FEURIGE RACHE. Ralf Feldvoß
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„Alessandro Nardelli?“, fragte Petra. „Ich kann mich an den Namen nicht erinnern. Wo kommt er her und was hat er für eine spezielle Aufgabe?“
„Aus Sizilien, so wie ich auch. Seine Aufgabe ist es vor Allem die elektrischen Geräte zu überwachen und zu reparieren, beziehungsweise neu zu justieren, wenn diese defekt sind, oder durch andere Einflüsse nicht mehr so funktionieren, wie sie sollten.“ Enrico blätterte in seinen Unterlagen über die Teammitglieder, ob er noch mehr über diesen Alessandro finden konnte. „Mehr steht hier auch nicht“, sagte er schließlich und klappte seine Mappe zu.
„Ein Elektriker also. Aus Sizilien? Da kam Marco auch her.“ Petra verlor sich in Gedanken an ihren langjährigen Assistenten, den sie im Sommer in Köln verloren hatte und dessen Platz nun Enrico einnahm.
„Na gut, gehen wir!“ Petra marschierte los. An dem versammelten Team vorbei schritt sie hinaus in die helle Vormittagssonne, die den Bereich um den Eingang zu den Höhlen in ein angenehmes, leicht Orange wirkendes Licht tauchte, welches durch die Reflektion des hellen Sandes hervorgerufen wurde. Sie ging als Erste in die Höhle hinein.
Keine zehn Meter in den Stollen eingedrungen, war ein leichter Geruch nach Schwefel aufgekommen. Das untrügliche Zeichen dafür, dass in der Nähe vulkanische Aktivität herrschte. Der Geruch der Gase schlängelte sich durch jede noch so kleine Felsspalte. Es war derselbe Geruch, den man an Geysiren wahrnahm, an denen das Gas aus der Magmakammer durch das Oberflächenwasser nach außen drang.
Die Wände hier mussten also über ausreichende Spalten verfügen, seien sie auch noch so klein. Eine andere mögliche Alternative war, dass das hier vorhandene Gestein so porös war, dass es unzählige kleine Risse hatte, durch die der Geruch gelangen konnte. Weiter konnten die Wände aber auch aus einem großen Anteil aus Bimsstein bestehen, der durch ältere Ausbrüche entstanden war und über Luftkammern verfügte, durch die ebenfalls die Gase strömen konnten.
Damit war die erste Aufgabe für Franz schon mal klar. Er musste Proben des Gesteins nehmen, bereits hier, so dicht am Eingang. Möglicherweise war es aber auch ein Hinweis darauf, dass es einen Schlot in unmittelbarer Nähe gab. Das mussten dann die Sonaruntersuchungen zeigen.
Sie gingen weiter und erkundeten die nächsten Gänge. Überall war der Schwefelgeruch nahezu in gleichem Maße vorhanden. Die Wände und Decken schimmerten in unterschiedlichen Tönen von Grau und Orange. Gelbliche Ablagerungen an den Gesteinen deuteten ebenfalls auf Schwefel hin.
Die Karten, die sie dabei hatten, schienen auf den ersten Blick im Groben mit den tatsächlichen Gegebenheiten vor Ort übereinzustimmen. Zumindest konnte niemand gravierende Abweichungen feststellen.
Petra versuchte immer mal wieder einen Blick auf das Ende der Gruppe zu werfen, ob auch keiner verloren ging. Sie kam sich dabei zwar vor wie eine Mutter, die auf ihre Kinder achtete, aber das war ein Verhalten, welches sie nicht abschütteln konnte. Nur in dieser Dunkelheit, die nur durch die Lichtkegel der an den Helmen befestigten Grubenlampen durchschnitten wurde, konnte man gerade einmal die Lichtpunkte sehen, aber ob die Anzahl stimmte war kaum zu beurteilen, da es sich auch um Spiegelungen an den stellenweise feuchten Wänden handeln konnte, an denen das Wasser des über ihnen liegenden Sees herabsickerte.
Plötzlich gab eines der Geräte einen piepsenden Alarmton von sich. Es handelte sich um den Seismographen, der Erschütterungen, auch der leichtesten Art, registrieren konnte. Der Seismograph war so eingestellt, dass er bereits Erschütterungen der Stärke zwei Komma null der Richterskala anzeigen konnte. Nach dem jetzigen Ausschlag zu urteilen, registrierte es tatsächlich ein Erdbeben. Allerdings in einer Stärke, die man auch ohne Gerät hätte spüren müssen.
