Die Pferdelords 05 - Die Korsaren von Umbriel. Michael Schenk
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bildeten wir einzelne Clans, die untereinander Krieg führten. Als das
Sandvolk uns bedrohte, hat der Erste König uns geeint und uns gezeigt, dass
wir nur gemeinsam bestehen können. Gemeinsam leben, gemeinsam kämpfen
und, wenn die Fügung es will, gemeinsam sterben.« Garodem senkte seine
Stimme und sah Garwin versöhnlich an. »Wenn der Befehl kommt und der
Einzelkampf beginnt, dann mögen die Stärke deines Armes und die
Schnelligkeit deines Pferdes von Bedeutung sein, aber im ersten Ansturm
zählt die Kraft des geeinten Beritts.«
»Auch wenn es den sinnlosen Tod von Männern bedeutet?« Garwin stützte
seine Hände auf das Sattelhorn, und man sah, wie die Knöchel weiß wurden.
Garodem blickte die Pferdelords ernst an. »Auch wenn dies den Tod von
Männern bedeutet. Ich bin in manche Schlacht geritten und habe manchen
guten Reiter sterben sehen. Der Tod gehört zum Kampf dazu, und wir müssen
das hinnehmen wie wahre Pferdelords. Nach jeder Schlacht habe ich mir die
Toten angesehen. Jeden einzelnen von ihnen. Und jedes Mal habe ich mich
gefragt, ob meine Entscheidungen richtig waren oder ob ich die Männer
sinnlos in den Tod führte.«
Garodem zwang seinen Sohn mit diesen Worten, die Kritik von
Scharführer Kormund auf sich selbst zu beziehen. Der junge Pferdelord
erkannte die Absicht seines Vaters und lehnte sich im Sattel zurück. Mit
verengten Augen musterte er den Pferdefürsten.
»Du hast deine Schlachten immer gewonnen«, sagte Garwin heiser.
»Nicht ich war es, Pferdelord Garwin«, korrigierte Garodem. Garwin stand
hier nicht als sein Sohn, sondern als ein Reiter von Kormunds Beritt. Der
junge Mann musste dies erkennen und akzeptieren, denn es durfte keine Rolle
spielen, dass er der Sohn des Pferdefürsten und künftige Herr der Hochmark
war. Er war Gleicher unter Gleichen, doch er schien dies noch nicht
verinnerlicht zu haben. »Wir, die Pferdelords, haben die Schlachten
gewonnen. Geeint in unserer Kraft und unserem Mut.«
»Und unter deinem … Eurem Banner.« Garwins Stimme klang gepresst.
Der Wechsel zur förmlichen Anrede verriet, dass er erkannt hatte, was sein
Vater von ihm erwartete. Es gefiel dem jungen Reiter nicht, aber die Disziplin
und Tradition verlangten von ihm, dass er sich fügte.
»Ja, unter meinem Banner.« Garodem versuchte, seinen Unmut zu
verbergen. Er wies auf seinen Sohn. »Ihr tragt den Umhang eines Pferdelords,
Garwin. Er ist vor Eurem Hals mit einer goldenen Spange in der Form des
doppelten Pferdekopfes verschlossen. Diese Spange ist nicht nur ein
Verschluss, Pferdelord Garwin. Ihr Symbol wiederholt sich auf den Schilden
der Schwertmänner, im Griff der Schwerter und auch auf meinem Banner.
Die nach außen gewandten Pferdeköpfe symbolisieren die Wehrhaftigkeit
unseres Volkes und die Kraft unserer Pferde. Die Köpfe sind in der Form
eines Hufeisens verbunden, das Zeichen für den Ring der Einigkeit, die
unserem Volk die Stärke gibt. Es ist das Zeichen unseres Pferdevolkes und
weitaus mehr als das.«
Garodem reckte sich im Sattel und spürte, wie ihm dabei ein stechender
Schmerz durch den Rücken fuhr. »Das Zeichen unseres Volkes ist die
Verpflichtung für die Träger des grünen Umhangs. Wer diesen Umhang trägt,
ist ein Pferdelord, und seine Pflicht ist es, das Bestehen des Volkes mit dem
eigenen Leben zu schützen. So, wie es Tradition und Eid verlangen.«
Garodem seufzte. Er wies auf den neben ihm verharrenden Kormund,
dessen Gesicht noch immer abweisend war. Der Pferdefürst spürte die
Anspannung, unter welcher der Scharführer stand. »Der gute Herr Kormund
ist der wohl beste Scharführer, den sich die Hochmark wünschen kann. Viele
Kämpfe haben wir Seite an Seite bestanden und manche Narbe
davongetragen. Jeder Mann, der einen Wimpel der Hochmark führt, tut dies
an meiner Stelle und in meinem Namen.«
Würde Garwin nach diesen Ausführungen weiterhin Kritik äußern, so
griffe er damit unmittelbar auch seinen Vater an. Jeder der Reiter erkannte
dies und wusste, dass Garodem mit seinen Worten eine Entscheidung
herbeigeführt hatte. Dies galt auch für Garwin, der einige Male tief
durchatmete und sich dann langsam im Sattel entspannte.
»Ich verstehe, Hoher Lord«, erwiderte der junge Reiter förmlich. »So will
ich denn dem Wimpel des guten Herrn Kormund folgen, als sei es Euer
Banner, Herr.«
Eine tiefe Kluft hatte sich zwischen Vater und Sohn geöffnet. Garodem
wurde dies mit einem Mal schmerzlich bewusst, und er las im Gesicht
Kormunds, dass auch sein alter Weggefährte es so sah. Kormund räusperte
sich, und seine Stimme klang beherrscht, als er sich wieder an die Männer des
Beritts wandte.
»Es