend zuvor. Von allen kam mehr oder weniger halb sechs als Antwort.

      Petra setzte sich wieder nachdem sie noch ein zerknirschtes „Danke“ von sich gegeben hatte.

      „Jetzt verstehe ich gar nichts mehr, aber egal, wird sich schon aufklären“, sagte sie mehr zu sich selber, als zu irgendwem bestimmten „Ich brauche einen Kaffee. Bist du so lieb und holst mir einen?“, bat sie Paul der gleich darauf aufstand und zu Enrico ging.

      „Ist schon seltsam, oder?“, fragte Petra in die Runde ihrer Freunde, nachdem auch Franz und Marie von Paul mit Kaffee versorgt waren. Bejahendes Kopfnicken folgte. „Egal. Es sollen erstmal alle in Ruhe frühstücken und sich stärken. In einer Stunde gehen wir weiter. Es ist ja noch früh, sofern die Zeit stimmt.“

      Innerlich jedoch beschäftigte Petra sich trotzdem weiter mit den Merkwürdigkeiten. Sie fasste für sich zusammen. Erst war es der Seismograph, dann die Kompasse und jetzt die Uhren. Den Seismographen hatte Alessandro im Nachgang kontrolliert und gesagt, dass er völlig in Ordnung war. Beurteilen konnte Petra das mangels Kenntnisse nicht.

      Dass die Kompasse plötzlich scheinbar wieder funktionierten, nun ja, konnte möglich sein. Ein Kompass beinhaltet keine elektronischen Bauteile. Aber die Uhren verfügten über entsprechende. Wie konnte es sein, dass sie erst alle falsch gingen und nun auf einmal wieder korrekt? Wobei sich immer noch die Frage stellte, ob es sich denn wirklich um die richtige handelte. Konnte man Uhren so manipulieren, dass sie sich auch wieder zurückstellen ließen?

      Petra überlegte und kam schließlich auf eine Idee, woran es liegen könnte.

      Das Institut ihrer Auftraggeber wollte so viel wie möglich an Gefahren im Vorfeld ausschließen. Dazu gehörten auch die Armbanduhren der Teammitglieder. Es handelte sich hierbei um eigens für das Institut angefertigte Modelle, die über keine Batterien verfügten, sondern eine Konstruktion beinhalteten, die über die Bewegungen des Trägers gesteuert wurde. Durch die Bewegungen wurde das Uhrwerk angetrieben und ständig aufgezogen, so dass es niemals stehen bleiben konnte. Deswegen sollte man auch die Uhren tunlichst niemals abnehmen, oder wenn, dann maximal zum Schlafen. Das entscheidende Bauteil war ein bewegliches, halbkreisförmiges Element, welches sich den Bewegungen seines Trägers anpasste und so das Uhrwerk am Laufen hielt. Und dieses Bauteil, wie Petra in diesem Moment wieder

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