„Was ist da los, was war das?“, rief Petra nach hinten nachdem sie stehen geblieben war.
„Keine Ahnung“, kam die Antwort von Alessandro, der bereits dabei war sich den Seismographen genauer anzuschauen. „Das Ding registrierte eine Erschütterung der Stärke 6 Komma 2, aber das kann nicht sein. Dann würden wir jetzt hier nicht mehr so ruhig stehen.“
Petra stellte sich neben den Sizilianer, der sie lediglich um einen halben Kopf überragte und betrachtete die Werte. „Da liegt doch ein Defekt vor, oder?“
„Allem Anschein nach ja.“ Alessandro versuchte Korrekturen vorzunehmen, drehte an den verschiedenen Einstellrädern, schien aber zu verzweifeln, weil sich keine Änderungen ergaben. „Also in dieser Dunkelheit sehe ich nicht genug. Ich werde das Ding wohl reparieren müssen, irgendwas muss kaputt sein, aber dafür bräuchte ich Gerätschaften, die ich jetzt nicht dabei habe und vernünftiges Licht. Ich müsste zurück. In meinem Zelt habe ich alles, was ich brauche.“
„In Ordnung. Dann gehe du zurück und repariere den Seismographen. Wir gehen noch etwas weiter“, entschied Petra und war schon wieder auf dem Weg zur Spitze des Trupps. Doch da wurde sie von Franz aufgehalten.
„Das kannst du nicht machen Petra! Wir können nicht ohne dieses Gerät einfach weiter marschieren. Was ist, wenn wirklich was kommt und wir werden nicht vorgewarnt?“ Er hielt sie am Arm fest und schaute ihr direkt in die Augen.
„Da muss ich ihm leider recht geben“, mischte sich auch Enrico mit ein. „Das wäre definitiv zu gefährlich. Alleine schon ihn ohne Begleitung zurück gehen zu lassen. Niemand sollte hier alleine gehen. Wir sollten unter diesen Umständen besser umkehren und morgen, wenn der Seismograph wieder funktionstüchtig ist, weiter gehen. Es ist sicherer.“
Petra machte einen enttäuschten Eindruck, senkte den Kopf und dachte nach. Wie viel Zeit dadurch verloren ging. Aber wenn sie ehrlich zu sich selber war, musste sie den beiden zustimmen, so schwer es ihr auch fiel.
„Also gut, machen wir kehrt. Ein falscher Ehrgeiz wäre wohl nicht zwingend angebracht.“ Sie lächelte gequält und ließ schweren Herzens das Team umkehren. Am morgigen Tag, so nahm sie sich fest vor, wollten sie dann gleich früh wieder in die Höhle einsteigen, in der Hoffnung, dass Alessandro bis dahin erfolgreich mit der Reparatur war.
Gedankenverloren machte Petra sich als Letzte auf den Rückweg. Paul stand ein paar Meter vor ihr und wartete. Es war ein verlorener Tag.
Kapitel 3
Forschungsstation am Vesuv
Mittwoch, 06. Oktober
Mit frischem Mut und neuer Energie begann die Expedition am frühen Morgen aufs Neue. Den Seismographen hatte Alessandro gestern noch repariert und schien nun tadellos zu funktionieren. Wobei es aus seiner Sicht gar nichts zu reparieren gab. Er hatte keine Defekte feststellen können und dann nur die Einstellungen neu justiert und ein paar Tests gemacht.
Diese bestanden darin, dass er den Seismographen auf den Tisch legte und ein weiteres Gerät daneben. Dieses andere Gerät sah aus wie eine Betonramme, eine große Kugel an einer Kette befestigt. Nur das bei diesem Testgerät die Kugel nicht seitlich geschleudert wurde, wie bei einem Abriss eines Hauses mit dem größeren Pendant, sondern in unterschiedlichen Stärken abwärts auf die Tischplatte schlug. Die Stärken konnten manuell eingestellt werden und simulierten ein Erdbeben. Der Seismograph zeigte keinerlei Abweichungen zu den eingestellten Stärken.
Es war halb sieben Uhr in der Früh an diesem Mittwochmorgen und wenn man in die Gesichter der Beteiligten sah, erkannte man vielfach sehr verschlafene Blicke. Sie waren es nicht mehr gewohnt, nach der langen Pause der Arbeiten,